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andys 18.11.2004 15:51

Es gibt die einen die Fotofieren und die, die Photrogaphieren.
Die einen rennen durch die Landschaft und wollen naturgetreue Fotos, was sowieso nicht geht. Die anderen wollen eine Idee ausdrücken. Die nehmen sich alle Freiheiten. Warum nicht? Das ist keine Qualitätsfrage, sondern eine Stilfrage.

digisucher 18.11.2004 16:18

Zitat:

Zitat von andys
Es gibt die einen die Fotofieren und die, die Photrogaphieren.
Die einen rennen durch die Landschaft und wollen naturgetreue Fotos, was sowieso nicht geht. Die anderen wollen eine Idee ausdrücken. Die nehmen sich alle Freiheiten. Warum nicht? Das ist keine Qualitätsfrage, sondern eine Stilfrage.

Ich wandere durchaus genußvoll durch die Landschaft ohne zu rennen ... aber du hast Recht, das sind zwei Stilarten zu fotografieren bzw. zu bearbeiten, wobei ich nicht sehe, welche Idee jemand umsetzen möchte, wenn er aus einer Landschaftsaufnahme, die sehr wohl weitgehend, wenn auch nie 100 % naturgetreu gelingen kann, einen darin befindlichen Strauch wegstempelt, nur weil der ihm vielleicht nicht grün genug ist. Das Bild bekommt dadurch keine neue Aussage, außer dass es die Realität verfälscht widergibt. Dann entfern ich noch eine Hütte, die mich ebenso stört, und einen krummen Berggipfel, dessen Form mir nicht gefällt. Ich bastle mir also die Landschaft so, wie ich sie gern haben möchte. Ist das die Aussage dann?

digisucher

andys 18.11.2004 16:34

Zitat:

Zitat von digisucher
Ich wandere durchaus genußvoll durch die Landschaft ohne zu rennen ... aber du hast Recht, das sind zwei Stilarten zu fotografieren bzw. zu bearbeiten, wobei ich nicht sehe, welche Idee jemand umsetzen möchte, wenn er aus einer Landschaftsaufnahme, die sehr wohl weitgehend, wenn auch nie 100 % naturgetreu gelingen kann, einen darin befindlichen Strauch wegstempelt, nur weil der ihm vielleicht nicht grün genug ist. Das Bild bekommt dadurch keine neue Aussage, außer dass es die Realität verfälscht widergibt. Dann entfern ich noch eine Hütte, die mich ebenso stört, und einen krummen Berggipfel, dessen Form mir nicht gefällt. Ich bastle mir also die Landschaft so, wie ich sie gern haben möchte. Ist das die Aussage dann?

digisucher

Wir können die Farben nicht naturgetreu wiedergeben. Ich will ja nicht einmal von den Farben sprechen, die die Katzen, Hunde, Bienen usw. sehen, die wir nicht sehen können. Aber allein den Farbreichtum können wir nicht bannen. Das konnte nicht einmal der beste Film. Die Natur besteht aus Millionen von Farben. Davon können wir gerade mal 400000 bannen und davon viele nicht einmal so wie wir sie in der Natur sehen. Und wenn wir dann noch den Kontrast bei Sonnenschein einbeziehen... Das ist hoffnungslos. Wie können nur versuchen das Beste draus zu machen. Wir können nur so fotografiere, das es nicht auffällt, was alles fehlt.
Und wenn ich den Zweig wegretuschiert habe und man sieht es nicht, wo liegt da das Problem. Die ersten Fotografen, die durch die Welt gezogen sind, haben Bäume gefällt, die gestört haben. Da sind wir dagegen noch harmlos.
Es ist ja genauso, wie die These, dass ich in meinen 4 Wänden ein Konzertsaal wiedergeben könnte. Ich weiß ja nicht, wie du das siehst.

Crimson 18.11.2004 16:52

Moin,

auch wenn die Diskussion ein wenig vom Ausgangspunkt abekommen ist, ist sie im Kontext gleichwohl sehr interessant und hat IMO mit Digitalphotographie nur am Rande zu tun. Mal abgesehen davon, daß Andy mit seinem letzten Statement zum Konzertsaal recht hat, es ist eigentlich noch viel 'schlimmer'. ;)

Wir Menschen tun komischerweise gemeinhin so, als würden wir die sogenannte Realität kennen :shock: das aber ist mitnichten der Fall. Wir können über die uns gegebenen Sinne allenfalls eine den Eigenschaften der Sinne gemäß eingeschränkte Realität wahrnehmen und auch die ist allenfalls eine subjektive Realität.
Es sind nicht nur die Farben, die uns Probleme machen. Vor diesem Hintergrund können wir auch allenfalls von einem unsere Sinne zu 100% nutzenden Abbild der Natur sprechen - und zwar nur in dem theoretischen Idealfall, in dem unsere Sinne bei allen gleich funktionieren würden :?

Um zu dem Beispiel des Stempelns zurückzukommen: es mag in der Tat Leute geben, die auch 'in der Natur' eine Landschaft so 'sehen' können, als wenn der sie vielleicht störende Strauch nicht da wäre.

digisucher 18.11.2004 17:43

Es ist absolut zutreffend, dass wir mit unseren Sinnen längst nicht alles wahrnehmen können, was die uns umgebende Natur ausmacht, ausstrahlt, abgibt, abgesehen davon, dass all dies vielleicht sowieso eigentlich ganz anders aussieht, als wir es wahrnehmen. Wir nehmen eben das wahr, was uns möglich ist; naturgetreu bedeutet also in diesem Sinne, was der einzelne von uns in einer bestimmten Situation wahrzunehmen in der Lage ist, und dies mag zudem von Mensch zu Mensch verschieden sein. Aber wenn zwei Menschen an derselben Stelle stehen, werden sie z.B. dieselbe Hütte in der Ferne sehen. Beide fotografieren dieselbe Szene, nur der eine stempelt die Hütte hinterher weg, dann hat er für mich die Realität, so wie sie von beiden gesehen wurde, verfälscht.

digisucher

Crimson 18.11.2004 17:57

Zitat:

Zitat von digisucher
die Realität, so wie sie von beiden gesehen wurde, verfälscht.

