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Oldy 25.01.2017 10:41

Zitat:

Zitat von Ellersiek (Beitrag 1887430)
Und? Den Mauszeiger mal über ein Bild bewegt? Falls keine Maus vorhanden: Die Bilder mit dem Finger "angeklickt?

Gruß
Ralf

Habe ich. Ist bekannt. Aber gerade um diese Bilder geht es ja nicht, sondern um die
Selfies.
Hier stellt sich die Frage der Rechtmäßigke der Veröffentlichung solcher Bilder.
Künstlerische Freiheit darf kein Freibrief für einen Rechtsbruch sein.

Ich finde das Projekt auch sehr gut, allem die Umsetzung. Der mutmaßliche Rechtsbruch jedoch tut dem Projekt nicht gut.

Ellersiek 25.01.2017 11:01

Zitat:

Zitat von Oldy (Beitrag 1887696)
Habe ich. Ist bekannt. Aber gerade um diese Bilder geht es ja nicht, sondern um die
Selfies.
Hier stellt sich die Frage der Rechtmäßigke der Veröffentlichung solcher Bilder.

Naja, es geht natürlich auch um die "bearbeiteten" Versionen.
Aber die rechtliche Frage können wir nur stellen, jedoch nicht beantworten.

Was wir eher beantworten können, ist die Frage, wie wir mit diesem Projekt umgehen, wie wir dazu stehen.

Ich hatte ja eingangs schon geschrieben, dass ich, wie sicher alle, zunächst recht schockiert war, aber zu dem Entschluss gekommen bin, das ich die Projektidee und die Umsetzung sehr gut finde: Name des Projekts (You only live once), die Originalbilder in Kombination mit den Montagen passen sehr gut zusammen und sollten eine gute Anregung zur Auseinandersetzung mit aktuellem "Lifestyle" und den stattgefundenen, bzw. eigentlich auch einschließend, stattfindenden Gräueltaten sein.

Wenn ich Geschichtslehrer wäre, wüsste ich, was ich zeigen würde, wenn dieses Thema anstehen würde.

Wirklich schade, dass nur noch drei Bilder online sind.
Ich hatte die beiden Jungs von happyshooting, die in ihrem Podcast auch recht viele Projekte besprechen, auf yolocaust aufmerksam gemacht, aber es hat wohl gestern keinen Platz in der Sendung gefunden.

Gruß
Ralf

conradvassmann 25.01.2017 13:11

Nur um das klarzustellen, ich finde die Idee auch gut.
Bei so einem bedeutungsvollen Thema erwarte ich aber auch, daß durch gewissenhafte und faire Umsetzung nicht ein weiteres Unrecht geschieht, welches durch das vorangegangene Unrecht gerechtfertigt werden soll. Das Internet vergisst nichts.
Aber vielleicht ist das ja alles ganz anders.

eddy23 26.01.2017 22:05

Zitat:

Zitat von conradvassmann (Beitrag 1887723)
Das Internet vergisst nichts.

http://web.archive.org/web/201701181.../yolocaust.de/

XG1 27.01.2017 18:18

Ich bin nach wie vor der Auffassung, dass die Ursache für das Verhalten der "Selfie-People" am Mahnmal zu einem recht hohen Prozentsatz in der Gestaltung des Mahnmals selbst liegt. Und dennoch wären beim Naserümpfen über deren Verhalten 2 Fälle zu unterscheiden. Zufällig verbeigekommen? Das Mahnmal ist vieles - aber ganz gewiss nicht selbst erklärend. Das Mahnmal bewusst als Zielpunkt ausgesucht und aufgesucht? Dann allerdings wäre die Gestaltung des Mahnmals für diesen Personenkreis ein Fehlschlag und hätte sein Ziel komplett verfehlt.

