Zitat:
Zitat von Dana
(Beitrag 931312)
Sach doch ma, wattet heeeßt! =)
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Die Kernaussage ist, dass ich nichts schreiben möchte, und das dies genauso schwierig ist, wie in einem Text, den man schreiben möchte, Fehler zu vermeiden. Darüberhinaus beschreibt der Text auch das Paradoxon, dass, wenn man schreiben möchte, dass man nichts schreiben möchte, etwas schreiben muss. Alleine der innere Zwang, genau das auszudrücken, was man nicht ausdrücken möchte, zwingt einen zu gerade dem Ausdruck, den es nicht auszudrücken gilt. Die eigene Regel ist damit unerfüllbar, stellt ein Hindernis dar, noch bevor das Hindernis überwunden werden muss. Das ist mehr als ein Albtraum, der, obwohl er während des Traums als unendlich erscheint, letztlich durch das Aufwachen endlich ist, durch das Nichterinnern sogar aus unserem Bewusstsein verschwindet, es ist eine Art perpetuum mobile des Unüberwindlichen, dass aber überwunden werden muss. Es ist das Scheitern des Individuums in einer Gesellschaft, die, nur augenscheinlich, zweckmäßige Regeln hinsichtlich Rechtschreibung entwirft, aber eigentlich das an diesen Regeln gescheiterte Individuum erst brandmarken und anschließend verstoßen möchte.
Und mit diesen Gedanken des Textes sind wir nun an der spannenden Stelle angelegt, wo der Leser entscheiden muss, wie es weitergehen wird. Werden sich die Hardliner dieser Gesellschaft durchsetzen? Werden die Verständigen der Gesellschaft dieses Individuum, ihren Fehler erkennend, liebevoll aufnehmen und unter ihren Schutz des Verständigen, des Gütigen aufnehmen? Diese Frage zu beantworten bedingt das Weiterlesen, mit dem Risiko, dass der verehrte Leser die ihm persönlich unliebsame Alternative textlich realisiert vorfinden wird.
Und genau das ist das Raffinierte an dem Ursprungstext: Jetzt befindet sich der Leser, und zwar jeder Leser in einem ähnlichen Dilemma wie das beschriebene Individuum. Nur mit dem Unterschied, dass nun Neugier und Enttäuschung die Gegenspieler sind!
"Wow!", wenn ich es ausnahmsweise einmal salopp ausdrücken darf, welche gekonnte Vereinnahmung des Lesers, welche raffinierte Entfesselung der Emotionen, die zum ersten Mal in der Gegenwartsliteratur so offen provoziert wird. Und damit ist auch eines deutlich: Kunst, und damit auch die Literaturkunst, ist nicht Können. Können ist nicht mehr als ein Handwerk, dass jeder durchschnittlich begabte Deutschlehrer, der einige Regeln auswendig gelernt hat, beherrscht. Nein, Kunst, und das belegt dieser Text, ist der Zwang des Ausdrucks beim Autor und der Zwang des Aufnehmens beim Leser. Erst in der Vereinigung beider, erst in der geistigen Kopulation, wird die Energie frei, die unsere Gesellschaft zum Überleben befähigt.
Das ist es ungefähr, was das Original auszudrücken fähig ist....etwas holprig zusammengefasst, aber ich hoffe, dafür umso verständlicher.
:lol: