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fallobst 20.02.2014 09:47

In der (europäischen) Politik ist es wie in der Ökologie. Es kann keine weißen Flecken geben, jeder Platz wird zu einem Biotop und von geeigneten Lebewesen besiedelt. Analog dazu wird ein politischer Raum besetzt.
Kein Land kann heute völlig autonom und autark existieren. Immer finden Kooperationen und Zusammenarbeit statt.
Die Art dieser Kooperation oder Bündnisses ist so wichtig und bestimmend für das gesamte Land, dass eine solche Entscheidung öffentlich diskutiert werden muss und allseitig akzeptable Lösungen gefunden werden müssen.
Diese Entscheidung kann nicht gegen den Willen der Mehrheit getroffen werden.

Eine solche Diskussion hat es nicht gegeben, das Parlament ist Attrappe.
Während der Maidan besteht fährt Janukowitsch nach Moskau und niemand weiß bis heute was er da verabredet und beschlossen hat.
Und er ist Akteur und nicht Marionette. Putin verachtet ihn, für ihn ist er ein nützlicher Idiot, den man über den Tisch ziehen kann und wird.

Erinnert sich noch jemand an die Verhandlungen zwischen Russland und Belorussland? Dort ging es auch um eine Staatenunion zwischen beiden Ländern. Als Lukaschenko erkannt hat, welche Rolle er in dieser Union spielen wird, hat er diese Verhandlungen abgebrochen. Nun wartet man in Moskau auf neue Gelegenheiten sein Brudervolk einzuverleiben.
Ich bin bei weitem kein Befürworter der Politik des Herrn Lukaschenko, das Beispiel zeigt jedoch, dass Russlands Politik imperialen Charakter hat und von gleichberechtigten Beziehungen in solchen Bündnissen keine Spur ist. Das war auch zu Sowjetzeiten nicht anders oder glaubt jemand ernsthaft, es waren die sozialistischen Länder echte Bruderländer? Dieser imperiale Charakter steht einer echten Annäherung zur EU im Wege. Diplomaten sprechen das nur nicht so klar aus, wie wir das tun können.

Wer die inneren Zustände in Rusland heute sieht und das öffentlich geäußerte Selbstverständnis von W. Putin wird zwangsläufig an Zar Nikolaus I. und seine Reaktion auf den Dekabristenaustand 1825 erinnert.

„Nicht von frechen Träumen her, die immer zerstörerische Wirkung haben, sondern von oben werden die vaterländischen Einrichtungen allmählich vervollkomnet, werden Mängel beseitigt und Mißbräuche abgeschafft. Gemäß dieser allmählichen Vervollkomnung werden wir jedes maßvolle Streben nach Besserung, jeden Gedanken an eine Festigung der Gesetzeskraft, an eine Erweiterung wahrhafter Bildung und Betriebsamkeit, sofern er auf dem allen offenstehenden gesetzlichen Wege an uns herangetragen wird, stets mit Wohlwollen annehmen. Denn wir haben keinen und können keinen anderen Wunsch haben, als unser Vaterland auf der höchsten Stufe des Glückes und des Ruhmes zu sehen, die ihm die Vorsehung auserkoren hat.“

Wer heute keine Lust hat auf solche Poltik, dem wird geantwortet, die EU will doch nur deine Rohstoffe und dein Land als Transitland für Gasleitungen ausnutzen - also kann es doch auch Russland machen und wir haben mit Russland keine Diskussion.

Tolle Grundsätz um ein gemeinsames Haus Europa zu bauen oder ist dieses Ziel nicht nur verbal/rhetorisch aus der Mode gekommen sondern auch als Zielsetzung?

In der Ukraine geht es auch um die Glaubwürdigkeit und Verbindlichkeit der Ideen eines gemeinsamen demokratischen, pluralistischen Europas, dessen Bürger und Unternehmen frei sind zu kooperieren und zusammenzuarbeiten zum GEGESEITIGEN Vorteil.

Trotz Alledem bin ich optimistisch und hoffnungsvoll.

Matthias

Hintermann 20.02.2014 10:21

Grundsätzlich muss man mit der Berichterstattung der vermeintlich seriösen Medien sehr vorsichtig sein. Nicht alles was man liest entspricht der Wahrheit oder spiegelt die Wirklichkeit wieder.

Das habe ich schon in den 90er Jahren persönlich durch die ARD erlebt als ich in einem GuD Kraftwerk im Iran für Siemens vorort war und über den Headliner in der Tagesschau "Atomunfall" die Rede war: Die Wahrheit damals war, dass ein einheimischer Hilfsarbeiter das Schweissnahtprüfgerät öffnete und das Iridiumstäbchen geklaut hatte....und dies fast mit seinem Leben bezahlt hat.

