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Zitat:
Vorder- und Hintergrund sind Dunkel gehalten. Ich denke, das ganze Bild macht ausserhalb von WABI - SABI wenig Sinn. Wunderschön. Zitat:
Sehr schöne Aufnahme, insbesondere der geringe Tonwertumfang. Man könnte fast von einem High-Key sprechen. Zitat:
Es ist gut gemeint, dass Du uns aufklärst, was wir sehen, aber an sich hat ein Bild WABI - SABI Qualitäten oder nicht. Erklärungen führen uns da leicht in die Irre (siehe Post 62: Schaukasten, Plexiglas). Wir haben ein quadratisches Bild vor uns. Es zeigt ein Stück Erdoberfläche, spärlich bewachsen und von der Trockenheit in viele Brocken unterschiedlicher Größe zerrissen. Etwa auf 3 Uhr gibt es eine Unregelmässigkeit. Dort ist ein Brocken nicht begrünt, sondern mit einem bräunlichen Bewuchs versehen. Diese Unregelmäßigkeit macht das Bild aus, sie lässt das Quadrat nicht langweilig erscheinen. Da Du alle Attribute angeführt hast, hier eine Auswahl die ich in dem Bild sehe: Verwittert, grobe Textur, feine Risse, unkontrollierbare Form, natürliche Materialien, Erdtöne, normale Brennweite, ja und da wird's eng: Leeräume , geringe Schärfentiefe, Schmucklosigkeit, dunkel, unscharf usw. sehr ich nicht. Letztlich bin ich mir nicht sicher. Zitat:
Man staunt, wie so oft, was man zu sehen bekommt: Eine blöde verschmutzte und mehrfach geflickte Zeltplane. Die Farbe der Plane selbst reicht von fast weiß über verschiedene Brauntöne bis zu anthrazit. Am unteren Ende ist auch ein Bisschen grün zu sehen, mag sein, das hier etwas Grünes das Licht reflektiert. Auf diese Plane sind mehrere Flicken aufgebracht. 2 nahe der unteren Kante und 2 orangefarbige nahe dem linken und rechten Rand getrennt durch ein Schweißnaht der Plane (schwarz), die die Plane in ein größeres 3/5 und ein kleineres Stück 2/5 teilt. Nun sitzt der kleinere der beiden orangenen Flicken auf dem größeren Stück, der etwa 3 mal so große größere orange Flicken auf dem kleineren Stück. Deshalb wirkt das Bild auch von der Farbgebung so ausgewogen. Respekt für die Ausrichtung der Aufnahme; ob nun mit der Kamera oder später an der EDV. Und natürlich WABI - SABI. Obwohl künstliches Material und Schärfe, die aber durch die Struktur der Plane irgendwie abgemildert wird. Zitat:
Natürlich WABI - SABI. Ich würde ein Deiner Stelle versuchen, den Schmutz weg zu retouchieren, links vielleicht noch etwas beschneiden, vielleicht noch etwas aufhellen, und das ganze als Acyllbild drucken lassen. Da kämen die Eisblumen so richtig zu Geltung. Zitat:
Zitat:
Auch gilt das oben gesagte. Das Bild selbst soll WABI - SABI Qualitäten haben, nicht die Beschreibung. Ich bin mir auch bei diesem Bild nicht sicher. Zitat:
Nach meinem dafürhalten kein WABI - SABI. |
Danke für Deine ausführlichen Besprechungen zu den Bildern, auch zu meinem von vor ein paar Tagen.
