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RainerV 11.09.2011 10:12

Zitat:

Zitat von sven_hiller (Beitrag 1221702)
...
Ganz sicher hat der Künstler die Arbeitsweise bewußt gewählt, zweifellos auch mal bewußt den Schwerpunkt auf eine betonte Durchzeichnung der Schatten oder Lichter gelegt. Daß tatsächlich jedes Verfahren seine nicht nur technischen Grenzen hat,
...
Ob diese für den einen oder anderen eine Rolle spielen, vielleicht sogar den eigentlichen Reiz ausmachen, liegt im Standpunkt des jeweiligen Betrachters bzw. Anwenders.
Ähnlich ist es mit der Bildschärfe. Sie wird gerade digital nicht selten bis zur vibrierenden Überschärfung getrieben daß es in den Augen brennt. Der natürliche Seheindruck zeichnet die Welt doch eher einen Hauch weicher, ohne überhöhte Kontraste und "Schärfungsaura". Schärfe ist gut - solange sie nicht an den Haaren herbeigezogen wird. Ist aber eben dadurch auch Geschmackssache und durchaus nicht der kleinste gemeinsame Nenner auf dem man eine Kritik aufbauen sollte.
...

Genauso sehe ich das auch. Wir sehen heute vielfach einen technischen Einheitslook. Vielfach extrem ge- (über)schärfte Bilder, ja keine ausgebrannten Lichter oder abgesoffenen Tiefen. Wieviele Bilder habe ich schon gesehen, bei denen zwar die Lichter alle "wunderbar" durchzeichnet waren, die ich aber einfach als völlig unnatürlich empfand, weil ich genau an der Stelle gleißend helles Licht erwartet hätte.

Zumeist wird - wohl auf der Suche nach dem "perfekten" Bild - rein technisch argumentiert. Sehr viele technisch "perfekte" Bilder empfinde ich persönlich einfach nur als langweilig.

Was mir vielfach fehlt, ist die Bereitschaft sich einfach mal anderen Sichtweisen zu öffnen. Gerade die Unterschiede, die sich da zeigen, empfinde ich als spannend. Gerade die Auseinandersetzung mit "alten" Techniken, die da zur Anwendung kommen, finde ich spannend.

Vielfach habe ich auch den Eindruck, daß wir mittlerweile auch einfach viel zu viele Möglichkeiten der nachträglichen Bild-"Verbesserung" haben.

Rainer

P.S. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, daß eine DSLR mit ihrem Winzsensor irgendetwas produzieren kann, was mit dem Ergebnis, welches eine Großformatkamera bringt, vergleichbar ist.

Auch ein echter Vergleich "Digital" und "Baryt", von jemandem gemacht, der beides beherrscht, würden mich sehr interessieren. Er würde vermutlich klare Unterschiede aufweisen und möglicherweise die dauernden Fragen "kann ich das nicht mit digital auch machen?" beantworten.

mrieglhofer 11.09.2011 11:07

Zitat:

Was mir vielfach fehlt, ist die Bereitschaft sich einfach mal anderen Sichtweisen zu öffnen. Gerade die Unterschiede, die sich da zeigen, empfinde ich als spannend. Gerade die Auseinandersetzung mit "alten" Techniken, die da zur Anwendung kommen, finde ich spannend.
Eh bekannt, "wer für alles offen ist, ist nicht ganz dicht" ;-)
Andere Sichtweisen können aber nur dadurch entstehen, dass ich den Künstler darauf anspreche und seine Sicht der Dinge erfahre. Alles andere ist Ratespiel. Deswegen habe ich das vorne auch schon geschrieben, dass mir auch ungefragt Kritik zusteht. Kritik heißt aber auch, die Antwort zu verstehen zu versuchen und in Relation zu den eigenen Erfahrungen und Vorstellung zu setzen. Nur weil ein Künstler meint, dass das ein bestimmte Stimmung erzeugt, heißt das noch lange nicht, dass das auch bei mir entsteht.

Klar ist, das wenn jemand 30Jahre Fotograf ist, er schon erkennen wird, wenn die Lichter ausfressen oder die Schatten zulaufen. Dann wird er auch erklären können, warum er das genauso gemacht hat.

