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Stefan79gn 10.05.2014 19:40

Blendenfrage eines neulings.
 
Hallo,

erstmal hoffe ich das ich im richtigen Unterforum bin.

Habe ein paar Fragen bezogen auf meine beiden Objektive und der richtigen Blende.

Nutzen tue ich die Festbrennweite Sony 35mm/1,8 und das immerdrauf Tamron Tamron 18-270mm F/3,5-6,3 Di II PZD.

Beides nutze ich an der Sony Alpha a37.

Nun weiß ich das je größer die Blende ( 1,8/3,5) ist umso mehr kann ich ein Objekt freistellen oder je weniger Tiefenschärfe habe ich.

Wenn ich die Blende verkleiner auf zb Blende 8 wird der hintergrung schärfer. Mehr Tiefenschärfe entsteht.

Nun würd ich gern wissen wann es sinnvoller wäre zb auf Blende 11/16 oder 22 zu gehen?

Beispiel:

ich Fotografiere mit beiden Objektiven eine Person.

Ich will die Person freistellen und vom Hintergrund abheben.

Mit der Festbrennweite würde ich nun ne ziemlich kleine Blendenzahl/große Blende nehmen (2,0 zb) mit dem Tele zb 3,5. Dadurch bekomme ich ja einen schönen unscharfen hintergrund.

Was ist wenn ich zb ein Weizenfeld Fotografiere? Was wäre besser? Blende 8 oder Blende 11/22. Oder muss ich mir hier einfach sagen wenn die Verschlusszeit bei Blende 22 gering genug ist, ist die Vorteilhafter um alles scharf zu bekommen.

Wäre lieb wenn jemand licht ins Dunkle bringen könnte.

Mit freundlichen Grüßen

stefan

gpo 10.05.2014 20:59

Moin

in deiner Beschreibung hat sich ein grober Fehler eingeschlichen>>>

mit der FB 35mm/1.8....kannst du bei 1.8 fotografieren

mit der Gummilinse bei Tele>>> hast du nur 6.3 :shock:
lese mal dein Handbuch dazu denn 18-270mm F/3,5-6,3

da gilt die 3.5 bei 18mm......und die 6.3 bei 270mm

das heißt...mit diesem Objektiv bekommst du nicht "das gleiche" bei Offenblende :cool:

und für Anfäger gilt>>> geh einfach raus und probiere :top:
Mfg gpo

WildeFantasien 10.05.2014 21:00

Zitat:

Zitat von Stefan79gn (Beitrag 1581326)
Was ist wenn ich zb ein Weizenfeld Fotografiere? Was wäre besser? Blende 8 oder Blende 11/22. Oder muss ich mir hier einfach sagen wenn die Verschlusszeit bei Blende 22 gering genug ist, ist die Vorteilhafter um alles scharf zu bekommen.

Ich glaube das hilft weiter: http://www.youtube.com/watch?v=Ltovzaf80yM#t=76

meshua 10.05.2014 21:07

Beachte hierbei unbedingt die Beugungsunschärfe bei größeren Blendenzahlen. Dein Weizenfeld dürfte mit f/8..f/11 ausreichend scharf abgebildet werden. Normalerweise werden Landschaftsaufnahmen mit Brennweiten <=35mm erstellt - da genügen einstellige Blendenzahlen für einen ausgedehnten Schärfebereich.

Grüße, meshua

Stefan79gn 10.05.2014 21:24

Vielen Dank. Das hat mir sehr weitergeholfen. Also heißt es probieren und schauen wie das Licht und Motiv ist.

BadMan 10.05.2014 21:57

Zitat:

Zitat von Stefan79gn (Beitrag 1581348)
schauen wie das Licht und Motiv ist.

Genau so sollte man es angehen.

Quirrlicht 10.05.2014 23:57

Ich selbst gehe nie unter Blende 11, eigentliche Schmerzgrenze ist 8... darüber nimmt die Bildqualität doch spürbar ab.

Stefan79gn 11.05.2014 04:03

Ich werd mir mal die zeit nehmen und testen. Aber danke für die Tips. Sowas suchte ich.

About Schmidt 11.05.2014 06:50

Zitat:

Zitat von Quirrlicht (Beitrag 1581415)
Ich selbst gehe nie unter Blende 11, eigentliche Schmerzgrenze ist 8... darüber nimmt die Bildqualität doch spürbar ab.

Beziehst du dich auf das 18-250 magst du recht haben, sonst ist es Quatsch was du da schreibst. Wie willst du solche Bilder mit Blende 11 machen?

