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ingoKober 18.03.2023 20:29

Wüste, Tiere, Apfelkuchen. Ein Reisebericht aus Namibia
 
So...die Fotos sind sortiert und zum großen Teil bearbeitet. Höchste Zeit also, mit dem versprochenen Reisebericht unseres Namibiaurlaubs von Mitte bis Ende Februar anzufangen. Wir, das sind Birgit und ich, sowie 10 weitere durchweg nette Reisende (mit einem starken Schwerpunkt meines und Birgits Geburtsjahrgangs) sowie Floyd Hambira unser Guide, Fahrer und Seelsorger.
Wer mag, kann parallel Hummeldumm von Tommy Jaud lesen. Die Reiseroute hat starke Überlappungen und wenngleich die Handlung im Buch satirisch überzogen ist, ist auch einiges wahres dran. Aber unsere Truppe war viel netter!
Warum Namibia? Nun, das war ein Wunsch von Birgit, die mal mehr afrikanische Landschaft als Tiere sehen und lieber Afrika light als anstrengende Touren wollte.
So ganz richtig lag sie damit nicht, denn wir waren oft acht und mehr Stunden am Tag auf Schotterpisten unterwegs und haben am Ende rund 3000km zurückgelegt.
Vor dem Abflug machten wir uns noch erstmal ein wenig Sorgen, da Südafrika und Nordnamibia zu der Zeit unter dramatischen Überschwemmungen litt. Aber wir fuhren ja erstmal in die Wüste. Da ist es selten so richtig nass. Tatsächlich hatten wir auf der ganzen Reise durchweg (heisses) Topwetter. Nur ganz zum Schluß im Etosha NP gewitterte es einmal und dann regnete es noch ein wenig bei der Fahrt in den Süden. Aber nass wurden wir nie. Nur unser Auto wenige Male.
So, nun fangen wir aber erstmal vorne an:
Leider hatten wir keinen Direktflug, sondern flogen mit Air Ethiopia über Addis Abeba.
Trotz sehr frühzeitiger Ankunft am Flughafen Frankfurt, erwartete uns dort schon eine Riesenschlange. Leider nicht die reptilige, sondern die am Schalter. Dann war auch noch bei der -kostenpflichtigen- Sitzbuchung etwas schiefgegangen und Birgit und ich sollten 20 Reihen auseinandersitzen. Das liess sich zwar am Schalter korrigieren, aber dann sollten wir nicht auf den gebuchten Sitzen mit extra Beinfreiheit landen, sondern mittendrin. Meine Laune war mäßig und dass bekam auch der Herr am Schalter mit. Kurz vor Boarding rief er uns nochmal aus und wir saßen zum Glück dann doch nebeneinander auf Sitzen, wo man die Beine lang machen konnte. Prima!
Leider aber war es im Flieger dann durchweg sehr laut und jemand hatte wohl Klimaanlage und Heizung verwechselt. Meine Smartwatch sagte mir nach der Landung dann auch, dass ich in dieser Nacht 20 Minuten geschlafen hätte. Gääääähn !
In Addis Abeba (eine riesige Stadt, wie man aus der Luft sieht) war es dann schon Morgen......


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... und nach einigem Aufenthalt ging es weiter nach Windhoek. Dieser Flieger war zwar enger, aber ruhig und bestens klimatisiert. Beinfreiheit ist nicht alles war mein Fazit!
Am Flughafen in Windhoek fanden wir dann nach und nach unsere Mitreisenden. Das war nicht sehr schwer, denn es waren all die, die verloren herumstanden und als einzige noch nicht abgeholt worden waren.
Wer nämlich nicht auftauchte, war unser Guide.
Ein Anruf beim Reiseveranstalter brachte dann zum Glück Klarheit: Er steckte in einer Polizeikontrolle fest.
Also warteten wir eben ....


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Und am Ende wurde alles gut, wir konnten unser 4 x 4 Reisemobil, einen umgebauten LKW besteigen, der uns durch saftig grüne Landschaft (viel Regen in letzter Zeit!) ....


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..nach Windhoek brachte. Ins Elegant Guesthouse.


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Adresse: Zieglerstraße 56. Obwohl die Deutschen den Namibiern in der Kolonialzeit viel angetan haben, wird hier noch viel Deutschtum gepflegt. Es gibt allüberall deutsche Straßennamen, Ortsnamen, deutsches Essen und sehr viele Namibier jeglicher ethnischer Zugehörigkeit sprechen fliessend deutsch.

