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Ellersiek 01.10.2013 11:10

Zitat:

Zitat von Dana (Beitrag 1495135)
Warum so schwarzweiß?...

Ne, so schwarzweiß bin ich nicht und wollte ich mich auch nicht verstanden wissen - die Agfa APX25, 100 und 400er habe ich schon lange an die Seite gelegt:).
Vielleicht kam dein Ausgangssatz (...Kinder nicht fangen spielen) bei mir stark entsättigt an (quasi sw):).

Zitat:

Zitat von Dana (Beitrag 1495135)
...Die Freiheit des Einen hört einfach da auf, wo sie die Freiheit des Nächsten erheblich eingrenzt...

Da bin ich ganz bei Dir und Rosa Luxemburg.

Gruß
Ralf

PS.: Vielleicht machst Du am 5.Oktober mit den Kinder 'nen Fotoexkurs zum Mahnmal...:D

Jahresprogramm 01.10.2013 11:44

Das Mahmmal habe ich bei meinen letzten Aufenthalt in Berlin auch erleben dürfen. Auch wenn ich kaum Zeit für mein Durchmarsch durch die Stadt hatte, bin ich am Mahnmal am längsten geblieben. Ich finde das was hier hingestellt wurde, sehr stark.

Es fängt ganz harmlos mit ein Paar wenigen kleine Kuben, welche ich als persönliche Vorurteile/Eitelkeiten gesehen habe, an. Hier hat man die Welt noch im Blick, die Übersicht nicht verloren, es ist alles im Lot. Geht man tiefer, landet man unweigerlich in dem Wald in dem eine Orientierung kaum möglich ist, man sieht nur noch die Kuben, welche ich jetzt wieder als persönliche Vorurteile sehe, es ist kaum mehr ein Bezug zu der Außenwelt möglich. Man sieht nur noch Fragmente der Außenwelt und ist durch die Kuben (Vorurteile) in der Wahrnehmung gehindert. Man fühlt sich beengt und jedenfalls nicht wohl.

Das waren meine ersten Eindrücke bzw. wie ich das Mahnmal verstanden habe.

Grüße
Alex

hennesbender 01.10.2013 12:03

Als Mahnmal kann ich das Kunstwerk eigentlich nur dann verstehen, wenn ich es mit dem jüdischen Friedhof in Jerusalem in Verbindung bringe:

http://www.google.de/imgres?client=f...9,r:0,s:0,i:89

Keine Ahnung, ob das der Zusammenhang sein soll. Selbst wenn. Wer kennt den schon...

Von daher halte ich das Mahnmal für einen ziemlichen Fehlgriff.

Dana 01.10.2013 12:23

Alex: auch eine tolle Sicht! =)

Klaus: du blickst halt komplett fotografisch-optisch auf die Sache. Das ist auch eine Ansicht. Und warum nicht so einen Vergleich zum Jüdischen Friedhof ziehen? Und wenn dir das dann immer noch als Fehlgriff vorkommt, ist es halt so. Ich fände es schlimm, wenn meine Message an alle, die davon nichts halten, wäre: "Eija...seid ihr halt zu blöd, es zu fühlen." Das würde ich mir niemals anmaßen!

Ich fühle halt etwas. Etwas Starkes. Und mich zieht es bei jedem Besuch wieder dort hinein. Das kann man ja genauso wenig belegen oder als "so sollte das sein" argumentieren.

Zitat:

Zitat von Ellersiek (Beitrag 1495145)
PS.: Vielleicht machst Du am 5.Oktober mit den Kinder 'nen Fotoexkurs zum Mahnmal...:D

Lies meine Workshopbeschreibung. :D

insomapi 01.10.2013 12:33

ich war erst vor kurzem da.

mein erster Eindruck war ähnlich dem von hannes
"OH GOTT - das ist kein Mahnmahl sondern eine Touri-Attraktion" und ich hatte das Gefühl das die Menschen dem Sinn nicht gerecht werden. Allerdings wurde mir dann klar das genau dieses Verhalten der Menschen im und um das Mahnmal so sein soll. Das es genau aus diesem Grund so und nicht anders gebaut wurde. (sicherlich nicht das ein paar Halbstarke rumklettern..oder vielleicht doch? keine Ahnung)
Aber dieses ERLEBEN statt nur davor stehen und ne Gedenktafel lesen hat mich fasziniert.
Ich habe mich dann ganz bewußt GEGEN ein Foto entschieden.

hennesbender 01.10.2013 12:33

Ich blicke da nicht nur fotografisch-optisch drauf. Bei meinem kurzen Besuch hatte ich nur den leisen Verdacht, dass dieses Mahnmal bei der überwiegenden Zahl der Menschen nicht den erwünschten Zweck erfüllt. Da sind halt alle durchgelaufen, haben geknipst usw. usw. Alleine die Tatsache, dass man dort Ordner braucht, damit der richtige Umgang eingehalten wird, halte ich für bedauerlich. Dass du nicht zu denen gehörst, die mit dem Mahnmal nicht umgehen können, ist mir schon klar. Bei der breiten Masse handelt es sich jedoch um eine reine Touristenattraktion. Genau das wollte ich mit meinem Bild übrigens darstellen... ;) Und das wird der Sache einfach nicht gerecht.