Bild in der Galerie

Es gibt Objektive deren förderliche Blende bei 5,6 liegt, was bedeutet, dass das Objektiv hier seine beste Abbildungsleistung hat. Natürlich ist es manchmal unumgänglich stärker abzublenden. Aber das zu generalisieren ist ein falscher Ansatz. Nicht umsonst werden extrem Lichtstarke Objektive gebaut und ist der Blendenring mit Blenden von 1,4 - 22 (32) versehen.

Jedem interessierten und ambitionierten "Neuling" kann ich diese gut gemachte Seite nur wärmstens ans Herz legen. Dort steht in knappen und verständlichen Worten alles, was man über das Handwerk der Fotografie an Grundwissen braucht.

Gruß Wolfgang

Stefan79gn 11.05.2014 08:56

ok ich danke erstmal allen für die nützlichen, hilfreichen Beiträge . Ihr seid echt :top:
Ich versuche es jetzt mal mit meinen eigenen Worten zu beschreiben ob ich es richtig verstanden habe.
Situation: Mein Garten ist ca. von der Terrasse bis zur Gartenhecke 10m entfernt. Hinter der Gartenhecke sind Häuser. Vor der Gartenhecke steht eine Große Tanne.
Ich stehe also auf der Terrasse und schaue richtung Hecke. Sehe quasi in ca. 8m Entfernung die Tanne und in 10m Entfernung die Hecke. In ca. 13m Entfernung steht ein Haus hinter der Hecke.
Nun stehe ich mit meiner Kamera mit dem 35mm Festbrennweite auf der Terrasse und möchte ein Foto machen. Ich Fokussiere die Tanne an und stelle Blende 4 ein. Die Tanne wird scharf. Hecke und Haus im Hintergrund werden unscharf.
Ich stelle von der gleichen stelle Blende 8 ein und fokussiere wieder die Tanne an. Tanne und Hecke werden scharf, Haus dahinter schon unschärfer. Nun stelle ich bsp. Blende 11 ein oder 22. Abhängig vom Licht und der daraus resultierenden Verschlußzeit bzw. ob ich auf dem Foto noch nen Vogel habe der gerade fliegt und ich die Bewegung fließend oder nicht fließend haben will. (event. Stativ benutzen) nun mit Blende 11/22 ist alles vom Baum bis zum Haus Scharf.
Nun fokussiere ich anstelle des Baums die Hecke an und nehme wieder Blende 4. Nun ist mit Blende 4 Baum und Hecke scharf und der Hintergrund also das Haus unscharf.
Wenn ich jetzt mit dem Teleobjektiv auf der Terasse stehe und dort nicht 35mm sondern zb. 150mm einstelle, habe ich zb. ne Blende 8 die ich nehmen muss wo ich vorher Blende 4 hatte.
Weil die Blende ändert ja die Schärfentiefe.
Habe ich das grob so richtig verstanden?
Mit freundlichen Grüßen

About Schmidt 11.05.2014 09:13

Schau mal hier, da bekommst du alle deine Fragen beantwortet.

Es ist einfach zu umfangreich, deine Frage schnell zu beantworten. Mach doch einfach, was du beschreibst und schaue dir die Ergebnisse an. Deine Fragen werden sich dann von selbst beantworten. Also los, Kamera auf Stativ und dann alles durchgespielt, was dich beschäftigt. Die Aufnahmen kosten ja heute nichts mehr, wir sind ja nicht mehr bei Analog/Film, wo jede Aufnahme ins Geld ging.

Gruß Wolfgang

Stefan79gn 11.05.2014 09:19

Danke für deinen Link.
Die Seite kenne ich schon ist ne Superseite. Liege heute Gesundheitlich flach, deswegen ist es gerade mit rausgehen schlecht.
Aber wenn ich den Link so lese, liege ich glaube ich garnicht so verkehrt oder?
Mit freundlichen Grüßen

Quirrlicht 11.05.2014 11:18

Zitat:

Zitat von About Schmidt (Beitrag 1581446)
Beziehst du dich auf das 18-250 magst du recht haben, sonst ist es Quatsch was du da schreibst. Wie willst du solche Bilder mit Blende 11 machen?

