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Aleppo 2022
Als Reisefreak war 2022 für mich bisher schon sehr lohnend. Nach fast vier Wochen im Februar in Westafrika war ich Ende März/Anfang April mit einer kleinen Gruppe ähnlich gepolter Weltenbummler gut zwei Wochen in Syrien und im Libanon.
Auf dem Programm in Syrien stand auch Aleppo, mit rund 1,7 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Metropole und das traditionelle Handelszentrum des Landes. Hierzulande hatte Aleppo vor allem für Schlagzeilen gesorgt, weil es während des Bürgerkrieges von 2012 bis 2016 immer wieder durch Kämpfe zwischen Rebellen und Regierungstruppen (letztere später auch unterstützt durch die russische Armee) in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die Tour sollte schon 2020 stattfinden, wurde dann aber wegen Corona dreimal verschoben. Hier nun ein paar erste Bilder. Da es sich nicht nur um Gesichter, also um Porträts von Menschen handelt, stelle ich sie nicht in meinen Thread „Verborgene Gesichter der Welt“ ein, sondern mache dafür mal einen eigenständigen auf. Zu Beginn ein kleiner Querschnitt, wie ich Aleppo erlebt habe. Auf einzelne Aspekte gehe ich dann in späteren Beiträgen noch etwas tiefer ein. ![]() → Bild in der Galerie Solche Installationen gibt es in jeder syrischen und libanesischen Stadt. So auch in Aleppo. ![]() → Bild in der Galerie Im geschäftigen Stadtzentrum sieht man keine Kriegsfolgen. Gekämpft wurde mehr im Osten der Stadt und hier speziell in Nähe des historischen Suks, also des beeindruckenden Basars, sowie der Umayyaden-Moschee in der Altstadt… ![]() → Bild in der Galerie … aber auch hier hat der Wiederaufbau begonnen. ![]() → Bild in der Galerie Miederwaren-Händler in den unzerstört gebliebenen Teilen des Suks. ![]() → Bild in der Galerie Ein Bauingenieur und zwei Mitarbeiter einer Baufirma vor Teilen des rekonstruierten Suks. ![]() → Bild in der Galerie Syrische Girlies vor Ruinen unweit der Zitadelle von Aleppo (die während der Kämpfe weitestgehend unversehrt geblieben war). Solche Begegnungen mit kessen und überhaupt nicht fotoscheuen Mädchen hatte ich sehr viele. Oft posierten sie regelrecht vor der Kamera. ![]() → Bild in der Galerie Blick von der Zitadelle auf Teile der Stadt. Aus dieser Blickrichtung wirken die Kriegszerstörungen eher gering. Aber es gab auch andere Bereiche, in denen es bis heute schlimmer aussieht. (Weiteres folgt) |
Beeindruckend, vor allem aber nicht nur deshalb:
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Sehr beeindruckende Bilder!
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Faszinierende Bilder aus einem geschundenen Land, bin gespannt auf die Fortsetzung. :top::top::top:
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Vielen Dank für die Einblicke, sehr interessant. Hierzulande (NZZ) ist immer noch zu lesen Aleppo sei „weitgehend zerstört“. Die Bilder geben da ein positiveren Eindruck wieder.
https://www.nzz.ch/international/syr...-syrien-second Und weiterhin liest man, Syrien sei am Rande einer Hungerkrise. Konntet Ihr Euch frei bewegen oder war ein Reiseleiter der Regierung mit dabei? |
Ich danke Euch für Eure freundlichen Anmerkungen! Da ich heute fast den ganzen Tag mit meinen Enkeln in Kiel zugange war, kann ich erst zu sehr fortgeschrittener Stunde reagieren.
