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rainerstollwetter 27.03.2025 18:44

Danke für Deinen Reisebericht
 
Ich bin beeindruckt von der Landschaft und freue mich schon auf die Fortsetzung des Reiseberichtes. Schreibst Du auch mal, wie Euch die Zeit im Camper gefallen hat, oder was es da zu beachten gab?

Rainer

10Heike10 28.03.2025 17:21

Danke für die Mitnahme und ich freue mich schon auf die nächsten Fotos. :top:

Sir Donnerbold Duck 28.03.2025 22:12

Morgen kommen wieder Bilder, heute bin ich nicht dazu gekommen. Dann kann ich auch noch was zum Leben in und mit dem VW-Bus schreiben.

Gruß
Jan

Sir Donnerbold Duck 29.03.2025 12:52

Nach dem etwas grauen Wetter der letzten Tage strahlt heute endlich die Sonne. Ganz ungetrübt können wir das Wetter allerdings nicht genießen, denn wir wissen, dass Extremwetter "Hans" heranzieht und der Sonnenschein nicht von Dauer sein wird.

Wir fahren auf der Straße 769, dem Elvalandsvegen, durch eine herrliche Fjord-, Insel- und Hügellandschaft. Mal ist das Wasser links, mal rechts und mal sind wir im Wald. Nach ein paar Fotopausen kommen wir an der ersten Fähre des Tages in Lund an. Wir setzen nach Hafles über und fahren auf herrlichen Straßen weiter nach Sør-Gutvika, wo wir die Fähre auf die Insel Leka nehmen.


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Unterwegs hat sich das Wetter natürlich wieder zugegezogen. Auf Leka angekommen schauen wir uns den Herlaugshaugen, Norwegens zweitgrößten Grabhügel, an. Der ist allerdings wenig fotogen und so konzentriere ich mich lieber auf die spektakulären Berge auf dem Festland im Hintergrund, unter denen rechts das markante Heilhornet (1058 m) heraussticht:

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Die Insel Leka gehört zum Trollfjell Geopark, zu dem auch der bekannte Torghatten gehört. Lekas Geologie ist bemerkenswert, denn dort kann man Gesteine sehen, die sonst tief im Erdmantel liegen oder in Nordamerika anzutreffen sind. Als der nordamerikanische Kontinent und Europa auseinanderdrifteten, blieb ein Teil Nordamerikas hängen - Leka. Die Insel kippte dabei um, so das man nun bei der Durchquerung der Insel von Ost nach West einen Querschnitt des Gesteins vorfindet, für den man sich sonst von oben nach unten durch den Erdmantel buddeln müsste. Diese Landschaft wollen wir natürlich erwandern.

Die erste Tour führt uns ab 15:30 zum Felsturm Lekamøya, einem Wahrzeichen der Insel, zu dem es natürlich eine Sage gibt, angeblich Norwegens längste. Lekamøya soll ein Mädchen sein, das vom Trollprinzen Hestmannen (auch ein Berg auf einer anderen Insel), verfolgt wurde. Der schoß dabei einen Pfeil ab, der sein Ziel verfehlte und stattdessen das berühmte Loch in den Torghatten bohrte. Wir stapfen los und wandern in völliger Einsamkeit zu Lekamøya.

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Eine abwechslungsreiche und schöne Tour. Lekamøya erinnert mich allerdings mehr an einen Pferdekopf als an ein Mädchen.

Wir fahren zum Campingplatz und gönnen uns einen der Panoramaplätze an der Küste:

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Die Aussicht ist bemerkenswert und wir genießen den Abend:

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Vor der gewaltigen Bergkulisse sehen wir auch die Fähre, mit der wir heute kamen.

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Gruß
Jan

Sir Donnerbold Duck 30.03.2025 10:39

Zitat:

Zitat von rainerstollwetter (Beitrag 2323496)
Schreibst Du auch mal, wie Euch die Zeit im Camper gefallen hat, oder was es da zu beachten gab?

