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Fastboy 12.06.2013 07:58

Zitat:

Zitat von TONI_B (Beitrag 1455521)
Mit dieser Aussage unterstellst du der Wissenschaft, dass mehr oder weniger jede Untersuchung gekauft ist. Die "klassische" Wissenschaft ist aber keine Auftragsforschung, sondern wird von öffentlichen Geldern finanziert und muss sich über beweisbare Fakten rechtfertigen.

Warum gibt es dann oft verschiedene Ergebnisse bei gleichen oder vergleichbaren Studien? Bei einigen „wissenschaftlichen Studien“ verhält es sich wie mit unabhängigen Statistiken.
Der Mensch ist oft leider nicht objektiv genug.


Mein Kater (norwegische Waldkatze aus dem Tierschutzheim) lebt mit uns in der Stadtwohnung ohne Freigang. Unsere Wochenenden verbringen wir am Land, hier ist er Freigänger. Unsere Katze ist es gewohnt in der Stadt ohne Outdoor Freizeit Beschäftigung aus zu kommen. Hingegen am Land ist es nicht möglich. Erstens ist er es gewohnt und zweitens sind im Haus in der warmen Jahreszeit meist Türen oder Fenster geöffnet. Somit ist es für mich klar, eine Katze ist ebenso ein Gewohnheitstier wie wir Menschen.

Hervorragend sieht es mit der Nachbarschaft aus. Unsere Nachbarn betrieben noch etwas Landwirtschaft Light. Es laufen Hühner, Enten und Truthähne in Nachbars Garten herum. Somit fällt schon mal das Thema Katzensch***e weg. Obwohl ich noch nie solches bei uns im Garten gefunden habe, außer bei der Gartenarbeit. Unser Kater verscharrt seinen Mist in der lockeren Erde. Unsere Nachbarn sind sogar erfreut über den Jagdinstinkt unserer Katze. Sie haben selbst einen etwas übergewichtigen, faulen Kater. Unser Kater durchstreift oft die Getreidespeicher unserer Nachbarn mit sehr großem Erfolg. Unser Nachbar bedankt sich regelmäßig mit frischen, echten Freilandeiern für die Mäuse- und Rattenbekämpfung unseres Katers.

Die Vogeljagd interessiert unseren Kater gar nicht, die Erfolgsaussichten sind ihm wahrscheinlich zu gering. Vor einigen Jahren brachte er uns im Winter einen Buntspecht – lebend. Dem armen Vogel waren die Beine mit Schnee und Eis verklumpt. Komplett unverletzt konnten wir das Tier, im Katzentransportkorb, wieder auftauen und kurze Zeit später wieder in die Freiheit entlassen. Ohne meine Katze wäre der Vogel wahrscheinlich zugrunde gegangen.

LG
Gerhard

jhagman 12.06.2013 08:43

Zitat:

Zitat von TONI_B (Beitrag 1455521)
Mit dieser Aussage unterstellst du der Wissenschaft, dass mehr oder weniger jede Untersuchung gekauft ist. Die "klassische" Wissenschaft ist aber keine Auftragsforschung, sondern wird von öffentlichen Geldern finanziert und muss sich über beweisbare Fakten rechtfertigen.

Und das peer-review System funktioniert (mit wenigen Ausnahmen) sehr gut. Ich bin Physiker und kein Biologe und kann daher die Güte der angeführten Arbeiten nicht beurteilen - würde mich aber vorerst auf das Wissenschaftssystem verlassen.

Und ich mag diese pauschalen Unterstellungen gar nicht...

Das bin ja nur ich der das unterstellt.Wie die restlichen 7Milliarden Menschen darüber denken kann ich dir nicht sagen.

ingoKober 12.06.2013 08:46

Zitat:

Zitat von Dana (Beitrag 1455424)
Ich mache nicht dicht, wenn die Diskussion nun SO weiter geht. ;)

Eine Frage an dich, Ingo:
Ich habe heute gleich mit meiner Mum darüber gesprochen, da meine Eltern eine Katze haben, die ihnen vor ein paar Jahren zugelaufen ist und beharrlich blieb. Diese Katze ist schon eine Freigängerin gewesen und wenn sie zB mal verletzt ist und drin bleiben MUSS, geht sie auf die Barrikaden, obwohl meine Mum sich dann wirklich intensiv um sie kümmert. Sie ist unleidlich, sie nölt den ganzen Tag rum, lässt einen nicht in Ruhe...