Du hast Dir ein schwierig zu fassendes Thema ausgesucht, was es aber auch spannend macht. Ich wusste auch nicht genau, ob mein Bild dem Thema entspricht, war aber guter Hoffnung, die sich durch Dich bestätigt hat. Bei vielen anderen Bildern, die hier gezeigt werden, bin ich mir auch unsicher. Du lernst wahrscheinlich durch die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema gerade am meisten dazu, alle anderen gewinnen auch so langsam einen Eindruck, was mit WABI SABI gemeint sein könnte (extra so hypothetisch formuliert). Am Ende des Monats sind dann vielleicht alle, die sich intensiver damit beschäftigen, mindestens um die Erkenntnis reicher, dass nicht immer alles wissenschaftlich ganz klar zu fassen ist. Unschärfe darf sein, auch im Bild ist sie das Salz in der Suppe gegenüber den heutigen Smartphonebildern, die fast von vorne bis hinten alles scharf zeigen. Vergänglichkeit gehört zum Lauf der Dinge, auch das kann eine Erkenntnis zum Thema sein. Auf jeden Fall ein spannendes Thema, auch wenn ich leider zu wenig Zeit habe, um mich damit noch intensiver zu beschäftigen. Vielleicht schaffe ich es ja, im Laufe des Monats nochmal ein Foto beizutragen. Ich würde aber ungern dazu im Archiv wühlen, sondern eher versuchen, etwas neu aufzunehmen. Danke auf jeden Fall für das großartige Thema. Ich hatte übrigens vorher noch nie irgendetwas von WABI SABI gehört. Da denke ich übrigens, dass das hier vielen so ging. |
Bei dem Thema muss sich der User intensiver als sonst mit seinen Bildern beschäftigen.
Das ist gut so. |
Verfall und Vergänglichkeit.Verfremdung
![]() → Bild in der Galerie PS Morgen kommt eine andere Version des Motivs! |
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Es ist einfach großartig, wie du dieses Monatsthema führst.
Wunderbare Gedanken zu den Bildern - und eine tolle Zeit, die du dir nimmst. Mein Bild für heute: Morsches Holz eines gefällten Baumstamms unter einer schmelzenden Eisdecke. ![]() → Bild in der Galerie |
Zitat:
mir war WABI - SABI bisher unbekannt - dank deinem Monatsthema habe ich wieder was dazu gelernt ;) |
Zitat:
Und ja, ich glaube ohne den Gedanken an Wabi-Sabi hätte ich diese Aufnahme so nicht gemacht. :D Die Besprechungsleistung deinerseits ist wirklich phänomenal! :top: Edit: Ja, komm, ganz im hier und jetzt: Zwar habe ich keine Teeschale, aber immerhin eine getöpferte Teekanne, leider nicht mit Goldlack repariert, sondern nur mit schnödem 2Komponenten-Kleber... :D ![]() → Bild in der Galerie Vergänglichkeit (Abnutzung, Patina, Verwittert, Bewuchs, Alterserscheinungen, Rost, Verwelktes) Imperfektion (grobe Textur, feine Risse, Schmutz, Porös, Verwahrlosung, Fresslöcher in Blättern und Blüten, Fototechnische Fehler) Unvollständigkeit (Asymetrisch, Anschnitt, Unkontollierbare Form, Schräglage, Beschnitt des Hauptmotivs) Natürlichkeit (natürliche Materialien, Erdtöne, keine Künstlichkeit, normale Brennweite, denotativer Bildinhalt, keine Retusche) Simplizität (Schmucklos, einfache Gestalt, geringe Schärfentiefe, Fokussierung auf Details, Farbreduzierung, Leerräume, Dunstig, ausgewaschen) Unergründlichkeit, Stille, Schatten (dunkel,unscharf, geringer Kontrast- und Tonwertumfang, negativer Raum, Über- oder Unterbelichtung, verhüllender Schatten, Spiegelung) |
