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-   -   Wüste, Tiere, Apfelkuchen. Ein Reisebericht aus Namibia (https://www.sonyuserforum.de/forum/showthread.php?t=202189)

Schnöppl 28.03.2023 11:42

Ich bin zwar leider erst jetzt über diesen Thread gestolpert,
aber dein Reisebericht bereitet wie immer wahre Freude,
die grandiosen Fotos und die erfrischenden Hintergrundinfos - einfach wunderbar! :top:

Mainecoon 28.03.2023 23:43

Sehr beeindruckend! Sowohl die Landschaft als auch deine Kondition, nach einer Durchfallnacht noch eine solche Düne zu besteigen!

Wieso konntest/durftest du mehrfach alleine, auch in den Nacht, in die Wüste? War keine Gefahr durch Raubtiere oder Schlangen zu erwarten gewesen?

Viele Grüße

Mainecoon

ingoKober 29.03.2023 11:20

Es gibt ja Lodges in Afrika, wo man sehr strikte Regeln hat. Siehe Makutsi. Zum Glück für mich gibt es aber auch andere. Mancherorts darf man auch nachts mitten durch Löwengebiet schlendern (ob man das tun sollte ist eine andere Sache) oder man wird gebeten, nachts linksrum zur Bar zu geh, weil rechts oft Elefanten stehen. Da muss man dann halt etwas vorsichtiger sein, wenn man rumlatscht. Aber das bin ich und mir ist nie etwas passiert.
In Namibia ist ausserhalb der Nationalparks zudem- anders als vielerorts in Ostafrika- nicht mit viel Raubtieren zu rechnen. Klar, Leoparden und Hyänen gibt es überall, aber ausser ein paar Hyänenspuren hier und da habe ich von denen nichts bemerkt.


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Schakale begleiten einen gerne nachts. Aber die würden nie einen Menschen angreifen -und wenn würde der lässig gewinnen.
Schlangen? Die wollte ich ja finden. Es gibt zwar viele, sie zu finden ist aber nicht so einfach. Daher werde ich in diesem Thread auch nur ganz wenige zeigen können.


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Unterwegs habe ich ein paar Bekannte getroffen, die hardcoremäßig herping betrieben. Das heisst, sie waren jede Nacht viele Stunden draussen und mit dem Auto an verschiedensten abgelegenen Orten. Die haben viel mehr Reptilien gefunden, als ich und ein wenig den Kopf geschüttelt über meine einfachen Touren.

Viele Grüße

Ingo

ingoKober 01.04.2023 20:47

Nein die Nacht war nicht soo lange, ich hatte nur keine Zeit, weiter zu machen.
Aber jetzt ...und heute gibt es tatsächlich Wüste, Tiere und Apfelkuchen alles in einem Beitrag :crazy:

Nach ausgiebigem und nicht zu frühem Frühstück brachen wir also am nächsten Morgen Richtung Küste auf.


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Es sollte eine lange Fahrt werden, wie ein kurzer Check der Karte bestätigte.


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Unterwegs begegneten wir am Straßenrand natürlich wieder ein paar Tieren.
Eine Rüppeltrappe war im Hitzeflimmern schwer abzulichten.


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Gleiches galt für Kudus, die dort sehr scheu warn und ab und an die Straße querten. Gräusliches Bild also…aber halt ein Belegfoto


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Der südliche blasse Singhabicht saß höher und war weniger vom Hitzeflimmern betroffen.


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Immer wieder sahen wir auch Bäume mit großen Siedelwebernestern.


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Nach ansonsten eher eintöniger Fahrt durch die Wüste machten wir einen etwas längeren Tankstopp in Solitaire. Der kleine Weiler mit weniger asl 100 Einwohnern mitten in der Wüste ist eine wichtige Station, gibt es dort doch die einzige Tankstelle auf de langen Weg von Windhoek nach Walfis Bay.
Es ist ein sehr schönes liebevoll gestaltetes Plätzchen mitten im Nirgendwo.


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Ne Lodge gibt’s dort auch


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Weltbekannt ist Solitaire durch das mehrfach in Büchern erwähnte Cafe, wo es angeblich den besten Apfelkuchen Namibias, wenn nicht der Welt gibt.


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Auf den oberen Blechen ist der Apfelkuchen


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Natürlich haben wir ihn getestet. …und fanden ihn mäßig. Sehr nach US Geschmack, Süß, fett und mit viel Zimt. Nicht wirklich unser Ding.
So mitten in der Wüste gibt es natürlich auch einiges Wildlife zu sehen.
Schon am Eingang warnt ein Schild:


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Und es kann passieren, dass eine Fuchsmanguste einfach so über den Hof läuft.


