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Orbiter1 04.04.2020 11:45

Besser als nichts.

"Deutsche Labore haben ihre Test-Kapazitäten im Kampf gegen das Coronavirus deutlich gesteigert. In der vergangenen Woche seien täglich 100.000 Proben auf das Virus getestet worden.

Die Zahlen gehen aus einem Bericht des Robert-Koch-Instituts hervor, der dem SWR vorliegt. Vergleicht man sie mit Zahlen von vor vier Wochen, wird der deutliche Ausbau der Kapazitäten sichtbar. Anfang März lag die tägliche Laborkapazität noch bei gut 7.000 Coronavirus-Tests. Das heißt: Die Testmöglichkeiten wurden um das 14-fache gesteigert." Quelle: https://www.swr.de/swraktuell/corona...igert-100.html

Aber wohl immer noch zu wenig.

nex69 04.04.2020 12:06

Wir können froh sein nicht in Trumpistan zu leben:
https://www.watson.ch/international/...alle-umbringen

guenter_w 04.04.2020 12:21

Zitat:

Zitat von Orbiter1 (Beitrag 2129828)
Besser als nichts.

"Deutsche Labore haben ihre Test-Kapazitäten im Kampf gegen das Coronavirus deutlich gesteigert. In der vergangenen Woche seien täglich 100.000 Proben auf das Virus getestet worden.

Die Zahlen gehen aus einem Bericht des Robert-Koch-Instituts hervor, der dem SWR vorliegt. Vergleicht man sie mit Zahlen von vor vier Wochen, wird der deutliche Ausbau der Kapazitäten sichtbar. Anfang März lag die tägliche Laborkapazität noch bei gut 7.000 Coronavirus-Tests. Das heißt: Die Testmöglichkeiten wurden um das 14-fache gesteigert." Quelle: https://www.swr.de/swraktuell/corona...igert-100.html

Aber wohl immer noch zu wenig.

Wenn jetzt tatsächlich 100.000 pro Tag getestet werden, dann steigt die Anzahl der Infizierten gewaltig!

Dieser Umstand macht klar, dass allein aus der Zahl der gemeldeten Fälle sich keinesfalls die erforderlichen Maßnahmen ableiten lassen! Die Testrate liegt in Deutschland aktuell bei 1%, in den USA bei 0,4%! Da kann man die Pandemie in den USA mal einfah hochrechnen!

kilosierra 04.04.2020 13:00

Das kann ich mir jetzt nicht verkneifen. :lol:

ddd 04.04.2020 13:01

moin,

ich freue mich, dass in diesem thread sehr sachlich diskutiert wird.

Da ich für den Bereich "Tests & Testkapazitäten" an der "Quelle" sitze, möchte ich ein wenig zur Faktenlage beitragen.
Hintergrund: ich arbeite seit fast 30 Jahren für ein diagnostisches Labor in der Region Hannover (genauere Angaben verbietet das Standesrecht) als IT-Leiter und ich habe mittelbare Kontakte bis rauf zur niedersächsischen Gesundheitsministerin.

Die diagnostischen Labore sind in Deutschland privatwirtschaftlich als Arztpraxen organisiert und durch gesetzliche Regelungen eng gebunden (GKV=gesetzliche Krankenversicherung durch die KBV=Kassenärztliche Bundesvereinigung, ist mit dem Sicherstellungsauftrag beliehen und PKV=private Krankenversicherung durch die GOÄ=Gebührenordnung für Ärzte, eine zwingende Verordnung des Bundesgesundheitsministeriums). Diese Labore arbeiten u.a. in zwei Verbänden zusammen, dem BDL=Bund deutscher Laborärzte und der ALM=Akkreditierte Labore in der Medizin. Zudem ist unser Standort seit genau einem Jahr Teil einer bundesweiten Gruppe mit ca. 35 Standorten.

Es werden zur Zeit nur Erregernachweise geführt, d.h. per PCR wird Virusgenom nachgewiesen. Jeder Test kosten GKV 60€, PKV 120€. Wunschtests (IgEL, ohne Indikation nach RKI-Kriterien) werden von keinem Labor durchgeführt, auch wenn das hohe Honorar sehr verlockend ist!
Hier in der Region Hannover sind wir noch in der Lage, alle Tests binnen 24h abzuarbeiten. In anderen Regionen besteht ein teilweise erheblicher Rückstand, tausende von Proben liegen auf Halde. Es dauert bis zu fünf Tage, bis das Ergebnis vorliegt, da die Messgeräte ausgelastet sind.

Für diesen Bereich werden jetzt zwei Ansätze verfolgt:
Erstens hat das Nds.Ges.Min. angeordnet, dass die Veterinäruntersuchungsämter des Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) die PCR durchführen, vorerst für KRITIS-Personen im öffentlichen Dienst (Kritische Infrastruktur: Polizei, Feuerwehr, Teile der Öffentl. Verwaltung, Gesundheit, Wasser, Gas, Strom, Abfall, Telekommunikation, ÖPV usw.). Erst mal mit 500/Tag an jedem der beiden Standorte, maximal können die jeweils 3000/Tag. Normalerweise führen diese Abt. die Massentests bei Tierseuchen durch und sind darin entsprechend erfahren. Ich gehe davon aus, dass andere Bundesländer ihre entsprechenden Einrichtungen ebenfalls in Kürze so einsetzen werden.

