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bleibert 21.11.2003 03:57

Die Sensoren arbeiten linear, im Gegensatz zum Film, der ja eine logarithmische Kennlinie hat. Konkret bedeutet das, daß es keine weiche runde Schulter gibt, sondern einen sehr abrupten Übergang, der Sensor läuft voll linear in die Sättigung. Das hat den Nachteil, daß digital die Lichter schneller ausbrennen, aber auch den Vorteil, daß die Kontraste bis zum Schluß gleichmäßig hoch sind, und nicht, wie beim Film, immer schwächer werden. Analog, aber nicht so ausgeprägt in den Schatten.

Daraus leitet sich auch direkt die Tatsache ab, daß die Kontrastumfang wesentlich von der Größe der Einzelpixel abhängt. Logischerweise haben größere Pixelflächen eine höhere Sättigungsgrenze.

Weiterhin ist zu beachten, daß es in der digitalen Welt das Rauschen gibt. Dafür gibt es diverse Ursachen in der Elektronik, im Material und im Licht selber. Vereinfachend kann man sagen, daß das Rauschen nur mit der Quadratwurzel zur Fläche steigt. Größere Sensoren haben folglich einen größeren nutzbaren Bereich zwischen Rauschen und Sättigung.

In den unteren Tonwerten hat man also mit Rauschen zu kämpfen. Da man aber bedenkenlos bis kurz vor die Sättigungsgrenze überbelichten kann, empfiehlt es sich, die Belichtung so auszurichten, daß die Schatten möglichst hell werden, ohne, daß die Lichter ausbrennen. Man belichtet also nicht auf die Mittelwerte, sondern auf die Lichter, um die Schatten zu retten ;)

Dabei hilft eigentlich nur eine gute Kenntnis der Kameraeigenschaften. Werte aus einem Handbelichtungsmesser lassen sich nicht so ohne weiteres auf eine Digi übertragen, da die Kameras erhebliche Unterschiede in der Wirkung ihrer ISO-Einstellungen zeigen: Man nehme verschiedene Kameras, belichte identisch, und erhält trotzdem unterschiedlich helle Ergebnisse. Man muß also ein wenig testen, um herauszufinden, wo die Grenzen der Kamera liegen.

Hat man nun sein Bild also nach obigem Vorgehen belichtet, kann es natürlich sein, daß es zu hell aussieht. Das kann man jetzt in Ruhe, mit perfekter Genauigkeit und vielen Einflußmöglichkeiten per Software korrigieren. Und für diesen Schritt der Nachbearbeitung ist es sehr sinnvoll das Raw-Format zu benutzen, also die Originaldaten des Sensors (die natürlich auch schon gewissen Korrekturen unterworfen wurden), die nicht im Kontrastumfang beschnitten und verlustig komprimiert wurden.

Wieviel Blendenstufen der Umfang ist, wurde ja schon erwähnt. Ich habe mal ein paar Belichtungsreihen mit einer Canon 10D, einer Nikon D100 und einer Olympus E-1 gemacht. Bei Gelgenheit werde ich mal schauen, ob ich da was sinnvolles darstellen kann.

Dennis.

Klaus Bratz 21.11.2003 06:31

Hallo zusammen!

Ich danke allen, die mir so individuell weitergeholfen haben.
zur Ergänzung:
Ja, ich habe bereits seit einiger Zeit die A1.
Nein, ich will mich nicht auf SW stürzen, ich komme daher.

@ Dat Ei
Das wollte ich wissen
@ bleibert
Besonders(!) dein erster Absatz trifft ins Zentrum meiner digitalen Unwissenheit. Ich würde dich gerne anmailen, um einiges zu vertiefen (eigene Testreihen z.B.). Geht das?

Gruß
Klaus

TorstenG 21.11.2003 12:01

Warum anmailen? Vielleicht interessiert es ja auch den einen oder anderen? :?

Ok, falls es zu extrem wird kann man das ja machen, wenn man dann das "Ergebnis" hier einstellt, dann ist das natürlich auch perfekt!

bleibert 21.11.2003 12:08

Klaus,

ich schlage auch vor, daß wir das vielleicht hier erörtern, da es bestimmt auch jemanden anderes interesseiert. Ich helfe Dir gerne soweit ich kann.

Dennis.

korfri 21.11.2003 12:14

Na klar, anmailen ist ok, aber trotzdem etwas schade für die anderen.

Vielleicht könntet Ihr das Thema dann ja später nochmal aufgreifen.

Klaus Bratz 21.11.2003 12:54

Sorry! Ich war einfach zu vorsichtig; - natürlich wollte ich niemandem etwas vorenthalten! :oops:
Also:
Mich würde interessieren, wie ich mit meiner A1 taktisch am besten vorgehe, wenn ich Belichtungsreihen mache. Natürlich spiele ich auch reichlich rum, und dabei fällt auch allerhand ab. Aber ich kann mir vorstellen, Dennis, daß ich an deine Arbeiten mit anderen Kameras anknüpfen kann. Vielleicht kann man dann die Ergebnisse vergleichen oder gar verallgemeinern.

