SonyUserforum

SonyUserforum (https://www.sonyuserforum.de/forum/index.php)
-   Café d`Image (https://www.sonyuserforum.de/forum/forumdisplay.php?f=94)
-   -   ganzen Schmodder verkaufen und kleine Konpakte kaufen? (https://www.sonyuserforum.de/forum/showthread.php?t=202510)

Rudolfo 02.06.2023 10:58

Ich habe mir noch mal das bisher gesagte noch einmal durch den Kopf gehen lassen:

Eine Erklärungsmöglichkeit ist zu kurz gekommen. @bjoern_krueger: Du hast erst später im Thread durchblicken lassen, dass du im höheren Alter einen kompletten beruflichen Neuanfang betreibst. Respekt! Die Weiterbildung und die Klausuren dürften viel Energie kosten.

Vielleicht ist im Moment einfach kein Platz, keine Zeit, keine Ruhe und keine zusätzliche Energie für das Fotografiehobby vorhanden. Die Prioritäten sind halt zwingend vorgegeben. Ich ziehe meinen Hut vor soviel Engagement.

Ich drücke dir die Daumen, dass deine Wünsche in Erfüllung gehen.

rudluc 02.06.2023 12:03

Mir kommen bei Björns Beitrag aber durchaus ebenfalls skeptische Gedanken.

Früher war es eigentlich immer etwas Besonderes, wenn nach einer Reise die 3-5 Diafilme gerahmt wurden, die Leinwand aufgespannt wurde, die Verwandschaft oder der Freundeskreis in Scharen zum Diaabend kam, auf provisorischen Sitzgelegenheiten Platz nahm und man dort für die tollen Fotos gelobt wurde. Damals war Fotografieren mit guten Kameras aber auch noch eine wenig verbreitete Tätigkeit. Nur sehr wenige hatten Tele- oder Weitwinkelobjektive, wenn überhaupt jemand immerhin eine Spiegelreflexkamera hatte, dann war es allenfalls eine Minolta RT-100 oder eine Canon AE1 mit Normalobjektiv, die er/sie mangels Kenntnissen über ISO, Blende und Verschlusszeit nicht richtig bedienen konnte. Da war das "Bildergucken" schon ein soziales Event. Reisen waren etwas Besonderes, gute Bilder waren etwas Besonderes.

Das gibt es ja in dieser Form nun nicht mehr. Fotografieren ist zu einer Allerweltstätigkeit geworden. Jeder kann fotografieren, weil jeder nun mal eine Kamera im Handy hat. Was in den Anfängen der Fotografie ein extrem komplizierter Vorgang war (Plattenkameras) und nur absoluten Spezialisten vorbehalten war, ist nun das Einfachste von der Welt! Man guckt die Bilder nun auf dem Bildschirm oder Fernseher, wo sich die Bilder einer 15.000€ Ausrüstung kaum von denen eines Smartphones unterscheiden (ok, auf einem hochauflösenden Top-Bildschirm ist es natürlich schon noch wesentlich besser, aber letztlich nur für einen selbst!). Die Leute, mit denen man die Bilder anschaut oder über Kommunikationsmedien teilt, erkennen zumindest selten einen Unterschied.

Und für den 1000. Sonnenuntergang, die Makroaufnahme einer Blüte, den Start eines Passagierflugzeugs oder den Kölner Dom im Abendlicht macht man doch keine Präsentation mit Familie oder Freunden, oder wie ist das bei euch? Kommt da jemand? Bei der Bilderflut da draußen ist das doch nichts Besonderes mehr, oder?

Fotografiert ihr nur für euch? Wem zeigt ihr eure Fotos? Ich denke, das soziale Feedback ist doch ein wesentlicher Faktor für die Motivation, fotografieren zu gehen.
Ich höre hier immer: die Sonne scheint... geht doch raus und fotografiere....
Wozu? Diese Motive haben wir doch schon Tausende Male gesehen und die locken doch keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor! Das schöne Wetter kann man auch ohne Kamera genießen!