Die Frage ist, ob ich solche Bilder machen will. Ich habe meinen Beitrag mit "ich selbst" eingeleitet. Das kennzeichnet meine persönliche Meinung, kein wissenschaftliches Dogma. Natürlich hängt es vom Objektiv und dem zu fotografierenden Objekt ab. Ein Weizenfeld braucht eine kleine Blende, aber trotzdem werden bei mir die Farben fahl und die Schärfe unbefriedigend, wenn ich über 11-16 gehe.

lampenschirm 11.05.2014 11:18

und hier noch etwas eher theoretisches

http://www.fotomagazin.de/test_techn...s=26&thema=104

Stefan79gn 11.05.2014 11:38

Hallo,
ich habe jetzt mal diverse youtube videos geschaut und auf diversen Seiten gelesen.
Wenn ich es richtig verstanden habe ist es
1. Abhängig wie nach/fern ich vom Objekt entfernt bin. Sprich wenn ich eine Person die 50cm vor mir sitzt anfokussiere, und nur das Gesicht scharf haben will nehme ich zb. ne blende 2,8 bei meiner Festbrennweite. Damit wird der Hintergrund unscharf und das Gesicht scharf.
2. Wenn ich mit der Festbrennweite LEute zb. auf einer Grillparty Fotografieren will die in einer reihe nebeneinander sitzen, nehme ich zb. Blende 4 -5,6 und habe wahrscheinlich nenschönes Gruppenfoto. Muss natürlich die iso und Belichtungszeit im Auge behalten. Eventuell komme ich hier mit blende 8 auch noch gut klar.
3. Wenn ich mit der Festbrennweite zb ein Foto meines Gartens mit Haus machen will, schaue ich nach den Lichtverhältnissen und Probiere einfach bleinde 2,8- 11 mal durch und schaue was mir besser gefällt.
4. Mit meinem Superzoom welche ja erst bei Blende 3,5 (18mm) losgeht schaue ich natürlich anders. Wenn ich mit diesem Objektiv ein Portrait machen will, Fokussiere ich das Gesicht und schaue je nach Lichtverhältnis das ich eine möglichst geringe Blende nehme 83,5-4,8 zb)
Wenn ich ne Landschaftsaufnahme oder eine Stadtaufnahme machen will versuche ich im Bereich 5,6- 11 zu bleiben je nach Lichtsituation und der daraus resultierenden Verschlußszeit.
Und so hat man irgendwann mit den vorhandenen Objektiven Erfahrungswerte .
Sehe ich das soweit richtig?
Weil eins habe ich gemerkt eine Faustformel ansich gibt es nicht.
Was ich mir merken kann ist Sonne lacht, Blende acht für ausgewogene Tiefenschärfe.
Ein Objektiv sollte man auf grund der unschärfebereiche (hoffe ich habe es richtig ausgedrückt) nicht unbedingt mit der größten und kleinsten Blende verwenden.
Also einmal mehr abblenden.
Ansonsten muss man halt üben üben üben.

Wenn ich was ich auch noch gemerkt habe zb. meine Hauswand Fotografiere, kann ich auch ne kleine Blendenzahl nehmen , zb. 2,8 weil ich so mit dem iso wert unten bleiben kann, die Wand trotzem scharf ist und es ja keinen Hintergrund gibt ( Wand ist auf einer ebene) der sich schäremäßig absetzt.

konzertpix.de 11.05.2014 12:00

Das ist alles ganz ok so. Was ich aber nicht verstehe: du hast dir nun für deine angedachten Foto-Sitiationen herausgesucht, was für den Anfang besehen ganz gute Einstellungen zum Herantasten ans Ergebnis sind.

Warum sind dir dabei aber die drei wesentlichen Dinge nicht aufgefallen? Die zu merken macht alles viel viel einfacher, als sich zig unterschiedliche Starteinstellungen für zig unterschiedliche Situationen.

Als da wären:

- je länger die Brennweite ist, umso besser wird die Freistellung,
- eine offene Blende stellt besser frei als eine geschlossene,
- je weiter weg der Hintergrund von deinem Motiv ist, umso besser wird die Freistellung.

Das kannst du nun kombinieren und deine Rückschlüsse ganz einfach ziehen.

Wenn du mit dem 35er also eine Freistellung erzielen willst, dann solltest du zum einen möglichst nahe an dein Motiv ran gehen, den Hintergrund möglichst weit weg platzieren und die Blende aufmachen. Willst du deine Gruppenaufnahme machen, dann brauchst du im Weitwinkel wenig beachten, auch mit recht offener Blende wird das bei dem erforderlichen Abstand schon ausreichend scharf werden auf allen Personen (solange sie nicht gerade in vier Reihen hintereinander stehen, dann blendest du halt weiter ab) und soll alles scharf werden, hast du es im Weitwinkelbereich selbstredend leichter, als wenn du die Teleeinstellung nehmen würdest.