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Und sich ein Kapfuchs dort ungeniert putzt.


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Um dann Flughund zu spielen.


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Auch Vögel zeigen sich natürlich.
So zB diese Lerche. Ich halte sei für eine Falblerche.


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Schön bunt ist der Kurzzehenrötel


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Und nicht minder die Rotkopfamadine.


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Es gab noch viel mehr zu sehen, aber wir mussten weiter.


Kurz hinter Solitaire sahen wir einige Strauße nahe der Straße


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Und dann noch eine tote Oryx samt Aasfressern…generell machte die flirrende Hitze Teleaufnahmen schwierig, also gehen die nur als Belegaufnahmen druch.


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Irgendwann kreuzten wir dann den Wendekreis des Steinbocks, die südliche Grenze der Tropen. Das ist somit die südlichste Stelle auf der Erde, an dem die Sonne zum Mittag des Tages im Zenit steht. Ein senkrechter Pfahl wirft dort mittags also keinen Schatten.
Sehr viele Vorbeikommende hinterliessen an dem Schild ein Souvenir.


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Schön hier, aber waren Sie schon mal in Baden Württemberg?


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Wir überschritten die Grenze zu den Tropen sehr demonstrativ.


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Weiter gings durch den Kuiseb Canyon, wo man die verworfenen Sedimentschichten des Kuisebs bewundern konnte.


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An einer Brücke nannte Floyd das Baujahr und ergänzte, das sei sein Geburtsjahr. Überrascht stellten wir fest, dass das auch für gut die Hälfte der Reisegruppe, einschliesslich der Kobers zutraf. Alle gleich alt!
Birgit hatte vorgeschlagen, einen Abstecher zu einem der der Shelter von Henno Martin und Hermann Korn zu machen. Die beiden hatten sich im zweiten Weltkrieg zwei Jahre in der Wüste versteckt, um nicht eingezogen zu werden. Henno Martin hat darüber ein lesenswertes Buch geschrieben: Wenn es Krieg gibt gehen wir in die Wüste. Siehe dazu auch das Kapitel in Hummeldumm.
Wie dort beschrieben stand am auf unwegsamen Pfaden zu erreichenden Parkplatz erstmal nur ein Schild ….


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….und wir mussten noch einen Fußmarsch antreten, um zu einem der vier Shelter der beiden zu kommen.


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Gut der Hälfte der Truppe war das dann doch zu lang und zu heiss und wir liessen sie unter einem schattenspendenden Felsüberhang zurück. Der Rest von uns schwitzte sich bis zum Shelter durch.



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Unter einem Felsüberhang waren nur noch einige Wandreste übrig. Wenn man das Buch gelesen hat, dennoch ein nachhaltiges Erlebnis.


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Weiter gings dann nach dem Mittagspicknick. Unter anderem trafen wir noch auf dieses Namaquaflughuhn. Die sahen wir nichtmal selten, aber im dichten Gras waren sie meist nicht sinnvoll zu fotografieren.


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Die Flughühner zeigen übrigens ein im Tierreich einzigartiges Verhalten. Aber dazu später mehr.


Die Wüste wurde immer wüster und öder …und heisser. Da wir keine funktionierende Klimaanlage hatten, bekamen wir mehr als genug davon mit.


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Die Hitze flimmerte und dank der Fata Morganen sah es teilweise täuschend realistisch so aus, als ob wir auf einer trockenen Insel inmitten eines wasserreichen Sumpfgebietes entlangtuckerten. Eine Mitfahrerin konnte es über lange Strecken kaum glauben, dass das kein richtiges Wasser sein sollte. Aber wenn man näher kam, verschwand jede einzelne scheinbare Wasserfläche und man fuhr nur über öde Kiesflächen.
Bis……
Aber das kommt beim nächsten Mal

ingoKober 02.04.2023 22:02

Na, liest eigentlich noch jemand mit? Ist es zuviel drumrum und zu wenig Tiere?
Egal, der Zähler läuft ja weiter hoch, also berichte ich auch weiter:

Wir fuhren also bis in den Wassern der Fata Morgana erste Anzeichen von Industrie auftauchten, Masten über Masten und nach mehreren hundert Kilometer kam uns auch mal ein Auto entgegen


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Wir näherten uns also Walvis Bay. Hier endete dann auch der fast 2000 km Trans Kalahari Highway, auf dem wir die ganze Zeit unterwegs waren. Bevor wir in die Stadt einfuhren kamen wir an ein paar Salzsümpfen vorbei, in denen wir von der Straße aus Flamingos stehen sahen….aber man durfte da nicht direkt hinfahren.
Also fuhren wir in die Stadt hinein. Offen, niedrige Häuser, nicht besonders einladend.


