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East meets West - Brugge baue in der Mongolei
Hoi zsamme,
die letzte Kulturaustauschtour unseres Vereins "East meets West - Brugge baue" by Sonja Rösli endete letzten Mittwoch. Vielleicht hat der ein oder andere schon einmal auf den untenstehenden Link www.bruggebaue.com geklickt, für alle anderen eine kleine Zusammenfassung: Unser Verein reist mit verschiedenen Künstlern durch die Welt, um die Schweizer Kultur und Traditionen zu verbreiten. Wir geben Shows an offiziellen und privaten Events, um Workshops an Schulen, Universitäten und anderen Institutionen zu finanzieren. Das Ziel ist den Horizont der Menschen zu erweitern, ihnen einen intensiven Eindruck vom Leben in den Schweizer Alpen zu vermitteln und sie zum Erhalt ihrer eigenen Traditionen zu motivieren. Seit fünf Jahren sind wir im Fernen Osten und der Schweiz unterwegs und unsere letzte Reise ging in die Mongolei. Mit dabei, wie immer neben den Künstlern, unsere Kinder Taio, 3 Jahre alt, und Finn, seit letzten Freitag 1 Jahr alt. Auf musikalischer Seite wurden wir von Superhorn Walti Sigrist (Besitzer des größten Alphorns der Welt) und drEidgenoss (ein bekannter Schweizer Volksmusiker) begleitet. Dass diese Reise noch ein wenig mehr Flexibilität erfordern und abenteurlicher werden wird, war abzusehen und so haben wir noch unseren Freund und Filmemacher Felix Fukuyoshi Ruwwe mitgenommen und das Handgepäck besonders gründlich vorbereitet. Dank fleißiger Spenden von Nachbarn und Familie sowie vieler Sponsorengeschenke reisten wir gemeinsam mit Walti und sechs Koffern sowie einen Kinderwagen mit Aeroflot (bald nur noch unter dem Namen "Aeroflopp" bekannt) von Zürich über Moskau in Richtung Ulan Bator (UB). Leider war es nicht möglich zusätzliches Gepäck vor dem Einchecken dazuzukaufen, da der Flug von Moskau nach UB von der mongolischen Airline MIAT übernommen wird und es mir selbst nach mehrstündigen Telefonaten nicht möglich war, mehr als ein sich gegenseitiges Verantwortungszuschiebespiel zu provozieren. Also bezahlten wir schlappe 250€ in Zürich, statt der möglichen 100€ bei einer Onlinebuchung. Es ging gut weiter, als wir dank 15 Minuten Verspätung vom vorherigen Flug, 1 1/2 h im Flugzeug auf unseren Abflug warten durften. Die Übergangszeit in Moskau betrug genau 1 h 50 min, es würde also sportlich werden. Vom eingecheckten Gepäck hatten wir uns in diesem Moment schon verabschiedet. :P Glücklicherweise hatte dann der Anschlussflug auch 40 min Verspätung, was wir nach einem kurzem Sprint zum Gate erfuhren. Das Essen war gut und beide Flüge angenehm ruhig. Als wir Morgens um 7:30 Uhr Orstzeit in UB ankamen, hatten wir uns soweit erholt, dass wir sogar Hoffnung auf unser Gepäck hatten. Naja, Pustekuchen, den Flug am nächsten Tag um 6:30 Uhr nach Ulgii würden wir ohne lästige Instrumente, Kleiderspenden und Extraunterwäsche antreten. UB begrüßte uns mit heftigen Winden, freilaufenden Kühen und einer sehr freundlichen sowie hilfsbereiten Gastgeberin.
Vögel: Daurian redstart oder Spiegelrotschwanz (Phoenicurus auroreus) Red-billed chough oder Alpenkrähe? (Pyrrhocorax pyrrhocorax) Isabelline wheatear oder Isabellsteinschmätzer (Oenanthe isabellina) Beim letzten zähle ich auf eure Hilfe! Er kann die dunklen Federn am Kopf schön wie kleine Hörner aufstellen. Ich werde den Bericht in den nächsten Tagen ergänzen, nun muss ich noch die letzte Wäsche von der Reise abhängen. :crazy: |
Zur Planung und Vobereitung:
Unser Verein besteht bisher, wie in der Schweiz notwendig, aus zwei Personen, nämlich meiner Frau und mir. Sie ist die Initiantin und hat nach einem vierjährigen Aufenthalt in China und einem einjährigen Studium an der Beijing Dance Academy mit dem Kulturaustausch 2014 in China begonnen. Wir finanzieren uns über Spenden- und Stiftungsgelder sowie bezahlte öffentliche und private Auftritte vor Ort und in der Schweiz. Hier in der Schweiz organisieren wir auch Auftritte mit chinesischem Tanz und manchmal mehr, wie am 30. März im Tropenhaus Wolhusen (Link zum Youtubevideo vom Anlass). Die Finanzierung ist natürlich, neben der gesicherten Planung der Reise an sich, der schwierigste Teil, aber bei bisher 11 Reisen in 5 Jahren haben wir unser Ziel immer erreicht, mit möglichst geringem Kostenaufwand so viele Menschen wie möglich, vor allem in ärmeren Regionen, einen Einblick in die Schweizer Kultur zu ermöglichen und sie zum Erhalt ihrere eigenen zu ermutigen. Die Reisen umfassen einen Zeitraum von sechs Tagen bis zu vier Wochen, wobei wir im Schnitt mindestens einen Auftritt/Workshops pro Tag haben. In der Mongolei waren es 30 in 20 Tagen. Das dies nicht immer bzw. eigentlich nie generalstabsplanmäßig von Anfang bis Ende abläuft ist von vorneherein klar und Flexibiliät ist zu unserem zweiten Vornamen geworden. Die Ankunft von Urs (drEidgenoss) und seinem Schwyzerörgeli war für den 1. Mai geplant, da er noch einen Auftritt am 27.April in der Schweiz hatte und sein Verbingungsflug nach Ulgii um einen Tag verschoben wurde. In Ulgii ohne Gepäck, d.h. nur mit einem Alphorn, Stimme und zwei Talerbecken, aber keinen Glocken, Holzlöffeln und anderen Perkussionsinstrumenten, sowie fehlender Tracht, hatten wir 2 Tage bis zum ersten geplanten Auftritt, um aus dem vorhanden ein ansprechendes interaktives Programm für die Kinder und Erwachsenen zu basteln. Ich glaube an den Bildern von der 5. Schule erkennt man, dass dies ganz gut gelang.
PS: Wie immer gilt, wenn ihr Fragen habt oder Anregungen zu den Bildern, immer raus damit! |
Ein Bericht, den ich sicherlich gerne weiterverfolgen werden :top:
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Ich auch.
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Hoi, Tobias,
alle Achtung! Da habt ihr ja wirklich was Feines aus dem Boden gestampft! Ich habe es extra nochmals gelesen, weil ich es nicht glauben konnte: 30 Auftritte bzw. Workshops in 20 Tagen :shock: :crazy: :top::top::top: Ich glaube, so etwas Unfassbares machen nur wahre Künstler Bekommt ihr irgendwelche Unterstützung von Pro Helvetia? In meinem früheren Job beim deutschen Pedant haben wir die tollsten Sachen erlebt, wenn es darum ging, Künstler ins Ausland zu schicken... Es gab keine einzige Tournee, die vor Ort glatt gelaufen wäre. Denn erstens kam es immer anders, als man zweitens dachte. Und doch haben wir nie eine Klage von den Künstlern gehört, alle waren beseelt, beeindruckt, euphorisch von den Kontakten mit Welten und Menschen, mit denen man nur sehr selten damals zusammen kam als Westeuropäer. Und oftmals haben sich gerade die Choreografen inspirieren lassen und aus ihren Erlebnissen wunderbare neue Stücke geschaffen. Ich bin sehr gespannt auf deinen weiteren Bericht! Viele Grüße Mainecoon |
Hoi Andronicus, Reisefoto und Mainecoon,
dann will ich gerne weitermachen, bzw. zwei Tage zurückgehen. Wir versuchen immer ein bis zwei Tage vor Beginn der ersten Auftritte für eine wenig Sightseeing, Koordination vor Ort, Jetlagausgleich und Ankommen in der Kultur einzubauen, so auch diesmal. Auf dem Programm stand der Aufbau einer Jurte auch Ger genannt, der Besuch einer Nomadenfamilie mit Adler und ein wenig Bummeln in Ulgii. Dabei störte uns der Mangel an Klamotten und Instrumenten wenig, nur ein paar Unterwäschestücke und T-Shirts wurden in der Stadt erhandelt. Der Wechselkurs von € zu mongolischen Tugrik ist ca 1:3000 und ein normales Hauptgericht kostet zwischen 5000 und 12000 Tugrik. Fleisch ist Hauptgericht und für 20€ geht man zu viert erlesen und zu sechst einfach Essen inklusive Getränke. Da ich die SD-Karte meiner Drohne unserem Filmemacher mitgegeben habe, gibt es hier geringer aufgelöste Bilder aus der Handydirektübertragung. Der Wind wehte mit Böen von bis zu 70 km/h, wodurch der Aufbau mehr Hände gut gebrauchen und die Drohne nur ab und zu abheben konnte. Der extrem feine Staub war für Mensch und Technik ein weiteres Grauen. Als wir aufs Land raus zur Nomadenfamilie fuhren, hing dieser sofort mm dick auf der senkrechten Scheibe in Dünenform, sobald das Auto langsamer wurde und von seiner eigenen Staubfahne eingeholt wurde. Richtig gruselig.