Bilder vom 08.02.2024
Zitat:
Ich bin mir sehr unsicher wie das Bild einzuordnen ist. Warum? Erstens ist es "von oben" fotografiert, was man bei kleinen Objekte vermeiden sollte, da ist vielmehr Augenhöhe gefragt. Dann ragt von links ein Klappe oder Tür ins Bild, die raümlich verzerrt ist, und und nochmal auf die Vogelperspektive aufmerksam macht. Aus der rechten Seite ragt eine Mauer oder Beeteinfassung ins Bild. Die Figur eines zerstörten jugendlichen Fußballspielers steht vor eine grau verputzten und hellblau gestrichenen Wand, die jedoch schon viel Farbe verloren hat. Die Figur selbst ist glänzend grau und mit Rissen versehen, die aussehen wie aufgemalt. Auch die Schärfeverteilung wirft Fragen auf: Der Kopf ist scharf, der Hals nicht, Unterschenkel scharf, Schuhe nicht. Im oberen Teil des Bildes sieht man einen Zweig von links in das Bild kommen. Eigenartigerweise habe die Blätter die blaue Farbe des Hintergrundes angenommen und scheinen keine Struktur zu haben. Ist das vielleicht der Grabstein eines Kindergrabes? Mir ist das ganze jedenfalls zu künstlich im Original oder sogar retouchiert. Also kein WABI - SABI. Und bitte, Ernst - Dieter, morgen ein anderes Motiv. Denkmäler hatten wir schon mehrere - keines war WABI - SABI. Zitat:
Wir sehen die abgeblühten Zweige eines Strauches. An der ein oder anderen Stelle sind Spinnenweben zu sehen. Das Licht kommt von vorne rechts. Wir haben einen wunderschönen Unschärfeverlauf. Von hellbraun bis dunkelbraun ist der gesamte Farbverlauf zu sehen. Und auf einem der Zweige, fast mitten im Bild, hängt eine weisse Samenkapsel, aufgehalten auf ihrem Weg irgendwohin. Die Positionierung im Bild ist den Zweigen des Strauches geschuldet. Die füllen das bild von links nach rechts aus und reichen auch bis etwa 7/8 der Höhe. Zur Einordnung, wenn sie denn überhaupt benötigt wird. Verwelktes und Neues (Samenkapsel), Schmutz, natürliche Materialien, Erdtöne, unkonrollierbare Form, geringe Schärfentiefe, Fokussierung auf Details, dunkel, geringer Tonwertumfang, Farbreduzierung. WABI - SABI. Zitat:
Wir sehen Vergängliches (schmelzendes Eis, morsches Holz) , Imperfektion (Struktur des Baumstammes), Unvollständigkeit ( Schrälage, Beschnitt des Hauptmotivs), Natürlichkeit (natürliche Materialien), Simplizität (schmucklos, geringe Schärfentiefe) unf Unergründlichkeit (dunkel, geringer Farbumfang). Also WABI - SABI. Zitat:
WABI - SABI. Goldlack! - Gut recherchiert! Wenn jemand nicht weiß wovon die Rede ist, hier wird's erklärt: Kintsugi Ich habe fertig! |
Neuer Versuch, Morgentau auf einer Glaskugel.1 Stunde später war er weg.Zusatzinfo:Achromat Canon 500 +2 Dioptrien am Objektiv verwendet! Hoffe die Info ist hilfreich.