Kurz zu den Fragen: Norbert, auf Dein Thema gehe ich noch ausführlicher ein. Bitte etwas Geduld… Zitat:
Was eine prophezeite Hungerkrise betrifft, kann ich ebenfalls nur sagen: Die Realität sieht anders aus. Lebensmittel sind nicht knapp in Syrien. Selbst wenn das Land wirklich schwer unter den oft nicht nachvollziehbaren (und im Grunde völkerrechtswidrigen) einseitigen Sanktionen des Westens leidet. Und ja, wir konnten uns völlig frei bewegen im Lande, tags wie auch nachts. Es gab nie Aufpasser, schon gar nicht seitens der Regierung. Mit der hatten wir absolut nichts zu tun, außer bei einem kleinen Teeplausch, zu dem uns der Tourismusminister spontan eingeladen hatte, nachdem er von der privaten Agentur, die unser Programm vor Ort managte, von unsrem Aufenthalt erfahren hatte. Wir waren acht Deutsche bzw. Österreicher, je vier Frauen und Männer, und wir fühlten uns rundum sicher in Syrien. Es gab nie eine nur annähernd gefährliche Situation. Auch nicht nachts, wenn wegen der westlichen Sanktionen die Energie rationiert ist, so dass die Städte dann sehr, sehr dunkel sind (Syrien darf sein eigenes Erdöl nicht mehr nutzen – die USA vermarkten es auf eigene Kasse in einem Teil der von den syrischen Kurden beanspruchten Kantone im Nordosten des Landes, und zwar auf dem Landweg über den Irak, und zugleich versuchen sie u.a. über Seeblockaden zu verhindern, dass Syrien von anderswo her Erdöl bekommt). Nun also weitere Fotos:
Im Zentrum von Aleppo. Kriegsschäden gab es hier keine.
Offenbar auch nicht am Rathaus von Aleppo, zu sehen hier bei Tag (leider durch die Fahrzeugscheibe) und bei Nacht
Im Suk von Aleppo. Er gehörte zu den am meisten durch die Kämpfe im Spätherbst 2016 in Mitleidenschaft gezogenen Altstadtbereichen. Doch der Wiederaufbau ist im Gange. Auf dem dritten Bild sieht man einen Professor mit seinen Bau- bzw. Architekturstudenten. ![]() → Bild in der Galerie En fliegender und stets gut gelaunter Kaffeehändler unterhalb der Zitadelle von Aleppo.
Und noch einmal ein paar syrische Backfische, die sich immer wieder gern ablichten ließen. Im Gegensatz zu den älteren Einwohnern der Stadt, die mir häufig etwas in sich gekehrt vorkamen, scheint es für sie den Bürgerkrieg nie gegeben zu haben. |
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Bin auf weiteres gespannt. |
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https://www.tagesschau.de/ausland/eu...griff-101.html und mit Fassbomben angegriffen. https://www.amnesty.ch/de/laender/na...lle-in-aleppo# Ein Regime, das Kriegsverbrechen begeht muss nun mal mit Sanktionen rechnen. Ich finde es schlimm, dass die Bevölkerung die Du hier so schön abbildest unter einer Diktatur von kleptokratischen Verbrechern leben müssen. Da kann Assad noch so nett von einem Plakat im Hintergrund herunterlächeln: Der Mann ist ein Mörder und sollte vor den internationalen Strafgerichtshof gestellt werden. Von den Öleinnahmen würde die Bevölkerung wohl keinen müden Heller sehen, das würde der Assad-Clan zu 100% abschöpfen. Und soviel ist das gar nicht. Im Nordosten liegt nämlich das wenige Öl, das Syrien hat. Und dort gibt es keine Raffinerien, um es zu verarbeiten. Das Rohöl wird also in Hunderten primitiven Öfen erhitzt, um Diesel und Benzin zu gewinnen. Die dabei entstehenden Gase und Ölrückstände verseuchen die Umwelt und gefährden die Gesundheit der Einwohner. Aber als typische Keule um gegen die Amerikaner zu schimpfen, taugt Öl immer. Deine Darstellung, dass die Amerikaner das Öl „stehlen“ ist ein Narrativ der Russen. https://www.dw.com/de/moskau-die-usa...öl/a-50999169 Und dass diese Regierung es natürlich begrüsst, wenn mehr Touristen Geld ins Land und positive Bilder nach aussen tragen würden kann ich mir gut vorstellen. Ungeachtet meiner Darstellung oben, finde ich es sehr gut, dass Du Bilder zeigst. Auch lächelnde Teenager vor lächelndem Diktatoren-Propagandaplakat. Du solltest aber mit der politischen kommentierung Vorsicht walten lassen. |
Sehr interessant - bitte weiter berichten!
Einige der Stadt-Bilder erinnern mich sehr an welche, die ich kürzlich in Amman und Irbid gemacht habe. Einmal - auf den Spuren des Qanat Fir'aun, das wohl in Dara anfing - war ich ganz nahe an der syrischen Grenze. Wollte mir die Überbleibsel des Aquädukts anschauen, das nahe Mughair aus der Wand östlich des Wadi Shellale austrat, das Wadi auf einen früher wohl zweistöckigen Bogenbau überquerte und im Westen wieder unterirdisch weiterging, anscheinend bis Abila und sogar Gadara. Ein Aquädukt mit über 100km unterirdischem Verlauf, eine Meisterleistung der Römer. |
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@Klaus: Danke für Deine wie immer profunden Anmerkungen! Auch wenn mancher Deiner Links (Chlorgas, Fassbomben) nichts wirklich Gerichtsfestes mitteilt. Da ist halt letztlich auch nur von von "glauben" und "mutmaßen" die Rede.
