Gipfel, Grate, Gletscher: Saykogelüberschreitung 2018
Hallo,
die schönen Bildberichte von Harry Hirsch und Toni_B haben mich daran erinnert, dass ich schon seit zwei Jahren noch einen Bericht über eine Hüttentour im Ötztal hier einstellen wollte. Das war im Sommer 2018. Wohlan... 1. Tag Los geht es mit der Anfahrt nach Vent im hintersten Winkel des Ötztales. Von dort stiefeln wir kurz nach 13:00 Uhr los. Mit uns startet auch ein Hubschrauber bei den Rofenhöfen (2011 m), die als höchstgelegene dauerbesiedelten Berghöfe Österreichs gelten: → Bild in der Galerie Der Weg zum Hochjochhospiz, unserem Tagesziel, führt auf dem Cyprian-Granbichler-Weg durch das Rofental: → Bild in der Galerie → Bild in der Galerie Nach gut zwei Stunden erreichen wir unser Ziel und sichern uns unseren Platz für die Nacht. Hinter der Hütte führt der Delorette-Weg in die Höhe und wir nutzen den angebrochenen Nachmittag noch, um dem Weg in die Höhe und Richtung Guslarspitzen (3128 m) zu folgen. → Bild in der Galerie Der Abstecher lohnt sich, denn der Blick auf Hintereisferner und Weißkugel wird immer spektakulärer: → Bild in der Galerie Leider schreitet die Zeit immer weiter fort und zudem verstellen uns einige wilde Bestien den Weg, so dass wir von der angedachten Besteigung der Guslarspitzen absehen. → Bild in der Galerie Stattdessen lassen wir uns im Gras nieder und lassen den Blick schweifen. Auf der anderen Talseite sehen wir einen Teil unserer morgigen Tagesetappe: → Bild in der Galerie Unten sieht man den Weg, der sich den Berg hinaufschlängelt und den wir morgen einschlagen werden. Nach links werden wir dann über den Bach queren und auf den Saykogel (3330 m) hinauflaufen. Das ist der niedrigste Berg in dem imposanten Bergkamm, aber immerhin sind das dann auch 1070 Höhenmeter im Anstieg. Über den nach rechts laufenden Grat wollen wir über den Gipfel und auf der anderen Seite hinab zum Martin-Busch-Haus: → Bild in der Galerie Nach einer langen Rast meldet sich der Hunger und wir steigen mit einem herrlichen Blick vor Augen auf dem gleichen Weg wieder ab zur Hütte: → Bild in der Galerie Dort füllen wir unsere Mägen und laben uns an etwas Bier, studieren noch den Wetterbericht und fallen ins Bett. Morgen wird ein langer Tag... Gruß Jan |
Jetzt habe ich aber Glück gehabt. Denn nur weil ich vorhin ein paar Bilder für meinen Tourenbericht hochgeladen habe, habe ich dort deine Aufnahmen entdeckt und damit noch diesen Thread gefunden. :)
Nachdem ich mit bei opentreetmap erstmal einen Überblick verschafft habe, stelle ich fest: Sehr spannendes Gelände! Wir waren 2016 im Pitztal, also quasi um die Ecke. Zitat:
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Sehr schöner Bericht!
Saykogel sagt mir im Moment gar nichts. Sollte ich wohl mal googeln...:oops: |
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So, gleich geht es dann weiter... Gruß Jan |
2. Tag
Ein strahlend schöner Tag bricht an und erfreut uns gleich mal mit herrlichen Stimmungen im Tal: → Bild in der Galerie Vom Fenster aus haben wir Blick auf die Weißkugel, über der der Mond als zweite Weißkugel am Himmel steht: → Bild in der Galerie Kurz nach 7 Uhr gehen wir los. Gemeinerweise müssen wir erst mal gut 150 Höhenmeter hinab ins Tal und dort den Fluss überqueren, so dass wir die Hütte bergab verlassen: → Bild in der Galerie Nach etwa 40 min sind wir wieder auf Höhe der Hütte angekommen und sehen, wie diese gerade in die Morgensonne kommt. Links zieht der tags zuvor begangene Delorette-Weg hoch und im Hintergrund thront die Wildspitze: → Bild in der Galerie Was