![]() → Bild in der Galerie |
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Vielen Dank an Rainer für die Antworten, man kann nur lernen!:top:
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Ein Monatsthema mit so viel Tiefe...klasse. =)
Mein heutiges Bild soll die Schönheit innerhalb völliger Tristesse zeigen. Wer sich beim nahen Hinsehen wundert, dass da so kleine weiße Punkte in der Nähe des einen Ästchens sind: das sind kleinste Regentropfen an einem quasi unsichtbaren Spinnenfaden. Ich brachte es nicht übers Herz, sie wegzustempeln. ![]() → Bild in der Galerie |
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Bilder vom 09.02.2024
Zitat:
WABI - SABI. Zitat:
Wir haben also Bewuchs, grobe Textur (durch Flechten), Beschnitt des Hauptmotivs, natürliche Materialien, Erdtöne, gerimge Schärfentiefe, Fokussierung auf Details, Farbreduzierung,geringer Tonwertumfang. WABI - SABI. Zitat:
Die Farben etwas grau, ziegelrot und grün. Die Schärfe liegt vorne auf den ersten Ziegeln und nimmt nach hinten ab. Sehr schön gesehen. Sicher WABI - SABI. Ich finde die Mauer stört ein bisschen. Fertig für heute. |
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![]() → Bild in der Galerie Vergänglichkeit (Abnutzung, Patina, Verwittert, Bewuchs, Alterserscheinungen, Rost, Verwelktes) Imperfektion (grobe Textur, feine Risse, Schmutz, Porös, Verwahrlosung, Fresslöcher in Blättern und Blüten(und Früchten), Fototechnische Fehler) Unvollständigkeit (Asymetrisch, Anschnitt, Unkontollierbare Form, Schräglage, Beschnitt des Hauptmotivs) Natürlichkeit (natürliche Materialien, Erdtöne, keine Künstlichkeit, normale Brennweite, denotativer Bildinhalt, keine Retusche) Simplizität (Schmucklos, einfache Gestalt, geringe Schärfentiefe, Fokussierung auf Details, Farbreduzierung, Leerräume, Dunstig, ausgewaschen) Unergründlichkeit, Stille, Schatten (dunkel, unscharf, geringer Kontrast- und Tonwertumfang, negativer Raum, Über- oder Unterbelichtung, verhüllender Schatten, Spiegelung) |
Herbst
Etwas Farbkontrast, weichgezeichnet und Farbsättigung herab gesetzt. Luftigkeit soll erhalten bleiben.
Das welke Blatt war dorthin geweht worden und hatte sich bei folgender Windstille ein paar Minuten gehalten, Zeit genug um ein Photo zu machen. Habe mich entschieden das Blatt in der Mitte zu plazieren. ![]() → Bild in der Galerie |
Zitat:
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Zitat:
wirklich wunderschön. Ich finde es auch immer wieder faszinierend, wie in der dunkelsten und kältesten Zeit des Jahres die Blätter- und Blütenpracht des Frühjahrs wohlverpackt in den Knospen bereitsteht. :D So wie ich die Wabi-Sabi-Konzeption verstehe, sind die Regentröpfchen ja sogar beitragend, da nur kurz existierend, an den Resten eines bereits weitgehend vergangenen Spinnenetzes hängend und das Wegstempeln wäre ja die Retuschierung von kleinen Fehlern und Imperfektionen. :top::D |
Zitat:
Die "Samenkapsel" ist in Wirklichkeit eine kleine weiße Feder, die sich dort für einen Moment verfangen hatte. Noch während meiner Anwesenheit flog sie weiter. Deshalb auch der Titel des Bildes "Federflocke". |
Danke Rainer
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Bilder vom 10.02.2024
Zitat:
Wir sehen ein paar Zweige. Fast nichts ist scharf. Die Zweige tragen schon die Knospen für's kommende Frühjahr und einige Regentropfen - der vorderste davon ist scharf. Die Farbgebung wirkt natürlich von hellbraun bis dunkelgrün. Die helleren Teile liege so in der Unschärfe. dass sie nicht stören. Und natürlich müssen die vier kleinen Tropfen an der Spinnenwebe nicht weggestempelt werden. WABI - SABI Zitat:
Hier muss wohl so ehrlich sein, zu gestehen, mit dem Bild nicht anfangen zu können. Ich könnte nicht einmal das Motiv benennen. Vielleicht kann das Bild jemand anders besprechen (Dana, embe oder kiwi05). Das wäre nett. Zitat:
Passt wunderbar. WABI - SABI. Zitat:
Wir sehen ein verwelktes Blatt (gelb, mit rotem Blattstiel), welches auf dem Rand eines hölzernen Behälters liegt. Leider ist der, in der so gar nicht natürlichen Farbe, türkis gestrichen. Die Schärfe ebene liegt in der Mitte. Der vordere Bildrand und der Hintergrund sind sehr unscharf. Da wir in einer urbanen Umgabung leben, würde ich sagen das passt. Der rote Blattstiel ist ein Hingucker. WABI - SABI, trotz türkis. Zitat:
Ich denke, hier muß man nicht die Kriterien durchgehen, das passt. Also WABI - SABI. Noch ein Hinweis: Nach nunmehr vier Bildern von Zweigen könntet Du vielleicht einmal das Motiv wechseln :D. Zitat:
Passt. WABI - SABI. Es ist immer wieder schön zu sehen was das 100-400 GM als Quasimakro leistet! Inbesondere im Unschärfebereich, den es quasi verschwinden lässt. Zitat:
Das Bild hat was. Aber für mich ist es vom Motiv her so weit weg von Natürlichkeit, das ich mich nicht traue, ihm WABI - SABI Qualitäten zuzugestehen. Das war's für heute. Und noch einmal meine Bitte: Möge sich jemand aufraffen und das Bild von saiza besprechen. Danke. |
Zitat:
Es ist kein Holz, sondern ein Pflanzstein auf dessen Rand das Blatt liegt.Eine Farbton Korrektur wäre wohl besser gewesen beim Stein. Vilen Dank Rainer. |
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Farnduo
Hier ein Farnduo welches sich noch in der Enrwicklung befindet. Runde Form mit Blättern im Inneren, die die spätere Struktur andeuten. Hoffe es reicht für Wabi-Sabi.
