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CB450 24.08.2013 06:44

Da bleibt einem erstmal die Luft weg!
Und als Vater bin ich natürlich erstmal geschockt und empfinde ein unangenehmes Gefühl nach dem Betrachten des Films.

Die Fragen die der Film aufwirft finde ich allerdings sehr spannend.
Darf man einen hundertausendfachen Mörder töten bevor er zum Mörder wird?
Wie wäre der Verlauf der Geschichte ohne Hitler gewesen? Wäre es es anders gekommen?

Ich kann verstehen wenn der Film als geschmacklos empfunden wird.
Es ist Fiktion - starker Tobak, aber auszuhalten.

aidualk 24.08.2013 08:29

Zitat:

Zitat von CB450 (Beitrag 1480361)
Wie wäre der Verlauf der Geschichte ohne Hitler gewesen?

Ich wäre nie geboren worden! Meine Mutter war wg. dem Krieg Heimatvertriebene und hat am Ende ihrer Reise dann später meinen Vater kennen gelernt. :zuck:


Ich sehe den Film als das was er ist: Eine gute Idee, gut umgesetzt und mir würde nie einfallen, diesen Film abzulehnen, weil hier ein "Kind zu Tode" gefahren wird. Wie Dana sagt, dann dürfte man keinen Action-Film mehr anschauen. Noch kann ich zwischen Film und Realität unterscheiden.

Ellersiek 24.08.2013 08:46

Zitat:

Zitat von About Schmidt (Beitrag 1480360)
...Ob das nicht im Endeffekt ein geschickter Step der Marketingabteilung war, so "ablehnend" zu reagieren?...

Dann ist der Schuss auf mich nach hinten losgegangen: Da baut (fiktiv) Mercedes ein Auto, das die Weltgeschichte positiv verändert hätte und Mercedes selbst hat etwas dagegen. Was soll mir das sagen? Das Mercedes das dritte Reich gut fand? Für mich ein Grund mehr, kein Sternfahrzeug zu kaufen...

Ich fand den Spot auch sehr gut und den Gedanken kann man durchaus weiterführen:
Zitat:

Zitat von http://www.spiegel.de/netzwelt/web/angeklickt-diese-mercedes-werbung-gefaellt-mercedes-nicht-a-918034.html
Zum Schluss bleiben drei Fragen: Wie sähe die Welt wohl aus, wenn Maschinen eine Seele hätten? Wohin könnte es führen, wenn die Technik Entscheidungen über Leben und Tod trifft? Darf ein entschlusskräftiger Sechszylinder sich über Grundlagen menschlichen Zusammenlebens hinwegsetzen, um die Weltgeschichte zu ändern?

Gruß
Ralf

Dana 24.08.2013 08:51

Das Problem ist, dass schwarzer Humor immer gewaltsam Tabubereiche aufbricht.
Man kann sich entweder stark erzürnen und geschockt sein, oder einen Lach Flash bekommen. Beides ist möglich, aufgrund von Erziehung und eigenen Empfindungen.

Schwierig wird es erst dann, wenn über die Witzinhalte diskutiert wird und jede Seite der jeweils anderen ihre Berechtigung abspricht.

Vor ein paar Jahren gab es diese k.feewerbung oder wie die hieß. Ein Auto fährt bei lieblicher Musik durch noch lieblichere Hügellandschaft. Man starrt erwartungsvoll hin, bis von unten eine total zerrissene Sumpfmonsterexorzistenfratze hochschnellt, laut schreiend.

Ich, als sehr schreckhafter Mensch, war mehrere Tage total erledigt. Ich hatte Angst, den Fernseher anzumachen, weil ich Angst hatte, wieder schreien und weinen zu müssen. Die Werbung hat einen Preis bekommen. Man hat auch hier zwei Seiten. Die angstmachende und die originelle.

@Ralf: uuiii, ich denke da an Kings "Christine"....

Ellersiek 24.08.2013 09:12

Humor ist, wenn man trotzdem lacht.

Und was die, für uns nicht Spätgeborenen, vielleicht zu aufdringlichen Symbole wie Ortschild und Swastika angeht: Ich fand sie gut platziert, so dass der Bezug für die Spätgeborenen noch deutlicher wird.