Zum Völkerrecht könnte man lange trefflich streiten. Nach meiner Sicht widerspricht es dem Völkerrecht, wenn einzelne Länder oder Ländergruppen (USA, EU) die Bevölkerung eines anderen Staates quasi in Geiselhaft nehmen, um sie so gegen ihre eigene Regierung aufzubringen. Das ist ein Regime-Change durch die Hintertür, und der ist völkerrechtlich nicht zulässig. Genaueres findest Du beispielsweise beim Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages: WD-2-071-19-pdf-data.pdf Übrigens geht das zumindest in Syrien nach hinten los. Baschar al-Assad ist dort heute populärer als vor dem Krieg. Er hat dem ganzen Westen die Stirn geboten - und gewonnen (wenn auch mit russischer Hilfe)! Das macht die Leute stolz, wo sie derzeit doch sonst wenig haben, worauf sie stolz sein können. So prangt Assads Konterfei in unzähligen Varianten von Zehntausenden Plakaten im ganzen Land, selbst an den Fassaden von Kriegsruinen:
Sogar kleine Straßenhändler haben zuweilen Assad-Bilder auf ihrem Verkaufskarren stehen. ![]() → Bild in der Galerie |
Nun ja. Erich Honecker hing ja auch überall und das korrelierte nicht unbedingt mit seinen Popularitätswerten.
Aber lassen wir lieber Bilder sprechen. Das ist allemal interessanter, als stereotype Diskussionen. Und schön, wenn die Menschen noch lachen können, wie der Herr mit dem roten Fez. |
Die Bilder gefallen jedenfalls, und das ist es eigentlich was mich interessiert. :top:
Und was die Wandbilder angeht, die gibt es in vielen totalitären Ländern, was nicht unbedingt heißt, das die Machthaber verehrt werden. Ist wie z. Z. in Russland, wer aufbegehrt ist weg vom Fenster. |
@Stefan, @Ditmar: Mit dem Bilderkult für Assad habt Ihr sicher Recht. So etwas kann man staatlich lenken. Es sagt nichts über die wirkliche Popularität eines Präsidenten. Ich vermute mal, hinter dieser durchaus professionell gestalteten Poster-Schwemme steht die regierende Baath-Partei, deren Generalsekretär Baschar (so nennen ihn die Leute im Allgemeinen, sie sagen also nicht Assad) ebenfalls ist. Aber dass er den ganzen Bürgerkrieg (politisch) überlebt hat und nun bereits wieder von den Kronprinzen der Emirate wie ein großer Führer empfangen wird, bringt ihm im Land schon Anerkennung. Zudem war sein Vater sehr populär, wovon er ebenfalls zehrt.
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Klickt man auf Wikipedia das Stichwort Aleppo an, findet man diese Aussage: „Weite Teile der Stadt sind zerstört…“ Wenn man dann selbst vor Ort ist, steht man natürlich erschüttert vor jedem Trümmerberg. Doch von „weiten Teilen“ kann nicht annähernd die Rede sein. Der einzige wirklich bis auf die Grundfesten zerstörte größere Gebäudekomplex, der sich von der hoch über der Stadt gelegenen Zitadelle ausmachen lässt, ist dieses Areal, direkt zu Füßen der Festung gelegen:
Hinzu kommt die prachtvolle Chusrawiyya-Moschee, die schon 2014 schwer getroffen wurde. Aber bereits 2017 stufte eine auf Satellitenaufnahmen fußende Analyse der Weltbank das Ausmaß der Zerstörung in Syrien als weitaus geringer ein, als es die damalige Presseberichterstattung auch bei uns in Deutschland nahelegte. Für Aleppo sprach man von etwa 30 Prozent beschädigter (nicht zerstörter) Gebäude. Also um die 70 Prozent der Gebäude in der 1,7 Millionen-Seelen-Stadt blieben verschont. Das zeigen auch weitere Blicke von der Zitadelle herab.