Kann man so ein Tier noch "umerziehen" oder würdest du da sagen: ok, lass sie so alt werden? Meine Mutter meinte nur: "Ich kann doch dieses Tier nicht plötzlich einsperren! Sie WAR ja schon ein Freigänger...das würde sie doch nun wirklich quälen.

Hi Dana,

es ist schon wieder so viel Diskussionsbedarf angefallen und ich habe leider so gar keine Zeit. Auf Deine Frage will ich aber trotzdem kurz eingehen. Es ist in der Tat unter Umständen geradezu tierquälerisch alteingesessene Freigänger auf einmal einzusperren.
Allerdings kenne ich auch persönlich mehrere Fälle, in denen die Katzen das nach kurzer problematischer Zeit dauerhaft problemlos akzeptierten. Insofern würde ich immer einen Versuch wagen, aber nicht allzu penetrant darauf beharren. Aber 3-4 Wochen testphase halte ich für beide Seiten :shock: für zumutbar.
Es ist der Sache ja schon sehr geholfen, wenn keine neuen Freigängergenerationen auf die Umwelt losgelassen werden. Im Rahmen der Verhältnismässigkeit der Mittel halte ich es druchaus für vertretbar, Exemplare, die unter dem Verzicht auf den gewohnten Freigang leiden, das zu ersparen. Aber wenn die nächste Katze dann im Haus bliebe, wäre das schön.
Generell wäre ja auch eine ca 90%ige reduktion der Freigängerzahlen schon ausreichedn. Aber wie bestimmen, wer darf und wer nicht? Daher ist der Komplettverzicht am sionnvollsten.


Viele Grüße

Ingo

ingoKober 12.06.2013 08:53

Zitat:

Zitat von hajoko (Beitrag 1455460)
@ Ingo: Ich bin Katzenhalter und verstehe dein Anliegen. In sehr sehr vielen Dingen betreffend verwilderter Katzen hast du komplett recht und ich respektiere deine Sicht.

Meine Meinung: Auch Hauskatzen sollten immer sterilisiert werden, um wildlebenden Nachwuchs zu unterbinden. Habe ich bei meinen immer gemacht. Fast täglich geht mein (kastrierter) Kater auch mal raus - sorry. Er fängt Mäuse und die Amselpopulation konnte er noch nicht reduzieren. Ob Katzen Fledermäuse fangen, weis ich nicht, da mein Kater Nachts immer im Haus ist. Der Beweis würde mich interessieren.

Zum Thema Sch... an meinem urbanen VorstadtGrundstück finde ich signifikant mehr Hundesch... als Katzensch... auch wenn die Hunde (machmal) angeleint sind. Das Problem der unerwünschten Sch... ist also mehr ein Haustier- oder Haustierhalterproblem. Mein Kater bevorzugt sein Katzenklo ... anerzogen.

Ein Wort zu der von dir Ingo zitierten Wissenschaft: Es ist modern geworden von "wissenschaftlich belegt" zu sprechen aber leider fehlen oft die wirklich relevanten wissenschaftlichen Zitate. Auch deine lieber Ingo sind bisher leider nicht wissenschaftlich seriös genug. Spiegel- und Wildlifepublikationszitate sind keine Originalstudien und - sorry - verständlicher Weise tendentiell. Damit will ich das Problem an sich aber bitte nicht negieren.

Mein letztes Wort: In der Lüneburger Heide wurden seit Menschengedenken wieder die ersten "wilden" Wölfe gesichtet. Darüber freue ich mich sehr :!: die Konsequenzen für die heimische Kleintierwelt ...

Ganz kurz:
Dass Freigägnerkatzen hierzulande sterilisiert werden...ich hoffe, darüber müssen wir nicht reden.
Das Problem der verwilderten katzen ist ja leider weltweit ein noch viel größeres als das der Freigänger. Leider teils auch noch in D.