Ich habe eine ukrainische Kollegin, mit der ich mich oft über die Situation dort unterhalten habe. Es ist, neutral gesagt ganz anders als wir es zu hören bekommen. Klitschko beispielsweise hat dort Null Einfluss und spricht nicht einmal richtig Ukrainisch - laut unserer Berichterstattung ist er die Speerspitze der Opposition

Dat Ei 20.02.2014 11:17

Moin, moin,

es ist eine Gemengelage aus amerikanischen, russischen und europäischen Interessen vermischt mit denen ukrainischer Gruppierungen.

Hier mal eine etwas andere Sichtweise als das übliche in unseren Medien: clickclack!


Dat Ei

RainerV 20.02.2014 12:07

Zitat:

Zitat von Dat Ei (Beitrag 1551178)
...
Hier mal eine etwas andere Sichtweise als das übliche in unseren Medien: clickclack!
...

Der Artikel ist mir heute in der Früh auch aufgefallen, und er bestätigt ja auch, dass Klitschko definitiv nicht die Rolle spielt, die ihm hier zugewiesen wird. Aber ist ja auch klar, wir kennen ihn, also ist er für unsere Medien interessant.

Aber auch Marina Weisband berichtet aus einer westlichen Sicht. Die Ukraine ist aber wohl ein gespaltenes Land. Die Hälfte der Bevölkerung ist westlich orientiert, die andere Hälfte schaut nach Rußland, ebenso wie viele der übermächtigen Oligarchen, die eben auch aus dem russisch orientierten Osten kommen. Es ist ja keineswegs so, dass die gesamte Bevölkerung gegen die bestehende Regierung eingestellt ist, die an die Macht kam, nachdem sich die Führer der "orangenen Revolution" politisch als mehr oder weniger unfähig erwiesen haben.

Rainer

Dat Ei 20.02.2014 12:51

Moin Rainer,

Zitat:

Zitat von RainerV (Beitrag 1551214)
Aber auch Marina Weisband berichtet aus einer westlichen Sicht.

sicherlich. Es ist halt eine von vielen Sichtweisen.

Sehr zu schätzen weiß ich auch die Meinung meines deutsch-russischen Kollegens, der zwar mit Russland gebrochen hat, aber nach wie vor viele russische Medienberichte liest. Da hört sich vieles ganz anders an. Übrigens gilt das auch für die Berichterstattung zum Thema Syrien.


Dat Ei

fallobst 20.02.2014 15:08

Zitat:

Zitat von Dat Ei (Beitrag 1551235)
..., aber nach wie vor viele russische Medienberichte liest. Da hört sich vieles ganz anders an.
Dat Ei

Die Frage ist, um welche russische Medien es sich handelt.

Beispielsweise erklärt und wiederholt die russiche Regierung, sie hält sich raus und fordert das auch von der EU und den USA.

Nun kann man für bare Münze nehmen, dass sich Russland raus hält und nur das berichten oder man kann auch über Ereignisse berichten, die das Gegenteil nahe legen oder beweisen.

Vor dieser Frage stehen nicht nur russische Medien.

Matthias

matti62 20.02.2014 15:26

ich finde, das dies hier der falsche Ort ist, darüber zu diskutieren. Es gibt bessere Orte wie Twitter oder sonst wo.

chefboss 20.02.2014 15:37

Zitat:

Zitat von matti62 (Beitrag 1551291)
ich finde, das dies hier der falsche Ort ist, darüber zu diskutieren. Es gibt bessere Orte wie Twitter oder sonst wo.

:top:

Dat Ei 20.02.2014 15:38

Moin Mathias,

Zitat:

Zitat von fallobst (Beitrag 1551281)
Die Frage ist, um welche russische Medien es sich handelt.

nachdem er mit Russland gebrochen hat, werden es kaum regierungsnahe Medien sein, oder? Aber die Fragestellung haben wir hier im Westen doch genauso. Oder bist Du der Meinung, dass wir hier eine verfärbungsfreie Berichterstattung haben? Warum sehen wir so oft Klitschko im Fernsehen, wenn er eigentlich in der Ukraine keine große Rolle spielt? Stärken wir ihn medial, weil wir von ihm eine westliche Denkweise erwarten?

Ich finde die Gemengelage alles andere als einfach zu beurteilen. Ich weiß nicht, wie unsere Sicherheitskräfte reagieren würden, wenn z.B. bei uns unter dem Deckmäntelchen einer Politikunzufriedenheit Regierungsgebäude gestürmt würden und die Gewalt ausbräche. Die Berichterstattung wäre sicherlich auch eine andere, als wie wir sie jetzt aus der Ukraine erleben.


Dat Ei

Crimson 20.02.2014 16:27

so ist es. Deswegen habe ich auch so meine regelmäßigen Bauchschmerzen mit den so schnell und fest getroffenen Beurteilungen - übrigens egal wo und von wem.

Schneller weltumspannender oberflächlicher Blick zeigt genau das: schenll die Oberfläche. Ich wünsche mir, das in der Ukraine (und überall sonst) die, die momentan nicht miteinander auskommen, miteinander einen Weg finden, das zu tun. Marionettenspieler sind selten hilfreich außerhalb der Puppenkiste.


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