Was ist in 20-30 Jahren? Welche Fotos haben dann noch einen Wert?
Wofür kauft sich ein Amateur eine sündhaft teure Ausrüstung, die dann auch noch so schwer ist, dass man sie nie mitnimmt?
Lohnt sich das? Und das auch noch in Zeiten, in denen eine Kamera wie die A1 nur als Body 6500€(!) kostet...

Wenn man Millionär ist, ist das völlig egal (das Teuerste wird schon das Beste sein...), aber mit mittlerem Einkommen und mit familiärer Verantwortung denkt man auch im Hobbybereich an das Kosten-Nutzen-Verhältnis.

Ach ja, und noch etwas: wer ein gutes Auge hat, ästhetisches Empfinden und die technischen Grundlagen der Fotografie kennt, wird auch mit einem Smartphone Hervorragendes erzielen!

MonsieurCB 02.06.2023 12:39

Danke rudluc - du bringst es perfekt auf den Punkt ...

Rudolfo 02.06.2023 13:03

Zitat:

Zitat von rudluc (Beitrag 2277171)

Und für den 1000. Sonnenuntergang, die Makroaufnahme einer Blüte, den Start eines Passagierflugzeugs oder den Kölner Dom im Abendlicht macht man doch keine Präsentation mit Familie oder Freunden, oder wie ist das bei euch? Kommt da jemand? Bei der Bilderflut da draußen ist das doch nichts Besonderes mehr, oder?

Fotografiert ihr nur für euch? Wem zeigt ihr eure Fotos?

Mir gehen die gleichen Fragen durch den Kopf. Im Augenlick fotografiere ich für mich und meine Frau. Früher habe ich gern mal einen Vortrag mit überschaubaren Fotomengen gehalten und meist gute Resonanz erhalten. Heute scheue ich den Aufwand, weil die meisten Leute nur noch Konsumenten sind. Sie lassen sich berieseln. Ich freue mich jedesmal, wenn ich bei meinen Spaziergängen mit dem Hund mal auf einen Menschen treffe, der auch Augen im Kopf hat und mit dem man mal über irgendein Thema wirklich reden kann. Meistens erschöpft sich der Themenvorrat auf Bemerkungen:

- Wie geht es ihnen? (Vorsicht Wehwehchenfalle, kann dauern)
- Heute ist es wieder so kalt. Wann wird es mal wärmer? o.ä. (Vorsicht Wetterfalle, Gegenüber hat in der Regel keine Grundkenntnisse über das Wetter, will nur schwurbeln)
- Mit manchen Hundhaltern kann man sich wenigstens nett über die Vierbeiner unterhalten.
- Über aktuelle Themen will oder kann offensichtlich kaum jemand reden oder hat kein Interesse. Dabei sind unsere Zeitungen voll mit brennenden Problemen, die einer Lösung bedürfen.

Ich bin übrigens der einzige Spaziergänger mit Kamera weit und breit. Wenn ich Spaziergängern begegne, habe die Jüngeren in der Regel das Smartfon in der Hand und sprechen oder tippen etwas hinein, egal ob noch Freunde, die Familie oder der Hund dabei sind. Dass Leute mit dem Smartfon fotografieren, sehe ich sehr selten. Am häufgsten ist dies auf einer nahegelegenen Bürgerwiese mit Grillhütten und Spielgeräten der Fall.

Die Gesellschaft scheint süchtig nach Animation, Spass und Events zu sein. Influenzer und Verschwörungstheoretiker haben Hochkonjunktur. Für solche Menschen möchte ich keinen Bildervortrag vorbereiten, obwohl ich genug Material hätte. Das wäre vertane Zeit und käme mir wie "Perlen vor die Sä.. werfen" vor.
Wie geht es euch? Habt ihr bessere Erfahrungen gemacht?