Zur Fledermausbedrohung gibt es viele viele Daten. Hier nur das neuste paper:

Ancillotto, L., Serangeli, M. T., & Russo, D. (2013). Curiosity killed the bat: Domestic cats as bat predators. Mammalian Biology,

Zur Wissenwschaft: Ich nenne gerne primärpaper. Erfahrungsgemäß können Leute in solchen Foren aber nicht viel damit anfangen.
Und ja, das einzelen Paper sagt nicth viel aus. Wohl aber die Sumem der Publikationen.

Viele Grüße

Ingo

TONI_B 12.06.2013 09:07

Zitat:

Zitat von jhagman (Beitrag 1455548)
Das bin ja nur ich der das unterstellt.Wie die restlichen 7Milliarden Menschen darüber denken kann ich dir nicht sagen.

Das hast du offenbar falsch verstanden! Ich wehre mich dagegen, dass EINER sagt oder zumindest durch seine Aussage suggeriert, dass ohnehin alle Wissenschaftler gekauft sind.

Klar gibt es Auftragsforschung, die man sehr genau hinterfragen muss. Aber speziell in der Grundlagenforschung schaut es ganz anders aus...

TONI_B 12.06.2013 09:11

Zitat:

Zitat von Fastboy (Beitrag 1455535)
Warum gibt es dann oft verschiedene Ergebnisse bei gleichen oder vergleichbaren Studien? Bei einigen „wissenschaftlichen Studien“ verhält es sich wie mit unabhängigen Statistiken.

Definiere "oft"! Ich weiß nicht, ob dir klar ist wie Wissenschaft eigentlich funktioniert? Eine "Studie" kann jeder machen und auch veröffentlichen. Das sagt noch gar nichts über deren Qualität! In einer bekannten, durch mehrere Gutachter (peer-review) beurteilten Fachzeitschrift sollte sich der Anteil an zweifelhaften Untersuchungen im 0,%-Bereich bewegen...

BadMan 12.06.2013 09:30

Zitat:

Zitat von TONI_B (Beitrag 1455555)
Eine "Studie" kann jeder machen und auch veröffentlichen. Das sagt noch gar nichts über deren Qualität!

So ist es. Wie in jedem Beruf gibt es natürlich auch unter den Wissenschaftlern gute, schlechte und auch richtige Stümper.
Solange sich die schlechte Wissenschaft darauf beschränkt, dass man keine guten Ideen hat oder seine Versuche nicht vernünftig plant, ist das kein Problem. Diese Arbeiten bekommt man einfach nicht veröffentlicht.
Ich habe es aber schon erlebt, dass einfach beim Handling bestimmter Dinge so haarstreubende Fehler gemacht werden, dass dadurch Messergebnisse und Aussagen total verfälscht werden. Das sieht ein Reviewer natürlich nicht, da er ja nicht neben dem Wissenschaftler im Labor steht. Er sieht nur den eingereichten Artikel, der macht einen wissenschaftlich fundierten Eindruck und die Arbeit wird dann u.U. veröffentlicht. Und die ganze übrige Wissenchaftswelt wundert sich dann, dass sie die Arbeiten nicht reproduzieren kann.
Diese Fälle sind zwar sehr selten, kommen aber leider vor. Mit etwas Erfahrung im Geschäft kennt man aber irgendwann seine Pappenheimer und weiß dann den Wert der entsprechenden Arbeiten einzuschätzen.

Uups, jetzt bin ich auch OT geworden. Also nun bitte wieder zurück zum Thema.

TONI_B 12.06.2013 09:58

Zitat:

Zitat von BadMan (Beitrag 1455565)
...Das sieht ein Reviewer natürlich nicht, da er ja nicht neben dem Wissenschaftler im Labor steht. Er sieht nur den eingereichten Artikel, der macht einen wissenschaftlich fundierten Eindruck und die Arbeit wird dann u.U. veröffentlicht. Und die ganze übrige Wissenchaftswelt wundert sich dann, dass sie die Arbeiten nicht reproduzieren kann.
Diese Fälle sind zwar sehr selten, kommen aber leider vor...

