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-   -   Provokative These: Objektive >200mm sind nur was für Voyeure (https://www.sonyuserforum.de/forum/showthread.php?t=55061)

e-i-k 19.06.2008 23:52

Zitat:

Zitat von cat_on_leaf (Beitrag 671936)
So, noch mal meine Meinung.
Mit jeder beliebigen Brennweite läst sich krativ oder dokumentarisch fotografieren! Man muss nur wissen wie man mit ihr umgeht!!


Ganz deiner Meinung. Brennweiten bringen natürlich nur den gewünschten Effekt, wenn sie gekonnt eingesetzt werden. Worauf ich hinaus will: Der Tele-Effekt (Schärfentiefe, perspektivische Verflachung), nimmt jenseits der 200mm nicht mehr merklich bzw Bildwirksam zu. Ob ich 200mm nehme, oder 400mm... der einzige unterschied ist doch, das bei 400mm alles einfach nur näher ist. die geringe Schärfentiefe und die Verflachung, bekommt man doch auch mit 200 und weniger hin.


Zitat:

Zitat von cat_on_leaf (Beitrag 671936)
Jetzt mal zwei provokante Thesen von mir:
1. Leute, die meist mit Weitwinkeln arbeiten, stellen die Welt absichtlich verzehrt da. Mit einem Weitwinkel kann man nämlich alles knipsen und alles sieht durch den Blickwinkel, den wir Menschen so sonst nicht Wahrnehmen, interessant aus. Alles unter 35mm ist also etwas für Knipser die sich keine Gedanken machen wollen!!;)


Diese Sichtweise finde ich nicht unberechtigt. Weitwinkel kann schnell zur Effekthascherei ausarten.
Allerdings finde ich, dass der Effekt der mittels Weitwinkel erzeugt werden kann, (hierbei meine ich besonders die Tiefenwirkung), mittels noch mehr Weitwinkel immer weiter verstärkt wird. Im Gegensatz zu Tele, wo noch mehr Tele, eben nicht "noch mehr Effekt" herbeiführt. Im Telebereich "stagniert" der Effekt irgendwann, bei Weitwinkel nicht.


Hier wird glaube ich deutlich, an welche Stelle wir einander missverstehen. Ich glaube du verstehst in meinem Beitrag, eine versuchte Abwertung des Telebereichs!? Ich kann dir versichern, dass dies nicht meine Absicht ist. Ich frage mich nur, warum in diesem Forum so viel über Telezooms zu 300mm und mehr diskutiert wird. Wenn ich weiß wie ich den Tele-Effekt in meine Bilder bekomme, dann schaff ich dass doch mit 200mm und weniger. Warum brauche ich dann noch längere Brennweiten? Doch eigentlich nur um Entfernungen zu überwinden, aber nicht um noch kreativer zu sein.

Hansevogel 20.06.2008 01:25

Zitat:

Zitat von e-i-k (Beitrag 672291)
Warum brauche ich dann noch längere Brennweiten? Doch eigentlich nur um Entfernungen zu überwinden, aber nicht um noch kreativer zu sein.

Richtig!
Ich verwende längere Brennweiten, um Details abzubilden, die nur schwimmend oder fliegend zu erreichen wären, wenn ich sie formatfüllend mit kürzeren Brennweiten abzulichten wünschte. So z.B. Schiffsschrauben im Schwimmdock, Takelagedetails bei Seglern, Zifferblätter bei Turmuhren, Fassadenteile bei alten Kaufmannshäusern, die Elstern im Hinterhof, meine Freundin auf der Flucht... :lol:

Gruß: Joachim

JoeJung 20.06.2008 06:47

Ich mache sehr gerne Aufnahmen mit 200 mm Brennweite. Bei mir ist der Grund aber relativ einfach und hat absolut nichts mit Voyeurismus zu tun: das Minolta AF 2,8/200 ist die mit Abstand genialste Linse, die ich habe :)

Lg. Josef

RainerV 20.06.2008 09:09

Zitat:

Zitat von e-i-k (Beitrag 670945)

Ein anderer Punkt, der auf den es mir eigentlich ankommt, hat auch (größtenteils) Beführworter gefunden: Motive die erreichbar sind, sollten besser "erlaufen" als "erzoomt" werden. Nichts gegen ein bisschen Tele, aber zu viel, kann dem Motiv schnell schaden.

