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Harry Hirsch 19.08.2019 19:15

Zitat:

Zitat von Tafelspitz (Beitrag 2082917)
Na sowas, die Fortsetzung deines Wanderberichts hatte ich doch bisher glatt übersehen :shock:
Was schade ist, denn er ist wie immer absolut sehens- und lesenswert :top:

Danke Dominik!

Zitat:

Zitat von Tafelspitz (Beitrag 2082917)
Und nanu, diesmal keine halsbrecherischen Kletteraktionen und Gratwanderungen? Das lässt ja richtig nach hier :cool:

ok. Das kann ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen. Daher ein Handyknipsbildchen vom Mai (2019). Klettersteig Colodri am Gardasee

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Zitat:

Zitat von Tafelspitz (Beitrag 2082917)
Danke für die Eindrücke von Unterwegs, ich lese die immer wieder gerne :top:

Bitte und das freut mich!

Harry Hirsch 20.08.2019 21:31

Allgäukitsch:

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Im Hintergrund zu erkennen: Hoher Ifen und Gottesackerplateau.

Letztes Wochenende waren wir auf der Alpspitz (Nesselwang, Allgäu).
Keine besonders anspruchsvolle Tour und ein ziemlicher Rummel dort....

War aber trotzdem schön und diente der Familienpflege ;)

Vera aus K. 21.08.2019 02:05

Zitat:

Zitat von Harry Hirsch (Beitrag 2082890)


Hmmmm... ich hoffe "unaufgeregt" ist keine nette Variante von langweilig :lol:


Nicht doch! :lol:

Immerhin standen davor die Adjektive locker und lebendig. :top:

Aber ich sag dir dann im Bedarfsfall Bescheid. :cool:

Harry Hirsch 29.08.2019 20:27

Vom Umdrehen (und scheitern?) Teil 1
 
Es war ein lang gehegter Traum von uns: Einmal auf dem Gipfel des Hochvogel stehen. Für mich optisch der schönste Gipfel in den Allgäuer Alpen. Hat er doch eine wunderschöne Pyramidenform, die man von einem anständigen Gipfel erwartet.;)

Da man ihn auf dem Normalweg erst zu Gesicht bekommt, wenn man kurz davor steht, hier zwei Bilder aus dem Archiv. Aufgenommen vom Berghaus Schwaben.

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Isser nich schön? :oops:

Unsere Tour:

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Heutiges Ziel ist das Prinz-Luitpold-Haus unterhalb des Wiedemer Kopf. Das ist der Startpunkt für die Tour auf den Gipfel des Hochvogel.
Nachdem wir den Ärger über die Probleme beim Abholen unseres Mietwagens (den wir jetzt 14 Tage haben) während der Fahrt hinter uns gelassen haben, kommen wir in Hinterstein an.
Dort wird das Auto abgestellt und dann geht es mit dem Bus weiter zum Giebelhaus.

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Hier laufen wir los, es ist heiß. Auch auf über 1.000 Meter ist es deutlich über 30 Grad.
Aber gejammert wird nicht, Regen wäre auch auch doof.

Wir kommen an diesem Wasserfall vorbei, wo es locker 5-10 Grad kühler ist. Sehr angenehm, wir wollen gar nicht weiter.

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Wir verlassen den Wald und sind gnadenlos der brennenden Sonne ausgeliefert. Jetzt wird doch gejammert.:cry::cry::cry::cry: Der Aufstieg fällt mir sehr schwer.
Aber: Alles freiwillig....

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Wenn ich diesem Bild einen Namen geben sollte, hieße es "Ächz"

Jetzt sehen wir unser Tagesziel, das Prinz-Luitpold-Haus. Etwas oberhalb der Bildmitte

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Rechts oberhalb: Der Wiedemer Kopf

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Irgendwie kommen wir auf der Hütte an. Die Wanderung war nicht besonders lang und es waren nur 880 Höhenmeter. Daher hatte ich, um etwas Gewicht zu sparen, nur 1,5 Liter Wasser im Trinkbeutel, die viel zu früh leer waren.
Auf der Hütte habe ich erstmal einen Liter nachgefüllt. Also nicht in den Trinkbeutel.

Neues Alpenvereinsmitglied?:

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(Nicht nur) dafür hat meine Frau einen Blick. Figuren aus Bergformationen. Was seht ihr hier?

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Was wir gesehen haben, löse ich im Teil 2 auf.

Harry Hirsch vor der Alpenhütte

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Alle Wege führen nach... eigentlich überall hin. Landsberger Hütte steht ganz unten. Da war ich vor ein paar Wochen. Tour Nr. 6.

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Der Weg zum Hochvogel ist Kategorie schwarz. Schwer. Die Zeit ist überschaubar. Wir rechnen für uns mal so 6-7 Stunden für hin und zurück ein. Gehören wir doch zur gefürchteten Spezies der Genusswanderer.