Walti hatte nur eine Lederjacke dabei und da mir mit meinem Kapuzenpulli warm genug war, konnte er meine Skilehrerdaunenjacke anziehen. Er hat sie heute immer noch!
So eine Jurte erscheint erst einmal ziemlich instabil, aber wenn sie sich langsam schließt und wie ein Zelt gespannt wird, trotzt sie stärksten Winden, nur das weiße oberste Tuch muss regelmäßig ersetzt oder geflickt werden. Felix verzog sich mit seiner Black Magic für eine Time Lapse Aufnahme ins verlassene Nachbargebäude und schütze sie zusätzlich mit einem Tuch. Ich lernte schnell, das eine feine Staubschicht auf der Objektivfrontlinse die Bildqualität stark mindert und den Autofokus arg behindert. Walti spielte zur eigenen Erwärmung und Freude der fremden und einheimischen Kinder sein erstes Alphornstück auf mongolischen Boden.
Der Innenraum wird mit Teppichen ausgelegt, ein dünnwandiger Ofen mit Esse installiert, ein paar Betten hinein und fertig ist das traute Heim. Geheizt wird mit Kohle oder getrocknetem Kuhmist, der für diesen Zweck auf jedem zweiten Dach herumliegt. Vor seinem Haus sitzt stolz der Familienvater, Dombrawerkstattbesitzer und glücklicher Mensch. Zum Schluss noch einmal fast alle, die beim Aufbau mitgeholfen haben.
@Mainecoon: Wir haben uns bereits zweimal bei Pro Helvetia beworben, aber immer (unbegründete) Absagen bekommen, es gibt für unsere Arbeit auch keine richtige Kategorie bei denen und wenn ich mir die Projekte angucke, welche sie unterstützen, sind kaum welche mit Folklore dabei und sonst solche gigantischen wie 99 Akkordeonspieler nach China zu schicken… |
Ganz großartig Tobias - ich freue mich riesig über deinen lebendigen Bericht mit den ebensolchen Fotos - und bin deshalb natürlich neugierig auf die Fortsetzung!
Welch ein wunderbares Erlebnis auch für euch als Familie! Auch kleine Kinder wie eure können wahrnehmen, dass die Welt anderswo eben anders tickt und so die Lebenswelten anderer Kinder erfahren. Ich habe mir gerade zwei Videos eures Kameramanns angeschaut...meine Fr...., welch ein herausragender Kampfkünstler! |
Hallo Tobias,
toll, was ihr da macht! Meinen Respekt. Die Idee, Durchführung und das alles in einem Land, dass die meisten von uns wohl niemals besuchen werden... Mach weiter, ich bin schon richtig gespannt auf deine Fortsetzung! |
Da ich um 00:05 in Urumtschi sein muss, verfolge ich diesen Thread natürlich mit größtem Interesse.
Ob ich da jemals pünktlich ankomme? Tinger metne! |
Liebe Susanne und lieber Joachim,
ich freue mich sehr über eure Anteilnahme und Begeisterung. @Susanne: Ich habe dein Kompliment an Felix weitergegeben und er hat sich sehr gefreut. Er ist bei Minute 7 der entstehenden Dokumentation über unsere Reise! Nicht schlecht und mit deinem Motivationsschub geht es bestimmt nochmal so gut. @Joachim: Gerne doch und weiter geht es! Ich stelle gerade fest, dass es zur besseren Veranschaulichung noch mehr Bilder gebrauchen "könnte". "Könnte", da es einerseits kaum Zeit für mehr Fotos gab, jetzt kaum Zeit gibt diese zu sichten und zu bearbeiten und zu viele Bilder auch nicht attraktiv wirken. Jetzt aber weiter :) Das Leben in einer Jurte hört sich erstmal romantisch und kuschelig an, aber in unserer Erfahrung und der von Felix und Walti war es eher eine Reise zwischen Bio-Sauna (45°C) und leichtem Tiefkühler (2°C). Die Jurte ist zwar relativ winddicht, aber kaum gedämmt. Der Ofen ist mittig und relativ groß, aber dünnwandig und von allen Seiten ungeschützt. Brandnarben aus Kindheitstagen sind keine Seltenheit unter Jurtenbewohnern, unsere zwei kleinen Racker konnten diese Erfahrung glücklicherweise auslassen. Als wir die Jurten zum ersten Mal betraten waren sie warm und nach dem klassischen Abendbrot, Milchtee, Brot, salzige Butter, Honig, eventuell Marmelade gingen wir in die Jurte, um kurz vorm Schlafengehen noch einmal eingeheizt zu bekommen. Dies darf man wortwörtlich verstehen, nachdem die resolute Großmutter verschwunden war, lagen Taio und ich die nächsten 40min, beinahe splitterfasernackt, auf der Decke bei offener Jurtentür. Von Schweiß bedeckt schliefen wir ein. Nachts kühlte dann alles auf gesunde Temperaturen um den Gefrierpunkt ab... Die folgende Nacht bat ich um Kohle, Holz und Streichhölzer und heizte beide Jurten jeweils um 22 Uhr, 2 Uhr und 7Uhr am Morgen des Folgetages mit gemäßigten Portionen. Die nächtliche Runden nutzte ich für eine Langzeitbelichtung, die beiden anderen Bilder spiegeln ungefähr die anderen Heizzeiten wieder.
Hier nun das Frühstück resp. Abendbrot: ![]() → Bild in der Galerie Die Milch und damit auch die Butter ist gemischt, d.h. Ziege, Schaf, Rind oder Yak, je nachdem was der Nomade hat. Sie schmeckt dementsprechend kräftiger und auch die Butter und vor allem das Fleisch haben einen vollen Geschmack. Hier werden selten Tierkinder geschlachtet. Bei diesem morgendlichen Bild möchte ich euch einmal zwei Varianten zeigen. (Die Kamerauhren habe ich natürlich vergessen zu stellen, in Ulgii sind es plus fünf Stunden, obwohl es offiziell sechs wären, wie in UB.) Es war früh um 8 Uhr und die Sonne knallte schon ordentlich. Erstens das unbehandelte Raw: Zweitens mit Lichter und Tiefen (nur auf der freien Türfläche) auf -100 bzw. 100, sowie Dunst entfernen, Dynamik, Sättigung auf +9, den Rest hat die Kamera super erledigt, aber Hallo Julia! was für ein toller Dynamikumfang. Ich kann mich nicht erinnern, selber irgendetwas im Inneren der Jurte erkannt haben zu können. ![]() → Bild in der Galerie ![]() → Bild in der Galerie Unser großer Kleiner beginnt gerade unerschrocken die Welt zu erkunden, die Hälfte der Tour war ich (oder ein jemand anderes) damit beschäftigt ihn beim Laufenlernen die Hände zu halten oder beim Treppauf- und -abklettern zu beobachten. Wenigstens schaut er sich noch ab und zu um, bevor er den Raum verlässt. ![]() → Bild in der Galerie ![]() → Bild in der Galerie |
Zitat:
das ist doch noch China, bzw. innere Mongolei. Mir stellt sich nur die Frage Ortszeit oder MEZ? Bei letzterer wird es knapp von Berlin, außer du hast bei einem deiner tollen Musemsbesuchs- und aBSTRAKTIONSbilder ein Wurmloch dabei :) |
Wenn Du von Peking nach Urumtschi willst (und hier empfehle ich ausdrücklich die Bücher von Fritz Mühlenweg "in geheimer Mission"), dann wirst Du unweigerlich den Kontakt mit der Wüste Gobi aufnehmen. Diese Reise gilt es nachzufahren. Ein Jugendtraum meines Bruders, den ich ihm zum 60sten realisieren will.