Die wenige Zeit im Camper hat uns gut gefallen - meistens waren wir ja doch draußen unterwegs. Sehr angenehm war, dass es praktisch dauernd hell war, so dass wir meistens auf die Wageninnenbeleuchtung verzichten konnten. Die ist aber wirklich gut und keineswegs funzelig.
Noch angenehmer waren die Temperaturen. Ich weiß nicht, wie sehr sich das Wageninnere unter dem aufgeklappten Dach aufheizt, wenn es heiß ist. Wir hatten unsere Daunenbettdecken dabei und haben wunderbar unter dem Klappdach geschlafen. Das Raufklettern erfordert ein bisschen Gelenkigkeit, ist aber unproblematisch.
Bei starkem Wind (von dem wir teilweise überreichlich hatten) ist das Klappdach keine gute Idee. Einmal haben wir auf das Aufklappen verzichtet und stattdessen die Schlafpätze im Inneren benutzt. Auch bequem, aber es erforderte eine Umräumarbeiten. Da war es sehr praktisch, dass wir uns Gepäck in handlichen Kisten verstaut hatten, die schnell und flexibel umräumbar waren.
Das Wichtigste ist: schau genau, wo du dich hinstellst!! Eine regennasse Wiese ist z.B. nicht gut - damit haben wir am letzten Morgen in Oslo auf dem Campingplatz ungute Erfahrungen gemacht und mussten uns aus der Wiese ziehen lassen. Allradantrieb wäre hier sicher gut. Und ganz besonders schlau wäre es gewesen, wenn ich mich vorher mit der Abschleppöse vertraut gemacht hätte - die war nämlich ziemlich versteckt im Wagen gelagert, so dass ich erstmal viel Gepäck ausladen musste, bis ich sie gefunden und montiert hatte.

Insgesamt war das - auch bei Mistwetter - eine schöne Zeit, die wir in dem VW-Bus verbracht haben. Sonst hätten wir uns für diesen Sommer wohl auch nicht wieder einen gemietet.

Gruß
Jan

Sir Donnerbold Duck 30.03.2025 16:06

Am nächsten Morgen regnet es ohne Unterlass aus tiefhängenden Wolken - Hans ist da. Das Extremwetter Hans sorgt in Norwegen und Schweden für große Schäden. Die Straße bei Ringebu z.B., die wir auf den Hinfahrt benutzt hatten, wird gesperrt wegen Brückeneinsturzes. An der Küste ist der Sturm nicht so schlimm wie weiter südlich und im Landesinneren. Der Regen auf Leka ist zwar unschön, aber sonst nicht weiter schlimm.

Wir fahren auf die Westseite der Insel, um die berühmten "roten Berge" von Leka zu sehen, die aus Mantelgestein bestehen, das sonst eben nicht an die Erdoberfläche tritt. Der Anblick ist faszinierend, den das Gestein ist intensiv rot oder gelbrot gefärbt. Das treibt mich bei der Bildbearbeitung später in den Wahnsinn, denn es sieht immer so aus, als sei der Weißabgleich völlig daneben. In Regenkleidung machen wir erste Gehproben auf dem Gestein und sind erstaunt: der Fels ist der griffigste Fels, auf dem ich je gewandert bin. Da rutscht kein Schuh!
Wir wandern also fröhlich los zum Stoypet. So heißt das Ziel der Tour, es liegt links der Bildmitte in dem Pass.

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Der Weg führt glücklicherweise meist über Fels in die Höhe.

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Kurz vor Erreichen der Passhöhe wundere ich mich, dass der Weg plötzlich sandig wird. Die Passhöhe selber ist übersät mit rundgeschliffenen Steinen, die hier völlig deplatziert wirken. "Das sieht ja aus wie am Meer!" denke ich und tatsächlich: auf einem Schild lesen wir, dass wir auf einem Strand stehen, der im Zuge der nacheiszeitlichen Landhebung 50 m in die Höhe gewandert ist. Was für eine erstaunliche Landschaft!

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Wir kehren um und stapfen zurück zum Wagen. Die roten Felsen wirken wie auf einem anderen Planeten.

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Nach dem Regen sind wir froh, wieder im Trockenen zu sein und uns Aufwärmen zu können. Gegen 17 Uhr lässt der Regen wieder nach und wir fahren nach Skeisnesset am nördlichen Zipfel der Insel, wo wir eine kleine Tour gehen wollen. Hier ist wieder ein ganz andere Landschaft, keine Felsen, sondern Heide und Moor.