Hoffnungsvoll trage ich mein Maskottchen T-Shirt. Hat aber nichts genützt, wie ihr anhand des Titels zu dieser Tour ja schon ahnen könnt.

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Hier sieht man (mal wieder), mit welchen Kräften unsere Erde arbeitet. Die Felsformationen sprechen Bände (auch wenn ich in Sachen Geologie ziemlicher Laie bin).

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Die Aufnahme war noch für Danas Monatsthema gedacht. Hat mir dann aber doch nicht mehr gereicht.

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Es ist ein schöner Moment auf Alpenvereinshütten. Wenn die Tagesgäste absteigen und langsam Ruhe einkehrt. Die Sonne senkt sich und alles fällt in ein schönes Abendlicht.
Hinter dem Prinz-Luitpold-Haus:

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Blick in Richtung Westen. In der Bildmitte, rechts neben der Sonne, bzw. dem was von ihr noch zu erahnen ist, befindet sich Nebelhorn.

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Nicht? Doch! Moment, den Zoomhebel der RX10 nach rechts ziehen und zooooooooom:

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:cool:, oder?

Noch ein letzter Blick hinter die Hütte

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Tourdaten:
Entfernung: 7 km
Höhenmeter: 880
Zeit: rund 3 Stunden
Temperatur: zu heiß!

Im Teil 2 erfahrt ihr dann den Grund für den Titel dieser Tour.

TONI_B 29.08.2019 21:33

He, echt spannend!

Freu mich schon auf den Gipfel...:cool:

CB450 30.08.2019 10:34

Wieder schöne Impressionen von einer tollen Tour. Seid ihr eigentlich jedes Wochenende unterwegs?
Wir sind ab heute Nachmittag bis Sonntag auf der Seiser Alm. Allerdings steht Wellness im Vordergrund. :cool:

Harry Hirsch 30.08.2019 15:08

Zitat:

Zitat von TONI_B (Beitrag 2085310)
He, echt spannend!

Freu mich schon auf den Gipfel...:cool:

Tja Toni, da erwarte mal nicht zuviel....

Zitat:

Zitat von CB450 (Beitrag 2085428)
Wieder schöne Impressionen von einer tollen Tour. Seid ihr eigentlich jedes Wochenende unterwegs?

Nein, aber recht oft. Tagestouren machen wir nach Wetterlage. Anonsten kannst du spontane Touren mit Hüttenübernachtung am We ja mittlerweile vergessen, da die (für uns erreichbaren) Hütten bis unter's Dach ausgebucht sind.
Für die Wanderung zum Hochvogel haben wir extra das We gemieden, um dem Remmidemmi zu entgehen. Wir waren Mittwoch/Donnerstag dort.
Zitat:

Zitat von CB450 (Beitrag 2085428)
...Allerdings steht Wellness im Vordergrund.

Das ist doch völlig ok. Wieviel Höhenmeter? :mrgreen:

Im Ernst - Seiser Alm. Mal eben über's We nach Südtirol...:top: Da könnte man glatt neidisch werden.

Harry Hirsch 02.09.2019 20:55

Vom Umdrehen (und scheitern?) Teil 2
 
Am zweiten Tag war es also so weit. Unser "großes Abenteuer" stand an. Der Gipfel des Hochvogel, den es so vielleicht nicht mehr lange gibt.

Unser heutige Tour (komlpett). Wie ihr am aufgezeichneten GPX Pfad (rot) erkennen könnt, haben wir den Gipfel nicht erreicht.

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Der blaue Pfeil markiert unseren Startpunkt, das Prinz-Luitpold-Haus.

Wir hatten geplant die nächste Nacht nochmal in der Hütte zu verbringen. Das sollte uns erstens den zeitlichen Druck aus dem Nacken nehmen und zweitens brauchen wir nicht soviel Gepäck mit uns schleppen. Bei angedachten 6-7 Stunden hätte uns ein Start um 9 oder 10 Uhr locker gereicht. Aufgrund der hohen Temperatur starten wir aber etwas früher, um 7.

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Zwei Rückblicke auf die Hütte (Prinz-Luitpold-haus)

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Im Hintergrund auf dem rechten Bild das Nebelhorn und seine prominenten Begleiter (Wengenköpfe, Zwiebelstränge und Daumen)

Erstmal geht es ganz angenehm den Berg hoch.

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Kleine -sehr leichte- Kletterstellen

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Ich glaube, streng genommen, gilt das schon als Grad I., aber es ist wirklich einfach und kurz (ein paar Meter nach oben).

Unser 1. Fehler: Wir entscheiden uns für die Route über die Balkenscharte. Also links. Der sog. Normalweg auf den Hochvogel

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Kurz nach 8 sind wir auf der Balkenscharte. Liegt auf 2.150 Meter. Etwas über dreihundert Höhenmeter liegen jetzt hinter uns. Es ist kurz nach acht. Und schon recht heiß für die Uhrzeit und für die Höhe.