Ellersiek 27.01.2017 18:40

Zitat:

Zitat von XG1 (Beitrag 1888377)
Ich bin nach wie vor der Auffassung, dass die Ursache für das Verhalten der "Selfie-People" am Mahnmal zu einem recht hohen Prozentsatz in der Gestaltung des Mahnmals selbst liegt. Und dennoch wären beim Naserümpfen über deren Verhalten 2 Fälle zu unterscheiden. Zufällig verbeigekommen? Das Mahnmal ist vieles - aber ganz gewiss nicht selbst erklärend. Das Mahnmal bewusst als Zielpunkt ausgesucht und aufgesucht? Dann allerdings wäre die Gestaltung des Mahnmals für diesen Personenkreis ein Fehlschlag und hätte sein Ziel komplett verfehlt.

Dann haben jetzt die Architekten in beiden Fälle eine Mitschuld am Verhalten der Leute?

Bei den zufällig vorbeikommenden weil es, trotz seiner grauen Farbe und dem Info-Center zu solch einem Verhalten einlädt?
Der Promillesatz derer, die als Berliner oder Berlinbesucher das Mahnmal nicht kennen, sollte recht gering sein.
Und außerdem: Weil ich etwas nicht kenne, liegt die Verantwortung für mein Verhalten bei jemand anderem?

Bei den Vorsätzlichen, weil die Gestaltung des Mahnmals diese Vorsätze nicht verhindert hat? Die Gestalter haben also auch noch einen Erziehungsauftrag?

Ich versuche ja auch immer, das Gute in jedem Menschen zu sehen. Aber das Verhalten der Besucher den Architekten anzuhängen halte ich für falsch.

Gruß
Ralf

PS1: Ich würde es übrigens mit dem Verhalten auch nicht so streng sehen. Gerade die niedrigeren Stehlen laden geradezu zum "Missbrauch" ein. Ich habe mich schon immer gefragt, warum es diese niedrigen Stehlen gibt.

PS2: Gibt es nicht an mehreren Stellen Hinweistafeln, die auf ein gewünschtes bzw. unerwünschtes Verhalten hinweisen?

Edit: Benutzerordnung (Die steht, so weit ich mich erinnern kann, auf den Tafeln):
(1) Der Besuch des Stelenfeldes erfolgt ganzjährig auf eigene Gefahr.

(2) Das Stelenfeld darf grundsätzlich nur zu Fuß und langsam durchquert werden. Für Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer sind 13 gekennzeichnete Gänge besonders geeignet.
(3) Nicht gestattet ist:
Lärmen,
von Stele zu Stele zu springen,
das Mitführen von Hunden und anderen Haustieren,
das Mitführen und Abstellen von Fahrrädern und ähnlichen Gerätschaften,
das Rauchen und der Genuss alkoholischer Getränke.
(4) Alle Anweisungen des ausgewiesenen Sicherheitspersonals sind zu befolgen.
Zusatz: Foto-, Film- und Fernsehaufnahmen zu gewerblichen Zwecken bedürfen der vorherigen schriftlichen Zustimmung der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas.

Dimagier_Horst 27.01.2017 19:02

Shapira hat das Projekt beendet und die Bilder aus dem Netz genommen.

Stoney 27.01.2017 22:08

Eine Meinung dazu in der Zeit: http://www.zeit.de/freitext/2017/01/...nerungskultur/

XG1 28.01.2017 19:52

Zitat:

Zitat von Stoney (Beitrag 1888422)

Voll ins Schwarze!

Daraus zitiert:
Zitat:

Hier, schau, das ist übrigens das Holocaust-Mahnmal!“, und Assaf drehte sich zu mir um, runzelte seine Stirn und fragte: „Was hat das mit dem Holocaust zu tun?“ „Keine Ahnung“, antwortete ich und fuhr los, als die Ampel auf Grün schaltete.

