SonyUserforum

SonyUserforum (https://www.sonyuserforum.de/forum/index.php)
-   Café d`Image (https://www.sonyuserforum.de/forum/forumdisplay.php?f=94)
-   -   Energiewende wird abgewürgt (https://www.sonyuserforum.de/forum/showthread.php?t=114906)

frame 27.06.2023 16:39

Zitat:

Zitat von turboengine (Beitrag 2279288)
Wir reden hier über bis zu 50(!) neue Kraftwerke. Ohne die Beihilfeenscheidung auf Brüssel gibt es keine Subventionen für neue Gaskraftwerke und ohne Subventionen lassen sie sich nicht kostendeckend betreiben.

Sind das die Reservekraftwerke die mit Öl betrieben werden aber Gaskraftwerk heissen oder sind das NOCHMAL neue Kraftwerke?

Es braucht ja gar keine Subventionen, es braucht nur eine neues vergütungsmodell - statt für produzierten Strom zu bezahlen wird für bereitgehaltene Kapazität bezahlt. Wording für Fortgeschrittene.

twolf 27.06.2023 18:49

Zitat:

Zitat von frame (Beitrag 2279291)
Sind das die Reservekraftwerke die mit Öl betrieben werden aber Gaskraftwerk heissen oder sind das NOCHMAL neue Kraftwerke?

Es braucht ja gar keine Subventionen, es braucht nur eine neues vergütungsmodell - statt für produzierten Strom zu bezahlen wird für bereitgehaltene Kapazität bezahlt. Wording für Fortgeschrittene.

Auch heute werden das Bereithalten von Kraftwerken vergütet.und es wird einmal unterschieden des Kraftwerkstyp und dann auch mit was sie Betrieben werden.
Es gibt auch Kraftwerke, die mit verschiedenen Energieträger betrieben werden können.

twolf 27.06.2023 18:52

Zitat:

Zitat von turboengine (Beitrag 2279288)
Die EU-Kommission lehnt Deutschlands Pläne für den Bau neuer
Kraftwerke ab. Damit gerät der schnelle Kohleausstieg in Gefahr.

Es war halt eine dumme Idee für grüne Folklore die Kernkraftwerke abzuschalten.
Jetzt fehlen sie.

Die neuen Anlagen müssen in Betrieb gegangen sein, wenn das letzte Kohlekraftwerk vom Netz gegangen ist. Sie sind in Zukunft die Absicherung für die Phasen, in denen die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. Wir reden hier über bis zu 50(!) neue Kraftwerke. Ohne die Beihilfeenscheidung auf Brüssel gibt es keine Subventionen für neue Gaskraftwerke und ohne Subventionen lassen sie sich nicht kostendeckend betreiben.

Dumm gelaufen. Was nun Herr Habeck?

https://www.handelsblatt.com/politik.../29222362.html

Mir wäre Neu das dieses Endgültig ist, wir befinden uns in einen Prozess, und Entschieden ist da nix.
Versuchst du schon wieder was als Fakt zu verkaufen, was nicht festgeschrieben oder Endgültig ist.:evil:

turboengine 27.06.2023 19:05

Zitat:

Zitat von frame (Beitrag 2279291)
Sind das die Reservekraftwerke die mit Öl betrieben werden aber Gaskraftwerk heissen oder sind das NOCHMAL neue Kraftwerke?

Man muss unterscheiden zwischen Gaskraftwerken (benutzen vorwiegend Erdgas als Brennstoff) und Gasturbinen (benutzen ein „trockenes“ gasförmiges Arbeitsfluid - keinen Dampf). Gaskraftwerke können allerdings auch kurzfristig mit Öl befeuert werden, wenn die Gasturbinen das durch ein zweites Brennersystem erlauben.

Gasturbinen benötigen keinen Kessel und sind daher thermisch flink.

Zitat:

Zitat von frame (Beitrag 2279291)
Es braucht ja gar keine Subventionen, es braucht nur eine neues vergütungsmodell - statt für produzierten Strom zu bezahlen wird für bereitgehaltene Kapazität bezahlt. Wording für Fortgeschrittene.

Das ist ein grundlegend anderes Marktdesign als das was wir heutzutage haben. Derzeit wird „Arbeit“ an der Börse verkauft. Wer mit seiner Anlage wegen hoher Brennstoffkosten nicht zum Zuge kommt der hat „Pech gehabt“ und bleibt auf den Fixkosten sitzen. Daher gab es so viel Stilllegungen, die von den Grünen jeweils gefeiert wurden. Irgendwann brauchte man aber Reserven für die Dunkelflaute und die Bundesnetzagentur hat dann die Stillegung fossiler Kraftwerke verboten und den Reservebetrieb als Notfallmassnahme bezahlt.