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Hallo Rainer,
vielen Dank für Deine Besprechungen.:D :top: Ja, unsere Äpfel kommen ans Ende ihrer Essbarkeit. Ich muss aus dem kläglichen Rest diese Woche mal noch schnell Apfelmus kochen. :D Ich nehme mir die Freiheit saizas Bild zu besprechen. Nur meine laienhafte Meinung, also nichts für ungut. :D Aufbauend auf Rainers Bildbeschreibung (s.o.) sehe ich teils scharf als Silhouette abgelichtete Äste eines schon einige Jahre alten Baumes gegen den Abendhimmel. Die Äste sind blattlos und tragen reichlich Knospen. Einige der Aststellen sind verdickt und tragen eine unregelmässige Struktur in der Silhouette. Der Bildtitel lautet Winterabend und das passt zum winterlichen Erscheinungsbild der Äste. Ähnlich wie bei Danas Bild direkt davor ist hier die bei Pflanzen oft jährlich wiederkehrende Folge von Ergrünen, Blühen, Fruchten, scheinbarem Absterben ablesbar. In den von Rainer vorgeschlagenen Eigenschaftsklassen nach Kniepe würde ich Vergänglichkeit (Abnutzung, Patina, Verwittert, Bewuchs, Alterserscheinungen, Rost, Verwelktes) Imperfektion (grobe Textur, feine Risse, Schmutz, Porös, Verwahrlosung, Fresslöcher in Blättern und Blüten, Fototechnische Fehler) Unvollständigkeit (Asymetrisch, Anschnitt, Unkontrollierbare Form, Schräglage, Beschnitt des Hauptmotivs) Natürlichkeit (natürliche Materialien, Erdtöne, keine Künstlichkeit, normale Brennweite, denotativer Bildinhalt, keine Retusche) Simplizität (Schmucklos, einfache Gestalt, geringe Schärfentiefe, Fokussierung auf Details, Farbreduzierung, Leerräume, Dunstig, ausgewaschen) Unergründlichkeit, Stille, Schatten (dunkel, unscharf, geringer Kontrast- und Tonwertumfang, negativer Raum, Über- oder Unterbelichtung, verhüllender Schatten) sehen (wollen). :D Kniepe sagt ja (sinngemäß, soweit ich das verstehe) je mehr der Bedeutungsattribute des Wabi-Sabi in einer Fotografie enthalten sind, desto größer ist der Bezug zum darüberliegenden Gesamtkonzept. Von daher sehe ich in saizas Bild einige der Attribute enthalten, aber durch andere Bildkomponenten wieder stark abgeschwächt. Das Bild Fokussiert sich nicht auf Details, es ist zu 'voll'. Durch die räumlich weit hintereinandeliegnden Astbereiche ergibt sich kein Verlauf der Schärfe, auch wenn es klar scharfe und unscharfe Bereiche gibt. Ich bin fast sicher, dass die Äste des Baumes Alterungszeichen (rissige Borke, Bewuchs) aufweisen, aber durch die Silhouettierung gegen den hellen Himmel sind diese Bereiche nicht sichtbar da stark unterbelichtet. Oben und unten sind dunkle Bereiche, welche stärker ausgeführt (Aufnahmeposition?) als Abschattung das eigentliche Motiv (welches?) stärker betonen könnten. Für den Betrachter des Bildes, also den Empfänger der Botschaft, ist, mMn, das Konzept Wabi-Sabi in diesem Bild nicht gut erkennbar. Wabi-Sabi-Ansatz ja, aber deutlich ausbaufähig. :D So, jetzt kommt die wilde Mutmassung und Interpretation mit einer Frage an saiza: Ist Dein Bild im Entstehungsland des Wabi-Sabi-Konzepts aufgenommen? |