Zwei Drittel der beschädigten Bausubstanz liegen auf relativ kompaktem Raum im Osten der (Alt)Stadt, im Quartier um den Suk und die stark betroffene Umayyaden-Moschee. Hier hatten sich mehrere Rebellengruppen verschanzt, bevor sie von der syrischen Armee – mit russischer Luftunterstützung – nach wochenlangen Gefechten zur Aufgabe gezwungen wurden. Als ich jetzt dort war, sah dieses Quartier noch immer sehr trostlos aus. Ganze Häuserzeilen waren entweder ganz unbewohnbar oder nur in den Parterrebereichen zu nutzen.
Auch die tangierende historische Bebauung, die zum Suk bzw. zur Umayyaden-Moschee gehört (rechts) war durch die Kämpfe und Luftangriffe deutlich in Mitleidenschaft gezogen worden.
Aber völlig zerstörte und in sich zusammengefallene Häuser sah ich praktisch nicht. Ich bin sicher, dass diese Gebäude nach entsprechender statischer Prüfung so gut wie alle wieder in den Urzustand zurückversetzt werden können. Das Beispiel dafür liefert Beirut, wo wir anschließend waren. Hier sahen die Häuser nach dem 15-jährigen libanesischen Bürgerkrieg mindestens ebenso schlimm aus (ich habe eine Ausstellung dazu gesehen). Und inzwischen entstiegen sie dem Schutt wie einst Phoenix der Asche. Und der Wiederaufbau ist bereits im Gange, derzeit noch vor allem an den historischen Bauwerken, wie halt dem Suk und den beiden Moscheen. Über die Vergabe der Spendengelder aus dem Ausland (u.a. auch aus D-A-CH) und die Reihenfolge, in der sie zum Einsatz kommen, entscheidet die Regierung in Damaskus.
Teile des Suks sind auch wieder schon sehr schön restauriert. Vermutlich waren hier aber keine tragenden Teile betroffen, sondern vor allem beschädigte Fassaden zu reparieren gewesen.
Hier noch weitere Gesichter aus Aleppo. Die Männer ließen sich alle unkompliziert fotografieren, dennoch finde ich, dass auf all ihren Blicken eine Schwermut lagert, in der sich noch immer das erlebte Kriegsgrauen niederschlägt. Und damit meine ich nicht zuerst Granaten und Raketen, vor denen man sich ggf. noch halbwegs verstecken konnte, sondern eine Art Schändung ihrer einzigartigen Stadt. Denn Aleppo gilt als eine der wertvollsten Perlen islamischer Kultur überhaupt. 2006 war es als zweite Stadt der Welt (nach Mekka) als „Hauptstadt der Islamischen Kultur“ geadelt worden.
Und noch zwei weitere - ein Warentransporteur auf dem Basar und ein Nüsse-Verkäufer davor:
Selbst die Kinder in Aleppo wirken auf mich seltsam ernst, quasi früh erwachsen geworden. In anderen syrischen Städten meine ich das nicht so empfunden zu haben. Aber vielleicht redet man sich so etwas auch nur ein…?
Drum noch einmal ein paar optimistisch stimmende Bilder aus Aleppo – vom weitgehend wieder normalisierten Alltag im Suk.
(Es geht noch weiter ...) |
Beeindruckende Dokumente (Bilder), es ist dabei traurig zu sehen, was Kriege wie jetzt auch in der Ukraine so anrichten.
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Sehr beeindruckende Reportage Harald.
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Für die allermeisten Menschen ist ein Frieden unter wem auch immer besser als der gerechteste Krieg. Aber deshalb jedem Diktator und Despoten durch Sanktionsfreiheit zu erleichtern an der Macht zu bleiben, weil es dann dem Großteil der Bevölkerung besser geht kann auch nicht die Lösung sein. Ein unlösbares Dilemma, vor das die freiheitlich orientierte Welt immer wieder gestellt wird. |
Danke an alle, die es sich antun, sich in diese Geschichte hineinzulesen!! :top:
