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rawi 17.06.2014 14:26

Zitat:

Zitat von usch (Beitrag 1594939)
Dein Fehler ist, daß du zwei Variablen gleichzeitig änderst (Entfernung und Blende).

Da kannst du natürlich für jede beliebige Entfernung einen theoretischen Blendenwert finden, bei dem sich die Schärfentiefe exakt im Verhältnis 1/3 : 2/3 verteilt. Aber wie irrelevant das in der Praxis ist, siehst du doch schon daran, mit was für absurden Blendenzahlen du da hantieren mußt. f/1 kriege ich gerade noch mit einem einzigen meiner Objektive hin, aber zeig mir mal eins mit f/500.

Wenn du mit realen Blendenzahlen arbeitest und bei konstanter Blende nur die Entfernung variiertst, dann verändert sich die Verteilung der Schärfentiefe sehr wohl von 1:∞ im Fernbereich bis zu 1:1 im Nahbereich. Und irgendwo dazwischen ist es dann halt auch 1/3 : 2/3.

Mein Zahlenmodell ist mit Absicht so aufgestellt, damit man wichtige logische Zusammenhänge erkennen kann, wenn man genau hinschaut. Dass es unpraktikable Werte sind, spielt keine Rolle.
Dass sich in deinem Modell bei gegebener Blende mit der Entfernung die Verteilung der Schärfentiefe verändert, ist (meiner Meinung nach) keine Folge der reinen Entfernung, sondern eine Erscheinung, die erst durch die zusätzliche Variable Zerstreuungskreis begründet ist. Darauf ist aber hier noch keiner gekommen, dass möglicherweise der Zerstreuungskreis entscheidend ist.

Du kannst nämlich bei gegebener Entfernung und Blende das Verhältnis der Tiefenschärfe massiv durch Veränderung des Zerstreuungskreises ändern!

Schönes Beispiel mit unserem ST-Rechner:

Konstant Objektiv 100mm, Bl.11, Entf. 20m:
1.Sensor Leica S2(traditionell) Zerstreungskreis 36 müm, ST-Verhältnis 11% zu 89%
2.Sensor 1/3 Zoll (sehr scharf) ZKreis 1,4 müm, ST-Verhältnis 48% zu 52%.

Fast 1:1 im Fernbereich bei 20 m, obwohl es das nach deiner Theorie erst im Makrobereich gibt !? Hm ...

Ich ziehe daraus die Hypothese, dass ausschliesslich durch die Einführung der Variablen Zerstreuungskreis dieser vermeintliche Drift im Schärfetiefenverhältnis mit der Entfernung und Blende zustandekommt. Die rein physikalischen Rechnungen kennen diesen nicht. Aber darüber kann man ja sachgerecht diskutieren (wenn man will).

usch 17.06.2014 15:08

Die Schärfentiefe ist der zulässige Zerstreuungskreis, bzw. durch diesen definiert. Ohne Zerstreuungskreis hast du eine infinitesimal dünne Schärfeebene, die sich weder nach vorne noch nach hinten ausdehnt.

rawi 17.06.2014 16:00

Ich habe ein mathematisches Modell gefunden, das die Funktion von Gegenstandsentfernung und Kamera/Objektivauszug beschreibt: eine schöne Kotangens-Hyperpel!
Leider sagt sie mir auch, dass meine Hypothese falsch ist. Schon die reine optische Theorie beschreibt klar einen mathematisch ableitbaren Shift des Schärfetiefenverhältnisses.
Interessanterweise kann man damit auch die mir aufgefallene "Anomalie" der Variation des Zerstreuungskreises erklären. Die Verkleinerung des Zerstreuungskreises bei gegebener Entfernung und Brennweite wirkt analog wie eine (extreme) Vergrösserung der Blende, und ist damit im Prinzip im Standardmodell enthalten.
Immerhin hat mich die Diskussion gezwungen, mich selbst mit dem Problem intensiv zu beschäftigen, insofern Danke.

der_knipser 17.06.2014 16:01

Zitat:

Zitat von rawi (Beitrag 1595219)
Schönes Beispiel mit unserem ST-Rechner:...

... das wiederum beweist, dass die Daumenregel 1/3 zu 2/3 nur unter noch spezielleren Voraussetzungen stimmt, und daher nicht praxisnah ist. Besser ist, wenn man die groben Zusammenhänge kennt.

rawi 17.06.2014 16:30

Zitat:

Zitat von der_knipser (Beitrag 1595251)
... das wiederum beweist, dass die Daumenregel 1/3 zu 2/3 nur unter noch spezielleren Voraussetzungen stimmt, und daher nicht praxisnah ist. Besser ist, wenn man die groben Zusammenhänge kennt.

Denn der Shift kann doppelt erzeugt werden:
Bei fixer Blende verschiebt sich mit abnehmender Objektentfernung das TS-Verhälnis Richtung 1:1. f
Bei jeder fixen Entfernung kann man denselben Shift durch Variation der Blende (Aufblenden) auch Richtung 1:1 erzeugen.
Eine Variation des Zerstreuungskreis wirkt wie eine Variation der Blende.

Der Shift im Nahbereich kann durch entsprechendes Abblenden (Gegenshift) tendenziell aufgehoben werden. Insofern waren meine Modellrechnungen oben korrekt, ich habe aber die falschen Schlussfolgerungen gezogen


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