Zitat:
So kann z.B. bei der perfekt durchchoreographierten, traditionellen Tee-Zeremonie ein Tässlein auch ein Mü "daneben" stehen; wer Wasi-Sabi lebt, akzeptiert die Imperfektion, und erkennt sie sogar respektvoll an. Die Geschichte von dem perfekt gefegten Hof, wo"mutwillig" ein paar Blätter liegen gelassen wurden, bringt das für mich auf den Punkt. Demnach fällt es mir schwer, das Bild in der fotografischen Umsetzung dieser Philosophie mit allen möglichen Attributen des Wasi-Sabi vollzuknallen. Deswegen begeistern mich hier ganz besonders Werke z.B. von Dana oder kiwi05, weil das Wenige im Bild ein Mehr ausmacht, und sich einige der Bilder auch bereits bei meinem ersten Blick sehr japanisch anfühlen, und auf den zweiten Blick dann eines oder mehrere der erwähnten Attribute erfahren lassen. |
Spuren im Schnee
Ich möchte heute ein weiteres Bild zeigen, von dem ich glaube, daß es einige Wabi-Sabi Kriterien erfüllt: Spuren im Schnee
Vergänglichkeit: Ja (der Schnee wird wegschmelzen und die Spuren beseitigen) Imperfektion: Ja (die Abstände der Spuren sind teilweise unregelmäßig, die Schneeoberfläche ist rauh) Unvollständigkeit: Ja (die Spuren setzen sich außerhalb des Bildes fort) Natürlichkeit: Ja (auf dem Bild ist nur Schnee zu sehen, die Spuren stammen von einem Tier) Simplizität: Ja (das Bild ist fast monochrom und der Bildaufbau ist sehr einfach) Unergründlichkeit, Stille, Schatten: zumindest teilweise (wie geht es mit den Spuren außerhalb des gezeigten Bildes weiter?) ![]() → Bild in der Galerie |
Zitat:
Um so mehr bedanke ich mich bei @embe für die sehr ausführliche Betrachtung, das ist ja schon fast zuviel der Ehre für das „ungeeignete“ Foto. Ja - das Bild habe ich in Japan aufgenommen, nachdem wir gegen Abend öfter mal rausgefahren sind auf der Suche nach schönen Sonnenuntergängen. Wabi-Sabi hatte ich indes noch nie gehört und habe es erstmal gegoogelt, auch mit Google-Bilder wabi-Sabi-sunset, dabei kamen einige Fotos raus, aus denen ich schlussfolgerte, meins könnte passen. Um noch weitere wabi-sabi-taugliche Fotos zu finden, müsste ich schon sehr tief in meinem Archiv graben oder extra was neu fotografieren. Schönen Abend noch. |
Trotz der Unvollkommenheit oder gerade deswegen sollte ein wabi-sabi Bild immer noch auch schön sein, und zwar beim Betrachten und nicht erst beim Interpretieren
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Ich bleibe mal bei mir, da ist es sicher nicht mein Ziel 'ein Bild.. mit allen möglichen Attributen vollzuknallen', muss man ja auch nicht. Auch gehe ich davon aus, dass die meisten von uns hier im Forum (ich gehe auch diesbezüglich mal von mir aus:)) in der Philosophie des Zen und der Konzeption von Wabi-Sabi eher nicht sehr beschlagen und geübt sind. Falls ich da falsch liege, umso besser. :D Kniepe schreibt: "Der Sender der fotografischen Botschaft kann also nicht sicher sein, wie die Botschaft subjektiv