nun folgt, ist eine zähe Höhenmeterfresserei in einer recht öden Schuttlandschaft. Mit zunehmender Höhe wird die Landschaft immer wilder und spektakulärer, die Fineilspitze (3514 m) dominiert zusehends das Blickfeld. → Bild in der Galerie → Bild in der Galerie Irgendwann ist es dann endlich geschafft und wir haben die Trogschulter des Tales erreicht. Ein kleines flaches Stück nutzen wir zu einer kleinen Pause und blicken zurück. Hinter uns sind die Eisriesen des Ötztales aufgetaucht, links sieht man die Weißkugel. → Bild in der Galerie Nach der Rast geht der Weg (noch kann man ihn so nennen...) ziemlich zügig auf den Grat zum Saykogel. Links und rechts ist nur noch Eis, der Hauslabkogel und die Fineilspitze zu unserer Rechten ziehen unsere Blicke immer wieder an. → Bild in der Galerie → Bild in der Galerie Der Weg besteht ziemlich bald nur noch aus einer Abfolge von an den Fels gemalten Markierungen. Teilweise geht es recht steil und ausgesetzt zur Sache. → Bild in der Galerie Der Blick zurück ist toll, zeigt uns aber auch, dass wir noch im unteren und einfacheren Teil des Grates sind. → Bild in der Galerie Und so geht es denn munter weiter in die Höhe, immer steiler und ausgesetzter: → Bild in der Galerie Die kleine Silhouette eines Wanderes auf dem Grat zeigt, wo der Weg langgeht: → Bild in der Galerie Unter Zuhilfenahme der Hände geht es in die Höhe. Die Stöcke verschwinden dann auch im Rucksack. → Bild in der Galerie Hauslabkogel und Fineilspitze sind nun fast auf Augenhöhe. Dort unten befindet sich irgendwo die Ötzifundstelle. Ötzis bergsteigerische Leistung war ziemlich gut! → Bild in der Galerie Die letzten 10 Höhenmeter zum Gipfel müssen wir ganz weglos kraxeln, der Weg geht unterhalb des Gipfels lang. Nach gut 1070 Höhenmetern erreichen wir gegen 12:00 Uhr den Gipfel des Saykogels (3330 m), der nur von einem Steinmännchen markiert ist. Das Panorama ist umwerfend! Links der Similaun (3600 m), rechts die Wildspitze (3768 m): → Bild in der Galerie → Bild in der Galerie Nach links führt das Tal zu unserem Tagesziel, dem Martin-Busch-Haus. Am Gipfel des Saykogels rasten wir ausgiebig und genießen das Panorama. → Bild in der Galerie Ist es die Höhe? Die Sonne? Postpubertärer Übermut? Jedenfalls reift beim Betrachten der Landschaft und des vor uns liegenden Weges in uns eine kühne Idee: warum denn ins Tal absteigen und zur Hütte stiefeln? Man könnte doch auf der Trogschulter des Tales in der Höhe bleiben und käme oberhalb der Martin-Busch-Hütte (2501 m) am Samoarsee (2920 m) auf den Weg zur Kreuzspitze (3455 m). Da hätten wir doch sauber 420 Höhenmeter gespart und es wären nur noch 535 Höhenmeter bis zum Gipfel... Fortsetzung dann morgen! Gruß Jan |
Wow, da hat sich ja im Forum langsam eine ganze Bergwandercommunity zusammengefunden: Joachim. Toni. Nun auch Du... (ich hoffe, ich habe keinen übersehen)
Mal schauen, was noch so kommt. :) |
Ich meine Jan hat schon lange vor mir begonnen, uns hier mit auf seine unglaubliche Bergtouren zu nehmen. Toni, soweit ich weiß, auch.
@Jan: Das ist ja mal eine Hammertoiur bei absolutem Traumwetter, die ihr da gemacht habt. Meine Schmerzgrenze überschreitet das, was ihr da so macht, deutlich. Aber umso freue ich mich, dass ich dank deiner tollen Bericht mitgehen kann. |
Mein erster Tourenbericht hier war 2015 der Mainzer Höhenweg. Ich glaube, damit war ich ein bisschen vor Joachim, aber Joachim berichtet dafür auch viel öfter. Wann Toni angefangen hat, uns mit seinen Bergbildern zu erfreuen, weiß ich nimmer. Ist ja aber auch egal, Hauptsache, die Bilder erfreuen!