Ich weiß, das ist schon harter Tobak, den nicht jeder an sich 'ranlassen mag. Auch vor dem Hintergrund des gegenwärtigen Russland-Ukraine-Krieges (mir geht der auch sehr an die Nieren). @Hans: Ich sehe Sanktionen schon lange kritischer als der Mainstream hierzulande. Und ich will auch niemand seine Meinung dazu nehmen. Aber nach meiner Beobachtung treffen sie eben erstens immer die Falschen, und zweitens haben sie noch nie wirklich etwas bewirkt. Stattdessen schaden sie uns am Ende noch selbst. Interessant finde ich übrigens, dass die wichtigen christlichen Kirchen in Aleppo inzwischen wieder aufgebaut sind. Zu ihnen gehört die Sankt-Elias-Kathedrale im christlichen Viertel, das direkt an die seinerzeit stark umkämpfte Altstadt grenzt und so ebenfalls schwere Kriegsschäden davon trug. Islamistische Rebellengruppen hatten sie zerstören wollen. St. Elias gehört zur maronitischen Kirche, einer ostkatholischen Teilkirche vor allem im Libanon und in Syrien, die das Papstprimat anerkennt. ![]() → Bild in der Galerie Weniger stark in Mitleidenschaft gezogen worden war die syrisch-katholische Mariä-Himmelfahrt-Kathedrale. Aber auch diese Schäden sind inzwischen weitestgehend beseitigt. Sie war im Bürgerkrieg 2012 während eines Gottesdienstes von islamistischen Rebellen mit einer Rakete beschossen worden. Zehn Menschen wurden damals verletzt. ![]() → Bild in der Galerie Etwa 15 Prozent der syrischen Gläubigen bekennen sich zu einer der christlichen Kirchen, darunter auch den armenischen oder orthodoxen Konfessionen. |
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Dann doch noch lieber Bilder von Reisenden aus Ländern, in dem Mörder, Folterer und Kriegsverbrecher Präsidenten sind. |
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Schon Oscar Wilde wusste: „Reisen veredelt den Geist und räumt mit allen anderen Vorurteilen auf.“ Bekannt ist sicher auch Goethes Satz: „Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen.“ Und auch noch etwas Wilhelm Busch gefällig? Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele. Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist’s! Reise, reise! Und ohne die Debatten jetzt endlos weiterführen zu wollen, hier mal zum Thema Folter ein Bericht aus dem Spiegel: https://www.spiegel.de/politik/ausla...a-1299779.html Und was das recht profitable deutsche Verhältnis zu Mördern (u.a. Ermordung von Kashoggi durch saudische Regierung) und Kriegsverbrechern betrifft, wirst Du sicher diese Fakten kennen: https://www.dw.com/de/faktencheck-de...ete/a-60667432 Und sicher kennst Du auch die Fotos aus dem Video, das den damaligen US-Präsidenten Obama und den heutigen Außenminister Blinken zeigen, wie sie 2011 gebannt und ganz live der Ermordung von Osama bin Laden und einiger seiner Familienmitglieder durch amerikanisches Militär beiwohnen. Aber jetzt noch ein paar weitere Reisebilder aus Aleppo… ![]() → Bild in der Galerie Eine syrische Mutter mit Kindern und Schwiegerkindern. Sie fotografierten sich erst gegenseitig. Ich beobachtete sie, schlenderte schließlich auf sie zu, suchte zunächst den Augenkontakt und nach einem kleinen Plausch bauten sie sich auf, damit ich sie auch ablichten kann. Zuvor fragten sie – wie fast jeder andere auch, mit dem man ins Gespräch kam – woher ich komme. Und das Stichwort 'almanya öffnet im arabischen Raum viele Türen und Herzen. Deutsche sind hier halt im Verhältnis zu Engländern, Franzosen und Amerikanern recht beliebt, weil sie nicht aktiv an den blutigen Kriegen des Westens in den letzten Jahrzehnten in arabischen Ländern beteiligt waren und auch nicht an den schmutzigen Zerstückelungen der Region (geheimes Sykes-Picot-Abkommen vom 1916). An denen laboriert die ganze arabische Welt bis heute. Hier auch noch mal ein paar kesse Mädchen. Ich musste nur freundlich zwinkernd meine Sony A6600 kurz anheben, schon stellten sie sich in Pose… ![]() → Bild in der Galerie Und noch ein Bild mit jungen Syrern im Eingangsbereich der Zitadelle von Aleppo: ![]() → Bild in der Galerie |
Ich bin fleißig dabei und lese mit Harald. Nicht dass du meinst ich wäre abgetaucht. Aber ich kann ja nicht immer das gleiche schreiben, finde es aber hochinteressant mal von Erfahrungen von vor Ort zu hören und vor allem auch zu sehen. Von dem was man uns medial präsentiert, bzw. eintrichtern möchte, sehe ich auf den Bildern bisher nicht sooo viel, ganz im Gegenteil. Aber allzu viel möchte ich dazu auch nicht schreiben, damit es hier nicht zu politisch wird. Nur so viel, von den 'Wahrheiten' mit denen man heutzutage in allen Bereichen berieselt wird, glaube ich relativ wenig.