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Auch das touristische Zentrum war nicht überwältigend


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Walvis Bay hat gut 60 000 Einwohnern und mit fast 2000 Einwohnern pro Quadratkilometer die bei weiten höchste Bevölkerungsdichte in Namibia.
Lange gehörte Walvis Bay gar nicht zu Namibia, sondern zu Südafrika, von dem es in den siebziger Jahren annektiert wurde. Erst 1994, nach dem Ende der Apartheid übergab Südafrika die Stadt wieder an Namibia. Der große Hafen in der natürlichen Bucht bestimmt die Wirtschaft der Stadt: Handel und Fischerei.
So groß der Hafen auch ist der Betrieb ist größer und Schiffe müssen oft vor der Einfahrt warten. Hier auch eine Bohrinsel, die auf ihre Inspektionsarbeiten wartet.


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Am Hafen gibt es eine kleine Promenade. Etwas Ferienort Flair…aber nicht überwältigend.


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Bei schönem Wetter mag es netter sein. Aber es war diesig und kühl. Die Rasenflächen wurden daher nur von dösenden Möwen genutzt.


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Ich meine, es waren Hartlaubmöwen


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Und Graukopfmöwen


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Aber bei der Zuordnung bin ich mir nicht ganz sicher.

Im flachen Wasser am Strand rannten Weißstirnregenpfeifer


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Hektisch hin und her, um hinter den rücklaufenden Wellen kleine Krebstiere zu finden.

Weiter hinten standen große Gruppen von - ich vermute- Pfuhlschnepfen im flachen Wasser.


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Aber das Highlight waren große Flamingotrupps, die ebenfalls im flachen Wasser nahe der Uferpromenade standen.
Es waren gleich zwei Arten:
Rosaflamingos:


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Und Zwergflamingos:

…teils mit irgendwie irrem Ausdruck in den Augen


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Aber schon eine tolle Szenerie und ein buntes Treiben. Ich lasse einfach mal Bilder sprechen


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Wir hielten uns aber gar nicht lange in Walvis Bay auf, sondern fuhren weiter, denn wir wollten ja noch nach Swakopmund.
Dabei ging es entlang einer Palmenallee aus der Stadt hinaus.


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Das soll einmal die längste Palmenallee der Welt werden. Der Geschäftsmann und Millionär John Savva aus Walvisbay hat sie gestiftet und es sollen am Ende mindestens 1600 Dattelpalmen werden.
Zu Schlagen ist die 16 km lange Palmenallee am .Old McGregour Boulevard in Florida.

Mal sehen. Diese Palme hier ist jedenfalls ausser Konkurrenz


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Denn hierbei handelt es sich um einen getarnten Sendemast. Davon stehen im südlichen Afrika so einige herum.

Bald tauchte dann am Horizont endlich Swakopmund auf, mit dem langen und touristisch bekannten Holzsteg, dem Jetty:


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Und wir bezogen unsere Zimmer im Plaza Hotel


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Über Swakopmund berichte ich dann im nächsten Beitrag

roadrunner56 03.04.2023 07:00

Ich lese noch mit und viele andere sicher auch. Allerdings bin ich etwas kommentarfaul.
Weckt Erinnerungen an meine beiden Namibiareisen.
Deshalb vielen Dank für den ausführlichen Bericht. Ich warte immer schon gespannt auf den nächsten Beitrag.

Viele Grüße
Peter

peter2tria 03.04.2023 08:41

Die Flamingoschar ist bestimmt beeindruckend :cool:
Das würde ich auch gerne mal live sehen.

fhaferkamp 03.04.2023 09:54

Zitat:

Zitat von ingoKober (Beitrag 2272431)
Na, liest eigentlich noch jemand mit?

Klar, immer sehr interessant, was Du berichtest. :top:

KSO 03.04.2023 12:17

Ja bin auch noch dabei.

Die Strecke aus der Wüste nach Walvis Bay mit der Dunes Mall am Ende der Strasse aus der Wüste, kurz vor Ortseingang, war in der Kombi echt etwas surreal. So eine Shopping Mall hatte ich echt nicht in Namibia erwartet. :shock:

ingoKober 03.04.2023 12:50

Optisch schick und sehr amerikanisch. Wir waren nicht drin.


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