Edit: ein paar Beispiele:
Landschaft, Blende geschlossen, Weitwinkel - praktisch alles ist scharf:

Bild in der Galerie

Konzertsituation, Blende relativ weit offen wegen wenig Licht, aber sehr kurze Brennweite - es ist trotz der offenen Blende praktisch alles scharf:

Bild in der Galerie

Eiszapfen, Blende relativ weit offen, aber sehr nahe dran und der Hintergrund relativ weit weg, also trotzdem gute Freistellung:

Bild in der Galerie

Sehr knappe Schärfentiefe trotz Blende 8 und nahe dran wegen relativ langer Brennweite:

Bild in der Galerie

Nochmal eine Konzertsituation, lange Brennweite und weit offene Blende lassen den nahegelegenen Hintergrund trotzdem in Unschärfe versinken:

Bild in der Galerie

... und so weiter...

meshua 11.05.2014 12:03

Es ist ohne Frage gut, die Zusammenhänge zu kennen und Hintergrundwissen zu Blendeneigenschaften zu haben - gerade als Anfänger :top:.

Wer jedoch so seine Bilder gestaltet, "zäumt das Pferd von hinten auf". Denn man wählt nicht eine Blende um des technischen Zwecks willen, sondern um gestalterisch hiermit arbeiten und etwas ausdrücken zu können. "Expression Beats Perfection". Viele versteifen sich zu sehr auf Letzteres und heraus kommen Bilder, welche zwar scharf und frei von Abbildungsfehlern sind, aber einfach nicht mit dem Betrachter "kommunizieren" wollen - eben weil zu wenig Aufmerksamkeit der Bildgestaltung gewidmet wurde.

meshua

lampenschirm 11.05.2014 12:03

Zitat:

Zitat von Stefan79gn (Beitrag 1581533)
Hallo,
Weil eins habe ich gemerkt eine Faustformel ansich gibt es nicht.
.

rein rechnerisch eigentlich schon , siehe oben mein Link

Stefan79gn 11.05.2014 12:03

Das ist doch mal eine genaue Ansage. Danke dir hilft mir sehr weiter.
Werd die Tips natürlich mal befolgen.
Denke ich muss noch einiges LErnen, aber man lernt ja nie aus.

konzertpix.de 11.05.2014 12:10

Ich hab noch ein paar Beispiele zur Verdeutlichung beigefügt. Per Link in die Galerie (und nicht über die Lightbox) ergeben sich normalerweise auch die EXIF-Daten der Bilder.

About Schmidt 11.05.2014 13:20

Zitat:

Zitat von Quirrlicht (Beitrag 1581526)
Die Frage ist, ob ich solche Bilder machen will. Ich habe meinen Beitrag mit "ich selbst" eingeleitet. Das kennzeichnet meine persönliche Meinung, kein wissenschaftliches Dogma. Natürlich hängt es vom Objektiv und dem zu fotografierenden Objekt ab. Ein Weizenfeld braucht eine kleine Blende, aber trotzdem werden bei mir die Farben fahl und die Schärfe unbefriedigend, wenn ich über 11-16 gehe.

Wenn dem so ist, braucht man dir ja nichts mehr zu erklären. Ich will es dennoch wagen und einen weiteren Versuch starten.
Wenn ich ein Weizenfeld fotografieren will und plötzlich eine schöne Blume darin steht, die ich freistellen will, brauche ich halt eine kleine Blende, weil die Blume bei Blende 8 oder mehr einfach im Feld untergeht. Dass deine Bilder schlecht werden, wenn du über 11 abblendest, liegt an der Beugungsunschärfe.

Gruß Wolfgang

Quirrlicht 11.05.2014 15:38

Zitat:

Zitat von About Schmidt (Beitrag 1581583)
Wenn dem so ist, braucht man dir ja nichts mehr zu erklären. Ich will es dennoch wagen und einen weiteren Versuch starten.
Wenn ich ein Weizenfeld fotografieren will und plötzlich eine schöne Blume darin steht, die ich freistellen will, brauche ich halt eine kleine Blende, weil die Blume bei Blende 8 oder mehr einfach im Feld untergeht. Dass deine Bilder schlecht werden, wenn du über 11 abblendest, liegt an der Beugungsunschärfe.

Hallo,

also ich glaube wir reden aneinander vorbei. Die Beugungsunschäfe ist mir bekannt, deswegen wähle ich ja keine kleinere Blende (bzw. größe Blendenzahl, Begriffsverwirrung) als 11. Also nicht 16, nicht 22, nicht 32. Blendenzahlen von 22 für ein Weizenfeld, wie der Threadersteller angefragt hat, ist meines Erachtens viel zu übertrieben, man bekommt schon mit kleineren Blendenzahlen vernünftige Schärfe bis zum Horizont.

About Schmidt 11.05.2014 15:44

Richtig, man muss nur die Hyperfokaldistanz beachten. ;)

Gruß Wolfgang

der_knipser 11.05.2014 15:54

Zitat:

Zitat von Quirrlicht (Beitrag 1581415)
Ich selbst gehe nie unter Blende 11, eigentliche Schmerzgrenze ist 8... darüber nimmt die Bildqualität doch spürbar ab.