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Ziel ist die Ivarshallaren, eine Aussichtsplattform auf einem Hügel. Die Holzhütte wurde vom gleichen Architekturbüro entworfen wie die Oper in Oslo.

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Der Blick von da oben ist wirklich weit und eindrucksvoll:

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Am Horizont sehen wir eine Insel, über deren Berge die Wolken ins Meer stürzen - Vega, unser übernächstes Ziel, sieht noch nich sehr einladend aus...

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Auch der Blick über den Lekafjord zum Torghatten, unserem morgigen Ziel, ist nicht heimeliger:

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Wir fahren zurück zu unserem Panoramaplatz, trocknen uns mal wieder und genießen bei einem warmen Abendessen den Blick, der auch bei dem Wetter seinen Reiz hat:

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Morgen sieht es vielleicht ganz anders aus...

Gruß
Jan

kiwi05 30.03.2025 16:12

Danke für das spannende Weiterführen deines Norwegen-Trips.
Erzählstil- und Bildbeiträge gefallen mir sehr.:top:

Sir Donnerbold Duck 31.03.2025 15:30

Tatsächlich, am nächsten Morgen sieht es ganz anders aus. Der Blick zum östlich gelegenen Festland und dem Heilhornet ist zwar noch recht dunstig, aber der Blick nach Süden sieht vielversprechend aus:

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Da wir die roten Berge gerne auch bei Sonnenschein in Farbe sehen wollen, sausen wir wieder an die Westküste und stiefeln diesmal bei Sonnenschein in Richtung Küste. Der Regen ist zwar weg, dafür pustet ein ordentliches Lüftchen vom Meer. Die Farben der Felsen sind im Sonnenlicht umwerfend knallig und bunt!

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Das Handybild, das meine Frau von mir gemacht hat, zeigt, dass die Farben nicht verrutscht sind, denn ich wirke auf dem Bild doch recht farbecht. Die Felsen sind wirklich so farbig.

Nach der kurzen und eindrucksvollen Tour fahren wir an den Hafen und verbringen beim Warten auf die Fähre eine sehr windige Mittagspause. Der Wind legt immer mehr zu, Hans wächst sich zum Sturm aus.
Wir setzen mit der Fähre über und fahren weiter nach Norden zum Torghatten. Am Parkplatz Trælvikosen legen wir eine kurze Pause ein und lassen es uns nicht nehmen, über die 55 Trittsteine zu laufen. Das Wasser läuft erstaunlich schnell auf: wo meine Frau noch trockenen Fußes gehen konnte, stehe ich schon knöcheltief im Wasser:

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Der Torghatten ist auf beiden Bildern ganz hinten schon in Sicht.

Wir fahren weiter und kommen nach der friedlichen Insel Leka auf dem touristisch doch etwas weiter entwickelten großen Campingplatz am Torghatten an. Wir stellen uns ganz vorn ans Meer und genießen einen tollen Blick und einen sehr kräftigen Wind - so kräftig, dass wir das ausgefahrene Klappdach schnell wieder einfahren und lieber die Liegen im Wageninneren beziehen. Die Nachbarn tun es uns gleich. Es weht richtig kräftig! Dafür ist die Sicht in der klaren Luft und bei Abendsonne sehr schön:

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Morgen wollen wir uns das berühmte Loch im Torghatten ansehen.

Gruß
Jan

Sir Donnerbold Duck 02.04.2025 09:25

Der nächste Morgen beginnt ziemlich sonnig, aber sehr windig. Der Wind hat sich auf Sturmstärke gesteigert. Dabei liegen wir auf dem Campinplatz noch halbwegs im Windschatten des Berges...