Hi,

erstmal schön, daß meine etwas kryptischen Ausführungen richtig gelesen wurden. Darin (in dem was ich dort schrieb, nicht in den Ausführungen) liegt IMO nämlich in der Tat die/eine Wurzel des Übels.

Um auf den oben noch einmal zitierten Satz zurückzukommen, der beschreibt das Problem - vielleicht ungewollt. 'Die Realität, so wie sie von beiden gesehen wurde' - ich fürchte, nein ich behaupte, wir sehen verschiedene (sogenannte) Realitäten.
Deswegen wird der eine, der plötzlich mit der 'gesehenen' Realität des anderen konfrontiert wird, diese nicht mehr als Realität anerkennen, da 'er' ja etwas anderes 'sieht'. Deswegen kann man eigentlich nie sagen, was in einem 'Bild' abgebildet ist, allenfalls, was jemand meint abgebildet zu haben.

Es bleibt die (alte) Frage, wo wir - jeder für sich - die Grenze ziehen. Der eine akzeptiert nur das, was ein 'Abbildungsgerät' (hier: die Kamera) direkt liefert, der andere akzeptiert auch, was daraus im Sinne des gezeigt sollenden daraus gemacht wurde. Und schon sind wir bei dem Problem der Kommunikation. :roll:

Wenn es gewünscht, kann ich in dem Zusammenhang auch noch näher auf Abbildung und Abstraktion eingehen (allerdings aus naturwissenschaftlich-technischer Sicht) ;)

andys 18.11.2004 21:24

Lasst uns das doch noch simpler sehen. Ich gehe mit Winsoft durch seine Heimat. Wir machen vom gleichen Standpunkt aus Fotos. Jedes Foto wird anders sein. Jeder wird behaupten seins ist richtig, das andere ist falsch.
Oder noch einfachen. Es liegt hier ein ungearbeitetes Fotos. Jeder soll es naturgetreu nachbearbeiten. Es werden garantiert so viele naturgetreue Abbilder geben, wie es Bearbeitungen geben wird. Und wenn wird das Thema noch enger nehmen, Wird es soviele naturgetreue Hauttönen geben wie Bildbearbeitungen.
Es gibt nur eine Ausnahme, wo im Fachbereich Naturgezreues verlangt wird: das sind Katalogaufnamhen und selbst da (auch wenn das Original vor einem steht), ist es bei Gott nicht leicht es naturgetreu abzubilden und nachzuarbeiten.

Hansevogel 19.11.2004 01:37

Für mich persönlich gestaltet sich diese 'Problematik' noch viel einfacher: Weil ich nicht malen kann, fotografiere ich und gestatte mir, bei Bedarf so viel an dem Bild zu ändern, wie ich es möglicherweise gemalt hätte. Daß das Bild dann meilenweit jeglicher Realität ist versteht sich von selbst. Ich habe noch nie ein realitätsnahes Bild gefotet, wie denn auch?
Die 'wahren' Bilder sind in einem anderen Speicher, meinem Gehirn. Und wie weit die von der Realität weg sind merkt man spätestens, wenn man das gleiche Objekt nach ein paar Jahren mit dem (Wunsch)bild im Hirn vergleicht.
Mit der Kamera friere ich vergängliche Augenblicke ein, wie auch ein Maler es kann. Sind Dali's Bilder real? Nein, nur genial!
Ich wollt, ich könnte geniale Bilder foten. ;)

Gruß: Hansevogel

Cougarman 19.11.2004 01:51

Zitat:

Zitat von Crimson
Wenn es gewünscht, kann ich in dem Zusammenhang auch noch näher auf Abbildung und Abstraktion eingehen (allerdings aus naturwissenschaftlich-technischer Sicht) ;)

Au ja bitte !
;)

Irmi 19.11.2004 22:30

Also ich halte es so:

meine 7hi ist die 2.Digikam, die ich gekauft habe, die erste einfach Kodak habe ich parallel zu meiner analogen Minolta X700 benutzt. Ich war einfach neugierig auf´s digitale foten. Die analoge Kamera wurde immer weniger benutzt. Hab dann die 7hi gekauft, um Fotos ähnlich meiner analogen Kamera machen zu können (Brennweite). Natürlich gibt´s die schon angesprochenen Probleme, aber es gibt soviel, was diese Probs aufwiegt. Weniger zu schleppen, (noch weniger, seit ich noch die kleine Minolta XG habe, die Immerdabeihabkamera) schnelle Verfügbarkeit, einfaches Ansehen am TV, kein umständliches Aufstellen von Leinwand etc. Schneller Austausch per Mail mit Freunden. Ich könnt noch mehr aufzählen.
Natürlich hab ich meine X700 noch, hege und pflege Sie, auch den Diaprojektor. Werde es auch alles nicht hergeben.
Aber ob ich´s jemals wieder richtig nutzen werde, ich glaub´s nicht, aber ich häng dran.


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