XG1 02.06.2023 13:18

Zitat:

macht man doch keine Präsentation mit Familie oder Freunden, oder wie ist das bei euch?
So etwas wie die gruseligen Diaabende von früher zu veranstalten, käme mir nie in den Sinn.
Zitat:

Kommt da jemand?
Sicher nicht!
Zitat:

Bei der Bilderflut da draußen ist das doch nichts Besonderes mehr, oder?
Absolut nicht.
Zitat:

Fotografiert ihr nur für euch?
Exakt.
Zitat:

Wem zeigt ihr eure Fotos?
Es gibt eigentlich nur eine einzige relevante Zielgruppe. Das sind die, die auf den Fotos drauf sind. Alles andere ist tatsächlich völlig irrelevant.
Zitat:

Ich höre hier immer: die Sonne scheint... geht doch raus und fotografiere....
Das war schon immer ein komplett blöder Totschlagspruch...
Zitat:

Diese Motive haben wir doch schon Tausende Male gesehen und die locken doch keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor!
So ist es. Und war es eigentlich auch schon immer...
Zitat:

Was ist in 20-30 Jahren? Welche Fotos haben dann noch einen Wert?
Da verstärkt sich der Effekt "nur für Leute interessant, die mit im Bild sind" um ein vielfaches. Oder eben die mit echtem Erinnerungswert. Z.B. "Wie sahen noch mal zu der Zeit die Autos und die Kleidung aus" oder so...
Zitat:

Wofür kauft sich ein Amateur eine sündhaft teure Ausrüstung, die dann auch noch so schwer ist, dass man sie nie mitnimmt?
Damit er Bilder hinbekommt, die er sonst nicht hinbekommen würde.
Zitat:

Lohnt sich das?
Nein, nicht finanziell.
Zitat:

Und das auch noch in Zeiten, in denen eine Kamera wie die A1 nur als Body 6500€(!) kostet...
Joo, da wird es dann schon echt grenzwertig bis nicht mehr "rechtfertigbar"...

@ Björn
Wenn es die Ausbildung ist, die Dich im Moment am meisten beschäftigt, könnte auch hier ein Motiv darin liegen, die Kamera mal eben genau dahin mitzunehmen... wenn es denn erlaubt ist. Das würden sicher sehr spannende Bilder, die sonst niemand hat - wer hat schon Bilder von seiner Ausbildung... ?

Ditmar 02.06.2023 13:28

Ich habe es jetzt mal bei einem einwöchigen Urlaub am Tollensesee nur mit der RX100 VII ausprobiert, bis auf wenige Male hat das vollkommen ausgereicht.
Muss mal schauen wie das weiter geht.