interpretiert wird. Genauso wie sich der Leser nicht sicher sein kann, wie sie gemeint ist." Von daher sind die von ihm vorgeschlagenen Kriterien, welche man in einem Bild wahrnehmen kann, eben ein möglicher Hinweis auf die Konzeption des Wabi-Sabi, die das Bild darstellen soll, bzw. die in die Bildgestaltung eingeflossen sind. Gerade auch im Gegensatz zu unserer oft vorherrschenden Perfektions-Sucht in Fotos (perfekte Schärfe, kein Stäubchen, kein Fleckchen, kein Pickelchen/Fältchen). Da ist es doch eine gute Übung, bestehende Aufnahmen auch bewusst auf die Eignung der Darstellung des Wabi-Sabi-Konzepts nochmal 'abzuklopfen' oder zu versuchen, diese Konzeption (mit dem Hilfsmittel der Kriterien) bei neuen Bildern mit einfließen zu lassen. Learning by doing. :D |
Bevor die Diskussion um einzelne Bilder sich zum Zank entwickelt, möchte ich mich zunächst selbst zitieren:
In der Zwischenzeit habe 2 PowerPoint-Vorträge zum Thema gehalten (in Fotogruppen). Der erste war eine Katastrophe, der zweite, deutlich überarbeitete, ging dann. Was interessant daran war, waren die engagierten Diskussionen, die sich um Bilder zum Thema entwickelten. Das brachte mich auf die Idee, das offensichtlich kontroverse Thema als Monatsthema auszuwählen. (aus POST #56) Ich hielt ein kontroverses Thema für eine geeignete Methode, dem Forum vielleicht ein bisschen mehr Leben einzuhauchen, als es in den letzten Monaten gehabt hat. Ich erinnere dazu an Danas Aufruf zur Betreuung des Monatsthemas. Wie ich selbst an das Thema gekommen bin, kann man in Post '56 nachlesen und auch warum ich mich an die Buchvorlagen von Herrn Koren und Herrn Kniepe halte. Mit dem "Handtuch werfen" vor dem Bild von saiza wollte ich versuchen Auseinandersetzungen aus dem Wege zu gehen. Wir alle betreiben das hier als Hobby, so nehme ich das zumindest an, und zumindest ich muss meinen Kopf hier nicht um jeden Preis durchsetzten. Das wäre mir viel zu anstrengend und führt oft zu nichts als Ärger. Es gibt in diesem Forum genug Themen, wo man das nachlesen kann. Ich habe lediglich beschrieben, was ich in dem Bild gesehen habe, welche Fragen mir in den Sinn kamen und dann gebeten, dass jemand anders seine Meinung dazu äussert. embe hat das getan, vielen Dank dafür. Rainer |
Zitat:
Auf Japan bin ich gekommen, weil Du ja schon öfters Bilder von dort gezeigt hast, eine Signatur in Hiragana führst, und die Uhrzeit der Aufnahme (08:01 am 12. Januar) bei uns eher ein Sonnenaufgangsbild wäre, mit 8 Stunden Zeitversatz aber um 16:00 Uhr perfekt zum Abend in Japan passt. :D |
Zitat:
Ich finde es allgemein lehrreich, über versch. photografische, und dessen Ursprung nach auch malerische Kunstrichtungen ausgiebig zu diskutieren. Danke :top: |
Bei dem Monatsthema gibt man sich mehr Mühe beim Fertigstellen des Bildes auch mit dem Risiko daneben zu liegen, was aber dazu gehört.
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Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 03:28 Uhr. |