Habe ich das so richtig zusammengefasst, oder gibt es abweichende Meinungen?

Jetzt versuche ich mal Spitzfindig zu werden:
Wenn ihr euch fragt, warum ihr fotografiert, würdet ihr eher sagen wegen dem "kreativen", oder wegen dem "dokumentatorischen" Aspekt?

Ich vermute, bei den meissten - sicher nicht bei allen - aber doch bei den meissten wird die Antwort "kreativ" lauten!? Falsch? Richtig?

Die meissten "Pro-Tele"-Argumente, gingen jedoch in Richtung, "Vögel", "Flugshows", "Speedway", "Zoo". Also alles Motive, die eigentlich ohne ausufernde Brennweiten kaum fotografiert werden können. Alles Motive, die von vornherein den kreativen fotografischen Ansatz (z.B. duch eingeschränkte Brennweitenwahl) beschneiden. Werden diese Fotos denn nicht hauptsächlich des Tieres oder des Flugzeuges wegen gemacht?

Um zum Punkt zu kommen: Ich sehe diesen Ansatz deutlich "dokumentatorisch" ausgerichtet.

Ran ans Motiv war schon immer eine Grundregel und ist es auch immer noch. Aber wer "ranzoomt", der verletzt nicht zwangsläufig diese Regel weil er vielleicht faul ist, oder weil er vielleicht nicht näher ans Objekt rankommt. Du vergißt in Deiner Argumentation eben genau den "kreativen" Aspekt der verdichtenden Teleperspektive komplett.

Ich bin häufig genug nur mit dem Teleobjektiv unterwegs, es wirkt ganz anders, wenn Menschen zum Beispiel ganz, ganz knapp vor der schon bedrohlich nahen Straßenbahn noch schnell über die Straße hetzen um noch rechtzeitig die Haltestelle zu erreichen. Schafft er/sie es? Wenn man diese Szene aus geringerer Entfernung mit einer Normalbrennweite oder gar einem Weitwinkel aufnimmt, dann ist die Person vielleicht genauso groß und ganz weit hinten kommt ganz klein eine Straßenbahn daher. Wieso hetzt der so? Er hat doch noch sooo viel Zeit? Wie langweilig.

Um das Gewirr in einer belebten Straße aufzuzeigen gibts nichts besseres als das Tele. Und die sattsam bekannten Aufnahmen, die die Stadtsilhouette von München "direkt" vor der beeindruckenden Alpenkette zeigt, wäre ohne Tele auch nicht möglich. Und bevor jetzt wieder "unnatürlich" oder "gefälscht" geschrien wird. Nein, ist es definitiv nicht. Es entspricht nur nicht unserer gewohnten Sichtweise. Und ist deshalb so spannend. Und KREATIV!

Rainer

rainerte 20.06.2008 09:24

Genau so ist das auch für mich. 1. Gibt es viele Situationen, Motivbereiche, die nach ziemlich viel Tele schreien (von Schmetterlingen bis Sterne) und 2. bietet das Tele jede Menge Gestaltungsmöglichkeiten, vor allem, wenn es lichtstark ist. Nur: Wer in 1 und 2 nicht zuhause ist, braucht es nicht und spart viel.

cat_on_leaf 20.06.2008 10:04

Zitat:

Zitat von e-i-k (Beitrag 672291)
.....
Wenn ich weiß wie ich den Tele-Effekt in meine Bilder bekomme, dann schaff ich dass doch mit 200mm und weniger. Warum brauche ich dann noch längere Brennweiten? Doch eigentlich nur um Entfernungen zu überwinden, aber nicht um noch kreativer zu sein.

Glaub mir, mit mehr Tele lassen sich andere Effekte erreichen. Wie ich schon im ersten Posting schrieb: Je mehr Brennweite, desto besser lassen sich viele Hintergründe ausblenden. Oder man kommt erst zu einem ruhigen Hintergrund. Das ist durchaus Kreativ. Und das ist bei 400mm dann deutlich einfacher, als mit 200mm.


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