Bei einem vorwiegend Wind- und Solar basierendem Kraftwerksmix kommen die konventionellen Kraftwerke nur noch im Winter und nachts zum Zuge - man braucht aber dieselbe Leistung wie früher in Bereitschaft. Daher ist die Ware nicht mehr „Arbeit“ sondern „gesicherte Leistungsbereitstellung“ was man als „Kapazitätsmarkt“ bezeichnet. Den gibt es in dieser Form in Europa nicht und die EU-Kommission möchte da wohl auch langfristig hin. Aber derzeit besteht sie noch auf den bestehenden Markt, weil dort alle Markteilnehmer gleiche Chancen haben - auch grenzüberschreitend.

Die Bundesregierung nun braucht aber dringend schon jetzt den Kapazitätsmarkt, um Investitionen aus dem Privatsektor in neue, fossile Kraftwerke anzuziehen. Das dauert nun aber auf Europäischer Ebene wesentlich länger als es sich Deutschland wegen seines überstürzten Dreifachausstiegs erlauben kann. Gleichzeitig auf Kohle, Kernenergie und Pipeline-Gas auszusteigen ohne Ersatz zu haben ist nunmal ziemlich dumm und setzt einen unter Zugzwang. Daher hofft man in der Übergangszeit auf Stromimporte von den Kernkraftwerken aus Frankreich, aber braucht trotzdem möglichst schnell Ersatz für die Kohlekraftwerke. Ansonsten können die nicht abgestellt werden und der schöne politische Beschluss ist Makulatur. 2030 ist bei Investitionen in diesem Bereich „morgen“ - oder eigentlich „gestern“

Das sollten nun Gaskraftwerke sein. Das hat man in Politik und Medien natürlich nicht an die grosse Glocke gehängt bzw. als „Brückentechnologie“ oder „Wasserstoff-fähig“ bzw. Neudeutsch „Fuel-switch-Projekte“ geframed. Wasserstoff ist übrigens nun sowas wie die weisse Salbe der Energiewende und dient zum Tarnen und Täuschen.

Nirgendwo war bisher zu lesen dass 50 neue Gaskraftwerke entstehen müssen wenn man die Energiewende durchzieht. Das sickert nun langsam so peu-a-peu durch. In meinen Beiträgen oben habe ich geschrieben dass auf keinerlei konventionelle Kapazität verzichtet werden kann. Das ist nun offenbar.

Die Investitionssummen sind gewaltig und können nur durch ein verlässliches Investionsumfeld mobilisiert werden. Das wäre dann der Kapazitätsmarkt. Da baut ein Betreiber eine Turbine und bietet diese für ein festes Entgelt über den investitionshorizont (z.B. zehn Jahre) zu einem Fixpreis an. Er verkauft eine Kapazität von z.B. 300 MW in Bereitschaft (Leistungspreis). Der tatsächliche Betrieb wird dann separat abgerechnet. Es wird pro Ein- and Abschalten und für die Betriebsstunden ein variabler aber vorab indizierter „Arbeitspreis“ fällig. So ist sichergestellt dass die Anlage sich über die Lebensdauer amortisiert und eine einkömmliche Rendite abfällt.

Das Deutsche Wirtschaftsministerium wollte diese Änderung des Marktdesigns wegen des vorgezogenen Kohleausstiegs im nationalen Alleingang durchziehen und ist nun von der EU-Kommission zurückgepfiffen worden weil dies eine Abschottung des Marktes bedeutet und mit dem Europäischen Beihilferecht kollidiert. Gleiche Regeln für alle - ein guter Grundsatz in der EU.

Zitat:

Die EU-Kommission hat große Bedenken mit Blick auf die Pläne des Bundeswirtschaftsministeriums, Anreize für den Bau von Gaskraftwerken mit einer installierten Leistung von 25 Gigawatt (GW) zu schaffen.
Das Ministerium sitzt nun zwischen allen Stühlen, weil offenbar Leute den Kohleausstieg als „möglich“ erachtet haben welche sich nicht mit dem Europäischen Beihilferecht aussönnen. O-Ton: „kommen nach und nach in der beihilferechtlichen Realität an“. Das ist absolut dilettantisch - in der Branche ist das das A und O.

Wenn ein Ministerium eben Spitzenpersonal nicht anhand Sachkenntnis, sondern Haltung, Geschlecht, Parteibuch und Familienzugehörigkeit einstellt, kommt so etwas raus. Eine Blase, die irgendwann an der bösen Realität platzt.

