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-   -   Nationaltorhüter Robert Enke ist tot! (https://www.sonyuserforum.de/forum/showthread.php?t=80929)

Stefan4 11.11.2009 13:56

Zitat:

Zitat von Kerstin (Beitrag 918482)
Ich bin mir sicher, dass er den Tod seines Kindes in Wirklichkeit niemals verkraftet hat. Da hilft auch kein Fußballtraining. Das neue Kind in seinem Leben dürfte ihn Tag für Tag aufs Neue daran erinnert haben ...

Du sprichst aus, was ich in der nahen Verwandtschaft erlebt habe. Zwillingskind mit 4 an Masernfolgekrankheit gestorben, die Mutter bringt sich 10 Jahre später um. Depressionen. Obwohl jeder meinte, dass sie das Ganze sehr gut verarbeitet gehabt hätte.

Robert Enke hat schon 2 Wochen nach dem Tod seines Kindes wieder in der Bundesliga im Tor gestanden. Darüber war ich damals sehr überrascht. Seitdem habe ich ihn beobachtet und seinen Werdegang mitverfolgt, ihn auch immer bewundert, so weiterzuleben.

Aber wir können nicht in die Menschen hineinsehen, geschweige denn, uns ein Urteil erlauben. Was mich das Ganze lehrt: mit meinen Mitmenschen bewusster umzugehen, Antennen zu entwickeln und mal Dinge zu sagen, die man ja noch so gerne gesagt hätte, für die es jetzt aber zu spät ist.

Berlinspotter 11.11.2009 16:33

Ich kenne den überhaupt nicht. Ist das schlimm? Kenne nur Oli Kahn.

Kianie 11.11.2009 17:17

Zitat:

Zitat von K.A.. (Beitrag 918356)
Ein harte Schlag für den Fussball ? Ein harter Schlag für den Bahnfahrer und die Leute die das mit ansehen mussten ist es wohl eher ? Ich versteh nicht warum Leute die nicht mehr klarkommen nicht einfach in den Wald gehen und sich da nen Baum aussuchen bzw. sich erschiessen wo sie so schnell keiner findet ? Mein Beileid dder Familie !

Seh ich ähnlich. Ein Bekannter von mir war Straßenbahnfahrer. Hat mit Ende 40 dann seinen Beruf aufgeben müssen (und ist seitdem nicht mehr richtig auf die Beine gekommen), da nach dem 3ten "Selbstmörder" auch eine mehrmonatige Behandlung beim Seelenklempner nicht mehr gereicht hat um ihn wieder hinzubiegen... :(

Wenn jemand meint nicht mehr Leben zu wollen, dann sollte er nicht andere zu seinem Mörder machen.

Gordonshumway71 11.11.2009 17:45

Mir ist gestern fast die Fernbedienung aus der Hand gefallen, als ich das gelesen habe....Ich konnte es kaum glauben und bin sehr traurig....

RE war für mich ein echt sympatischer Typ, nicht so ein Lautsprecher zwischen den Pfosten.

Es ist traurig, daß es soweit kommen musste.....

p.s. Ich habe immer gerne den Witz gerissen, daß RE zumindest den Gladbacher Rekord für die Meisten Gegentreffer in 2 Spielen hintereinander hält. (15 Stück am 10. u. 11. Spieltag der Saison 98/99)

Hey Robert, wherever you are, versprochen, das mach ich nicht mehr.....

-Einmal Borusse immer Borusse-

der_knipser 11.11.2009 18:05

Zitat:

Zitat von Kianie (Beitrag 918567)
.... Wenn jemand meint nicht mehr Leben zu wollen, dann sollte er nicht andere zu seinem Mörder machen.

Ich kann diesen Satz verstehen, für den, der davon betroffen ist, aber man macht keinen Menschen zu seinem "Mörder". Der Zugfahrer ist kein Täter, im Gegenteil, er hat sicher alles versucht, das zu verhindern. Die Gesetze der Beschleunigung erlauben es nun mal nicht, so viel Masse rechtzeitig zum Stehen zu bekommen. Das ist eine Tatsache, die Sterbewillige oft ausnutzen, denn es führt unweigerlich zum "Erfolg". Zug- und Bahnfahrer sollten mit diesem Gedanken schon in der Ausbildung vertraut gemacht werden, dann haben sie es vielleicht im Ernstfall einfacher, darüber hinwegzukommen.

Zu Robert Enke: ich kannte ihn nicht. Dennoch tut es weh, wenn man erfährt, dass ein Mensch sich so entschieden hat. In Gedanken fühle ich mit seinen Hinterbliebenen und Freunden.

Ditmar 11.11.2009 18:17

Zitat:

Zitat von Kianie (Beitrag 918567)
Wenn jemand meint nicht mehr Leben zu wollen, dann sollte er nicht andere zu seinem Mörder machen.

Mörder ist aber ein Wort was nicht korrekt ist, selber war Er nicht in der Lage wie auch immer es selber zu machen, und hat sich dafür einen "Erfüllunggehilfen" gesucht und gefunden.
Alle Kanäle berichten von Seinem Tod und wie schlimm das doch ist, was ja auch korrekt ist, nur keiner denkt hier auch nur ein einziges mal an denjenigen, der mit diesem Geschehen weiter Leben und Klar kommen muß, den Lokführer.
Und das finde ich schon erschreckend.

O.T.:
Was ich dazu noch anmerken möchte, täglich sterben z. B. 4000 Kinder unter 5 Jahren an einer Lungenentzündung, obwohl dieses mit einem einfachen Antibiotika geändert werden könnte. Nur ist das keine Nachricht die so dermaßen erschüttert, da es ja nicht hier passiert, und Prominent sind Sie natürlich auch nicht.:cry:

wwjdo? 11.11.2009 18:42

Ich finde das nicht sonderlich förderlich das eine Leid gegen ein anderes aufzuwiegen.