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Zitat:
Er checkt erst einmal die Lage… und dann... in seinem harmlosen Aussehen und vorgespielten harmlosen Art... Zack ist er aus dem Zelt :crazy: Schöner Bericht, weiter so :top: |
@Kurt:
Dein Sprichwort führte mich gleich zu diesem Buch. Da hast du dir ja was vorgenommen und man ich beneide deinen Bruder um seinen Bruder, das macht nicht jeder. Vielleicht schenkst du deinem Bruder noch eine Sony und richtest ihm hier einen Account ein, dann bekommen wir auch etwas ab ;) Oder begleitest du ihn? @Andronicus: Der große Kleine beginnt langsam mit der Willensbildung, besonders seine stimmliche Aufforderungen werden deutlicher, dankenswerterweise erst jetzt nach der Tour. Aber er ist nicht sehr ängstlich und damit muss man gut aufpassen. |
Mein Bruder und Fotos?
"Da ist keine Hilfe" Ich begleite ihn natürlich. Wahrscheinlich wird das erst 2021 was. Mongolei und Individualreisen soll etwas schwierig sein. |
@Tobbser: Schlafen in der Jurte stelle ich mir so ähnlich vor wie auf ner Alpenhütte: eigentlich könnte es ganz gemütlich sein - bis der erste anfängt zu schnarchen:crazy:
Aber wer hat schon Milchstraßenbilder mit ner Jurte im Vordergrund, klasse! Das Frühstück sieht doch aus unserer Warte "unkritisch" aus - ich hätte schon Fleischberge gleich morgens befürchtet... Und wenn dann der Film fertig ist, würden wir uns natürlich freuen, auch die bewegten Bilder zu sehen zu bekommen! @Kurt Weinmeister: Oh ja...Großer Tiger und Kompass-Berg! |
@Kurt:
Mongolei oder Innere Mongolei, also China? In der Mongolei sind Privatreisen kein Problem. @Susanne: Wie gesagt, aussehen tut es unkritisch, aber an den "tierischen" Geschmack von allen Milchprodukten muss man sich etwas gewöhnen und es gibt nix anderes zum Abendbrot oder Frühstück. Ich hoffe, das Milchstraßenbild ist einigermaßen gelungen. Ein wenig zu lange belichtet und die Nachbearbeitung kann bestimmt auch noch verbessert werden. Also immer her mit den Kritiken. Wir planen Vorträge über unsere Arbeit zu halten und natürlich werde ich die Doku verlinken, aber das kann noch ein halbes Jahr dauern :) Weiter im Text und Bild: Bzw. noch einmal zurück, da mir gestern noch einfiel, dass ich ja die gute alte a77II mit dem 35mm auch dabei hatte und am Anfang auch genutzt habe. Also hier noch ein paar Worte zu den Bildern aus der kleinen Schwester. Die ersten Bilder sind von unserem Tag in UB. Wir übernachteten in unmittelbarer Flughafennähe in einem Wochenendhaus einer der bessergestellten Familien UBs. Nach 10 min auf ordentlich asphaltierter Straße biegt man plötzlich steil in den Staub ab und es geht holterdiepolter über Stock und Stein in Richtung Siedlung. Vor dem Haus, steht als Mitbringsel eine Jurte. Auf dem abendlichen Spaziergang entstanden noch ein paar Stimmungsbilder mit zum Teil abenteuerlichen Kameraeinstellungen und man kann sehen, warum die Flughafenangestellten gerne Walti als Familienvater einschätzen, zumal er einen Schweizer Pass hat und ich einen deutschen.
Hier noch ein paar ergänzende Aufnahmen zu unserer Ankunft in Ulgii. Die Landepiste in Ulgii war überraschenderweise betoniert, das Gebäude und die Kontrollen angenehm spartanisch. Sogar ein nervige Busfahrt blieb uns erspart, man durfte in Ruhe zu Fuß die Distanz vom Flugzeug zum Flughafengebüde überwinden. Es gibt auch Krähen und Elstern, aber diese wenig größeren Greifvögel sind in der klaren Überzahl im Himmel über Ulgii. Der andere große Geselle ist noch unbestimmt. Wer kann helfen? Noch einmal Sonja und Taio beim Jurteaufbau im Wind und die rissflickende Hand der resoluten Großmutter.
![]() → Bild in der Galerie So, nun aber weiter mit der großen Schwester und dem Besuch einer Nomadenfamilie mit Adlern in ihrem Winterquartier. Für die Fahrt waren 1,5h ohne Pause eingeplant und mit Film-, Drohnen- und Bildaufnahmen haben wir dann doch fast 3 gebraucht. Die Piste bestand zu 10% aus Asphalt, 10% Wasser, 40% Erde und 40% Löchern. Jeder SUV-Lenker hätte dankend abgelehnt, aber unsere hybridgetriebene Familienkutsche donnerte mit wenig Klagen dahin. Einen großes Lob an den Fahrer, welcher wie fast alle Mongolen spitzenmäßig mit unseren Kindern zurecht kam (muss an Ihrer guten Kinderstube liegen, also an der unserer Kinder, nicht die der Mongolen :P ) Ständig begegnet man scheinbar herrenlosen Getier, Kühe, Pferde, Ziegen, Schafe und Yaks und alle ziehen zielstrebig dahin. Es war noch kein flüssiger Niederschlag in diesem Jahr gefallen und Flüsse sowie Seen trugen noch stolze Eisschichten. Bäume und Tiere bereiteten sich aber klar auf den Frühling vor, überall sah man platzende Knospen und alle Nester waren belegt. Die Landschaft ist exrem karg und auch an den Flussufern gibt es kaum Vegetation um diese Jahreszeit. Walti wunderte sich ständig was den die ganzen Tiere fressen würden und nicht selten sah man Kadaver. Die beiden Bilder zeigen ihn während eines Drehstopps im eisigen Wind Ich glaube, das letzte ist ein Schwarzstorch in weiter Ferne.
Die Adlerfamilie wohnt mitten in der Prärie, der Fluss liegt zwei Kilometer entfernt und in dessen Nähe grasen auch die Tiere der Familie. Wir wurden zu einem leckeren Essen eingeladen. Nudeln mit Pferdefleisch, unser kleinster Reisender war sofort begeistert und erkannte es ab sofort auf 10m Entfernung. Es gab auch vergorene Stutenmilch, hier sehr frisch und leicht vergoren, damit auch genießbar und einem Federweißen nicht unähnlich. Spätere Versuche in der Stadt, waren abschreckend. FÜr die vorwiegend muslimischen Bewohner dieses Teils der Mongolei, ist es aber eine gedulde Quelle für Alkohol (ca. 2%). Den Nomaden geht es nicht schlecht, aber es ist natürlich ein hartes Leben. Ein Rätsel konnten wir hier lösen. Warum kommen die Tiere immer wieder zurück. Ganz einfach, die Kinder bleiben zuhause, während die Alten Gras fressen gehen. Die Familie hatte zwei Adler. Einen großen älteren Vogel in einer windschiefen Hütte für die Jagd und eine einjährigen mit Haube versehenen in einem fensterlosen Kabuff. Diesen durften alle mal auf den Arm nehmen.