Wir checkten also ein und bezogen erstmal unsere Zimmer


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(Im Hintergrund seht ihr unser Fahrzeug)

Beim Einchecken hörte ich schon Rosenköpfchen hinter dem Haus rufen und als ich mit der Kamera wieder herauskam, flog ein kleiner Schwarm vorbei. Es sollte aber noch lange dauern, bis ich welche fotografieren konnte.
Auch eine hübsche männliche Agama planiceps sahen wir schon beim Aussteigen aus dem Auto vorbeihuschen.
Jetzt konnte ich grad noch in einen Kameldornbaum mit seine bizarren Früchten (sehen aus wie verpackte Goldsicheln aus Asterix) hineinhalten...


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...und eine rufende Senegaltaube knipsen.


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Dann mussten wir schon wieder los, denn es stand eine Stadtrundfahrt durch Windhoek auf dem Programm.
Davon erzähle ich aber dann beim nächsten Mal.
Für heute solls erstmal genug sein.

cat_on_leaf 18.03.2023 21:28

Ich bin gespannt wie es weiter geht

ingoKober 18.03.2023 21:59

Mit etwas Stadt, viel Landschaft, tollen Wüstenansichten, aber auch viel Geviech, vom winzigen Wüstenkäfer über bunte Geckos und spektakuläre Gepardenaction bis hin zu den größten Elefanten der Welt ;) ...und Apfelkuchen.

roadrunner56 19.03.2023 06:10

Auf den Namibiabericht habe ich schon gewartet und ich bin auch gespannt, wie es weitergeht.
Namibia steht bei mir fürs nächste Jahr auch wieder auf der Liste.

Viele Grüße
Peter

ingoKober 19.03.2023 13:38

Weiter ging es fürs erste mit der genannten Stadtrundfahrt durch Windhoek. Windhoek heisst auf Afrikaans windige Ecke und verdankt das den heftigen Frühjahrswinden. Die Landeshauptstadt hat so ca 400 000 Einwohner. Niemand weiß es aber so ganz genau, da es keine Meldepflicht gibt. Großstädtisch wirkt es aber so gar nicht und man hat nach einer kurzen Rundfahrt tatsächlich alles wesentliche gesehen.
Das kommt allerdings auch daher, dass der allergrößte Teil der Bewohner in ehemaligen Townships und Blechhüttensiedlungen dicht gedrängt lebt, so dass für das westlich städtische Windhoek nur wenige von den 400 000 übrig bleiben. Diese Siedlungen sind allerdings keine Slums, nur eben nicht reich. Aber dazu später mehr. Die Ballung der Bewohner auf diese ausserstädtischen Zentren bewirkt einen sehr lebhaften Berufsverkehr aus vor allem Sammeltaxis, denn andere öffentliche Verkehrsmittel sind rar. So steht man morgens oder abends rasch mal im Pendlerstau.
Wie die meisten, begannen wir unsere Rundfahrt an der Christuskirche. Eine sehr deutsch wirkende, gut 100 Jahre alte Kirche der Windhoeker Gemeinde der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Namibia.


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Einige von uns kauften einem netten Herrn geschnitzte Schlüsselanhänger aus Palmensamen ab. Ein Schlitzohr war das. Tina war stolz, ihn merklich heruntergehandelt zu haben, merkte aber erst später, dass sie dafür einen Anhänger bekommen hatte, auf dem bereits der Name Jaqueline eingeritzt war.


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Im Kirchgarten entdeckte ich eine Mausvogelfamilie, Weissrücken Mausvögel, um genau zu sein. Der Jungvogel ist am dunklen Schnabel erkennbar.


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Ich mag diese niedlichen akrobatischen Vögel, die ihren Namen durch ihre graue Grundfarbe und das mausartige huschen durchs Geäst erhalten haben.
Die Christuskirche gilt übrigens als Wahrzeichen der Stadt. Direkt gegenüber sieht man dann die Kaffeemaschine, sorry, ich meine das Independence Memorial Museum.


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Es erinnert allerdings tatsächlich stark an genanntes Gerät. Nicht weit davon erhebt sich das bombastische SWAPO Hauptquartier. Die SWAPO, ursprünglich eine marxistisch orientierte Befreiungsbewegung stellt bekanntlich seit der Unabhängigkeit des Landes 1990 die Regierungen des Landes und erringt immer wieder deutliche Wahlsiege.