Zweitens sollen die human-Labore sog. pool-Proben messen, d.h. jeweils 10 Proben ohne dringenden Ansteckungsverdacht werden in einem Test gemessen. Zur Zeit sind bei uns ca. 6% aller Proben positiv, d.h. im Mittel würden die Hälfte der Poolproben negativ sein. Die PCR ist empfindlich genug, es gibt seit Jahren Erfahrung mit solchen pool-Proben für andere Erreger. Damit kann die Testkapazität nicht verzehnfacht werden, da Verachtsproben weiter einzeln gemessen werden müssen, aber reine Screeningproben sind erst mit diesem Ansatz überhaupt durchführbar.

Ganz neu sind seit 01.04.2020 die ersten Antikörpertests (Ak) verfügbar, wir validieren gerade. Ein Ak-Test weist spezifische Immunglobuline gegen Merkmale eines Antigens nach und zeigt, ob eine Person Kontakt hat/hatte und ob ggfs. eine Immunität zu erwarten ist.
Es werden verschiedene Ig-Klassen unterschieden, bei Erregern, die Oberflächen besiedeln, tritt zuerst IgA auf (bei Erregern, die innere Organe befallen entsprechend IgM) und nach 2-6 Wochen IgG, sog. Serokonversion.
Weder IgA(IgM) noch IgG=keine Kontakt vor mehr als x Tagen, mit x Erregerabhängig!
IgA(IgM) hoch und kein IgG=ganz frische Infektion
IgA(IgM) hoch und IgG hoch=aktive Infektion
IgA(IgM) weg und IgG hoch=zurückliegende Infektion, Immunität anzunehmen.
Vorsicht, dass ist jetzt etwas vereinfacht.

Der COVID19-IgG-Test ist schon brauchbar, d.h. Sensitivität (findet er alle positiven?) und Spezifität (wie viele sind falsch-positiv) entsprechen der Anforderungen an solche Tests. Nicht wundern, wir sprechen bei gut überprüften Tests von 95%, manche schaffen nur 90%, es hängt sehr von Kreuzreaktivitäten mit verwandten Erregern und Störkomponenten ab.

Der COVID19-IgA-Test dagegen überzeugt noch nicht, die Spezifität ist unzureichend. Er produziert nach ersten Infos ca. 30% falsch positive, vmtl. Kreuzreaktionen mit anderen Coronaviren, die schon lange als Erreger grippaler Infekte kursieren.

Diese Infos sind zudem vorläufig und noch nicht im großen Maßstab abgesichert, wie dies bei lange kursierenden Erregern der Fall ist.

Daher ist im Moment offen, wie man die Ergebnisse dieser Test bewerten kann.
Zudem läuft die Produktion erst an, wir bekommen nur "winzige Mengen".

Von im Netz angebotenen Schnelltests ist abzuraten: keiner dieser Tests ist validiert, d.h. es ist völlig unbekannt, ob die überhaupt funktionieren und wie es um Sensitivität und Spezifität bestellt ist, zudem sind mittlerweile völlig funktionslose Fake-Tests aufgetaucht. Wenn ein Anbieter einen Wert von 100% angibt, lügt er. Selbst die allerbesten seit Jahren gut validierten Erreger- oder Ak-Test erreichen nur ca. 98%!

-thomas

DiKo 04.04.2020 13:35

Moin Thomas,

vielen Dank für den informativen Beitrag.
werden die Pool-Proben zunächst bei den KRITIS-Personen durchgeführt?
Es gab mal den gedanklichen Ansatz, auf diese Weise einen Überblick über den Stand bei dem medizinischen Personal zu gewinnen.

Gruß, Dirk

ddd 04.04.2020 14:03

Nein, die pool-Idee gilt für die "Allgemeinbevölkerung", und ist noch nicht verbindlich.

Welche Personen das LAVES ab Montag zuerst prüfen wird weiß ich nicht, diese ganzen Ansätze und Entscheidungen sind kaum zwei Tage alt und tlw. noch nicht fix.

-thomas

Conny1 04.04.2020 14:11

Und wie sieht es hinsichtlich Tests in Brexit-Land aus?
Here we go, take a walk on the wild side ;):

https://edition.cnn.com/2020/04/04/u...gbr/index.html

Orbiter1 04.04.2020 15:29

Zitat:

Zitat von ddd (Beitrag 2129854)
moin,

ich freue mich, dass in diesem thread sehr sachlich diskutiert wird.

Da ich für den Bereich "Tests & Testkapazitäten" an der "Quelle" sitze, möchte ich ein wenig zur Faktenlage beitragen.

Vielen Dank für die Infos! Als Engpass beim Testen wurden neben der Laborkapazität auch die Verfügbarkeit der erforderlichen Reagenzien genannt. Hast du da Einblick und falls ja wie schätzt du die Situation ein?

steve.hatton 04.04.2020 15:29

INteressant, dass der Test die GKV nur die hälfte kostet - erscheint mir fragwündig!
Es ist doch per se schon so, dass die PKV per Umlage die GKV stützt.


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