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Wir sind in Jordanien auch x mal gefragt worden wo wir herkommen. Auf unsere Antwort folgte immer erst mal ein "Welcome" oder "Welcome to Jordan". Aber im Lauf der Zeit, und nachdem ich einige Male beobachten und hören konnte, wie herzlich die Jordanier Franzosen - die wohl größte Touristengruppe - begrüßten, meinte ich heraus zu hören, dass das "Welcome" das wir zu hören kriegten manchmal vergleichsweise lahm klang.
Vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein. Jedenfalls habe dann angefangen zu überlegen woran das liegen könnte. Von den wenigen, die mehr englisch konnten als "Welcome" zu sagen kam dann manchmal die Frage, wie mir Jordanien gefällt. Da konnte ich dann nicht umhin zu sagen, dass es hier sehr viele höchst interessante historische Attraktionen gibt, aber leider noch viel mehr Plastikmüll, der das ganze Land regelrecht überschwemmt. Und das mich das schon stört. Da wussten einige dann nichts mehr drauf zu sagen. Ich war ja schon in vielen Ländern wo derartiger Abfall nicht als Problem gesehen und entsprechend omnipräsent war, aber so übel wie in Jordanien habe ich es bisher nirgends erlebt. Wir haben auch immer wieder beobachtet dass die Leute ihren Abfall einfach während der Fahrt aus dem Auto werfen. Und zwar egal wie groß oder wie viel, teilweise richtig große Plastiksäcke! In Amman haben wir beobacht wie jemand, der vor uns auf der Straße lief, von einem Plastikbecher getroffen wurde, den jemand von einem Balkon warf oder fallen ließ, offensichtlich ohne zu schauen. Der Getroffene rief dann nach oben, woraufhin dort jemand am Geländer erschien und sich - soweit wir das ohne Arabisch-Kenntnisse beurteilen können - wohl entschuldigte. Auch nach dem Picknick wird einfach stehen gelassen was übrig ist - Abfälle genauso wie Essensreste. Und da Picknicks meistens im Rahmen von Großfamilien von bis zu 20 Leuten gemacht wird bleibt da oft ausgesprochen viel übrig. Das erklärt wohl auch die hohe Dichte an Katzen und Hunden ... |
@Norbert: Danke für Deine Anmerkung! Ich weiß sie sehr zu schätzen! :D
Leider kann man wohl, wenn man Fotos aus Syrien zeigt, im Moment noch nicht ganz auf politische Kommentare verzichten. Dazu gibt es auch zu viel Unwissen und Voreingenommenheit. Schade. Und leider spielt da auch die Bundesrepublik keine allzu rühmliche Rille, eben was etwa jene Sanktionen betrifft. Ich wollte beispielsweise Ansichtskarten an meine Kinder schicken, aber das ging nicht, weil die Deutsche Post alle Kontakte zur syrischen Post abgebrochen hat. Begründung: EU-Sanktionen! Ist das noch normal? Was hat das mit der „Abstrafung“ von Assad zu tun? Damit bringt man die Leute eher gegen den Westen auf als gegen ihren Präsidenten. @Wolfgang: Interessant, was Du da schreibst. Ich war im Oktober 2021 in Jordanien und habe es nicht ganz so extrem erlebt – weder den Plastikmüll noch das Dienern gegenüber den Franzosen. Aber das sind zuweilen auch subjektive Momentaufnahmen. Wann warst Du in Jordanien? Im Übrigen kann man Jordanien im Moment natürlich nicht in dieselbe touristische Kategorie stecken wie Syrien. Jordanien war auch während der zwei Corona-Jahre durchgehend uneingeschränkt bereisbar gewesen. In Syrien haben wir (je vier Frauen und Männer aus Deutschland und Österreich) nur einmal in Damaskus ein völlig privat reisendes deutsches Ehepaar aus Nürnberg getroffen, das wie wir auf dem Landweg aus dem Libanon angereist war, sowie einmal eine Handvoll Leute, die Englisch sprachen. Sie wirkten auch wie Touristen. Allerdings trafen wir in Damaskus auch mal eine Gruppe Deutscher mit Migrationshintergrund aus Berlin. Das war ganz spannend, abends im Dunkeln in den engen Gassen der Damaszener Altstadt Leute im besten Berlinerisch reden zu hören. Sie waren alle schon in Deutschland geboren, trugen aber jeweils die Kleidung der Herkunftsländer ihrer Eltern/Großeltern (Tunesien, Afghanistan, Albanien, Ägypten, Pakistan – anfangs hielt ich sie drum für Pakistani), hatten ihre Frauen und Kinder dabei und erzählten, dass sie die Tour über ein auf solche Länder spezialisiertes deutsches Reisebüro gebucht hatten. Sie waren nicht wie wir über Beirut angereist, sondern über die Türkei. |
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Da könnte ich auch mal eine Reportage machen :D. |
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Und was Jordanien angeht, 2019 waren wir dort, kann ich ohne Halbwissen sagen, das wir nicht so viel Müll wie erwähnt gesehen haben, in S/O Asien dagegen schon. Aber vielleicht ist das ja auch nur Halbwissen. :oops: Die Bilder aus Syrien und die Geschichte dazu die hier geschrieben wird, finde ich sehr interessant, auch weil mich das auch noch mal reizen würde. Wenn ich nicht langsam zu Alt werde für solchen Stress. :( |
@perser: Danke für die Einblicke.
