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awdor 02.03.2015 22:42

In NRW und in Rheinland-Pfalz sind Winterfütterungen absolut verboten, auch, wenn z.B. der halbe Wildbestand dabei drauf geht.
Hier sind ja einige, die wissen, was Jagd ist. Hatte am Sonntag versucht, den Eisvogel bei uns (Ruhrgebiet) zu fotografieren. Da gibt es eine Stelle an der Ruhr mit einer Holzbrücke, wo sich immer die Fotografen tummeln. Es kam eine Beauftragte der Stadt (Mitglied des Naturschutzbundes) und erzählte, dass man dort nicht rauchen solle und die Kippen nicht ins Wasser werfen sollte. Wohl wahr. Dann fing sie von den Hasen und Fasanen an, die es nicht mehr geben würde, weil die Jäger die alle weggeschossen hätten. Habe ihr gesagt, dass wir schon lange keine Hasen und Fasanen mehr schiessen, sondern die Agrar-Monokultur (Felder zur Spriterzeugung) daran Schuld seien. usw. usw. Wusste auch nicht, dass der Jagdverband und der Naturschutzbund zusammenarbeiten und ich bei der Prüfung damals auch auf diesem Gebiet geprüft wurde.
Was die Kirrungen (Maiseimer im Jagdauto) angehen, sind sie das mindeste, um dem Schwarzwild beizukommen. Ich brauche nicht zu erklären, wie schwierig es ist, das Schwarzwild ausreichend zu bejagen. Ansitzjagden bei Vollmond im Schnee sind evtl. erfolgsversprechend. Aber die sind so schlau, die rennen erst dann über die Wiese, wenn sich Wolken vor dem Mond schieben. Bleiben die Drückjagden, wie ich hier las, zum Vergnügen der Jäger. Nein, sie ist die einzige Form, um ihrer habhaft zu werden. Vor 2 Jahren sind bei uns dabei 3 Hunde umgekommen, die einen Keiler aus einem Gebüsch jagen wollten.
Und was machen die Behörden? Die geben uns Abschusszahlen vor. Wenn die nicht erfüllt werden, bestellen die fremde Jäger, für deren Kosten wir dann aufzukommen haben. Vor ein paar Jahren hatten wir im Grenzgebiet NRW / Eifel die Schweinepest. Ein Aufschrei ging durch die Presse, die Jäger tun nichts, sind zu faul. Die Überpopulation (Maisanbau) und Küchenabfälle im Revier waren daran Schuld. Ein riesiger Aufwand. Vom Amt kam die Order, auf alles zu schiessen, was Schwarzwild war. Bachen, ob führend oder trächtig, alles weg. Alle erlegten Tiere mussten in einem speziellen zentralen Kühlhaus aufbewahrt werden. Proben mussten genommen und eingeschickt werden. Erst nach offizieller Freigabe durfte darüber verfügt werden. Es war eine riesige Panik. Impfaktionen (Verbuddeln von mehreren 1000 Einzel-Kapseln) hatten wir durchzuführen.
Leider kann der Wolf uns dabei kaum helfen, die können gar nicht so viel fressen, wie auf natürlichem Wege nachkommt.
Ja, der gefährliche Wolf, da kann das Wildschwein weitaus gefährlicher sein. In der Nacht ein Wildschwein anzuschiessen und dann nachzusuchen, hat schon manchem Jäger das Leben gekostet. Es ist alles nicht immer so einfach, wie es aussieht. Wir haben auch einen Hegeauftrag, der oft nur sehr schwierig ist, zu erfüllen.
Auf der anderen Seite gibt es die Wildschäden, für die der Jagdpächter aufzukommen hat (nicht versicherbar). Wenn mal in einer Nacht eine Rotte Schwarzwild eine Weidewiese umgräbt, werden mal soeben 16 000 Euro fällig. Neben der Jagdpacht! Nicht umsonst will kaum noch jemand eine Jagd pachten. Die Jagd- ein Vergnügen - nur zum Schein. Jagd bedeutet dauernd präsent zu sein, sein Revier zu beobachten, Tiere zu zählen, Abschusspläne der Behörde zu erfüllen, zu impfen usw.....
Bin froh, kein Pächter zu sein.

Grüsse
Horst

02.03.2015 23:06

....wahre Worte Horst......wahre Worte :top::top::top:

T.Hein 02.03.2015 23:51

Zitat:

Zitat von awdor (Beitrag 1682581)
Wenn mal in einer Nacht eine Rotte Schwarzwild eine Weidewiese umgräbt, werden mal soeben 16 000 Euro fällig.
Horst

Oha....da bauchts aber Totalschaden auf mindestens 5-6 ha, das schafft eine Rotte in einer Nacht eher nicht.:shock:
Sonst haste sicher recht.

awdor 03.03.2015 00:12

Ein grosser Milchbauer mit vielen Kühen, der diese dann mit Futter versorgen muss, das er kaufen muss. Habe die Verhandlungen selbst miterlebt.