Fortsetzung folgt! |
Zitat:
@Tobias: Das ist ein wirklich schöner Thread, der mir von Mal zu Mal besser gefällt. Ich mag das Thema („East meets West - Brugge baue…“), ich mag Asien und speziell auch diese Region, und ich denke so auch gern zurück an sehr schöne Erlebnisse in Kirgisistan, quasi gleich um die Ecke, wo wir 2016 auf einer privaten Tour durch Zentralasien auch gemeinsam mit Kirgisen eine ebensolche Jurte gebaut und uns danach in gleicher Formation fotografiert haben…:) Ich freue mich auf weiteres, und wenn ich eine Bitte äußern darf: Zeige möglichst viele Gesichter der Menschen, denen Ihr begegnet seid. Zitat:
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Fortsetzung:
Reiten stand auch auf dem Programm, aber jeder einzeln, da nur ein Pferd extra für uns dicke Touristen über das ganze Jahr kräftig genug gehalten wurde. Der Rest der Tiere hat im Frühjahr Schonzeit, denn die Landschaft ist kahl und karg. Nach wenigen Minuten fühlte ich mich wieder zurecht im Sattel und bemerkte, wie sehr ich dieses Gefühl, doch vermisst hatte. Ich musste nach den anderen gleich nochmal drauf. Der Vodergrund im erste Bild ist Schei*e, genaue gesagt getrocknete Kuhfladen zum Heizen. Anfangs noch im gemütlichen Schritt, bemühte ich mich später auch im Trab. Nach den Ziegen kamen die Kühe nach Hause und schauten sich die Besucher ganz genau an. Eine silbergraue Kuh hat es mir/uns besonders angetan und sie hat auch für ein paar schöne Bilder posiert. Eine Schippe darauf legte dann der Adler, ganz schon schwer so ein Vogel, aber die Begeisterung war allen ins Gesicht geschrieben. Die Famile bekochte uns sehr lecker und wir verschenkten Schweizer Schokolade und gaben eine kleine Kostprobe unserer Kultur. Weder die Fahne noch der Adler konnten fliegen, da der Wind zu stark war. Wer kennt den kleinen Greifvogel? Zum Schuss noch einmal zwei von vier Kindern, die Schokolade war ratzefatz alle. @Harald: Ich freue mich und hoffe es bleibt weiter spannend für dich. Bilder von Menschen habe ich meist mit deren Einwilligung gemacht und natürlich viele Gruppenfotos. Ein weiteres Highlight des Tage war die Info, dass unser Gepäck gemeinsam mit Urs am 1.Mai eintreffen würde. Yeah! |
Hallo Tobias
tolle Impressionen. Mit zwei kleinen Kindern; allerhöchsten Respekt. Dass das geht, weiss ich auch von anderen. Aber wirklich zugetraut hätte ich es mir/ uns nicht. Auf dem Pony, das bist du? Sieht sehr entspannt und gekonnt aus. |
Tolle Eindrücke. Solche Reisebericht schaue ich mit Vorliebe im TV :top:. Der kleine Greif ist übrigens ein Schwarzmilan. ;)
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Hoi dey und Guido,
@dey: Wir wollten beide Kinder und haben ohne uns zu viele Sorgen zu machen, damals die nächste Reise geplant. Erster Testlauf war noch in utero und dann ging es für Taio mit 2 1/2 Monaten nach Hongkong und Südkorea, später kamen noch Japan, China und Südostasien dazu. Finns erste außermamaliche Tour ging mit drei Monaten nach Manila. Wir haben aber auch das riesengroße Glück zwei gesunde und sehr liebe Kinder unser "Eigen" nennen zu dürfen. Wenn wir einmal (häufig) gefragt werden, wie wir das mit den Kindern machen, sag ich immer: "Wir hatten damals das Model BabyPerfect2000 bestellt und waren mit dem ersten sehr zufrieden, da haben wir beim nächsten Angebot gleich wieder zugeschlagen!". "Pony"... lass das bloß keinen Mongolen hören, sonst setzen die sich auf ihre "etwas kleineren, aber sehr starken und zähen PFERDE" umd kommen wieder mal vorbei! :twisted: Danke, fürs Kompliment, auch unser Fahrer meinte nach 30 Sekunden, das sähe gut aus und überlies mir Führstrick und Gerte. :oops: @Guido: Boahhhh, warum in die Ferne schweifen, wenn die Lösung doch so nah ist... Ich habe jeden Tag gedacht, die sehen unseren Schwarzmilanen sehr ähnlich, vielleicht ein bissl kleiner, aber die räumliche Entfernung, hat mir wohl eine gedankliche Verknüpfung verboten.... Tobias, die können fliegen... So, jetzt fehlt nur noch der große Greif und der ganz kleine gut getarnte Pieper vom ersten Beitrag. Apropos TV, im englischsprachigen mongolischen Sender MNB World waren wir in ihrer Musiksendung DoReMi mit unserem Auftritt im Music State Conservatory of Mongolia in UB vorgestellt. Hier gehts zum Ausschnitt auf Youtube: Click! Ansonsten kommt in einen halben dreiviertel Jahr die Doku, vielleicht auch im TV. :) |
So, bevor wir mit voller Ausrüstung loslegen können mussten wir noch ein zwei Tage verbringen, den letzten habe ich euch schon in Post 2 (Klick!) in bildlicher Form gezeigt und den ersten Tag verbrachten wir am Tolbo See sowie bei der mongolischen Form des Ringens bzw. Schwingens, dem Böch.
Der Tolbo See liegt ca. 50 km südlich von Ulgii und war bei unserem Besuch bis auf einen schmalen Uferstreifen komplett mit Eis bedeckt. Er ist ein beliebtes Ausflugziel der Einheimischen und Touristen, aber erst später im Jahr. Wir konnten vor Ort die totale Stille genießen. Es drückte richtig aufs Ohr, man konnte wirklich nichts hören. Es gibt ein Feriencamp, welches wir nach kurzem Gespräch unseres Fahrers Hainazar mit dem einsamen Wächter betreten durften, mit einen wunderbaren Aussichtspunkt inklusive Adlerstatue. Die perfekte Möglichkeit für epische Aufnahmen in Tracht und Instrumenten, sowie störungsfreie Musikaufnahmen, wäre denn unser Gepäck da gewesen... Naja, ich borgte Walti meine schwarze Hose und mein Sennenhemd, damit wir wenigstens von ihm tolle Aufnahmen in Audio- und Videoform machen konnten. Ich nutzte die Gelegenheit plötzlicher Halbnacktheit und watete in den glasklaren eisigen See, um von kleinen Fischen umwimmelt, etwas Eis abzubrechen. Taio und ich genossen unser frisch gepflücktes Eis, während um uns die Alphornklänge wehten. Leider schnitt ich mir anschließend ein Ein-Markstück großes Loch in die große Zehenbeuge, als ich fröhlich barfuß vom Aussichtspunkt auf einem im Sand versteckten messerscharfen Stein sprang. Es blutete recht stark, war aber nicht sehr tief und ich konnte die Haut wieder draufpappen. Heute ist es fast komplett verheilt. Ich würde euch jetzt gern die epischen Drohenvideoaufnahmen zeigen, aber ich habe gerade weder die Zeit noch die Möglichkeit es sinnvoll bereit zustellen. Nur noch einmal so viel, es war episch :) Alle durften einmal Posen, Walti mit dem Horn musste am längsten durchhalten. Felix, unser Filmemacher, studierte Wushu, eine chinesische (Show-)Kampfkunst in Peking, besonders die Adlerform liegt im am Herzenund er kann herzlich komisch sein. Sonja lernte ihn in Peking während ihres Studiums kennen. Sie stellte klar und deutlich die starke Mutterrolle dar. Ich durfte mal kurz den aufgeplusterten Macho geben, reicht wieder für ein Jahr. Yeahh, endlich habe ich den kleinen Pieper bestimmt: Horned lark - Ohrenlerche (Eremophila alpestris) Bild 7 & 9 ruddy shelduck - Rostgans (Tadorna ferruginea) Bild 8 Tree sparrow - Feldspatz (Passer montanus) Bild 10 Ein Ausflug der sich, bis auf mein kleines Malheur, wahrlich gelohnt hatte! Am Nachmittag ging es in die Sportarena zum Böch. Auch hier trafen wir wieder auf den Adler. Diesmal als traditionelle Aufwärmform