Dieser Satz ist missverständlich, weil der Ausdruck schwammig ist.
Für den einen bedeutet "unter Blende 11" eine kleinere Blendenzahl, z.B. f/8.
Für den anderen bedeutet "unter Blende 11" die kleine Öffnung, z.B. f/16.

Welche Betrachtung hier zugrunde gelegt wird, geht aus dem Satz nicht eindeutig hervor. Deshalb sollte man gerade im Bezug auf Blendenunterschiede von "weiter offen" oder "weiter geschlossen" reden. Ich habe den Eindruck, dass manche Beiträge in diesem Thread schlicht aneinander vorbeigehen, weil die Verständnisweise so unklar ist.


an den Fragesteller:
Die Schärfentiefe hat nicht allein mit der Blendenöffnung zu tun, sondern auch mit der Brennweite und mit dem Abstand zu Motiv und Hintergrund.

Beispiel: Du möchtest eine Person scharf vor unscharfem Hintergrund aufnehmen. Dazu ist es nützlich...
... eine möglichst lange Brennweite zu wählen
... die Blende weit zu öffnen
... die Person möglichst nah zu positionieren
... den Hintergrund möglichst weit weg zu positionieren

Mit einem 135er Tele, Blende f/2,8, 3 Meter Abstand zur Person und 50 Meter zum Hintergrund wird das gut gelingen.

Mit einem 18 mm Weitwinkel, Blende f/8, 3 Meter Abstand zur Person und 4 Meter zum Hintergrund funktioniert das auf keinen Fall.

der_knipser 11.05.2014 16:06

Zitat:

Zitat von Quirrlicht (Beitrag 1581647)
...man bekommt schon mit kleineren Blendenzahlen vernünftige Schärfe bis zum Horizont.

Die eigentliche Frage war schon undeutlich formuliert, und deshalb sind die Antworten auch wieder höchst unterschiedlich.

Die Frage war ein Blendenvorschlag für ein Foto vom Weizenfeld.
Darauf sind ALLE Antworten erstmal richtig, denn jeder hat andere Vorstellungen von der Bildgestaltung.

Der eine findet es toll, von 1 Meter bis zum Horizont alles scharf zu haben, nimmt ein Weitwinkel bei Blende f/16 oder sogar f/22 und ist mit dem Ergebnis glücklich.

Der andere versteht das Weizenfeld als Kulisse für den Käfer auf der Mohnblume, nimmt ein 85er bei Blende f/2 und zeigt ein sehr klares Detail in einem verschwommen Weizenfeld, und ist genauso glücklich.

Fazit: Die Fragestellung war nicht präzise genug, oder die Antworten zielen nur auf die Vorlieben dessen, der gerade antwortet.
Schwieriges Thema, deshalb versuche ich gerade, die Zusammenhänge zu zeigen.

Stefan79gn 11.05.2014 18:55

Ich muss mich erstmal bedanken für die vielen sehr schönen und ausführlichen Antworten. Hatte befürchtet ich bekomme Sätze an den Kopf geschmissen wie benutz google oder sowas.
Aber nein hier wird einem wirklich geholfen. Echt :top:
Also mit anderen worten. Wenn ich um beim Weizenfeld zu bleiben mit meinem Tele möglichst das ganze Feld scharf bekommen möchte plus den Hintergrund scharf kann ich ruhig eine große Blendenzahl nehmen ( zb. 11-16) und wenn ich zb. Die Mohnblume im Feld schraf bekommen möchte und den Hintergrund unscharf dann fokussiere ich die Blume an, Zoome sie natürlich schön ran damit der Ausschnitt passt und nehme zb Blende 4 ( Wenn möglich bzw das Objektiv es zulässt) Sprich wenn ich die Blume dann mit Blende 4 zb. im Visier habe dann ist ein kleiner Teil vor und hinter der Blume scharf und der rest wird unscharf ( weniger Tiefenschärfe) wenn ich jetzt eine größere Blendenzahl nehme ( Blende 8 zb.) wird der scharfe Bereich vor und hinter der Blume mehr. man kann das quasi soweit es das Objektiv und das Licht ( Auslösezeit ) zulässt erhöhen. Anderesrum. Wenn ich eine kleiner Blendenzahl nehme, zb. 2,8 ( auch wieder je nach Objektiv und Brennweite) wird der Bereich vor der Blume und hinter der Blume unschärfer.
Ist das soweit richtig?
Dann habe ich es noch so verstanden. Das wenn ich was fokussiere ich mir eine imaginäre Linie vorstellen kann von links nach rechts. bsp. Drei leute direkt nebeneinander.
Wenn ich den mittleren der drei anfokussiere, egal ob er 2meter oder 5 meter weg steht, sind die beiden nebenstehenden Leute auch scharf da sie auf einer ebene stehen. JE weiter der Hintergrund ( zb. ein Baum ) von den drei Personen weg ist umso mehr kann ich die drei freistellen.
Habe ich das so richtig verstanden?
Mit freundlichen Grüßen

der_knipser 11.05.2014 19:22

Zitat:

