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MEPE 28.07.2016 16:13

Zitat:

Zitat von perser (Beitrag 1839501)
Alle Terrorangriffe, die im letzten Jahrzehnt in Europa stattfanden, fußen nicht vordergründig auf einer aggressiven (muslimischen) Religion sondern sind Antworten auf zuvor stattgefundene Verbrechen durch sich christlich gebende Regierungen und Staaten.

So rühren die schweren Terroranschläge in Spanien (2004), in Großbritannien und zuletzt verstärkt in Frankreich nachweislich auch sehr maßgeblich aus der Beteiligung dieser („christlichen“) Länder an dem völkerrechtswidrigen sowie durch und durch verlogenen Angriffskrieg auf den Irak. Und der kostete Hunderttausende (!!) Muslims in den letzten zehn Jahren das Leben. Erst das schuf – da sind sich alle Experten einig – den Nährboden für den IS.

Bei Frankreich kommt noch seine jahrzehntelange schäbige Politik gegenüber muslimischen Bevölkerungsgruppen aus Nordafrika hinzu, sein Terrorkrieg in Algerien mit systematischer Folter und Massenmord selbst in Frankreich. Und die Kinder und Enkel der Ermordeten sind heute Teil der Terrorszene, weil Frankreich solche Verbrechen ähnlich arrogant leugnet wie etwa die Türkei die Armenienmassaker.

Auch in Afghanistan und Libyen war es der gute christliche Westen, der muslimische Staaten überfallen hat, nicht andersherum. Und in Syrien bemühen wir christlichen Gutmenschen uns auch schon seit Jahren nach Kräften um Destabilisierung der staatlichen Strukturen, nehmen damit gerade jungen Menschen dort ihre Lebensperspektiven und treiben einige von ihnen damit in den Terror.

Auch die jahrzehntelange einseitige Unterstützung des Westens für Israels aggressive Expansionspolitik (kein Land hat häufiger ungestraft Beschlüsse des UN-Sicherheitsrates ignoriert oder verletzt) spielt hier eine sehr wesentliche Rolle.

Und eine der wichtigsten Begründungen islamischer Attentäter für ihre Selbstmordanschläge bilden die in unseren Medien fast völlig ausgeblendeten Drohnenmorde der Amerikaner. Dabei starben bereits weit mehr unbeteiligte (muslimische) Zivilisten vor allem in Pakistan, als bei allen Terroranschlägen des letzten Jahrzehnts in Europa. Es sind längst viele Hundert. Mit böser Regelmäßigkeit werden dabei bis auf den heutigen Tag gleich mal ganze Hochzeitsgesellschaften, Landschulen, Krankenhäuser oder Dorfgemeinschaften ausgelöscht – alles Moslems. Und der Mann, der das befiehlt, ein anglikanischer Christ, ist Friedensnobelpreisträger.

Dennoch logen die USA bis 2012, so etwas gäbe es nicht. Seither geben sie es zu und räumen auch Hunderte unbeteiligte Tote ein. Selbst US-amerikanische Juristen bezeichnen diesen Drohnenterror (von de facto Christen gegen Muslims) als „klaren Bruch des Völkerrechts“. Und die Wut darüber ist eben eine der Hauptursachen für das Erstarken des Islamischen Staates, der hinter einer Vielzahl der jüngsten Attentate und Terroranschläge steht. Während aber unsere Zeitungen seiten- und tagelang über die Anschläge in Paris oder München berichten, findet man hierüber oft nicht einmal mehr eine einzige Zeile.

Ich stimme Dir in allen Punkten grundsätzlich zu.

So wie Du es hier darstellst, trägt allerdings der Westen die alleinige Schuld an der derzeitigen Lage und die betroffenen muslimischen Staaten waren, so könnte man meinen, friedliebende Demokratien, die hinterrücks überfallen wurden und sich nun über Attentäter in Partisanenmanier zur Wehr setzen.

Ich bin weiß Gott auch gegen den Irak-, den Libyen- und vor allem den Drohnenkrieg, aber ganz so monokausal und einseitig wie Du es schreibst, sind die Dinge auch nicht.

Wie oft wurde "dem Westen" in der Vergangenheit schon vorgeworfen, nicht schnell genug interveniert zu haben, wenn es um Bürgerkriege und Gewaltherrschaften ging.

dey 28.07.2016 16:19

Zitat:

Zitat von MEPE (Beitrag 1839668)
Wie oft wurde "dem Westen" in der Vergangenheit schon vorgeworfen, nicht schnell genug interveniert zu haben, wenn es um Bürgerkriege und Gewaltherrschaften ging.