So, jetzt geht es weiter: 2. Tag: Der Abstieg Gegen 13:00 brechen wir am Gipfel des Saykogels auf und machen uns an den Abstieg zum Martin-Busch-Haus. Der gegenüberliegende Similaun ist dabei immer im Blick: → Bild in der Galerie Dafür verschwindet hinter uns die Weißkugel hinter dem Bergrücken. Hier ein letzter Blick zurück: → Bild in der Galerie Wir setzen unseren Plan in die Tat um und zweigen auf etwa 3100 m Höhe an einer uns geeignet erscheinenden Stelle nach links vom Weg ab, um auf der Trogschulter des Tales zum Samoarsee zu wandern. Rechts unter ihm liegt die Hütte, links über ihm thront die Kreuzspitze. Wir sind nun also im weglosen Gelände, da wir die Wegstrecke einsehen können, ist die Orientierung unschwierig: → Bild in der Galerie Links über uns erhebt sich der Saykogel, über dessen nach links laufenden Grat wir eben abgestiegen sind: → Bild in der Galerie Das Gelände ist in dieser Höhe eher karg und von Blockwerk bestimmt. Das Gestein ist wohl sehr eisenhaltig, jedenfalls leuchtet es in der Nachmittagssonne in den tollsten Farben. Da es zudem frei von Flechtenbewuchs ist, nehme ich an, dass hier vor nicht sehr langer Zeit noch Eis war. → Bild in der Galerie Tatsächlich entdecken wir an einigen Steinen auch eindeutigen Spuren: die parallelen Rillen wurden vom Eis, das kleine Steine über den Boden bewegte, in den Stein geschliffen. Sie geben die Fließrichtung des Eises an: → Bild in der Galerie Ein Blick zurück zum Saykogel: → Bild in der Galerie Auf dem Grat erkennt man zwei Wanderer, die noch etwas oberhalb der Stelle sind, an der wir den Weg verlassen haben. Das Gelände ist zwar halbwegs gut gangbar, zwingt aber immer wieder zum Hakenschlagen und ist in der Summe doch recht kräftezehrend. Der See rückt langsam näher, das ewige Geröll und Blockwerk wird stellenweise zu Grasboden: → Bild in der Galerie Nach munterem Auf und Ab erreichen wir gegen 15:00 den See. Glasklares Wasser, darüber die Kreuzspitze: → Bild in der Galerie Frohen Mutes und schmerzenden Schenkels schlagen wir den Weg bergauf ein. Die ersten 10 Höhenmeter gehen eigentlich ganz gut, aber da ist es auch noch flach... Dann zieht der Weg nach oben, die Kondition geht aber nach unten. Der Weg durch das Gelände war doch anstrengend, außerdem sind wir schon fast den ganzen Tag auf über 3000 m Höhe. Entsprechend langsam steigen wir auf. Gegen 15:30 sind wir auf etwa 3150 m Höhe und damit noch 400 Höhenmeter unter dem Gipfel. Bei einer Rast beschließen wir mit Blick auf die Uhr und unsere brennenden Oberschenkel, dass es ja auch nicht unbedingt zwei fette 3000er an einem Tag sein müssen. Außerdem ist der Weg eh langweilig, der Berg alpinistisch nicht fordernd etc (alles dumme Ausreden...). Kurs und schlau: wir genießen den Blick übers Tal zum Similaun und sitzen einfach da. Und dann kehren wir um und steigen ab. Das Bild entstand noch unterhalb des Umkehrpunktes: → Bild in der Galerie Der Abstieg zur Hütte auf 2501 m vollzieht sich dann recht flott auf dem guten Weg, erfordert aber volle Konzentration. Gegen 17:00 sind wir an der Hütte und rehydratisieren uns gewissenhaft. Was uns etwas unvorbereitet trifft: das Martin-Busch-Haus ist rege frequentiert von E5-Wanderern und dementsprechend ein Massenbetrieb - Abendessen hätte es bis 19:30 gegeben, wir hätten also Zeit gehabt... Naja. Gegenüber der Hütte liegt die Mutmalspitze (3522 m) in der Abendsonne, ein toller Anblick! Wir genießen den Abend und bekämpfen unsere Unterhopfung, bevor wir müde und steifbeinig ins Bett klettern. Da dürften heute so um die 1400 Höhenmeter im Anstieg zusammengekommen sein, ein geiler Tag! → Bild in der Galerie Morgen geht es dann weiter. Gruß Jan |
Herrlich - Das wäre was für mich/uns! :top:
Wahrscheinlich müssen wir in den nächsten Jahren ohnehin neue Ziele suchen, denn in der näheren Umgebung haben wir schon fast alles gemacht. Was mich an solchen Hüttentouren stört ist die Schnarcherei, wenn es keine Einzel- oder Doppelzimmer gibt. :( In den Lagern finde ich kaum Schlaf, denn erstens stören mich die Geräusche der anderen und zweitens weiß ich, dass ich auch ein gewaltiger "Trompeter" in der Nacht bin. Und das ist mir ganz einfach so unangenehm, dass ich irgendwelche "Stellungen" beim Schlafen versuche, wo ich möglichst wenige schnarche. Aber damit schlafe ich schlecht und wenig. Das sind halt keine guten Voraussetzungen für sportliche Aktivitäten am nächsten Tag oder sogar über mehrere Tage hinweg. |
Ihr seid also tatsächlich auf der Höhe geblieben. Ich habe mal bei OSM gespickt, da läuft überhaupt kein Weg lang. Nicht mal ein Trampelpfad. Ihr seid schon echt verrückt. :crazy:
Im Nachhinein betrachtet: Würdest du den gleichen Weg nochmal wählen, oder dann lieber über die Hütte (wo man ja immerhin sein Gepäck abstellen und dann leichter zum See laufen könnte)? Auf jeden Fall: Danke für den tollen Bericht und die beeindrucken Bilder von dieser auch etwas unwirtlichen, aber faszinierenden Gegend! :top: |
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