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Wir wandern trotzdem los und gehen auf meerwärts gewandte Westseite des Torghatten, um den Aufstieg zum Loch durch den Berg zu beginnen. Die windgeschütztere Ostseite ist nicht begehbar, denn der Weg gesperrt, er wird zu einer Treppe umgebaut. Als wir aus dem Windschatten des Berges herauskommen, trifft uns der Wind mit voller Wucht und wir haben tatsächlich Mühe, auf den Beinen zu bleiben. Der gut ausgebaute Weg führt eigentlich durch ein kleines Wäldchen, aber wir müssen sehr schnell auf die danebenliegende Wiese ausweichen: der Weg ist durch umgeworfene Bäume unpassierbar. Auf dem Bild sieht man gut das vom Sturm zu Boden gedrückte Gras und die windgebeugten Bäume:

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Das Bild hat eher dokumentarischen Wert, denn wie so viele Bilder an dem Tag ist es verwackelt - der Wind... Aber immerhin erkennt man klein das Loch im Berg.

Immerhin haben wir nun Rückenwind und können zum Aufstieg wieder auf die Treppe wechseln, die einigermaßen windgeschützt ist.

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Die Hälfte der Zeit schaue ich misstrauisch nach oben, denn wer weiß, was der Wind so alles vom Berg weht. Zum Glück weht er aber gar nichts hinunter.

Oben angekommen geben wir unseren Plan, durch den Berg zu gehen, sofort auf - der wind weht uns fast um und durch das Loch pfeift es wie durch eine Düse. Ein Bild ist halbwegs scharf geworden:

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Der Blick auf das Meer und die Strandflate (so nennt sich dieser Landschaftstyp) ist großartig:

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In der klaren Luft sehen wir Inselchen in allen Richtungen, in der Ferne liegt Leka im Meer. Herrliche Sicht - wenn nur der Sturm nicht wäre. Und so steigen wir ziemlich bald wieder ab und laufen auf gleichem Weg zurück. Mit dem Wind im Gesicht ist das ein Vergnügen der besonderen Art, aber wir kämpfen uns durch.

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Zurück am Wagen machen wir uns auf den Weg nach Brønnøysund und weiter nach Horn, von wo aus wir die Fähre nach Vega nehmen. Aufkommende Zweifel, ob die Fähre bei dem Sturm überhaupt verkehrt, sind schnell beseitigt, als wir am Hafen ankommen - sie fährt. Die Überfahrt nach Vega ist natürlich sehr windig, aber auch herrlich sonnig. Auch die Hurtigrute ist unterwegs:

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Die Insel Vega kommt in Sicht:

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Vega und das umliegende Archipel sind UNESCO-Welterbe. Bekannt ist Vega u.a. für seine Vogelwelt und so sehen wir kurz nach dem Verlassen der Fähre zwei Seeadler gemütlich im Tiefflug nebeneinander über die Straße fliegen. Das 200-600 ist natürlich nicht griffbereit...
Erster Halt ist im Ort Gladstad mit seiner hübschen Holzkirche, danach fahren wir zum topmodernen und besuchenswerten Welterbezentrum:

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Gegen 18:30 kommen wir auch unserem Stellplatz an der Westküste Vegas an. Außer uns stehen dort nur vier andere Wagen. Wer ist auch schon so bescheuert, im heulenden Sturm auf eine Insel im Nordmeer zu fahren?
Dort ist auch die Vegatreppe, die mit fast 2000 Stufen auf den 350 m hoch gelegenen Aussichtspunkt Ravnfloget führt. Da die Sonne ja noch lange scheint, machen wir uns an den Aufstieg. Wohin und wie es hinaufgeht, sieht man hier:

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Die Waden brennen doch ziemlich schnell, aber die Aussicht ist alle Mühe wert und großartig schön:

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Tief unter uns sehen wir unseren Stellplatz. Um uns sind Inseln, so weit das Auge blickt, unmittelbar gegenüber liegt Søla, die Haifischflosse am Horizont ist Lovund:

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Erstaunlicherweise sind viele dieser kleinen Inseln bewohnt.

Nach dieser schönen Abendtour gibt es dann auch noch wunderbare Abendämmerung:

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Der Platz ist zum Glück einigermaßen windgeschützt im Windschatten von Søla, so dass wir das Dach ausklappen und eine ruhige Nacht verbringen.

Gruß
Jan

10Heike10 02.04.2025 16:47

Das liest sich, als hättet ihr einen sehr interessanten und entspannten Urlaub gehabt.

Da kommt doch glatt wieder die Reiselust in mir hoch.

Vielen Dank für's zeigen und berichten. :top: :top:


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