Und im Prinzip hast Du recht:
Zitat:

Zitat von Dana (Beitrag 1480394)
...wenn über die Witzinhalte diskutiert wird und jede Seite der jeweils anderen ihre Berechtigung abspricht...

Mir fällt da der dänische Karikaturist ein und die unsägliche Entwicklung, die das damals genommen hat.

Man sollte auch über sich selbst lachen können - das macht das Leben deutlich einfacher.

Zitat:

Zitat von Dana (Beitrag 1480394)
uuiii, ich denke da an Kings "Christine"....

:top:
Und der Film war richtig gut. Der Caddy (ich glaube es war einer) war im Prinzip nicht so weit weg vom Mercedes - nur ein wenig eifersüchtiger...

Gruß
Ralf

PS: Den Film habe ich schon ewig nicht mehr gesehen - der wär mal wieder 'ne Wiederholung wert.

rtrechow 24.08.2013 09:57

[QUOTE=Dana;1480353]

(...) Es geht hier nicht um Geschichte, es geht hier nicht um wirkliche Menschenleben (sonst dürfte man auch keinen Thriller mehr schauen und Bruce Willis wäre arbeitslos), es geht um eine aus den Latschen hauende Pointe. (...) QUOTE]

Liebe Dana,

selbst für Action-Filme, Thriller und sogar für Horrorfilme galten zumindest bis vor ein paar Jahren ungeschriebene Gesetze - z.B.:
"Das Kind stirbt nicht".

Wenn dieses Gesetz (oder besser: diese Regel) gebrochen wurde, fanden oft rege Diskussionen statt.
Ich glaube nicht, dass es einen Action-Film mit Bruce Willis gibt, in dem die gewaltsame Tötung eines Kindes und seine Leiche gezeigt werden... -
das Schöne an diesen Filmen ist doch, dass die Bösen BÖSE sind.

Und dieser Spot hier ist zunächst einmal KEIN Horrorfilm, sondern kommt eben daher wie Werbung.

Ich fand ihn auch ein paar Sekunde lang witzig - bevor sich mein Gehirn eingeschaltet hat. Und höchstens bis zu dem Schrei der Mutter...

Aber ich will jetzt auch nicht verbissen klingen -
ist, glaube ich, wirklich eine Frage von eigenen Sehgewohnheiten...


Schöne Grüße!

Rüdiger

Dana 24.08.2013 10:52

Zitat:

Zitat von rtrechow (Beitrag 1480413)
Liebe Dana,

selbst für Action-Filme, Thriller und sogar für Horrorfilme galten zumindest bis vor ein paar Jahren ungeschriebene Gesetze - z.B.:
"Das Kind stirbt nicht".

Möglich. Aber ausgehungerte, dem Tode nahe Kinder durften ohne Probleme gezeigt werden, um das Mitleid der wohlhabenderen Bevölkerung zu animieren. Ich denke da nur an die Kinder aus Somalia mit aufgeblähten Bäuchen. Es mag sein, dass man nie ein Kind tot gezeigt hat, aber alles kurz davor war schon immer "werbewirksam". Sorry, wenn ich das so hart schreibe. Ein vor Hunger sterbendes Kind, zu schwach, um selbst zu stehen, in den Armen seiner genauso dünnen Mutter. Ein Jammerbild, wo jeder "Ach Gott ach Gott!" sagt oder denkt...es wurde nur nicht umgefahren.

Was mich noch nachdenklich macht: ein totes Kind ist also ein Tabu. Eine vergewaltigte Frau nicht? Ich denke da nur an Clockwork Orange und die Vergewaltigungsszene, die mir damals so ins Herz geschnitten hat, dass ich aus dem Film gerannt bin, so schnell mich die Beine getragen haben. Andere finden den Film gut, er hat Kultstatus...eben eine andere Sichtweise. Und was ist mit toten Männern? Die sind eben älter als Kinder...egal?

Zitat:

Wenn dieses Gesetz (oder besser: diese Regel) gebrochen wurde, fanden oft rege Diskussionen statt.
Ich glaube nicht, dass es einen Action-Film mit Bruce Willis gibt, in dem die gewaltsame Tötung eines Kindes und seine Leiche gezeigt werden... -
das Schöne an diesen Filmen ist doch, dass die Bösen BÖSE sind.
Stimmt. Und die Bösen haben ja den wenn möglich richtig fiesen Tod verdient. Der Tod beendet auch hier ein Menschenleben.