der glorreichen Recken. Die Kleiderform ist Vorschrift und die ausgeschnittene Brust, beruht auf der Legende einer Frau, die es schaffte, alle Männer zu besiegen. Damit dies nie wieder vorkommen kann, wurde nicht härter trainiert, nein man schnitt einfach ein großes Loch ins Trikot, damit man jede Frau auch von Weitem gleich erkennen kann. Manchmal ist es auch ein sehr findiges Volk. Taio verschlief die Traininseinheit, dafür waren Finn und ich umso begeisterter. Mich juckte es in den Fingern, aber das gerissene vordere Kreuzband vom letzten August bremste mich... noch. Es trainierten Groß und Klein, gern auch mal gemischt und die vodersten Ränge vom letzten Wettkampf tragen stolze Beinamen wie Adler, Elefant und Löwe. So einen Elefanten sieht man im Hochformat, dieser musste sich letztes Jahr nur dem in der Sonne badenden Löwen geschlagen geben. Gewichtsklassen gibt es nicht und das Technik mit entscheidend ist, bewies der dekorierte Taekwondokämpfer, als er sein etwas moppeligeres Gegenüber, sich geschickt über die Schulter warf. Es darf gegen die Beine getreten werden, aber Schlagen und Würgen sind tabu. Je nach Spielart kann schon ein Knie oder Ellenbogen am Boden den Unteschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen. Das letzte Bild zeigt dann schön, warum man seine Kamera besser im Automatikmodus anderen zum Fotografieren überlässt (wenn man es denn überhaupt tut), vielleicht hatte er aber auch nur zittrige Hände und wollte dem vorbeugen (1/1000 sek). Gekämpft wird nach dem KO-Prinzip und nach einer Stunde Zuschauen, fragte ich den Mann unserer Gastgeberin (und ehemaligen Kampfsportmeister der Mongolei im Taekwondo), ob ich nicht mit ihm ein Ründchen wagen dürfte. Ich war noch nie ein gute Zuschauer. Wir gingen hoch in die Traningsräume seiner Schule und lasen unterwegs noch Paul Herger auf, der sich im Fitnessraum stärkte. Der war von der Idee gleich begeistert und hier zeigt sich die Erfahrung eines Meisters, war der erste Kampf zwischen mir und Paul und der Lehrer konnte zuschauen und lernen. Paul war warm, aber etwas ausgelaugt. Ich war körperlich kalt, aber innerlich heiß. Bei "Los" gings los und ich konnte Paul in bester Rugbymanier zu Boden tacklen,bevor er überhaupt begriff, dass es ernst wurde :) Wir umgingen das KO-Prinzip zu Gunsten eines Rematcns. Er war nun gewarnt und spielte seine Körpergröße aus. Am Ende lag er trotzdem unter mir. Der nächste Kampf ging gegen den Lehrer und war um einiges anstrengender, da er es sehr defensiv anging. Das Kreuzband war vergessen und die aufgepappte Haut unterm Fuss abgerissen, jaja, das gute alte Adrenalin. Irgendwann konnte ich seine Abwehr durchbrechen und ihm mittels Beinstellen zu Boden bringen (die eine Stunde Judo in meinem Leben zahlte sich endlich aus). Hainazar hatte anscheinend auch Lust bekommen und so kam es für mich gleich zu Runde vier. Seine mittlerweile eingetroffene Schwester Kuhlchat, erzählte Sonja, während wir kämpften, dass er in seiner nicht allzu fernen Jugend ein guter Böchkämpfer gewesen sei. Es wurde mein längster Kampf, den ich zwar am Ende gewann, aber nur um Haaresbreite kam ich später am Boden auf als er. Völlig außer Atem, immerhin liegt Ulgii auf gut 1700m über NN, ließ ich mich nach kurzer Verschnaufpause auf einen letzten Kampf mit Paul ein, der vorher noch Hainazar unterlegen war. Das Fleisch war schwach und der Siegesdurst scheinbar gestillt, so rutschte ich bei einem halbherzigen Angriffsversuch ab und landete auf der Matte... Alles in Allem ein Riesenspaß!!! Edit: Bild 3 beim Böch korrigiert. |
1. Mai, der Tag an dem alles kam! Besuch aus der Vergangenheit.
Der, die, das kam!
Auf zwei hatten wir sehnlich gewartet, auf die dritte im Bunde hätten wir verzichten können. Aber alles kam am 1. Mai, dem Tag der Arbeit. Er, der kam, war Urs Fischer alias der Eidgenoss. Es, das kam, war unser Gepäck mit allen Instrumenten und Trachten. Sie, die kam, war die Pest mit einer Quarantäne für Ulgii. Aber der Reihe nach. Urs hatte am 27. April noch ein Konzert, sollte am 28. nach UB fliegen und am 30. April weiter nach Ulgii. Eine Woche vor Abflug informierte mich aber HunnuAir, das letzterer Flug gestrichen sei, aufgrund von Wartungsarbeiten am Flugzeug und Urs am 1. Mai nachkommen würde. Die bedeutete zwei Schulkonzerte ohne Urs, siehe Beitrag 2 und einmal zusätzliche Übernachtungskosten, welche aber HunnuAir nach einem Telefonat mit dem Office in UB übernehmen wollte. Urs hatte damit einen freien Tag am äußersten Stadtrand von UB, bevor es für ihn losgehen sollte. Unser Gepäck war anfangs unauffindbar, aber die Mitarbeiter von HunnuAir sagten bei unserer Ankunft am 26. April, dass es mit dem Flug am 30. April spätestens nach Ulgii kommen sollte. Ich wies sie darauf hin, dass es diesen Flug laut ihrer Mail nicht mehr gab, was verwirrte Blicke und ein paar Telefongespräche auslöste und siehe da, vier Tage vorher erfuhren auch die Mitarbeiter am Flughafen, dass dieser Flug auf den 1. Mai verlegt wurde. Schuld war ja eigentlich der verspätete Aeroflotflug von Zürich nach Moskau, die behaupteten natürlich das MIAT für den Anschlussflug zuständig sei und damit fürs Gepäck, wovon Miat nichts wissen wollte. Am Ende transportierte HunnuAir unser Gepäck für lau, immerhin sechs Koffer und ein Stroller zusammen 150kg Gepäck, bei erlaubten 15kg pro Person, d.h. 60kg, eine Kostenersparnis von 90 USD. Felix den wir -mit Gepäck- in Moskau getroffen hatte, musste auch nichts bezahlen. Taritara die Pest ist da. Alle standen wir am Morgen des 1. Mais zeitig auf, um Urs und unserem Gepäck einen gebührenden Empfang am Flughafen zu bereiten. Sein Flug sollte 8:40 Uhr landen und um 10:30 Uhr hatten wir den ersten Auftritt geplant. Doch sobald wir im Auto saßen, kam die Nachricht von Paul Herger, dass seine Schüler wieder nach Hause geschickt wurden und die Schule geschlossen ist. Auf dem Weg zum Flughafen begann sich das Ausmaß der Geschichte zu zeigen. Zwei Tote durch Pestinfektion durch den Verzehr von rohem Murmeltierfleisch. Eine Quarantäne auf unbestimmte Zeit ist über Ulgii verhängt worden, wir sollten uns mit Essen und Trinken eindecken, sowie Atemschutzmasken in der Apotheke einkaufen. Wie lange die Quarantäne aufrecht erhalten werde und wie lange die Geschäft offen bleiben würden, könne man nicht sagen. Beim letzten Mal waren es 21 Tage. Schnell wurde altes Schulwissen ab- und Wikipedia über yersinia pestis befragt. Eigentlich gab es nur zwei Möglichkeiten, entweder ist sie per Tröpfcheninfektion übertragbar oder per Blut/Floh/Verzehr. Ersteres wäre eine Katrastrophe und letzteres ein vermeidbares Übel mit unangenehmen Auswirkungen durch die Nebenerscheinungen, wie die Quarantäne. Wir konnten erst einmal eh nichts machen und beschlossen Urs einen herzlichen Empfang in der dem scheinbaren Untergang geweihten Stadt zu bereiten. Die Ankunft verzögerte sich etwas, da alles Gepäck desinfiziert wurde, was Urs auf der anderen Seite der Milchglasscheibe schon einmal irritierte. Als er dann endlich aus dem Ankunftsräumchen heraus durfte, gab es ein großes Hallo und Geschleppe mit dem Gepäck. Wir