Grüsse
Horst

wiseguy 03.03.2015 08:51

Passend zum Thema:
http://www.sueddeutsche.de/panorama/...erum-1.2375053

Bei allem Verständnis für die Rückkehr der Wölfe kann ich verstehen, dass solche Bilder bei einigen zu Unwohlsein und Angst führen.

Mich würde interessieren, wie ein Wolf in so einer Situation auf Menschen oder gar auf Kinder reagieren würde. Neugier? Flucht? Oder mit Angriff?

amateur 03.03.2015 10:09

Zitat:

Zitat von wiseguy (Beitrag 1682639)
Passend zum Thema:
http://www.sueddeutsche.de/panorama/...erum-1.2375053

Bei allem Verständnis für die Rückkehr der Wölfe kann ich verstehen, dass solche Bilder bei einigen zu Unwohlsein und Angst führen.

Genauso ist das. Mich würde übrigens auch ein herrenloser freilaufender Schäferhund oder ähnliches in der Spielstraße beunruhigen.

Stephan

carm 03.03.2015 10:52

Hallo,

ich war bis jetzt stiller Mitleser beim Thema Wolf.

Wenn in Afrika Löwen, Krokodile, in Südamerika Jaguare (Die Liste liesse sich beliebig verlängern) illegal abgeschossen werden, geht durch unsere zivilisierte Welt ein Aufschrei der Entrüstung. Man müsste halt mit den gefährlichen Tieren leben lernen und wenn sie dann mal Kühe reissen, Entschädigungen bezahlen usw. Und es gibt mehr Tote im Strassenverkehr und durch Krieg. Leider.

Sobald es sich aber in unsere heimische Natur verlagert, sieht die Sache anders aus. Will man Luchs, Wolf und Bär. Die Jäger sehen ihr Wild bedroht, Eltern ihre Kinder. Ja, eine potentielle Gefahr besteht. Aber die besteht immer. Wie wahrscheinlich ist diese?
In Frankreich, Italien Kroatien um nur diese Länder zu nennen, leben all die genannten Spezies. Probleme gibt es wenig bis gar keine. Ich war des öfteren in Wolfs-und Bärengebiet unterwegs. Gesehen habe ich weder den einen noch den anderen.

Ich freue mich auf ihre Rückkehr, denn vor allem der Wolf ist ein wichtiger Polizist für eine gesunde Wildpopulation.

VG
Carlo

amateur 03.03.2015 11:07

Zitat:

Zitat von carm (Beitrag 1682670)
Ich freue mich auf ihre Rückkehr, denn vor allem der Wolf ist ein wichtiger Polizist für eine gesunde Wildpopulation.

Aber wenn das diskutierte Exemplar wie ein Waschbär durch die Wohngebiete streift, dann ist das ja irgendwie nicht mehr so ganz im Sinne der Naturromantik.

Stephan

awdor 03.03.2015 11:11

Zitat:

Zitat von carm (Beitrag 1682670)
Ich freue mich auf ihre Rückkehr, denn vor allem der Wolf ist ein wichtiger Polizist für eine gesunde Wildpopulation.

VG
Carlo

Und darüber freue ich mich auch :top:

Wenn man absolut alles clean haben wollte, dann müsste man auch die Füchse fernhalten. Wenn sie von der Tollwut befallen sind, beissen sie zu. Wenn die Populationen zunehmen, kommen sie in die Vororte. Ob Schwarzwild, Füchse, Waschbären oder richtige Braunbären (habe ich selbst in USA miterlebt, wie die die Mülltonnen umkrempeln).
Der besagte Wolf war vielleicht von seinem Rudel ausgestossen und irrt seit dem herum. Dem bleibt eigentlich nur noch ein Platz im Zoo. Aber es wird in der Presse immer auf Sensationsmache geschrieben und so dargestellt, als ob wir jetzt täglich mit denselben Begegnungen rechnen müssten. Sonst wird es ja nicht gelesen.
Lehnt Euch mal ruhig zurück und träumt von Kameras und Objektiven :mrgreen:

Grüsse
Horst

carm 03.03.2015 11:13

Zitat:

Zitat von amateur (Beitrag 1682677)
Aber wenn das diskutierte Exemplar wie ein Waschbär durch die Wohngebiete streift, dann ist das ja irgendwie nicht mehr so ganz im Sinne der Naturromantik.

Stephan

Natur war noch nie romantisch. Das ist eine Erfindung des Menschen.


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