Natürlich leben wir in einer Mediengesellschaft, die stärker auf die Sensation als auf das "stille Leid" ausgerichtet ist. Auch dass die Täter in der Regel mehr in Mittelpunkt als die Opfer stehen, ist ein schwieriges Thema für sich.

Dennoch halte ich die Aufmerksamkeit und Betroffenheit für den Menschen Robert Enke für richtig und angemessen und diese sollte auch nicht durch Grundsatzdiskussionen überlagert werden.

Was mich eher im Zusammenhang mit seinem Tod bewegt ist, dass er so lange seine Krankheit verbergen musste - wenn diese Ängste bzw. der Umgang mit der Krankheit nicht so ein gesellschaftliches Tabuthema wären, hätte es auch einen anderen Ausweg für ihn gegeben.

In so fern müssen wir uns bei dem Thema alle ein Stück weit an die Brust schlagen, denn Relativierungen und Ablenkungen helfen weder ihm, seiner Familie, dem Lokführer noch vielen anderen Menschen, die in einem ähnlichen Teufelskreis von Angst und Scham leben weiter...

Stefan4 12.11.2009 12:10

Zitat:

Zitat von wwjdo? (Beitrag 918615)
(...) Was mich eher im Zusammenhang mit seinem Tod bewegt ist, dass er so lange seine Krankheit verbergen musste - wenn diese Ängste bzw. der Umgang mit der Krankheit nicht so ein gesellschaftliches Tabuthema wären, hätte es auch einen anderen Ausweg für ihn gegeben. (...)

Das ist doch das ganze Dilemma. Tabuisieren tun ja beide Seiten. Depressiv Kranken sieht man das ja nicht an, was sie täglich oder momentan durchmachen. Und mal ehrlich: verstehen können wir depressive Angstzustände oder Versagensängste doch auch nicht, wenn wir das nicht selbst einmal erlebt haben.

Und gerade ich weiß genau, was es heißt, zu vertuschen, vertuschen zu müssen, aber nicht, weil es nicht nur die Gesellschaft tabuisiert, sondern weil man das selbst zum No go erklärt, da man immer wieder auf Zeitgenossen stößt, die ihr Unverständnis seltsam zum Ausdruck bringen. Ich bin seit meinem 4 Lebensjahr Stotterer. Ich bin in einer Zeit groß geworden, in der gerade das Stottern den Menschen als krank abstempelte, weil man nichts wusste und auch nicht heilen konnte. Das Verheimlichen, das Vermeiden, die Angst vor den Reaktionen der Gesprächspartner, die Erniedrigung an der Wursttheke, wenn man gerne einen Wurstweck essen würde, aber mit einem Käseweck rauskommt, all das ist natürlich für den Außenstehenden nicht nachvollziehbar, weil er, wie ich oben schrieb, das nicht kennt, für den Betroffenen aber eine Übermacht darstellt, der er sich oft nicht zu stellen weiß.

Genauso wird es Robert Enke für sich entschieden haben: Mein Problem. Meine Entscheidung. Da ist leider kein Platz für Gedanken, wie es einem Lokführer gehen mag. Ich kann mich schon ein wenig ihn ihn hineinversetzen.

steve.hatton 12.11.2009 12:39

Ich denke kein Mensch sollte sich selbst das Leben nehmen, denn es gitb immer noch eine Chance auf Besserung/Linderung/gute Zukunft etc.....

Es gibt keinen Grund ein Leben zu beenden so lange geringste "Erfolgsaussichten" denkbar sind.

Allerdings hat m.E. auch jeder selbst das Recht sein Leben zu beenden, wenn er darin keinen Sinn mehr erkennen kann, es würdelos ist oder, oder oder...

Und m.E. sollte er sich, sofern er es selbst nicht kann, helfen lassen dürfen - allerdings nicht ungefragt, denn ich glaube auch nur die leiseste Vermututng am Tod eines anderen möglicherweise mitschuldig (gewesen) zu sein ist eine fast unerträgliche Last für jeden "normalen" Menschen.

D.h. wenn ich schon den Mut . ja ich denke es braucht eine gehörige Portion Mut, aufbringe mein Leben zu beenden, sollte man auch den Mut haben an Dritte Betroffene zu denken und sich nicht "einfach vom Acker machen".......
(= abhauen ; Sprichwörter, wenn genauer hinterfragt, haben oft sehr viel Grundrealitätsbezüge)

max78 12.11.2009 13:11

Zitat:

Zitat von der_knipser (Beitrag 918597)
Zug- und Bahnfahrer sollten mit diesem Gedanken schon in der Ausbildung vertraut gemacht werden, dann haben sie es vielleicht im Ernstfall einfacher, darüber hinwegzukommen.

Man kann keinen darauf vorbereiten.Es ist jeder Einzelfall als solcher zu betrachten.Man kann soetwas nicht lernen.Jedes Opfer ist ein Neues und man kann sich nicht so leicht an dieses Ereignis gewöhnen.Seidenn man ist eine Militärische Killermaschine die dazu gedrillt wurde. Oder so wie ich als Feuerwehrmann,wo man fast tagtäglich mit diesem konfrontiert wird.Man nimmts dann nicht mehr so persönlich und steckt es leichter weg.Als Bahnfahrer geht das nicht aber das interessiert nur herzlich wenigen.Das dieser sich trotzdem Vorwürfe macht und sich schuldig fühlt das juckt leider nur wenigen.Nein,soetwas kann man nicht im voraus lernen...


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