Das Mahnmal ist wohl auch nicht für uns Juden gebaut worden, so las ich vor ein paar Tagen, sondern für die Deutschen. Vielleicht deshalb unsere Schwierigkeit, einen Zusammenhang zwischen schwarzen Steinblöcken und sechs Millionen toter Menschen herzustellen. Aber nicht nur Assaf und mir scheint es emotional unmöglich, auch vielen deutschen wie nicht-deutschen Besuchern des Mahnmals. Warum ich das denke? Weil Menschen dort rumknutschen, Selfies machen, Kinder Fangen spielen, auf die Steinblöcke geklettert wird und vieles andere, das man vielleicht nicht täte, würde man emotional berührt, würde also in dem Moment, wie man sich zwischen diesen Steinstehlen befindet, das Leid und der Schmerz der Millionen Ermordeten sowie ihrer Nachfahren und die Unmöglichkeit Verständnis für diese Jahrhundertkatastrophe aufzubringen, plötzlich offenbar werden.
Genau das meinte ich (auch).

Und weiter:
Zitat:

Weitsichtig war Peter Eisenman. Vielleicht hatte er jenen Umgang auch eingeplant. Vielleicht wollte er jenen Umgang mit dem Mahnmal provozieren. Und vielleicht wollte er sogar, ein Mann, der sich rein gar nichts aus Denkmälern macht, wie er im selben Interview zugibt, die Frage aufwerfen, wozu überhaupt ein Denkmal, wenn an einem solchen Ort alles Mögliche getan wird, außer zu gedenken.
Genau so hatte ich es auch im Kopf, dass diese Art Verhalten bei der Gestaltung zumindest sehr bewusst in Kauf genommen, wenn nicht sogar provoziert werden sollte!

XG1 28.01.2017 20:00

Zitat:

Zitat von Ellersiek (Beitrag 1888384)
Dann haben jetzt die Architekten in beiden Fälle eine Mitschuld am Verhalten der Leute?

Exakt!


Zitat:

Zitat von Ellersiek (Beitrag 1888384)
Bei den zufällig vorbeikommenden weil es, trotz seiner grauen Farbe und dem Info-Center zu solch einem Verhalten einlädt?

Genau das!

Zitat:

Zitat von Ellersiek (Beitrag 1888384)
Der Promillesatz derer, die als Berliner oder Berlinbesucher das Mahnmal nicht kennen, sollte recht gering sein.

Möglich. Zahlen kenne ich nicht.

Zitat:

Zitat von Ellersiek (Beitrag 1888384)
Und außerdem: Weil ich etwas nicht kenne, liegt die Verantwortung für mein Verhalten bei jemand anderem?

Wo sonst?

Zitat:

Zitat von Ellersiek (Beitrag 1888384)
Bei den Vorsätzlichen, weil die Gestaltung des Mahnmals diese Vorsätze nicht verhindert hat?

So meinte ich das.

Zitat:

Zitat von Ellersiek (Beitrag 1888384)
Die Gestalter haben also auch noch einen Erziehungsauftrag?

Wozu ist denn das Mahnmal sonst da?

Zitat:

Zitat von Ellersiek (Beitrag 1888384)
Ich versuche ja auch immer, das Gute in jedem Menschen zu sehen. Aber das Verhalten der Besucher den Architekten anzuhängen halte ich für falsch.

Einverstanden. Dennoch wäre es möglich gewesen durch eine andre Gestaltung Art und Umfang des angeprangerten Verhaltens zu vermindern!

Zitat:

Zitat von Ellersiek (Beitrag 1888384)
PS1: Ich würde es übrigens mit dem Verhalten auch nicht so streng sehen. Gerade die niedrigeren Stehlen laden geradezu zum "Missbrauch" ein.

Siehste...

Zitat:

Zitat von Ellersiek (Beitrag 1888384)
Ich habe mich schon immer gefragt, warum es diese niedrigen Stehlen gibt.

Nicht nur Du allein...

Zitat:

Zitat von Ellersiek (Beitrag 1888384)
PS2: Gibt es nicht an mehreren Stellen Hinweistafeln, die auf ein gewünschtes bzw. unerwünschtes Verhalten hinweisen?

Ja, gibt es.


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