klärten Urs kurz über die Lage auf und er dachteerst, wir erlauben uns einen schlechten Scherz. Mit zwei vollbeladen Autos ging es in die Stadt zum Hotel, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Es gibt von diesem Tag bis auf ein paar Handybilder keine Aufzeichnungen, aber eines davon wurde das Lieblingsbild der Schweizer Presselandschaft: ![]() → Bild in der Galerie Aufgenommen von einem unbekannten Passanten mit dem Telefon meiner Frau. V.l.n.r. Sonja, ich mit Finn vor der Brust und Taio im Wagen, beide im Schlaf, Felix, Walti und Urs. Die Kinder ohne Maske, ein Schelm der Böses dabei denkt. Nein, zu diesem Zeitpunkt erfuhren wir, dass die ersten Testergebnisse die Beulenpest als Ursache erkannt hatten und damit eine Übertragung per Tröpcheninfektion ausgeschlossen ist. Es fiel ein nicht allzu kleiner Stein vom Herzen des Familienvaters. Da nun alle Schulen auf unbestimmte Zeit geschlossen blieben, disponierten wir mit Hilfe Kuhlchats um. Wir beschlossen mehrere arme Familien zu besuchen, um Ihnen mit einem Ständchen die Spenden aus der Schweiz zu überreichen. Der Besuch eines Waisenhauses wurde ins Programm aufgenommen und ein spontanes offenes (Übungs-)Konzert auf dem großen Platz von Ulgii angedacht. Dies alles natürlich nur, wenn sich die Nachrichten von den Testergebnissen von offizieller Stelle bestätigen lassen sollten. Und das taten sie auch, es wurde sogar angekündigt, sich am nächsten Tag für oder gegen eine Aufrechterhaltung der Quarantäne entscheiden zu wollen. Ein Hoffnungsschimmer am Horizont, we (still) love Ulgii. ![]() → Bild in der Galerie PS: Heute ein noch schlechteres Verhältnis von Bildern zu Text. Ich hoffe, es wird nicht zu viel :crazy: Morgen geht es auch erst einmal für zwei Wochen in die Ferien und ich weiß noch nicht, ob ich erst nachher wieder weitermachen kann. Ich bedanke mich also an dieser Stelle schon einmal für die bisherige Aufmerksamkeit. Bis glii, wie der Schweizer sagt. |
Ein spannender Bericht!
Die Sache mit der Pest habe ich am 8.5. gelesen und schrieb meinem Bruder, dass wir auf das traditionelle rohe Murmelfleischessen doch lieber verzichten sollten, böte man es uns an. Seine Anwort kam postwendend: Oh. Wir sagen dann höflich, „Wir verdienen es nicht“ und murmeln „Es sagt uns nicht zu.“ |
Sehr interessant und spannend, ich formulierte schon innerlich die Frage nach der Maske fürs Kind, als ich deine Aufklärung las. :lol:
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Tobias, sowohl die Bilder als auch der Bericht sind ein großes Vergnügen für alle hier, die Reise- und Fotobegeisterung vereinen! Diese Bölch - Einheit ist in jeder Hinsicht absolut grandios...die Aufnahme mit deinem kleinen Racker im Vordergrund ist köstlich! Alles atmet so viel Gemeinsamkeit und Offenheit von beiden Seiten, dass es eine wahre Freude ist. Und genau das sieht man auch: dass ihr alle zusammen, Europäer und Mongolen, Freude hattet an diesen Begegnungen.
Dass ihr bei dem Stichwort "Pest" natürlich besorgt wart, ist mehr als verständlich. |
Kurzes Dombraintermezzo
Hoi zsamme,
@all: Danke für eure Rückmeldungen. Ich weiß, dies sehr zu schätzen, komme ich doch auch kaum zu Wort in anderen Themen. Bevor wir chonologisch fortfahren, ein kleiner Sprung zurück in die Dombrawerkstatt des Schwiegervaters von Kuhlchat (gleich neben "unseren" Jurten). Die Dombra ist ein zweisaitiges Holzinstrument, welches in unserem Fall aus importierten russischen Birken hergestellt wird. Arbeitsschutz und Gesundheit werden meist nicht sehr groß geschrieben, so uns beinahe die Luft wegblieb, als wir in die Werkstatt kamen. Dort saß der 56 jährige Großvater in Armeeklamotte ohne Mund- und Gehörschutz am Schleifgerät im fensterlosen Raum und war von der 2m entfernten Tür kaum zu erkennen. In Angst um Lunge und Kamera hechtete ich hindurch in den hinteren Raum. Dort hingen mehrere fertige Instrumente zum Trocknen an Stricken in unterschiedlichen Bemalungen. Es gab ein kleines Ständchen vom Erschaffer selbst, anschließend durften wir auch einmal probieren. Ähnlich einer Gitarre, muss man natürlich viel mehr springen und Akkorde sind auch nicht möglich, aber einen schönen Klang hat sie allemal, die Dombra.
@Kurt: Ich habe das Gefühl, ihr zwei versteht euch sehr gut und könnt euch auf eine tolle Reise freuen. Schöne Wortwahl! Wir hatten, nach der Entwarnung, auch einige Murmeltierscherze. @Guido: Allen die auf Sensation aus waren, fiel dies gar nicht auf, die wirklich an unserer Gesundheit Interessierten fragten gleich danach. @Susanne: Das Bild mit Finn gefällt mir auch sehr! Zitat:
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Adler Felix ist ja so was von :cool:! :D
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Eine schöne Serie!! :top::top: |
Hoi zsamme,
wir sind wieder zurück und der Bericht kann weitergehen. @dey: Die Ähnlichkeit hat mich beim Durchgehen der Bilder überrascht. Er mag die Kombination auch selbst. @Harald: Danke, bald kommen wieder mehr Menschen. Die Pest und vor allem die dadurch ausgerufene Quarantäne, brachte unsere Pläne ordentlich durcheinander. Alle Schulen geschlossen und vom Kontakt mit anderen Menschen in grösserer Zahl wurde uns erst einmal abgeraten. Im Hotel zu bleiben war auch keine tolle Option. Nach den zwei sehr eindrücklichen Nächten in der Jurte, freuten wir uns ein wenig auf Innentoiletten und fließend Wasser, aber Pustekuchen: Im Hotel gab es nur im Erdgeschoss Wasser, die Pumpe war kaputt und blieb es für anderthalb Tage. Es war übrigens auch nicht das Hotel, das wir ursprünglich reserviert hatten, dieses hatte unsere Zimmer "leider" schon vergeben. Später hatten wir dann noch einen kleinen Besucher (Maus) im Zimmer, der vor allem meine bessere Hälfte mehrmals erschreckte. Aber der nächtliche Ausblick war schön verziert mit Sendemast. ![]() → Bild in der Galerie Aber wie geschrieben, es kam schnell heraus, dass es sich um die Beulenpest handelt und damit die Ansteckungsgefahr gegen Null tendierte. Wir beschlossen eine öffentliche Probe auf dem zentralen Platz von Ulgii am nächsten Tag zu machen. Manch einer würde sagen, das passt nun wirklich nicht und hat bestimmt recht damit, wir entschlosen uns anderweitig. Es war bedeutend weniger los als an den Tagen zuvor, aber es sammelte sich schnell eine kleine interessierte Menge, die uns 15 Minuten interessiert bis begeistert lauschte. Ein freundlicher Polizist bat uns dann aufzuhören und wir kamen der Bitte nach, obwohl vom Publikum ein wenig Protest aufkam.
WAs machen eigentlich die Kinder die ganze Zeit? Der kleine Große hört zu, tanzt mit, singt selbst oder hockt im Buggy und der große Kleine ist im Tragetuch, will Laufenlernen, wrid von lieben Menschen entführt (und wiedergebracht) oder erkundet selbstständig die Gegend. ![]() → Bild in der Galerie Wir besuchten auch zweimal den Friendship Hill, ein mit Kuppel und Aussichtsplattform ausgesattet Berg über Ulgii mit perfekter Lage für Sonnenuntergänge und Drohnenflüge. Mit ein wenig Suchen konnten wir sogar unsere Jurten wiederentdecken. Die Felsen sind übrigens messerscharf und wunderschön von Felchten überwachsen.