Zitat:

Vielfach habe ich auch den Eindruck, daß wir mittlerweile auch einfach viel zu viele Möglichkeiten der nachträglichen Bild-"Verbesserung" haben.
War früher auch nicht anders, nur aufwändiger. Der Unterschied scheint mir eher der, dass jemand früher für Bildverbesserungen klare Vorstellungen und entsprechend Zeit und Geld brauchte. Damit habens nur jene gemacht, denen es ein Anliegen war und die auch wußten warum.

Die Digitalisierung bringt eine Kostensenkung mit sich, sodass heute auch jeder Unbedarfte nicht nur die gleichen sondern eine Vielzahl mehr Möglichkeiten dazu hat, aber nicht das kreative Potential, die Dinger sinnvoll einzusetzen. Die Ergebnisse sehen wir dann ja.
War ja bei Desktop Publishing das Gleiche. Jede Sektretär(in), jeder Sachbearbeiter konnte plötzlich Designer sein. Das hat weh getan.

Das lässt sich auch nicht mehr zurückdrehen, alles wird digitalisiert und damit technisch für jeden zugänglich. Mittelmäßige Designer/Fotografen, die sich früher über Gesetze und teures Equipment den Markt freigehalten haben, kommen damit nicht mehr durch. Sieht man ja an den Margen in der Fotografie.
Autodidakten, Amateure mit entsprechendem kreativem Potential haben völlig neue Chancen.
Menschen mit Hang zur Selbstüberschätzung meinen halt, dass sie das mit oder dank Photoshop oder den neuen DSLR auch können. Und wenn dann der Erfolg sich nicht einstellt, lags an der Auslöseverzögerung, den Megapixeln und ein neue Kamera usw. muß her. Gottlob fällt doch eine große Zahl von Menschen da rein, sonst wäre das alles unerschwinglich ;-)

Stefan4 11.09.2011 11:29

Das sind ja erstaunlich viele Meinungen, und diese sind auch sehr kontrair, was mich freut, weil aus einhelligen Meinungen keine wirkliche Erhellung erwachsen kann.

Vorweg: ich hätte die Fotografin fragen können, zweifellos, da wir uns schon seit Jugend an gut kennen. Aber gerade deshalb wollte ich als Möchtegernknipser nicht mit ein paar dumpfen Kritikansätzen das eben wieder erblühte Wiedersehen vermiesen. Und ich ahnte auch schon, dass es etwas besonderes sein muss, auf Barytpapier zu entwickeln. Barytpapier kenne ich nur aus meinen eigenen Schriftsetzertagen, wo Abzüge für die damals aufstrebende Fotosatzabteilung erstellt wurden, weil diese Abzüge extrem randscharf waren und geeignet, dass von der Reprokamera auch Vergrößerungen für Titelzeilen gemacht werden konnten. Dass diese Papiere auch für Fotoabzüge verwendet werden konnten, wusste ich nicht.

gpo hat mein Thread richtig interpretiert. Es sind eigentlich mehrere Sachen auf die ich eingehen wollte bzw. zu denen ich meine Fragezeichen hätte hinzufügen sollen. Einmal war da die Kamera mit dem Objektiv von Offenblende 12 bei 265 mm im Telebereich, dann das monströse Stativ und dann halt die Ausstellung.

Zur Information für dich (gpo): aufgenommen mit Linhof Technika auf 4/5 inch schwarz/weiß Negativmaterial ,handvergrößert auf Barytpapier, im Passepartout gefasst 50/60cm. So steht's auf ihrer Homepage.

Mir fehlt wohl die fotografische Vergangenheit, um die Arbeit mit einem solchen Gerät ermessen zu können. Die Bilder kosten im Schnitt um die 250 EUR. Jetzt waren viele Freunde da. Sollte jemand ein Bild gekauft haben, würde für mich als Fotografin die Frage im Raum stehen: hat der das aus Freundschaft oder wirklichem Gefallen gekauft. Na gut, Geld stinkt ja nicht. Aber ein neutrales Feedback lässt so ein Kauf dann auch nicht zu. Wer eventuell wissen will, von welche Bildern ich rede: Hier sind die 24 Werke. Im weißen Passparout wirken sie allerdings etwas anders.

Vielleicht werde ich zu dem von ihr angebotenen Werkstattgespräch im Oktober gehen. Und dann werde ich sie wohl fragen, warum das mit den ausgefressenen Lichtern und den zugelaufenen Schatten so und nicht anders sein muss. Danke nochmals für die rege und interessante Beteiligung.

Gruß
Stefan


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