Zitat von Stefan79gn (Beitrag 1581744)
... Wenn ich um beim Weizenfeld zu bleiben mit meinem Tele möglichst das ganze Feld scharf bekommen möchte plus den Hintergrund scharf kann ich ruhig eine große Blendenzahl nehmen ( zb. 11-16)...

Nein.
Mit dem Tele hast Du keine Chance, eine durchgängige Schärfe zu erreichen. Es sei denn, Du gehst so weit vom Weizenfeld weg, dass es eigentlich nicht mehr im Vordergrund ist. Somit wäre auch der Weizen auf dem Bild kaum noch erkennbar.
Nimm das Tele, wenn Du freistellen willst, und nimm das Weitwinkel, wenn Du große Schärfentiefe haben möchtest.

Das lichtstarke 35er ist für das APS-C-Format die Normalbrennweite, also weder Tele noch Weitwinkel. Freistellen kannst Du bei offener Blende den Nahbereich, also von der Naheinstellgrenze des Objektivs bis etwa 1 oder 2 Meter Entfernung. Bei allem was weiter weg ist, verliert sich der Effekt zusehends.

Mit einem Superweitwinkel (z.B. Sigma 10-20 am kurzen Ende) ist Freistellen fast gar nicht möglich, außer im extremen Nahbereich, wenn der Hintergrund gleichzeitig sehr weit entfernt ist.

Die Wahl der richtigen Brennweite ist eigentlich bei kritischer Schärfentiefe wichtiger als die Wahl der Blende.



Zitat:

...und wenn ich zb. Die Mohnblume ... Blende 4 ... Blende 8 ...zb. 2,8 ...
Ist das soweit richtig?
Soweit theoretisch richtig. Du lässt nur wieder die Brennweite ungenannt.

Wenn Du ein Mensch bist, der sich aus Zahlen ein Bild machen kann, dann empfehle ich Dir, mit Erik Krauses Schärfentieferechner zu spielen. Das fördert das Verständnis dieser Zusammenhänge sehr. Nimm die Zahlenwerte jedoch nicht als absolut, denn das sind sie nicht. Die Definition von Schärfe und Unschärfe hängt von vielen Faktoren ab. Es ist nur wichtig, dass Du zum Kennenlernen immer mit dem selben Zerstreuungskreisdurchmesser in die Berechnungen gehst.


Zitat:

... Dann habe ich es noch so verstanden. Das wenn ich was fokussiere ich mir eine imaginäre Linie vorstellen kann von links nach rechts. bsp. Drei leute direkt nebeneinander.
Wenn ich den mittleren der drei anfokussiere, egal ob er 2meter oder 5 meter weg steht, sind die beiden nebenstehenden Leute auch scharf da sie auf einer ebene stehen.
Im Prinzip richtig, aber mach kein Gesetz daraus! Die meisten aktuellen Objektive sind so gerechnet, dass die Schärfeebene parallel zum Sensor verläuft. Es gibt allerdings auch Objektive mit Bildfeldwölbung, das heißt, die Schärfeebene ist gebogen.


Zitat:

JE weiter der Hintergrund ( zb. ein Baum ) von den drei Personen weg ist umso mehr kann ich die drei freistellen.
Habe ich das so richtig verstanden?
Ja richtig. Noch mehr Freistellung erreichst Du, wenn Du die Personen so nah wie möglich vor die Linse holst.

Stefan79gn 11.05.2014 19:37

Ok ich werd deine Tips beherzigen und es mal testen. habe es glaube ich so grundlegend verstanden.Dankeschön für die ausführliche Erklärung. Ich glaub man muss wohl seinen eigenen Weg finden und viel Probieren. Alles andere ist teils sehr verwirrend.
Auf jedenfall werd ich meine 35er Festbrennweite in Zukunft für Partyfotos und Landschaftsfotos nehmen. Das immerdrauf (18-270) wird für alles andere ganz ok sein. Irgendwann werd ich mir vieleicht noch ein Tamron 16-50mm zulegen oder was vergleichbares Lichtstarkes.