Der Großteil der Bevölkerung lebt in Jurten, aber das Stadtzentrum an sich besteht aus festen Gebäuden, von denen aber viele seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion ihre Bedeutung veloren zu haben scheinen. ![]() → Bild in der Galerie ![]() → Bild in der Galerie Das wir uns in einer ländlichen Gegend befinden, verät auch das Wildlife in Ulgii. Die Müllabfuhr und Rasenpflege wird grösstenteils von Kühen, Schafen und Ziegen übernommen. In jedem Baum nistet ein Päärchen und freie Liebe auf jeder Leitung.
Ich freue mich wieder über Anregungen und Kritik zu den Bildern oder auch Fragen zur Reise allgemein. |
Schön, dass es weitergeht!
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Morgen Harald,
zum Kuhbild, hier in der Schweiz findet man häufig Schilder am Straßenrand, dass "unsere Kühe keinen Müll (der Autofahrer) fressen wollen!" Die Kühe in Ulgii hatten es raus, jeden noch so kleinen Speiserest aus einer Plastiktüte zu lutschen, ohne sie zu verschlucken. Jedenfalls wenn, ich sie beobachtet habe... Zu den leerstehenden Gebäuden: Die Mongolei war der zweite sozialistische Staat und hatte eine sehr enge Bindung an die Sowjetunion, bis 1992 waren russ. Soldaten stationiert und es gab/gibt Pracht-, Militärbauten, etc. die seither leerstehen. Ich frage gerade noch einmal für diese beiden Gebäude nach. |
Also laut Aussage unserer mongolischen Freunde ist das erste Gebäude mit dem Soldaten die ehemailige 1. Schule Ulgiis, welche aus Altersgründen geschlossen und bald abgerissen wird, also nicht im Zusammenhang.
Das zweite Gebäude ist eine Produktionsstätte für die illustere Kombination von lokelem Wodka, Pasta und Kecksen, welche unmittelbar nach der Einführung der Demokratie und dem Zusammenbruch der UDSSR den Betrieb einstellte. Mittlerweile wird fast alles importiert. Der Wodka und Weizen ist russisch, der Honig und viele andere Essprodukte deutsch und die Autos meist aus Japan (gefühlte 50% Hybrid-Toyotas) und China, das heißt es wird auf der rechten Strassenseite gefahren und der Fahrer sitzt auch rechts, außer bei den beliebten russischen Bussen. Überholmanöver ohne wachen Beifahrer kreuzgefährlich. Es sind also nicht viele, sondern einige Gebäude. |
Hoi zsamme,
es geht wieder ein paar Tage weiter. Innerhalb des einen Tages Leerlauf, dank Quarantäne, hatten unsere mongolischen Freunde ein neues Programm auf die Beine gestellt und es standen Besuche bei armen Familien und Freunden der Familie an. Den freien Tag (Freitag) nutzen alle zum Laufen, wir eine kleine Runde mit Schwarzmilanbeobachtung (siehe letzter Beitrag mit Bildern) durch die Stadt und unsere drei Herren wurden von Paul auf eine kleine Wanderung eingeladen. Urs brachte viele tolle Bilder mit, seinem guten Blick und dem p 30Pro sei Dank. Sie waren dann doch 8 Stunden unterwegs mit 20km, 750 Höhenmeter rauf und runter, d.h. am Abend zu nichts mehr zu gebrauchen. Waltis Schuhe waren von den Felsen zerschnitten und er hatte sich endgültig in meine geborgte Skilehrerdaunenjacke verliebt. Felix fand am Fuße der Berge eine Medallie und auf dem Weg eine Adlerfeder, beides überreichte er sich selbst auf den Gipfel einer der 5 Berge, die sie erstiegen. Paul schleppte für alle ein Gipfelbier mit. Man kann sehen, dass im Tal überall Kadaver und Müll rumliegt. Die Tierleichen sind ja noch normal, aber der allgegenwärtige vom Winde verwehte Müll war ätzend. Unser kleiner Großer wollte ihn anfangs der Reise, wie zuhause, alles gleich aufheben, aber dann wären wir wohl drei Wochen auf dem Parklplatz des Flughafens von Ulan Bator geblieben... Bilder von Urs:
Auf dem großen Platz von Ulgii gab es auch Fahrräder für 4 Personen und selbersteuerbare und fernsteuerbare Autos für Kinder auszuleihen. Die ersten beiden Tage in der Quarantäne waren sie verschwunden und anschließend zur Begeisterung der Kinder wieder da. Die Preise waren leicht inflationär. Beim ersten Mal bezahlten wir noch für 10min 3000 Tugrik, also einen Euro, anschließend nur noch 2000 und beim letzten Mal nur noch 1000, da hatte ich aber auch eine kasachische Kappe auf ;)
Von unseren Besuchen bei den armen Familien habe ich leider keine Bilder, da beide Kinder etwas erkältet waren und dringend ihren Nachmittagsschlaf brauchten, verzog ich mich in unsere alte Jurte und mummelte mich für zwei Stunden ein. Sonja berichtete und die anderen stimmten ihr zu, dass es sehr ergreifend war und der eindrücklichste Besuch bei einer Familie mit 6 Kindern stattfand, das jüngste 6 Tage alt. Sie lebten also zu 8 in einer Jurte mit 4,5 m Durchmesser... Unsere Sach- und Pauls Geldspenden waren sehr willkomen und bitter nötig. Beim Besuch einer der reicheren Familien konnten wir den Luxus bestaunen, den man sich in Ulgii außerhalb des Stadtzentrum leisten kann. Ein zweigeschossiges Holzhaus mit den tollsten abgehängten Decken und Verzierungen, aber typisch mongolisch nur die nötigsten Möbel. Schlafzimmerschränke? Fehlanzeige! Zwei Reisekoffer tun es auch. Wir spielten drinnen für die Familie und draußen für die Arbeiter der Ziegelei. Wie fast immer musizierten und sangen auch die Gastgeber und manchmal wurde auch gemeinsam getanzt. Die Schweizer Tradition des Fahnenschwingens (einer meiner Teil der Aufführungen) war bei dem ständig aufkommenden Wind eine heikle Angelegenheit. Die Fahnenhläche ist 1qm groß und wird 6m und höher geworfen, wenn dann eine Böe kommt.... Eine Gemeinsamkeit gab es bei Arm und Reich, die Toilette war ein erbärmlich stinkendes Hüttchen über einem erstaunlich tiefen Loch. (Grün im Hintergrung zu erkennen). Taio wurde zum heimlichen Star unserer Tour, da er, wenn er wach war und wollte, das Lied "Bruder Jakob" in Deutsch, Englisch und Fränzösich in Begleitung von Schwyzer Örgeli oder Alphorn vortrug.
An den letzten beiden Bildern kann man einen schönen Einblick in die lokale Verhaltensweise gewinnen. Wenn uns fremde Menschen begegneten, auf der Straße entgegenkamen bzw. mit uns das erste Mal sprachen, guckten sie uns alle erst einmal abweisend bis grimmig an. Gut, außer Felix, den haben sie mit seinem Aussehen (halb deutsch, halb Japaner) meist für einen der Ihren gehalten. Aber spätestens, wenn sie unsere Kinder gesehen haben oder es was zu lachen bzw. zu staunen gab, kam das breite Lächeln und die Herzlichkeit. Auf den Besuch eines Waisenhauses waren alle gespannt und wir wurden positiv überrascht. Eine tolle Einrichtung mit fröhlichen Kindern, die sich auf unseren Besuch innerhalb von zwei Tagen vorbereitet und riesig gefreut haben. Wir boten 30 min interaktive Schweizer Folklore und die Kinder tanzten 20 min kasachische und mongolsiche Tänze. Begeisterung auf allen Seiten bei Groß und Klein. Das Alphorn auszuprobieren braucht Mut und gelingt meist den Kleinen besser als den Großen und Erwachsenen, da diese zu fest pusten und die Lippe nicht locker lassen. Der Talerbeckenjuiz bringt immer andächtiges Schweigen und fragende Blicke mit sich. Urs seine zwei Örgeli sowie der Tanz zaubern ein Lächeln und Freude in alle Gesichter. Am Ende gab es Schweizer Schokolade und Zahnbürsten. Das folgende und letzte Bild fasst unser Art zu Reisen und zu Arbeiten gut zusammen: Nähe, Freunde, Austausch und Freude. ![]() → Bild in der Galerie |
Mir gefällts weiterhin sehr! Ich finde einfach die Atmosphäre, die die Bilder gerade aus dem Waisenhaus verströmen und so auch den Betrachter in ihren Bann ziehen, einfach herzerfrischend. Man glaubt fast, selbst ein wenig dabei zu sein.