Wie sähe eine aussagekräftige Versuchsreihe aus?
[?] Motiv (vielleicht irgendwas Tabletopartiges?)
[?] Belichtungsmessung
[?] Stufenabstand
[x] Dateiformat RAW
[x] alle Digitaleffekte (Col, Con, Fil) auf 0
[x] alle Belichtungskorrekturen auf 0
[?] Anzahl der Meßreihenbilder
[?] und..und..und

Wie wertet man so etwas dann möglichst objektiv und reproduzierbar aus?

Wenn ich erstmal dabei bin, fallen mir sicher noch mehr Fragen ein.

Soweit erstmal.

Gruß
Klaus, der sich über das Interesse freut! :lol:

Klaus Bratz 22.11.2003 15:27

Ich hab mich mal an die praktische Arbeit gemacht. Alles vorläfig, alles primitiv!

Weil das Wetter so mies ist, hab ich mir was auf dem Schreibtsch aufgebaut.
Ich bitte euch, das Projekt mal kritisch zu beäugen und Verbesserungsvorschläge zu machen.

Als Testvorlage ist mir das Target eingefallen, das für NeatImage gestaltet wurde, und von dem mir WinSoft freundlicherweise einen Ausdruck in Höchstqualität zugeschickt hat (6 €uronen). Es ist ein "Graukeil" mit 16 Feldern von 0 Schwarz bis 255 Weiß. (Ich habe zum Ausprobieren natürlich erstmal eine schlichte Kopie genommen!)

Bilder zum Projekt findet ihr hier
http://mitglied.lycos.de/klabz/A1_Kontrast

Da es unmöglich ist, auf Papier reines Weiß und Schwarz darzustellen (weißes Papier strahlt nicht alles Licht zurück und schwarzes verschluckt nicht alles), habe ich versucht, die Tonskala noch etwas zu erweitern.

In den oberen Teil der Vorlage habe ich ein "Schwarzes Loch" eingeschnitten. Dahinter befindet sich eine mit schwarzem Tonpapier ausgekleidete Klopapierrolle als Lichtfalle.

Im unteren Teil gibts ein "Weißes Loch", das von hinten durch ein Streupapier mit einer starken Taschenlampe beleuchtet wird.

Dazwischen klebt unten glatte und zerknitterte Alufolie (die aber kaum was bringt).

Die A1 ist für alle Korrekturen auf Null gesetzt. Gesteuert sollen die Serienaufnahmen über Capture Software werden.

Eine erste Aufnahme findet ihr als *.MRW und *.jpg unter dem Link.

Ich habe das Feld zunächst mit einem Graukarton (18%) auf einen mittleren Wert eingemessen (5.6 - 1/10") und damit manuell belichtet. Keine Korrektur, kein WA usw.

Zu einer ersten Ausmessung im DV habe ich die Farbsättigung auf null gesetzt.


Schwarzes und weißes Loch zeigen den gewünschten Effekt der Tonwerterweiterung.
In der RGB-Anzeige erscheinen folgende Werte:
Schwarzes Loch: ~20
Feld 0: ~50
Feld 255: ~215
Weißes Loch: ~254
Das Histogramm zeigt ebenfalls, daß in den Schwärzen noch Luft ist.
Insgesamt finde ich, daß die simple Graukartenmessung recht gut getroffen hat. Alle Töne, bis auf das tiefe Schwarz sind im Bild enthalten - und zwar im Original und ohne Pushen!

So, und nun seid ihr dran, wenn ihr wollt:
- gibt es ein besseres, leicht reproduzierbares Objekt als die Testtafel (wohlgemerkt, hier soll es nur um Helligkeiten und nicht um Farbe gehen!)
- wie könnte man eine standardisierte, reflexfreie Beleuchtung hinbekommen? Vielleicht mit eingebauten Blitz + geeignetem Billigdiffusor?
- und natürlich was sich sonst noch so ergibt ...

mit Wochenendgrüßen
Klaus

bleibert 04.12.2003 23:24

Hi Klaus!

Schau mal, hier hat einer recht anschaulich den Dynamic Range getestet:
http://www.path.unimelb.edu.au/~bern...dri/index.html

Gruß
Dennis.

Klaus Bratz 05.12.2003 08:19

Hallo
Dankeschön!
Nun hab ich ersmal was zum Lesen!
Gruß
Klaus

lonestar 05.12.2003 11:55

um mal messtechnisch fundierte werte zu geben...

fachzeitschrift für computertechnik c´t (17.11.2003 ausgabe 24):

kontrast-/objektumfang (in blendenstufen):

a1: 6,9
canon eos 300d: 7,8
fuji finepix s7000: 7,6
oly e-1: 7,9
pentax *ist d: 8,8


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