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Nun fuhren wir am Parlamentsgebäude vorbei, dem sogenannten Tintenpalast. Ein typischer Kolonialbau noch aus der deutschen Zeit.


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Der Name ist spöttisch gemeint und bezieht sich auf den hohen Tintenverbrauch der deutschen Bürokratie. Direkt gegenüber des Tintenpalasts stehen drei Statuen wichtiger namibischer Persönlichkeiten: Hosea Kutako in der Mitte, links davon Hendrik Samuel Witbooi und rechts Theophilus Hamuntubangela.
Hier zeige ich Hosea Kutako, einen Herrero Führer und Gründer der SWAPO. Heute wacht er darüber, dass im Parlamentsgebäude kein Blödsinn gemacht wird und seine drei Glanzstare unterstützen ihn dabei.


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Noch ein kurzer Blick auf den alten Bahnhof…


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Bevor wir unsere nächste Station erreichten, Katutura, wo wir auch einen kurzen Besuch bei Floyds Familie machten.
Katutura war früher ein Wohngebiet zur Rassentrennung.


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Der Name kommt aus der Sprache der Herero und bedeutet wenig überraschend in etwa „der Ort, an dem wir nicht leben möchten“. Der Bürgermeister wollte damals nach südafrikanischem Vorbild aus Windhoek eine „weiße“ Stadt machen und die schwarzen Familien aus der Innenstadt entfernen. Früher war Katutura entsprechend ca 10 km von Windhoek entfernt. Heute gehen beide ineinander über. Damals wurde ein völlig neues Siedlungsgebiet mit Schulen, Krankenhäusern, Einkaufszentren und Erholungseinrichtungen aus dem Boden gestampft, um nicht berufstätigen Schwarzen keinen Anlass zu geben, das „weiße“ Windhoek zu betreten. Die Zwangsumsiedlung 1959 führte zum bekannten Aufstand bei der „Alten Werft“, der die Umsiedlung jedoch nicht verhindern konnte.
Heute ist das Leben in Katutura immer noch beengt, es wird aber seit der Unabhängigkeit aktiv an der Verbesserung der Infrastruktur und Versorgung gearbeitet. Deshalb wird Katutura jetzt manchmal halb scherzhaft als „Matutura“ „Ort an dem wir leben wollen“ bezeichnet. Wie schon gesagt, besuchten wir kurz den dort wohnenden Teil von Floyds Familie


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….und dabei kam es auch zum obligatorischen Gruppenfoto, auf dem sich unsere Reisegruppe Euch mal vorstellt.


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Eine kleine Nachbarin fand den Auflauf blasser Menschen offenbar recht faszinierend.


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Abends besuchten wir dann Joes Beerhouse. Eine malerische Kneipe mit gutem Bier und Essen. Hier ein paar Eindrücke.


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Auch vom Essen, das man sehr anschaulich erklärt bekam.


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…Mahlzeit, war sehr lecker!

Das war also unser Anreisetag. Am nächsten Tag ging es dann auf in die Wüste. …

LucasMaria 19.03.2023 17:03

Danke, für den neuen Reisebericht. Ich werde nächstes Wochenende selber für drei Wochen nach Namibia, Botswana und Simbabwe fliegen. Deshalb werde ich die nächsten Tage besonders gerne mitlesen.

Gruß Benedikt

ingoKober 19.03.2023 17:17

Klasse :top:...wenn Du im vorab noch meine Erlebnisse aus Botswana und Simbabwe (plus Südafrika) lesen magst: Hier findest Du sie: https://www.sonyuserforum.de/forum/s...+afrika+tamron

Viele Grüße

Ingo

herbyp 19.03.2023 17:26

Wüste, Tiere, Apfelkuchen. Ein Reisebericht aus Namibia
 
Hallo Lucas Maria, Eine evtl indiskrete Frage.
Fliegst Du zufälligerweise am 24.4 nach Windhoek?
Ich werde genau dann fliegen. Wäre doch lustig, wenn wir uns da zufällig über den Weg laufen. Ich reise übrigens mit Chamäleon .
Herby

peter2tria 19.03.2023 18:58

Cool Ingo,
da bin ich sehr gespannt.

LucasMaria 19.03.2023 19:49

@ Danke Ingo für den Link. Das werde ich noch lesen.
@ Herby Ich komme schon am 15.04 zurück. Meine Reise mache ich mit World Insight


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