Gerade im Irak, wo der IS sich groß gemacht hat stimmt das aber nicht.

Auch Syrien zeugt sehr von der Inkompetenz des Westens.

Allerdings stand auch nur Diktatur und islamisch geprägte Nicht-Demokratie zur Auswahl. Von daher ist es völlig sinnfrei sich in diesen Regionen einzumischen. Der Westen wird nicht bekommen, was er will.

MEPE 28.07.2016 16:31

Zitat:

Zitat von dey (Beitrag 1839669)
Der Westen wird nicht bekommen, was er will.

Stimmt, die Vorstellung, in diesen Ländern eine Demokratie westlicher Prägung zu etablieren, war und ist vollkommen naiv. Der Westen hat nur den Übergang von Diktatur zu Chaos und Bürgerkrieg hinbekommen.

*thomasD* 28.07.2016 16:47

Im Hinblick auf die damalige Diskussion zur Intervention im Irak war der Westen allerdings alles andere als einig. Mir sind da die Worte des damaligen deutschen Außenministers Joschka Fischer noch im Ohr: "I am not convinced". Das folgende Chaos war vorhersehbar.

Dat Ei 28.07.2016 16:55

Nur so ganz am Rande: wir haben seit fast 15 Jahren den NATO-Bündnisfall. Der letzte und einzige Antrag zu dessen Überprüfung wurde im Juni 2002 abgelehnt.


Dat Ei

steve.hatton 28.07.2016 17:03

Zitat:

Zitat von *thomasD* (Beitrag 1839671)
Im Hinblick auf die damalige Diskussion zur Intervention im Irak war der Westen allerdings alles andere als einig. Mir sind da die Worte des damaligen deutschen Außenministers Joschka Fischer noch im Ohr: "I am not convinced". Das folgende Chaos war vorhersehbar.

Letztendlich hat das wenig genützt, da es an Deutlichkeit fehlte !
GB&USA waren die Vorreiter und eine unabhängige Untersuchung in BG hat vor kurzem ergeben, dass der Irak Krieg "illegal" war, was Herrn Blair nun richtig Probleme bringen kann und wohl auch wird.

Zitat:

Zitat von Dat Ei (Beitrag 1839674)
Nur so ganz am Rande: wir haben seit fast 15 Jahren den NATO-Bündnisfall. Der letzte und einzige Antrag zu dessen Überprüfung wurde im Juni 2002 abgelehnt.
Dat Ei

Tja, NATO, da darf D auch Mitläufer sein.

Dat Ei 28.07.2016 17:10

Zitat:

Zitat von steve.hatton (Beitrag 1839677)
Tja, NATO, da darf D auch Mitläufer sein.

Interessanter ist doch die Frage, warum der Bündnisfall seit 15 Jahren aufrecht erhalten und nicht in Frage gestellt wird. Selbst das Ausrufen des Bündnisfalls war schon streitbar.


Dat Ei

dey 28.07.2016 17:14

Zitat:

Zitat von steve.hatton (Beitrag 1839677)
Letztendlich hat das wenig genützt, da es an Deutlichkeit fehlte !

I'm not convinced. Undeutlicher geht es ja auch kaum.
Ich glaube aber nicht, dass Deutschland irgendein Potential gehabt hätte zu intervenieren.

"Wir werden nicht mitgehen und hinterher auch nicht beim Aufräumen helfen."
Gott, was hätte Bush gelacht. Was wollen die depperten Deutschen denn aufräumen?

steve.hatton 28.07.2016 17:15

Zitat:

Zitat von Dat Ei (Beitrag 1839679)
Interessanter ist doch die Frage, warum der Bündnisfall seit 15 Jahren aufrecht erhalten und nicht in Frage gestellt wird. Selbst das Ausrufen des Bündnisfalls war schon streitbar.


Dat Ei

Ich zitiere mal Wikipedia:

"Die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Antje Vollmer, stellte die rhetorische Frage „Bündnisfall auf immer?“... Damit wies sie darauf hin, dass der NATO-Rat es versäumte, ein klares Ziel, einen Ausgang und eine „Exitstrategie“ zu definieren. Der NATO-Bündnisfall bleibt somit Stand 2014 weiterhin in Kraft, was nach Aussagen des schweizerischen Politikers Dick Marty für die US-amerikanischen Überwachungsaktivitäten von Vorteil ist....

Dat Ei 28.07.2016 17:22

Mit dem Bündnisfall lassen sich nicht nur Rechte einschränken und Machtpositionen konsolidieren, nein, man kann damit auch eine Überwachungs- und Rüstungsindustrie wirtschaftlich anschieben.


Dat Ei


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