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Harald,
danke für den tollen Bericht und die Bilder. Diese kann man auf sich wirken lassen. Ich selbst war in den 80ern und 90ern beruflich weltweit unterwegs und kann Deine Sicht voll verstehen. Mehr will ich dazu gar nicht sagen, damit das hier kein Nicht-Foto-Thread wird. Gerne weitere Bilder von Dir sehen möchte:D Grüße Horst |
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Der Suk und die Altstadt
Danke noch einmal an alle, die sich hier eingelesen und quasi eingeschaut haben, für ihre Anmerkungen. Vor allem natürlich an jene, die auch auf die Bilder eingegangen sind, statt vor allem ein politisches Statement abzugeben.
So oder so, mit so viel Resonanz zu solch einem schwierigen Thema hatte ich anfangs gar nicht gerechnet. Manche hatten mir auch in PN ihre Gedanken mitgeteilt. Auch hierfür besten Dank! Ich melde mich dazu noch einmal persönlich. Hier denn weitere Fotos, speziell aus der Altstadt und dem Suk, also dem historischen Basarviertel von Aleppo. Hier waren die Zerstörungen im Bürgerkrieg am schwersten gewesen. Übrigens ist Aleppo rund 5000 Jahre alt. Zusammen mit Damaskus gehört es damit zu den ältesten durchgehend bewohnten Städten der Welt!
Auf manchem Bild erkennt man auch noch Zerstörungen. Die Rekonstruktion des Suks und der Altstadt wird noch eine ganze Weile dauern. Aber es geht voran.
@Ditmar: Wenn Du dort auch hin willst - Syrien lohnt unbedingt! Nicht nur wegen Aleppo. Die meisten Städte und weiteren Sehenswürdigkeiten - etwa Kreuzritterburgen - blieben ja unversehrt. Und ebenso die Hauptstadt Damaskus. Wenn Du einen aktuellen Tipp möchtest, schick' mir bitte eine PN. |
Suk und Altstadt! Da habe ich schon sehnsüchtig drauf gewartet nach der Ankündigung. Dieser morbide Charme hat etwas und den im Gange befindlichen Wiederaufbau kann man spüren. Morbider Charme auf der einen Seite, ein zähes Volk auf der anderen, was sich dem Wiederaufbau annimmt und dabei sicher weniger klagt als in anderen Teilen der Welt.
Was mich bei Bildern solcher sandfarbener Gebäude aus diesen Gegenden immer besonders anspricht sind die kräftig farbenen Details wie auf Bild 1 die türkisfarbene Kuppel. |
Mir gefallen alle Bilder dieser Dokumentation, bei Bild drei bin ich irgendwie erschrocken, obwohl ich nicht gläubig bin, finde ich das man solche Gebäude einfach nicht zerstören darf, vor allem auch wenn sich Menschen dort befinden.
Was leider in Kriegszeiten immer wieder passiert. Den Menschen dort kann man nur wünschen das Sie möglichst alles wieder in Ordnung bringen können, trotz der sicher sehr schwierigen Lage vor Ort. |
Ich verfolge diesen Thread auch von Anfang an und bin dankbar für die Bilder.