Ist es richtig das man wenn möglich nicht die kleinste (22er) imd doe größte (1,8er) Blendenöffnung nehmen soll, sondern 1-2 Blenden drunter oder drüber wegen Randunschärfe?
Mein Studienkollege meinte viele Objektive erreichen ihre beste Sschärfe im Bereich zwischen 4-13 (Blende)

der_knipser 11.05.2014 20:03

Zitat:

Zitat von Stefan79gn (Beitrag 1581769)
... Ich glaub man muss wohl seinen eigenen Weg finden und viel Probieren. Alles andere ist teils sehr verwirrend...

Selbst probieren ist immer ein guter Weg. Es ist aber auch gut zu wissen, worauf man beim Probieren besonders achten muss. Lies diesen Thread noch einmal, wenn Du mit Deinen Brennweiten und Blenden vertrauter bist, dann ist das alles nicht mehr so verwirrend. Je mehr man weiß, um so mehr versteht man.


Zitat:

Ist es richtig das man wenn möglich nicht die kleinste (22er) imd doe größte (1,8er) Blendenöffnung nehmen soll, sondern 1-2 Blenden drunter oder drüber wegen Randunschärfe?
Da ist was dran. Aber wie so oft: probiere es aus! Der Blendenbereich ist grundsätzlich in vollem Umfang nutzbar. Es kommt nur darauf an, was Du zeigen willst.
Bei Offenblende sind viele Objektive ziemlich weich. Das ist nicht unbedingt unscharf. Es gibt Motive, die dadurch gut zur Geltung kommen. Die Schärfentiefe ist manchmal extrem dünn, und man muss sehr genau fokussieren, damit sie perfekt sitzt. Wer damit nicht vertraut ist, sollte sich erstmal darüber klar werden, auf welchen Punkt man eigentlich fokussieren sollte. Mir ist das bis heute nicht so ganz klar, daher bevorzuge ich Blende f/8 ;)

Die Blende f/22 (oder sogar noch weiter geschlossen) bringt ihre Eigenarten ebenfalls mit. Die Schärfentiefe umfasst zwar einen großen Bereich, jedoch geht die tatsächliche Kernschärfe durch Beugung zunehmend verloren. Die feinen Konturen des Motivs verschwimmen in einer milchigen Suppe. Solche Bilder sind nicht brauchbar, wenn man bei starker Vergrößerung jedes Detail erkennen will. Dennoch sind sie sehr gut brauchbar, wenn man man sie auf Internetgröße bringt, und die Mikrokontraste etwas anhebt. Es kommt auf den Verwendungszweck an.
Wichtig wäre noch, bei so weit geschlossenen Blenden mit absolut sauber geputztem Sensor zu fotografieren, sonst sieht man jeden Krümel scharf auf dem Bild.

Das Maximum an Schärfe wird tatsächlich bei vielen Objektiven zwischen Blende f/4 und f/8 erreicht. Erfahrungsgemäß ist das aber nicht immer das Nadelöhr. Ich bin davon überzeugt, dass die Unschärfen, die durch unglücklich gewählte Blenden entstehen nicht so häufig sind wie die, die man durch Fehlfokussieren oder Verwackeln produziert. Gönne Dir also den kompletten Blendenumfang, den Deine Objektive bieten, und entscheide dann nach Deinen Erfahrungen.

Weit geschlossene Blenden bedeuten im Gegenzug, dass man länger belichten muss, oder mit höheren ISO-Werten arbeiten muss. Im ersten Fall steigt die Gefahr der Verwacklung, und im zweiten Fall bezahlt man mit Detailverlust durch Bildrauschen. Bei der Beurteilung der Bilder sieht man oft nur "Blende f/22", und sagt "kann ja nix werden", obwohl die Uraschen für die Unschärfe ganz woanders liegen. Wenn f/22 für eine Bildgestaltung wichtig ist, dann braucht man eben ein Stativ.

konzertpix.de 11.05.2014 20:14

Zitat:

Zitat von der_knipser (Beitrag 1581784)
...Wenn f/22 für eine Bildgestaltung wichtig ist, ...

Ich glaube, das ist der entscheidende Satz. Wenn du unbedingt Blende 22 brauchst und keinen anderen Weg dorthin hast, um dein Bild zu erhalten, dann musst du eben Blende 22 einstellen. Das zu fotografierende Bild sollte dein Ziel sein, nicht, was man tun und was man lassen sollte.