Die Konsequenz: Erst wurden Kraftwerke abgebaut…
https://www.deutschlandfunk.de/energ...m-aus-100.html

…jetzt baut man wieder neue auf. 25 GW - das sind ungefähr 50 Kraftwerke.

https://www.enbw.com/unternehmen/pre...sserstoff.html

Das ist das Ergebnis von Planwirtschaft. Die dümmste Energiepolitik der Welt an der Arbeit. Noch gendern - ansonsten Freigabe.

Warum schreibe ich das ganze hier? Ich halte im Herbst an der Hochschule in Zürich auf Einladung einen Vortrag dazu - ist ganz gut seine Gedanken zu ordnen.

turboengine 27.06.2023 20:09

Zitat:

Zitat von twolf (Beitrag 2279301)
Auch heute werden das Bereithalten von Kraftwerken vergütet.

Das schon - aber nur von vorhandenen.
Die Erstellung von neuen Kraftwerken nur für die Bereitstellung ist ein anderes Paar Schuhe - der Kapazitätsmarkt.

Zitat:

Gefordert werden klare Bedingungen

Die Branche ist mittlerweile verunsichert. Schon seit Wochen fordert sie Klarheit über die Bedingungen, zu denen sie neue Kraftwerke bauen soll. „Wir brauchen einen Investitionsrahmen, und zwar schnell“, hatte Kerstin Andreae, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), kürzlich gesagt.

Es sei klar, dass sich ein Kraftwerk, das als Sicherheitspuffer für Zeiten mit wenig Solar- und Windstrom diene, wegen geringer Vollnutzungsstunden nicht über die Vergütung der einzelnen produzierten Kilowattstunde refinanzieren könne. Es müsse vielmehr das Vorhalten von Kraftwerksleistung finanziert werden.

Handelsblatt von heute

Die Lobbyisten der Erneuerbaren (Bundesverband Erneuerbare Energie, BEE) haben Kapazitätsmärkte stets abgelehnt da “diese eine Subvention alter fossiler Kraftwerke darstellen”. Jüngste Gutachten im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie haben ergeben, dass Kapazitätsmärkte zu Mehrkosten von bis zu 15 Mrd. Euro bis zum Jahr 2030 führen würden, die Kunden für die Bereithaltung verlustbringender Kraftwerke aufbringen müssten. Dies komme einer „Sozialisierung der Risiken“ gleich.

Das Gegenteil ist der Fall - die Kosten der Energiewende werden dann offenbar und können optimiert werden. Bisher hat man sie durch das Durchfüttern von bestehenden unrentablen Anlagen auf Kosten der Stromverbraucher über die Netzkosten versteckt.

Wenn du mehr wissen willst:
Hier:
https://www.enbw.com/media/konzern/d...men.pdf#page84

Reisefoto 12.07.2023 00:12

Die deutsche Energiebilanz, wie sie der Focus sieht:
https://www.focus.de/klima/analyse/d...b-global-de-DE
Der Winter kommt darin allerdings etwas kurz.

turboengine 12.07.2023 06:41

Zitat:

Weniger, aber sauberer
Die verblüffende deutsche Strombilanz nach dem Atomausstieg
Das mag für den Redakteur verblüffend sein - ansonsten ist das Binsenweisheit.


Insgesamt ist der Artikel etwas wirr und die Aussagen von Fraunhofer ISE stehen auch teilweise in Widerspruch zu den offiziellen Daten der Bundesnetzagentur und UBA.

https://www.smard.de/page/home/markt...04712%5D%7D%7D

Dass ein Braunkohlekraftwerk im Sommer „raus geht“ hängt mit den hohen Emissionspreisen zu tun. Kernenergie aus Frankreich ist billiger.

Und der wichtigste Satz kommt wie so oft kann zum Schluss:
„Marktbeobachter gehen davon aus, dass die jetzt abgeschalteten Kohlekraftwerke im Herbst wieder zurück ans Netz gehen“. Also eine Nullnummer.

Auch der ganze Artikel ist damit eigentlich eine einzige Nullnummer. Verblüffend ist da gar nichts. Und dass der Strommix sauberer ist, ist gelogen wenn man die Importe berücksichtigt und das Winderhalbjahr 22/23 miteinbezieht.

https://www.umweltbundesamt.de/sites...tzung-2022.pdf

Übrigens: Enery-Charts von ISE ist eine verlässliche Quelle für „frisierte Daten“ für die Politik und Presse. Es lassen sich bei einem komplexen System durch Wahl des Zeitpunkts und Randbedingungen immer Daten generieren die den gewünschten Spin für die Botschaften unterstützen. Fraunhofer ISE macht Politikberatung und ist damit keine wissenschaftlich neutrale Quelle und will es auch nicht sein.