ingoKober 02.06.2023 13:58

Warum fotografieren und womit? Was bringt einem das für das Leben. Nun, für mich sieht das so aus: Erstmal, man muss ja nicht Geld damit verdienen.
Und ja, ich mache durchaus klassische Diaabende und manche meiner Freunde wollen schon vor einem Urlaub einen Termin für die Bilder danach.
Dann mache ich Kalender für mich und für Freunde, die die mögen.
Da sieht man das Ganze Jahr über die eigenen Bilder (Meine Frau mag die nicht wegwerfen und so hängen inzwischen 15 nicht aktuelle Din A2 Kalender im Haus. Sie dreht die alle jeden Monat um :) ).
Ebenso sehe ich täglich meine Bilder auf dem endlos Screensaver am PC. Bunte Erinnerungen aus vielen Jahren jeden Tag zufällig komponiert. Selbst Gäste setzen sich manchmal einfach nur davor, wenn der Screensaver läuft.
Dann teile ich ausgesuchtes in Foren und Gruppen und freue mich über Diskussionen und Feedback...dieser Aspekt läßt ja leider zunehmend nach...aber trotzdem.
Einiges hängt in groß und top Qualität an der Wand.
Anderes landet in Büchern und Artikeln (eigenen oder fremden) und bringt ein wenig Geldzurück...aber wenn da mal tausend Euro im Jahr zusammen kommen, dann ist das schon viel.
Viel mehr wert ist mir die Sammlung von Büchern und Journalen, in denen meine Bilder zu sehen sind. Besonders freue ich mich über Front Cover oder Ausklapp Centerfolds!
Und dann noch der große Spaß an der Fotopirsch als solcher!
Alles zusammen ein nennenswerter Motivations- und Freudeaspekt in meinem Leben.
Was scheren mich die Kosten? Ich kaufe mir ja eh nur, was ich mir leisten kann, ohne auf irgendetwas anderes verzichten zu müssen. Als Schüler war das dann basic, Zwischenringe habe ich mir selber gebastelt und entwickelt im Heizungskeller. Heute ist es ziemlich high end, aber die Investition gemessen an der eigenen finaziellen Möglichkeit ist eher geringer geworden.
Und die Möglichkeiten einer A1 finde ich schlicht Klasse...allerdings werden die Bilder mir manchmal dann auch weniger wert. Ein gutes Wildlifefoto mit einer manuellen SLR auf einem ISO 400 Dia-Film hinzubekommen war sehr viel schwerer, als heute vergleichbares oder besseres zu produzieren und der Stolz war dennoch größer! Obwohl ich dem also manchmal nachtrauere, will ich nicht zurück.
Hätte ich mir mit 15 schon Kameras, wie ich sie heute habe leisten können, ich hätte sie mir gekauft. Gleiches gilt fürs Auto ;) Damals unerreichbare Träume...heut umgesetzt :) ...Was gibt es schöneres?
Ich entwickle mich da scheinbar wenig weiter, was ich mit 15 toll fand, finde ich immer noch toll. Nur kann ich es mir jetzt leisten ;)...warum sollte ich da nach rein monetärer Kosten/Nutzen Ratio fragen?
Meine RX10 III bleibt fast immer zu Hause, weil es mit der A1 eben nochmal besser geht. Und verpasste Qualität, an der dei Kamera schuld ist, ärgert ebenso, wie verpasstes Motiv. Dafür ist die RIII auf Dienstreisen dabei, weil sie in jedes Handgepäck pass!
Und egal, ob tausende andere das gleiche Motiv wie ich und oft auch besser abbilden. Das ist und bleibt MEINE Löwenbegegnung, MEIN Haus-Rehbock, MEIN Regenbremsenmakro. Die Bilder sind nur EIN Teil des Erlebnisses, bringen mir das aber immer wieder nahe!
Darum fotografiere ich...und ich denke, vielen hier gehts ähnlich.
Und wenn Björn in sich geht, findet er ja in einigen der genannten Aspekten auch seine Motivation wieder...dann hätte sich der (zu) lange Erguss gelohnt! :crazy:

Sorry, wollte eigentlich nur 2-3 Sätze schreiben:roll:

Ernst-Dieter aus Apelern 02.06.2023 14:13

Fotografie als Amateur muss in erster Linie Spaß machen. Ist der unwiederbringlich vorbei,sollte man die Ausrüstung verkaufen oder wenn ein echter finanzieller Gau nicht vermeidbar ist.
Eine Stufe zurückgehen mit Bridge Kamera ist möglich aber garantiert nicht automatisch Spaß am Hobby.
PS Eine neue Bridgekamera von Sony wäre schön.

Ditmar 02.06.2023 15:47

Gut geschrieben Ingo. :top:

Und EDaA?
Manchmal verstehe ich Seine Sätze nicht, warum auch immer.

kiwi05 02.06.2023 16:03

Ich gehe mit Kamera aufmerksamer durch die Welt als ohne.
Und so erscheint mir die Welt vielfältiger…..was will ich mehr.

Häufig ist das Bildermachen, die Auseinandersetzung mit dem Motiv wirklich das spannendste…..das runterladen von der Speicherkarte, das Aussortieren, das Bearbeiten, das in Ordnern ablegen wird mir, von einzelnen Bildern abgesehen, immer unwichtiger….gerade auf langen Touren, wo jeden Tag Neues kommt.

Aber der gut bestückte Fotorucksack ist immer dabei.


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 18:56 Uhr.