Ab wann verdient jemand den Tod? Ab wann haben wir kein Problem mehr damit, es zu sehen?

Es ist gut, dass wir nicht in die Zukunft sehen können. Wer weiß, was wir mit Kindern machen würden, bei denen klar ist, dass sie in ferner Zukunft zu Mördern oder gar Gesellschaftsabschlachtern werden. Vielleicht würden wir sie schon im Bauch der Mutter erledigen. Man weiß es nicht.

Je mehr ich darüber nachdenke, desto besser finde ich die "Werbung". Sie lässt einen (nachdem die erste Entrüstung oder der erste Lachanfall vorbei ist) wirklich nachdenken.

Zitat:

Und dieser Spot hier ist zunächst einmal KEIN Horrorfilm, sondern kommt eben daher wie Werbung.

Ich fand ihn auch ein paar Sekunde lang witzig - bevor sich mein Gehirn eingeschaltet hat. Und höchstens bis zu dem Schrei der Mutter...
Der "Schrei der Mutter" ist das, was notwendig ist, um die Pointe herbei zu führen. Das Ortsschild kommt ja erst danach, um den Verdacht, den du bei ihrem Schrei hast, zu festigen. Ohne dieses angstvolle "Adolf..." würde diese Pointe nur halb so gut wirken.

So schlimm es ist, wenn eine Mutter ihr Kind sterben sieht, das steht außer Frage und ist auch nicht Gegenstand meiner Diskussion.

Zitat:

Aber ich will jetzt auch nicht verbissen klingen -
ist, glaube ich, wirklich eine Frage von eigenen Sehgewohnheiten...
Du klingst nicht verbissen, du hast eine andere Meinung dazu. Und wir diskutieren diese Meinung sachlich. Ich finde das gut. Warum solltest du einlenkend schreiben? Das einzige, was leicht auf die persönliche Ebene ging, war das mit dem "Hirn einschalten"...denn du lädst geradezu ein, dir zu unterstellen, du würdest denken, alle, die diesen Spot witzig finden, hätten ihr Hirn NICHT eingeschaltet. ;)

Olaf.P 24.08.2013 11:32

Zitat:

Zitat von Dana (Beitrag 1480430)
...
Der "Schrei der Mutter" ist das, was notwendig ist, um die Pointe herbei zu führen. Das Ortsschild kommt ja erst danach, um den Verdacht, den du bei ihrem Schrei hast, zu festigen. Ohne dieses angstvolle "Adolf..." würde diese Pointe nur halb so gut wirken.
...

Ich will mich mal nicht über den Sinn oder Unsinn des Filmes streiten. Ich finde die Idee gut und habe mir den Film gern und auch schon mehrmals angeschaut. Sogar meine Frau hat sofort verstanden um wen es bei dem Kind geht.

Ich finde aber nicht, das nur der gerufenen Name des Kindes und das Ortsschild aufklärt, um wen es sich da handelt. Da ist mehr im Film eingebaut und ich habe das Kind schon vor dem Rufen der Mutter zuordnen können. Schaut Euch mal den Film bei 0:53 Sek. an. Am Besten mal auf Pause klicken.

Dana 24.08.2013 11:37

MEINE Güte hast du gute Augen!

Ich hatte den Spot schon zweimal gesehen, mir ist diese Nanosekundenszene nicht aufgefallen.... Und ich denke, den meisten wird es ähnlich ergehen, wenn sie den Spot sehen. Das ist zwar ein "nettes Gimmick", aber da braucht es schon mehr Hinführung, damit die Pointe wirklich wirkt.

Im Gegensatz dazu hätte es diese "Hakenkreuzposition" absolut nicht gebraucht und auch das letzte Kreischen der Mutter ist absolut unnötig. Nach dem Ortsschild hätte der Spot aus sein können.

git 24.08.2013 13:44

Der Film parodiert Klischees aus der Werbung ebenso wie aus dem Kino, da darf auch das eien oder ander Stilmittel überhöht werden.
Schwarzer Humor läuft immer nahe der Geschmacksgrenze entlang, das ist Teil seiner Eigenheit. Manchmal findet er sich halt auf der falschen Seite wieder. Ich find den Film schon deswegen gut weil er zum Nachdenken anregt ob denn jetzt gut oder schlecht war.

LG
Georg


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