SonyUserforum

SonyUserforum (https://www.sonyuserforum.de/forum/index.php)
-   Vor der Aufnahme (https://www.sonyuserforum.de/forum/forumdisplay.php?f=88)
-   -   Wie weit raus für Astrofotografie? (https://www.sonyuserforum.de/forum/showthread.php?t=174405)

aidualk 02.11.2016 18:40

Warum eigentlich so extrem viele Bias, Flats und Darks?
Es werden doch jeweils 'master' davon angefertigt und verwendet. Reichen da nicht auch viel weniger aus (20 Darks anstatt 80)?

TONI_B 02.11.2016 19:19

Bias sind schnell gemacht und sollten auch möglichst viele sein. Zudem kann man sie relativ lange (einige Wochen) verwenden, weil sich kaum etwas ändert am Verhalten der Kamera. Es gibt Untersuchungen, dass sogar Unterschiede sichtbar sind zwischen 20 und 200 bzw. 2000 Bias Aufnahmen. So ab 40-50 Bias wird es für mich aber eher esoterisch bzw. akademisch.

Auch für die Darks gilt, dass man durchaus viele machen sollte, da dann das Signal-Rausch-Verhältnis besser wird. Wenn man das letzte rauskitzeln will aus den Daten ist das notwendig. Speziell bei unseren Sony-Kameras, die ja nur 12Bit aufweisen, kann man damit ein wenig Dynamik gewinnen.

So eintönig die Flats aussehen, so leicht können sie Probleme machen, wenn sie nicht richtig belichtet sind! Wenn ich sie laut Kamera-Automatik "richtig" belichte, steigt mir die Stacking-Software (PixInsight) aus. Da diese alle Aufnahmen aufsummiert und ein 32Bit Bild daraus macht, liefern wenige Aufnahmen mit 12Bit offensichtlich zu wenig an Signal. Mit 40-50 Flats und reichlich belichtet, so dass keiner der Histogramm-Buckel abgeschnitten wird, aber alle möglichst weit rechts liegen, funktioniert es dann.

Leider hat ja SONY für die alte A7 kein Firmware-Update geliefert mit dem man 14Bit RAWs bekommt. :twisted:

wernersbacher 02.11.2016 21:41

edit: Okay, ich verstehe kein Wort. Habe bisher immer nur gelesen: Hohe ISO, möglichst kurz belichten und dann noch kurze Brennweite.

aidualk 02.11.2016 21:49

Toni: Danke für die ausführliche Erläuterung.
Jetzt im Winter werde ich mich wohl nochmal am Orion (und vielleicht auch mal am Herznebel) versuchen. ;)

Zitat:

Zitat von TONI_B (Beitrag 1864111)
Leider hat ja SONY für die alte A7 kein Firmware-Update geliefert mit dem man 14Bit RAWs bekommt. :twisted:

Auch die A7 liefert 14-bit RAWs, wenn man nicht gerade mit Bulb fotografiert. ;)
(sie schaltet bei Bulb und bei Dauerfeuer von 14 auf 12-bit Verarbeitung zurück)

TONI_B 02.11.2016 23:01

Ja, leider! Aber 30s sind halt herzlich wenig...

...wobei mit dem Samyang 2/135mm und ISO3200 wären 30s schon ok - sollte ich mal testen, ob sich da nicht die 2Bit mehr auszahlen. :cool:

screwdriver 02.11.2016 23:03

Zitat:

Zitat von wernersbacher (Beitrag 1864145)
...und dann noch kurze Brennweite.

Das gilt aber doch nur für diese recht speziellen Aufnahem, wo möglichst die ganze Milchstrasse drauf sein soll.

TONI_B 02.11.2016 23:04

Zitat:

Zitat von wernersbacher (Beitrag 1864145)
Hohe ISO, möglichst kurz belichten und dann noch kurze Brennweite.

Wo hast du gelesen: "möglichst kurz belichten"?

1. Möglichst lange belichten (ohne Nachführung halt so lange, dass die Sterne Punkte bleiben)
2. Möglichst niedrige ISO (ohne Nachführung je nach Cam bis ISO1600; A7s höher)
3. Brennweite je nach Objekt!

Wenn es dir fürs Erste nur auf ein halbwegs vernünftiges Milchstraßenbild ankommt, könntest du im Winter üben und auf den Sommer warten, denn da ist die Milchstraße im Süden wesentlich heller.

screwdriver 02.11.2016 23:08

Zitat:

Zitat von wernersbacher (Beitrag 1864145)
Hohe ISO,

..sind bei wenig Licht leider erforderlich. Aber nicht anzustreben.

Zitat:

möglichst kurz belichten
... ist auch keine Standardforderung.
Eher so lange wie möglich/ nötig ohne sich andere Nachteile (insbesondere Bewegungsunschärfe) einzufangen.

usch 02.11.2016 23:13

Zitat:

Zitat von TONI_B (Beitrag 1864177)
Ja, leider! Aber 30s sind halt herzlich wenig...

Ich dachte, den ganzen Kram mit Stacking usw. macht man gerade, um die Belichtungszeit pro Einzelbild kurz zu halten? Also lieber 120×30s als 12×300s?

TONI_B 03.11.2016 06:41

Zitat:

Zitat von usch (Beitrag 1864192)
Also lieber 120×30s als 12×300s?

So einfach ist das leider nicht: wenn man 120x statt 12x belichtet, handelt man sich auch 120x das Ausleserauschen ein. Und dieses Rauschen kann bei so kurz belichteten Aufnahmen einen wesentlichen Teil des Signals ausmachen. Und da nutzen dann auch hunderte Bias, Flats und Darks nichts. Zudem sollte eine Aufnahme "Hintergrundlimitiert" sein: Das bedeutet, dass das Signal (eigentlich ist es ein Rauschen) des Himmelshintergrundes deutlich höher liegen sollte als das Rauschen eines Darks! Diese Forderung lässt sich bei dunklem Himmel mit so kurzen Zeiten nicht erreichen.

Wobei du insoferne recht hast, weil die Tendenz in die Richtung der kurz belichteten Aufnahmen geht: aber nur bei Sensoren, die ein sehr geringes Ausleserauschen haben und die man sehr hoch verstärken kann ohne dass das Rauschen dominiert.


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 17:31 Uhr.