Statements wie "Vor allem natürlich an jene, die auch auf die Bilder eingegangen sind, statt vor allem ein politisches Statement abzugeben." gehen mir aber quer. Leute, die sich Gedanken über Unterdrückung und deren schlimme Folgen einfach mit "Ist alles nicht so schlimm, ihr müsst nur mehr reisen." abzukanzeln erzeugt in mir zumindest Bauchweh. Ich war auch schon in Gebieten mit Diktatoren und/oder jüngerer Kriegsvergangenheit. Bei zwei Wochen Aufenthalt erfährt man nicht wirklich viel über das Erlittene. Natürlich geht der Blick nach vorne und die wahren Schuldigen sind oftmals kaum auszumachen, und daher konzentriert man sich auf das hier und jetzt und die Hoffnung auf einen Aufschwung. Ich finde auch, dass Reisen bildet - All Inclusive mal ausgenommen -, aber ein paar Wochen als Tourist in einem Land zu verbringen, reicht nicht als Grundlage für ein wirkliches Urteil über die Geschehnisse und die aktuelle Lage. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich freue mich auf weitere Bilder und wünsche mir, dass kritische Anmerkungen über das Geschehen im Land nicht einfach als "Unwissen" abgekanzelt würden. |
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Deine „Abkanzel“ Hypothese sehe ich jetzt nicht und wird Harald m.E. auch nicht gerecht. |
Ich habe mich für das Zeigen der Bilder bedankt und freue mich auf weitere.
Ich glaube auch nicht, dass Harald andere Meinungen abkanzeln will, aber es geschieht dennoch. "Es war und ist ja alles nicht so schlimm, wie es im Westen kolportiert wird, ungerechtfertigte Sanktionen, etwa." Dass es darauf auch Antworten gibt, die nicht die gleiche Meinung darstellen, ist wohl hoffentlich normal. Nochmals: Ich finde sehr wohl, dass Reisen den Horizont erweitert. Bei Urteilen über die Lebenssituation und die politische Lage in bereisten Gebieten wäre ich aber eher vorsichtig. Das Wort abkanzeln war vielleicht zu hart, aber wie gesagt bekam ich bei manchen Antworten etwas Bauchweh. Ist halt so. |
Ich sag es ja, ein schwieriges Thema. Man kann gar nicht vorsichtig genug formulieren, dass es nicht doch jemand missversteht...
Bernd, glaub mir, ich wollte wirklich niemand abkanzeln. Sondern es ist genau so, wie Stefan geschrieben hat: Es ist halt ein Fotoforum, mithin ein Bilderthread, und da freut sich der Fotograf eben, wenn zur politischen Bemerkung (die niemandem benommen sei) vielleicht auch noch ein paar Gedanken zu den gezeigten Fotos folgen. Es macht halt schon ein wenig Arbeit Dutzende Bilder auszuwählen, zu selektieren, forumsgerecht zu kalibrieren, zu kommentieren usw. Und nur am Rande: Ob man ein, zwei Tage am Ort des Geschehens ist oder 14 Tage - man sieht, hört, erfährt nun einmal spürbar mehr als jemand, der sein Wissen aus zweiter oder dritter Hand hat (etwa von Zeitungsleuten, die es selbst nur aus zweiter oder dritter Hand haben). Das kennst Du doch sicher auch aus eigenem Erleben... Und - da es ein Fotothread ist - hier noch ein paar weitere Bilder: Die Zitadelle von Aleppo Die Zitadelle von Aleppo thront 50 m über der Altstadt. Sie misst 285 m in der Länge und 160 m in der Breite, ist von einem Burggraben umgeben und nur über eine raffinierte steinerne Brücke zu erreichen. Ehe man die Hauptburg erreicht, muss man fünf aufeinander folgende rechtwinklige Wendungen und drei großen Toren hinter sich bringen. Die Zitadelle von Aleppo thront 50 m über der Altstadt. Sie misst 285 m in der Länge und 160 m in der Breite, ist von einem Burggraben umgeben und nur über eine raffinierte steinerne Brücke zu erreichen. Ehe man die Hauptburg erreicht, muss man fünf aufeinander folgende rechtwinklige Wendungen und drei großen Tore hinter sich bringen. Auch die Zitadelle wurde im Bürgerkrieg in Mitleidenschaft gezogen, da sich hier islamistische Rebellen verschanzt hatten. Inzwischen ist sie aber weitgehend wieder repariert. Im Inneren nagt jedoch der Zahn der Zeit. Immerhin ist der Zitadellenhügel seit Mitte des 3. Jahrtausends vor Christi besiedelt – erst durch Griechen, dann durch Byzantiner, Ayyubiden und Mameluken. Von letzteren stammt der spektakuläre Thronsaal auf der Burg. Zusammen mit der gesamten Altstadt gehört auch die Zitadelle von Aleppo zum UNESCO-Welterbe.
Hier atmet praktisch jeder Stein ein Stück Menschheitsgeschichte. Denn die Levante (das Morgenland mit dem heutigen Syrien als Kerngebiet) gehörte ab Mitte des 11. Jahrtausends v. Chr. zu Mesopotamien, der ersten Hochkultur unserer Zivilisation.
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