Gut, eine letzte Replik zu diesem Thema: das sollte in einer guten Fachzeitschrift nicht passieren! Ich habe es selbst oft genug erlebt, wie man von den Gutachtern "auseinander genommen" wird. Richtige Stümper kommen da ganz sicher nicht durch!

jhagman 12.06.2013 10:39

Zitat:

Zitat von TONI_B (Beitrag 1455554)
Das hast du offenbar falsch verstanden! Ich wehre mich dagegen, dass EINER sagt oder zumindest durch seine Aussage suggeriert, dass ohnehin alle Wissenschaftler gekauft sind.

Klar gibt es Auftragsforschung, die man sehr genau hinterfragen muss. Aber speziell in der Grundlagenforschung schaut es ganz anders aus...

Hallo Toni
Es ist meine Meinung.
Und ich bin mir da auch sicher das in der Grundlagenforschung (fast)alles seinen richtigen Weg geht. Nur darüber bekommt man als Otto-Normalverbrauchermensch ja nicht wirklich viel mit. Oder man macht sich keine mühe um hier Informationen zu erhalten.
Was an die öffentlichkeit kommt sind so nette Dinge wie Nahrungsergänzungsmittel die helfen sollen....wissenschaftlich natürlich bestätigt, gesund zu bleiben. Andere behaupten das die Plörre im Magen nix bringt. Nachweislich. Das sind leider die Dinge die zu lesen bekommst. Und da drängt sich einem schon der Verdacht auf das hier so manches daneben geht.
Und noch etwas. Ich will dich in keinster Weise beleidigen oder als Mogelkönig hinstellen. Vielleicht lohnt hier ja auch ein Fred zum Thema Forschung usw..??? Ich lasse mich gerne überzeugen das ich auf dem falschen Dampfer unterwegs bin

Ok. Hatte jetzt erst mal nix mit Katzen zu tun :D

Ogiw 12.06.2013 10:41

Noch eine Ergänzung zum Thema Freigänger in Ballungsgebieten.
Ich kenne Beide Seiten. Meine Eltern haben eine Freigängerkatze, denn sie wohnen direkt neben einem sehr grossen Waldgebiet (auf den nächsten 10km kommt kein Haus mehr).
So bin ich auch aufgewachsen und konnte mir nie vorstellen, wie eine Katze nur in einer Wohnung leben könnte.
Nun wohne ich aber selbst mittlerweile in der Stadtmitte eines Oberzentrums und meine Freundin konnte nicht widerstehen, als eine Bekannte zwei Katzenjunge "loswerden" musste.
So kam ich also zu meinen zwei reinen Stubentigern.
Und ich kann ohne jeden Zweifel bestätigen dass es ausgezeichnet funktioniert.
Es sind vom Charakter her auf jeden Fall eher Freigänger/Bauernhofkatzen. Deshalb muss man schon so einige Abstriche an der Wohnungsgestaltung machen :). Lose Kabel, offene Schubladen/Türen oder auch nicht verschlossene Lebensmittelbehältnisse sind tabu.
Aber an der artgerechten Haltung zweifle ich kein bisschen.
Es kommt eben darauf an, was man der Katze bietet. Dann reicht Notfalls sogar eine 1-Zimmerwohnung (nicht dass ich in einer leben würde:D).

Da habe ich eher Bedenken an der Artgerechten Haltung von 3 Kg Hunden, die keinen mitteleuropäischen Winter mehr ohne Kleidung überleben könnten und zum Teil so überzüchtet sind, dass sie kaum noch Luft bekommen.
Scheinbar wird aber von unserer Gesellschaft (nicht von mir) akzeptiert, dass diese Tiere auf Händen und in Taschen sogar in Geschäfte und Restaurants mitgebracht werden.
Um Geschäft zu machen werden sie dann allerdings doch einmal kurz abgesetzt.
Das ist für mich weit mehr von der Natur entfernt, als eine Katze, die in einer Wohnung lebt und sich dort frei bewegen darf.

Deshalb mein Fazit, wie es hier auch schon erwähnt wurde:
Eine Katze würde ich nur dort frei Laufen lassen, wo sich nicht viele Menschen auf engem Raum aufhalten (wobei das sicherlich Definitionssache bleibt).


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