Zitat:

Ein Forschungsgebiet, das neu hinzugekommen ist sind Energiesystemanalysen und Technologie-Roadmaps, die verstärkt in die Politikberatung einfließen. So zuletzt die Studie »Wege zu einem klimaneutralen Energiesystem – Die deutsche Energiewende im Kontext gesellschaftlicher Verhaltensweisen«.
https://www.ise.fraunhofer.de/de/40-jahre.html

Nochmal:.

Es ist selbstverständlich Unsinn, dass die Abschaltung der Kernkraftwerke keinen Einfluss auf die Erzeugung hat. Das ist schon rein arithmetisch Quatsch. Das dies in der Statistik der letzten drei Monate nicht aufschlägt ist jetzt nur jahreszeitlich bedingt. Kernkraftwerke gingen früher traditionell im Sommer in Revision. Im Winter 24 wäre der Vergleich viel interessanter.

Ich vergleiche doch auch nicht einen Porsche und einen Ferrari wenn beide in der Garage stehen. Ergebnis wäre: Gleich schnell und gleicher Verbrauch. Nullnummer.

Ausserdem haben viele Industriebetriebe wegen der hohen Energiepreise ihre Produktion eingestellt. Daher ist der Verbrauch gesunken. Die Kehrseite der Medaille ist die Rezession und der Import der nicht im Lande produzierten Güter. Man müsste die Industrieproduktion mit dem Stromverbrauch und der “Grauen Energie” durch Importe vergleichen. Und da hat Deutschland bald ein Problem.

Also: Ein Nullnummer-Artikel wie so viele.

db2gu 12.07.2023 08:25

Zitat:

Zitat von turboengine (Beitrag 2280375)
....Und da hat Deutschland bald ein Problem. ...

Laber Fasel und permanente realitätsfremde Schwarzmalerei !
Kann ich langsam nur noch drüber lachen!

Wo war der prognostizierte Blackout im Winter ?
Wo der totale Zusammenbruch ?
Wo ist heute der Strompreis für den Privatverbraucher angelangt (wieder bei ca. 28Cent/kWh) !
Wo die Industrieflucht aus Deutschland?
Aktuell haben wir im Maschinenbau wo es gerade kriselt vor allem in Europa und Deutschland selbst den stabilsten Markt und Absatzahlen, ganz im Gegensatz in Fernost und China.

Wir exportieren Strom!

Entweder man will die Energiewende und die gibt es nicht um sonst oder man will sie nicht und verleugnet alles was mit Klimawandel zu tun hat. Dann passt das mit der Schwarzmalerei, aber im anderen Sinne.

Wo sind denn die anderen wirklichen realistischen zeitnahen Alternativen?

messknecht 12.07.2023 09:21

Zitat:

Zitat von db2gu (Beitrag 2280379)
Wir exportieren Strom!

Ja, aber zu welchen Preis?
und zu welchen Preis importieren wir Strom?

frame 12.07.2023 09:52

Zitat:

Zitat von db2gu (Beitrag 2280379)
Wo war der prognostizierte Blackout im Winter ?

wo war der Winter?
Zitat:

Zitat von db2gu (Beitrag 2280379)
Wo ist heute der Strompreis für den Privatverbraucher angelangt (wieder bei ca. 28Cent/kWh) !

danke den billigen Importen

Zitat:

Zitat von db2gu (Beitrag 2280379)
Wo die Industrieflucht aus Deutschland?

läuft - siehst du das nicht? Verlagerung von Standorten dauert halt, aber sehr viele Unternehmen arbeiten daran. Die Neuansiedlung ist ja schon bei Null bzw. nur wenn es fett Subventionen gibt. Warum baut Viessmann wohl seine Wärmepumpen in Polen? Unsere Wärmepumpe von Weishaupt wurde in der Schweiz gebaut, aber die Teile darin sind aus China. Von wegen deutscher Maschinenbau.

Zitat:

Zitat von db2gu (Beitrag 2280379)
Wir exportieren Strom!

Das ist richtig, wir verklappen Strom zu Negativpreisen bzw. schalten Gross-Solaranlagen und Windräder ab, und importieren dann wieder, völlig überraschend NICHT zu Negativpreis. Es fehlt halt an Trassen um den Strom dann wenn er produziert wird bzw. werden könnte dorthin zu bringen wo er gebraucht wird.


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 18:49 Uhr.