Da hat für mich eine Gedenkstätte wie Yad Vashem viel mehr inhaltichen Hintergrund und ist - zumindest für mich persönlich - deutlich beeindruckender gewesen. Da braucht man auch keine Wächter, weil jeder, der sich das anschaut, so geschock ist, dass er keine Handlungsanweisung braucht. Das war zumindest meine Erfahrung dort.

Ellersiek 01.10.2013 12:37

Zitat:

Zitat von Dana (Beitrag 1495175)
... Lies meine Workshopbeschreibung. :D

Als schon etwas älteres Kind meiner Eltern hatte ich das noch nicht getan.

[HABE-Thread on]
Habe ich jetzt nachgeholt.
[HABE-Thread off]

Is' ja witzig.

Gruß
Ralf

About Schmidt 01.10.2013 13:53

Zitat:

Zitat von Dana (Beitrag 1495128)
Wenn mal KEINE Kinder dort Fangen spielen (was ich ein UNDING finde und die Eltern gehörten übers Knie gelegt),

Das ist für mich ein typisches Denken eines Menschen, der keine eigenen Kinder hat. Warum sollen Kinder das nicht? Kinder sehen das mit Kinderaugen, haben ein ganz anderes Verständnis für solche Bauwerke, machen mit ihrem tun nichts kaputt und erfahren so etwas über ihren Lebensraum. Das machen Erwachsene, die mit erhobenen Zeigefinger gemäß Frau Rottenmeier, sorry Fräulein Rottenmeier, schlagartig kaputt.

Zitat:

Zitat von Dana (Beitrag 1495128)
Und dann gibt es noch eine Bewandnis:

Der Stein, aus dem diese Quader gemacht sind, ist sehr interessant in seiner Struktur. Regentropfen perlen nicht einfach runter, sie "bleiben kleben". Dann sieht es so aus, als weine das Mahnmal. Da kann es einem eiskalt den Rücken hinunter laufen.

Bildbeispiel, das ich jetzt mal ungefragt einstelle, da wir gerade über diesen Ort sprechen:


Bild in der Galerie

Wenn du das nicht dazu schreibst, bleibt ein gutes Bild, das überall gemacht sein könnte und für sich allein gesehen, einfach nur ein gutes Bild bleibt, das gewiss nicht die Geschichte vom weinenden Denkmal erzählt.
Gruß Wolfgang

der_knipser 01.10.2013 14:06

Als ich das Mahnmal zum ersten Mal sah, fand ich es ziemlich übersichtlich und uninteressant. Ein paar viereckige Steinblöcke, angeordnet im Schokoladenmuster. Na und?

Tja, dann bin ich rein gegangen. Das ist eine ganz eigene Welt, in der ich dort versunken bin. Die Wege führen abwärts, die Steine werden höher, schon bald kann ich sie nicht mehr überschauen. Ich weiß nie, wer oder was mich am nächsten Wegkreuz erwartet. Ich kann mich scheinbar frei bewegen, sehe Menschen, die plötzlich da sind und genauso plötzlich wieder verschwunden sind. Es ist eine Atmosphäre, die ich an keinem anderen Ort so erleben kann wie hier.

Vom Horizont sehe ich immer nur einen ganz kleinen Ausschnitt, gerade so viel in jeder Himmelsrichtung, dass ich mich orientieren kann. Nur zum Himmel kann ich immer aufblicken, der ist nie versteckt, ich sehe ihn immer in Kreuzform, je tiefer ich den Weg hinab gehe. Es ist eine Welt, die mich stark berührt, aber ich kann kaum mit Worten beschreiben, was mich dort so fesselt. Ich nehme es gelassen hin, wenn Kinder oder Jugendliche oberflächlich bleiben und auf den Steinen herumspringen. Auch das wird seinen Reiz haben, und ich hoffe, dass keiner von ihnen dort herunterfällt, dort wo es am tiefsten ist.

Ich könnte dort Stunden verbringen, es kommen immer neue Perspektiven, neue Gedanken, Gefühle, Stimmungen, Begegnungen.
Ob das der Sinn des Künstlers war, das weiß ich nicht, aber ich weiß, dass diese Steine mehr als nur viereckige Klötze sind, die übrigens keineswegs genau nach Lot und Schur ausgerichtet stehen.

Dana 01.10.2013 14:17

Zitat:

Zitat von About Schmidt (Beitrag 1495197)
Das ist für mich ein typisches Denken eines Menschen, der keine eigenen Kinder hat.

Ich liebe es immer, wenn Menschen, die Kinder haben, andere Menschen aburteilen, die keine haben. Ich erzähle jetzt nichts von meinen Semestern in Kinderpsychologie und von meinen jahrelangen Erfahrungen (über 20 Jahre, denn ich habe nicht erst mit der Arbeit angefangen, als ich fertig studiert hatte) mit Kindern. Aber es ist einfach ein Unding als jemand, der Kinder gezeugt hat, diejenigen als nichtwissend zu kritisieren, die dies nicht getan haben.

Kinder zu haben bedeutet nicht automatisch einen Freiführerschein, bzw die Pachtung der Allwissenheit.

Das Erleben der Kinder in diesem Raum dort in Berlin, kann sehr fruchtbar sein, wenn man sie hinführt und sie DANN auskundschaften lässt. Aber da du mir eh in dieser Hinsicht keine Kompetenz zuschreibst, hat sich das Thema eh erledigt.

Wobei ich mir sicher bin, dass du auch darauf wieder eine zwinkernde Antwort haben wirst und irgendwelche Punkte suchst, wie immer.


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