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freakbrother 25.04.2010 12:05

Hier gabs vor nicht allzu langer Zeit eine Werbung eines Eisherstellers mit dem Zitat "I want Mohr".
Ein Afrikaner der in Wien lebt fühlte sich durch diesen Begriff "Mohr" diskriminiert.
Er hat den Hersteller öffentlich angeklagt und er wollte das diese Werbung sofort wieder verschwindet.
War eine Zeit lang in den Medien und hat die Bevölkerung zu wildesten Äusserungen veranlasst.

speedy12 25.04.2010 14:16

... und wenn ich dann ein Möhrchen will, krieg ich dann ein kleines schwarzes Baby?

Greets, speedy

steve.hatton 25.04.2010 15:41

Gab doch auch mal die Schokolade "nur echt mit dem Mohren drauf" oder so......

Manchmal übertreiben wir es aber mit der politischen Korrektheit.

AlexDragon 25.04.2010 18:30

Zitat:

Zitat von steve.hatton (Beitrag 1009301)
Gab doch auch mal die Schokolade "nur echt mit dem Mohren drauf" oder so......

Manchmal übertreiben wir es aber mit der politischen Korrektheit.

Sarotti ;)

binbald 25.04.2010 18:51

Zitat:

Zitat von steve.hatton (Beitrag 1009301)
Manchmal übertreiben wir es aber mit der politischen Korrektheit.

naja, wie war der Spruch? politische Korrektheit und Intelligenz/Stilempfinden passen nicht zusammen, oder so ähnlich.

Zum Thema:
Es ist leider wirklich oft festzustellen, dass das Sprachniveau absinkt: Nicht nur, dass wir im Vergleich zu anderen Ländern in Deutschland im Lauf der Jahre einen sehr laxen Umgang mit der Muttersprache entwickelt haben (man betrachte nur die rudimentäre Anzahl an Unterrichtsstunden, die wir dafür aufbringen - woanders findet man das Doppelte), sondern auch die zunehmende Verengung und Vereinfachung an grammatikalischen Strukturen (wer bildet denn noch korrekte Konjunktive???) sowie der Rückgang an gebräuchlichem Vokabular.

Oder noch weiter gehend: Verwendet noch jemand so malerische Worte wie blümerant, Backfisch, Pfennigfuchser, Dreikäsehoch, Hagestolz, Behuf, sintemal, Abort, Firlefanz ...?

Meistens muss man ja schon zufrieden sein (und tut es leider auch viel zu oft) wenn einigermaßen verständlich und fehlerfrei geschrieben wird. Aber mit Stil und Kultur und Ästhetik hat das leider nur noch wenig zu tun.

Abgesehen davon, dass viele noch nicht einmal mehr eine feinsinnige, versteckte Ironie erahnen können.

speedy12 25.04.2010 20:34

Zitat:

Zitat von binbald (Beitrag 1009331)
Oder noch weiter gehend: Verwendet noch jemand so malerische Worte wie blümerant, Backfisch, Pfennigfuchser, Dreikäsehoch, Hagestolz, Behuf, sintemal, Abort, Firlefanz ...?

Ich schon! Aber ich habe auch zwei Vorteile: Einerseits bin ich sehr stark im Theaterbetrieb involviert und zum anderen hatte ich Karl May als Deutschlehrer - kein Witz! Kein Buch von May, das ich nicht mindestens dreimal gelesen habe. Der Preis dafür? Ich habe keine Ahnung von Fuball ... :lol:

Viele Worte stammen halt auch aus anderen Sprachen. Zum Beispiel der Begriff "Fisimatenten" (mach keine Fisimatenten, gemeint sind "Schwierigkeiten") stammt ursprünglich aus dem französischen und heisst im Original "Visit ma tente" (besuche mein Zelt). Und derlei Beispiele gibt es en masse (auch so ein Begriff, siehste!).

Das wäre übrigens auch eine lehrreiche Fortführung dieses Threads: Der Ursprung verschiedener, in Deutschland häufig verwendeter Begriffe wie z.B. Mayonäse, Portmonee (alte Rechtschreibung: Mayonnaise, Portemonnaie) ...

Greets, speedy

binbald 25.04.2010 20:46

Zitat:

Zitat von speedy12 (Beitrag 1009381)
zum anderen hatte ich Karl May als Deutschlehrer - kein Witz! Kein Buch von May, das ich nicht mindestens dreimal gelesen habe.

Du bist mir sehr sympathisch. Bei mir war's genauso...
Manche Bände habe ich zigmal gelesen (die mexikanischen fand ich klasse)

Zitat:

stammt ursprünglich aus dem französischen
Nur, dass im Unterschied zu damals (zu Beginn des 19. Jh.) Französisch Leitkultur war und solche Begriffe ergänzend aufgenommen wurden. Heute findet ja eher eine Ausdünnung statt. Aber im Englischen ist das ja ähnlich - welcher Amerikaner versteht noch Shakespeare im Original? Sein Wortschatz (jetzt nicht die alten Begriffe) sprengt ja jeden heutigen Rahmen

Zitat:

Der Ursprung verschiedener, in Deutschland häufig verwendeter Begriffe
ach, Etymologie ist auch eines Deiner Steckenpferde? :top:

Sofian 25.04.2010 21:32

Ich bin erfreut, dass sich hier weitere Leidensgenossen finden! Man muss nicht übergenau bezüglich Grammatik und Orthographie sein, aber ich empfinde es auch in der Tat als störend, mit welcher Gleichgültigkeit das wichtige Medium Sprache und Schrift verwendet wird.

Das bezahlte Fernsehen und allen voran die Werbung etablieren Beleidigungen und Fäkalsprache. In einer aktuellen Werbung, die ich im Radio hörte (und die auch in großen Lettern an Plakaten prangt) eines Baumarktes heißt es: Wir haben jetzt bis XX:00 Uhr geöffnet! Ohne S**eiß? Ja, ooohne Scheeiß!

Schrecklich :roll:

steve.hatton 25.04.2010 22:13

Der inflationäre Gebrauch, aber auch schon der generelle Gebrauch von "four-letter-words" in Medien ist in meinen Augen ein Beispiel für eine Selbst-Disqualifikation!
Mit "four-letter-words" ist übringens nicht "Love", wie in einem Song von Elton John gemeint :D

MD800 25.04.2010 22:15

Der Standardfehler "Standart" regt mich inzwischen kaum noch auf (siehe auch http://www.k-faktor.com/standart/ , hier gab es früher den Netzverblödungsfaktor). Was ich jedoch bedenklich finde, daß sich viele auf die Rechtschreibprüfung ihres Computers verlassen ohne auf die Idee zu kommen, daß es durchaus Wörter gibt, die zwar korrekt geschrieben sind, aber an dieser Stelle gar nicht verwendet werden sollten, da sie einen anderen Sinn als den beabsichtigten haben.

Unsinnige und überflüssige Wortneuschöpfungen wie "gefightet" (gerne von einer Sportmoderatorin beim Fußball gebraucht) schlagen mich dagegen in die Flucht. Warum kann um einen Fußball nicht mehr gekämpft werden :zuck:

Grüße
Uwe


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