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Blick in die Alpen

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Wir gehen durch ein nettes Törle,

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gehen noch ein wenig diese sehr gut versicherte Passage hoch

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und dann das:

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Auch bekannt als "Kalter Winkel". "Im Frühsommer können hier noch Grödel oder Steigeisen nötig sein", hieß es. Im FRÜHSommer! Wir haben aber den 25.07. und es ist seit Tagen heiß und es war auch die Wochen vorher nicht kalt und gab auch kein Schnee.

Links oberhalb des Schneefeldes ist der Hochvogel. Also der, der fast an die obere Bildkante stößt.


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Das Schneefeld ist sehr steil und sehr groß. Die Route verläuft mitten drüber. Man kann die Spuren erkennen und auch die zwei Wanderer vor uns, die gerade das kleine freie Feld im Schnee erreicht haben.

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Sie unterscheiden sich in drei wesentlichen Dingen von uns. Sie haben
- Steigeisen
- Helme
- Ein Seil

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Wir bleiben stehen. Es gibt keine lange Diskussion, denn wir sind uns schnell einig. Ohne Ausrüstung ist uns das zu gefährlich. Auch weil wir den Weg evtl. wieder runter müssen, falls uns der alternative Abstieg über die Kreuzspitze zu schwer wäre.

Für alle mit wenig alpiner Erfahrung: So ein Schneefeld im Sommer ist nicht mit Schneeflöcken am Weihnachten zu vergleichen. Der Schnee ist Monate alt, etliche Male gefroren und wieder getaut.
Die aktuell hohen Temperaturen machen ihn eher zu einer Masse, die man sich wie viel Kies, der mit Pritt-Stift locker verklebt ist, vorstellen kann. Oben drauf nass, also schön schmierig und glitschig. Ruck zuck ist man da abgerutscht. Und wenn man auf einem Hang mit einer Neigung von >30 erstmal rutscht, gibt es kaum ein Halten.
Ist mir vor ein paar Jahren passiert. Auf einen Abgrund zu. Vergesse ich nicht so schnell.

Schweren Herzens und mit viel inneren Widerwillen entscheiden wir uns umzukehren.
Immer wieder vom Gedanken begleitet, dass es vielleicht doch gehen könnte

Wir gehen also über die Balkenscharte zurück zur Hütte.

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Nochmal ein Bild von den beeindruckenden Felsformationen:

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Und nochmal das Nebelhorn. Mit vollem Zoom der RX10 III. 7km Luftlinie.

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Wir kommen an der Hütte an und entscheiden uns bereits heute schon abzusteigen. Die Hüttenwirte sind so nett und verzichten auf das komplette Übernachtungsgeld (Sie behalten nur die 2x10 EUR, die üblich sind, wenn man reserviert, aber nicht kommt.)

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Auf dem Rückweg haben wir überraschenderweise doch noch einen Blick auf den Hochvogel, den wir beim Aufstieg am Vortag übersehen haben. Es ist der Gipfel im Hintergrund. Mit Gipfelkreuz und Menschen.

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Und jetzt? Wir sind umgedreht.
Mussten wir das wirklich? Wissen wir nicht, werden wir auch nie erfahren.
Macht es uns was aus? Ja klar. Wir hatten uns lange auf die Tour gefreut. Wir extra drei Tage dafür Zeit genommen. Und es ist unser Lieblingsgipfel.
Bereuen wir es? Nein. Umdrehen war die richtige und vernünftige Entscheidung. Wir empfinden das nicht als aufgeben oder scheitern.

Der Hochvogel bleibt weiterhin Ziel für uns. Dieses Jahr wird es wohl nichts mehr. Aber 2020. Und mit etwas Glück ist der Winter nicht so schneereich, oder/und wir gehen noch später.
Auf jeden Fall aber werden wir Steigeisen im Gepäck haben.

CB450 02.09.2019 22:16

Toller Bericht Joachim. Packend zu lesen, auch weil ich eure Entscheidung gut nachvollziehen kann.
Eine Tour aus gutem Grund abzubrechen ist nie ein Scheitern. Es ist eine rationale Entscheidung und lieber einmal zu oft als zu wenig. Bei so mancher Skitour wurde ich schon als übervorsichtig bezeichnet, aber das hat mir nie etwas ausgemacht. Der Gipfel läuft ja nicht weg. ;)

TONI_B 02.09.2019 22:23

Schade, dass ihr den Gipfel nicht erreichen konntet! :cry:

Aber es war sicher die richtige Entscheidung. Ich habe auch schon einige Male kurz vor dem Gipfel umgedreht, weil mir die Situation zu gefährlich war.

Seitdem wir Steigeisen haben, sind solche Schneefelder ein Genuss. Die (geringe) Investition lohnt sich und schwer sind die Dinger auch nicht. Nur blöd zu verstauen.


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