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Hoi zsamme,
es geht weiter und bald sind wir aus Ulgii raus. @Harald: Danke für die Rückmeldung. Ich hoffe, der Zustand bleibt so. :) Nach drei Tagen Quarantäne fingen auch ausländische Medien auf die Situation in Ulgii aufmerksam zu werden. Zuerst chinesische Medien, anschließend russische, beide eher unaufgeregt, da die Nachbarländer an die Unbelehrbarkeit der Mongolen in dieser Bezug auf den Genuss rohen Tierfleischs gewohnt sind. Ganz anders die Schweizer Medienwelt. Wir hatten unsere Familien per WhatsAppgruppe informiert und beruhigt, aber als die ersten deutschsprachigen Berichte raus waren, wurde die Angst erfolgreich geschürt. "Pestausbruch"! "Zehn Schweizer in Quarantäne" und später "Im Bann der Pest". Es war entnervend...:evil: Die Pest, in Europa nur nach als Schreckgespenst aus dem 13. und 14. Jahrhundert bekannt, ist ein tolles Thema, da kann man schon den halben Artikel aus Wikipedia abschreiben, um mit Fachwissen und Schrecken zu glänzen. Wir entschlossen uns eine Anfrage für ein Interview anzunehmen, um einiges klarzustellen. Schon im Gespräch wurde die Enttäuschung über die tausenden Kilometer hinweg spürbar, als ich mitteilte, dass die Quarantäne heute aufgehoben wurde. Schade, also doch keine Headline... Der mir zur Korrektur vorgelegte Text wimmelte von Falschzitaten, Übertreibungen, Falschinformationen und "wohlformulierten" Wendungen zur allgemeinen Verunsicherungen. Manche Zeitungen wollen einen auch nicht Gegenlesen lassen, aber bis jetzt konnten wir es immer machen, da Namen und Formulierungen nicht jedes Jounalierenden Stärke ist. Da liest sich dann der Bericht über einen Kulturaustausch wie eine Zusammenfassung vom letzten Fußballspiel Luzern gegen Bern: Röösli mit Sigrist zusammen mit Rössli spielen mit Fischer, sagt Röössli. Tolles Spiel, die Zuschauer waren begeistert, meint Rösti. (Nur um mal die schon erlebten Varianten meines Nachnamens aufzuzeigen) :crazy: Nun ja, ich möchte nicht zu sehr schimpfen, aber es war wieder einmal ernüchternd. Zurück zu den Bildern. Unser letzter Auftritt in Ulgii fand an der Schule von Paul Herger statt, zwar nur für die Lehrer, da die Schüler immer noch nicht kommen durften. Es wurde auch der Alkoholausschank in den Gaststätten verboten, man konnte sich aber, nach einigen Verhandlungen, einen kalten Hopfenblütentee in der Tasse bestellen. In diesem Zusammenhang bekamen wir auch das offizielle Ende der Quarantäne bestätigt. Wir saßen zum Abendbrot in einem Restaurant und wollten pünktlich 18Uhr zum angekündigten Ende ein Bier bestellen, aber der Wirt meinte, dass ginge erst, wenn die Polizei bei ihm gewesen sei, um ihm es wieder zu erlauben. Nach einigem Überlegen, entschied er sich einfach anzurufen und schwupps, hatten wir jeder ein kühles Blondes vor uns auf dem Tisch! Es gab wieder reichlich Wind und diesmal ist auch das Geiselchlöpfen, also rhythmisches Peitschenknallen zu sehen. Man kann es alleine oder in Gruppen betreiben und damit verschieden Rhythmen schlagen. Es gibt ein- und zweihändige Geiseln und mindestens zwei Ursprünge. Einerseits werden damit die bösen Geister des Winters vertrieben und andererseits der Weihnachtsmann bzw. Samichlaus geweckt und gerufen. Im Kanton Schwyz gibt es sogar einen Wettkampf mit dem Chrüzlistreich, hier ein Video vom Sieger 2017. Die Lehrer waren begeistert, den Schülern müssen sie es dann mittels der zahlreichen gemachten Bilder und Videos vom Handy zeigen, bzw. später mittels unserer Doku. Am nächsten Tag ging es über Chowd nach Ulan Bator zurück! |
Kalter Hopfenblütentee...
Ich finde deine Erlebnisse und Bilder einfach toll! Sehr gut finde ich, dass Ihr für Schüler und Lehrer aufgetreten seid, denn da fängt doch die Völkerverständigung an, oder?! Ich freue mich auf weitere Reiseerlebnisse! Mainecoon |
Ulan Bator, Ulaanbaatar, UB (Ju-bi)
Hoi zsamme,
es geht weiter! @Mainecoon: Eine Hopfenkaltschale ist nicht zu verachten! Schön, dass du hier mitliest und es dir gefällt und recht hast du. Der Flug von Ulgii nach Ulan Bator verlief mit einem Zwischenstopp in Chowd problemlos und generell hatten wir bisher immer Glück mit unseren Flügen, bis auf die Verspätungen... Am Flughafen erwartete uns ein augemotzer russischer Geländebus und wir waren schon ganz begierig darauf, damit unsere restliche Zeit in der Mongolei unterwegs zu sein, aber es war nur ein Ersatzwagen für diesen Tag und am nächsten Morgen stiegen wir in einen 12Bus der stolze 20l Benzin auf 100km verschlang. (Thema Sprit kommt auch noch.) In Ulan Bator bezogen wir eine Wohnung, vermietet über einem Hostel, und alle außer unser großer Kleiner (der übrigens gerade anfängt zu Laufen :top:) und ich besuchten eine tolle Show mit traditionellen Tänzen und Musik im eigens für diese Attraktion errichteten Tumen-Ekh Folk Song and Dance Ensemble Building. Wir zwei erkundeten ein wenig die Umgebung und es entstanden ein paar Stadteindrücke. Der auch hier allgegenwärtige Staub auf einer Motorhaube. Beim Fahren auf unbefestigten Wegen, legt er sich puderfein auf das gesamte Auto, wenn es von der eigenen Staubwolke eingeholt wird. ![]() → Bild in der Galerie Eine Kirschblüte im Hinterhof eines Kindergartens. ![]() → Bild in der Galerie Einer von vielen Straßenverkaufsständen. Viele parkende Autos boten auch aus ihrem Koefferraum heraus Waren an, u.a. Kleidung, Honig, Kaffee, Essen, etc. ![]() → Bild in der Galerie Der Blick über den Platz vom State Department Store wurde von einem riesigem Bildschirm versperrt, der mittels Lautsprecher seine Werbung den Vorbeilaufenden kundtat. ![]() → Bild in der Galerie Das Kabelnetzwerk über dem Eingang unseres Hochhauses. ![]() → Bild in der Galerie Ich hatte auch überlegt ein wenig die Menschen zu fotografieren, ließ es aber bleiben, da ich scheinbar selbst zu aufsehenerregend war. Europäischer Mann mit Zebrastreifenbabytrage vor dem Bauch, darin ein fröhlich strahlendes, weißblond und blauäugiges Kind... An dieser Stelle verließ mich gerade der Tab, siehe EdT…. D.h. ich werde Morgen weiterschreiben…. Grummel |
Sehr beeindruckender Bericht, den ich mit Interesse lese und mir die Bilder ansehe.
Ich gebe zu: Die meisten der von dir genannten Städte, Gebiete etc. habe ich noch nie gehört. |
Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 11:40 Uhr. |