Stefan79gn 11.05.2014 20:35

Das klingt Plausibel. Ich habe mich heute mal mit der Abblendtaste beschäftigt und etwas bringt sie ja auch. Bei statischen Objekte kann man diese denke ich als Rat mit ranziehen. Ansonsten werd ich mir die Tips hier natürlich alle beherzigen.
Ich habe mal zwei Fotos vorhin schnell im Garten gemacht, sie per lr in jpgs exportiert und im Dropboxordner hochgeladen. Wäre schön wenn mal jemand schauen könnte.
Es geht nicht ums Motiv. Es geht um die Einstellung.
Foto 1. da wo der Grill ist wurde mit einer Brennweite von 55mm, iso 400, Blende 5,6 und Verschluss 1/125 gemacht. Der hintergrund wäre schärfer wenn ich zb Blende 8 genommen hätte denke ich. Habe auf den Grill Fokussiert.
Foto 2. Der Vogel im Baum: Iso 400, Blende 6,3, Verschluss 1/125,Brennweite Laut Lr 280 aber laut Objektiv 270. Das Dach vom Nachbarn ist leicht verschwommen. Mit Blende höher als 6,3 wäre es weniger verschwommen. Fokussiert habe ich auf den Vogel.

hier der link
https://www.dropbox.com/sh/yufcr0vee...VeHe9yLCKWG7ia
mfg

padiej 11.05.2014 20:43

Je mehr Du die Blende schließt, d.h. sich die Blendenzahl vergrößert (3,5=offen 22=geschlossen), umso mehr Raumtiefe wird scharf dargestellt.

Mit der Fokussierung schiebst Du diese Raumtiefe vor und zurück, das Motiv sollte in etwa in der Mitte dieser Schärfentiefe sein.

Je näher das Motiv, umso kleiner ist die Schärfentiefe, je weiter weg, umso größer, bis sich die Schärfentiefe mit der Unendlichkeit vereint. Das geht auch mit Abblenden.

Auf den manuellen Objektiven gibt es eine Skala, welche Strecke (in Meter) von wo bis wo scharf gestellt wird.

About Schmidt 12.05.2014 06:31

Zitat:

Zitat von Stefan79gn (Beitrag 1581799)
Foto 1. da wo der Grill ist wurde mit einer Brennweite von 55mm, iso 400, Blende 5,6 und Verschluss 1/125 gemacht. Der hintergrund wäre schärfer wenn ich zb Blende 8 genommen hätte denke ich. Habe auf den Grill Fokussiert.
Foto 2. Der Vogel im Baum: Iso 400, Blende 6,3, Verschluss 1/125,Brennweite Laut Lr 280 aber laut Objektiv 270. Das Dach vom Nachbarn ist leicht verschwommen. Mit Blende höher als 6,3 wäre es weniger verschwommen. Fokussiert habe ich auf den Vogel.

hier der link
https://www.dropbox.com/sh/yufcr0vee...VeHe9yLCKWG7ia
mfg

Genau so ist es. Nur benutze nicht kleiner oder größer, das verwirrt. Nenne einfach den Blendenwert.

Beispiel: Der Vogel im Baum: Iso 400, Blende 6,3, Verschluss 1/125,Brennweite Laut Lr 280 aber laut Objektiv 270. Das Dach vom Nachbarn ist leicht verschwommen. Mit Blende 8 wäre es weniger, mit Blende 4 stärker verschwommen. Fokussiert habe ich auf den Vogel.


Gruß Wolfgang

der_knipser 12.05.2014 12:18

Der Unterschied zwischen Blende f/5,6 und f/8 ist nicht so gravierend. Man sieht ihn, wenn man zwei Bilder direkt miteinander vergleicht. Bei einem Einzelbild kann man das gar nicht zweifelsfrei erkennen.

Ich hab mir die Bilder mal im Original angeschaut. Das Kaminbild ist überhaupt nicht scharf. Du hast zwar korrekt fokussiert, jedoch ist das Bild stark verwackelt. Schau Dir mal das Drahtgitter vor dem Kamin im Detail an, da sieht man deutlich, dass alle waagerechten Linien doppelt sind. Daran erkennt man die Richtung der Verwacklung.

Das Bild mit dem winzigen Vogel taugt nicht für eine anspruchsvolle Beurteilung, weil das Motiv viel zu klein ist. Das sind nur ganz wenige Prozent vom Gesamtbild. Natürlich, der Fokus sitzt richtig, aber scharf ist was anderes.
Dringende Empfehlung: Stativ anschaffen, und erschütterungsfrei (mit Fernauslöser) auslösen! Dann machen die Bilder auch Spaß!

Stefan79gn 12.05.2014 13:31

Ja ich weiß das ich gewackelt habe. Besonders im telebereich. Darum ging es ja nicht. Sondern um die blendenfrage. Mit Stativ ist es natürlich einfacher. Wird auch irgendwann angeschafft.


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