SonyUserforum

SonyUserforum (https://www.sonyuserforum.de/forum/index.php)
-   Sonstige Objektive (https://www.sonyuserforum.de/forum/forumdisplay.php?f=135)
-   -   Voigtländer 1.2/35 an NEX 7 (https://www.sonyuserforum.de/forum/showthread.php?t=113785)

raul 20.02.2012 14:45

Zitat:

Zitat von turboengine (Beitrag 1286064)
Überstrahlungen, Reste nicht korrigierter CA's, Bokeh CAs (LoCAs), der Sensor der NEX wir bei weitem nicht ausgereizt. Stört uns das? Mich nicht ;-).
...
Die A900 mit Zeiss 24-70 oder Sigma 50 könnte es sicher noch besser, aber Grund zum Klagen gibt es eigentlich nicht.

Also ich finde den Aufwand den du treibst sehr interessant und die Fotos sind auch dokumentarisch sehr empfehlenswert, aber beim letzten zitierten Satz dachte ich spontan: das kann eine Alpha 100 mit Kitlinse besser.
Die ersten neun Bilder finde ich gelinde gesagt seltsam, fehlfokussiert und das Bokeh auch nicht schön. Und dabei schreibst du ja dazu, was alles nicht stimmt, von chromatischen Aberrationen, Überstrahlungen, Unschärfe, etc..
Ist es also deine Intention diese Fehlabbildungen bewusst zu suchen und zu erleben? Ist jetzt wirklich nicht böse gemeint, sondern nur interessiert nachgefragt.

Grüße,
raul

turboengine 20.02.2012 17:13

Zitat:

Zitat von chefboss (Beitrag 1286205)
Wunderschönes Bokeh, stimmig! Jetzt fehlt Dir noch das Voigtländer Heliar Classic 75mm 1,8, welches meines Erachtens das zweitschönste Voigtländer ist.
Gruss, frank

Für's "lange" Ende habe ich mir eigentlich das Leica Summicron 2/90 ausgeguckt - bin schon auf der Jagd danach. Das Heliar wäre natürlich auch eine Alternative.

Hmmmm...

RainerV 20.02.2012 17:20

Das Heliar besitze ich nicht, aber nach allem was man im Netz liest, ist das ein sehr spannendes Objektiv, kein Schärfewunder, aber ein klassischer "Look" mit sehr reizvollem Bokeh.

Rainer

turboengine 20.02.2012 17:39

Zitat:

Zitat von raul (Beitrag 1286260)
Also ich finde den Aufwand den du treibst sehr interessant und die Fotos sind auch dokumentarisch sehr empfehlenswert, aber beim letzten zitierten Satz dachte ich spontan: das kann eine Alpha 100 mit Kitlinse besser.

Ja, dann stelle Deine Kitlinse mal auf Blende 1.2. :D

Nochmal: Das Objektiv unter diesen Umständen mit Blende 1.2 zu benutzen, ist eigentlich grober Unfug. Bei Helligkeit braucht man diese Riesenöffnung eigentlich nicht. Das Objektiv ist für die Dämmerung gebaut, die gnädig den Mantel der (meist) geringen Kontraste über die Linsenfehler legt. Was nachts am meisten stört, sind Astigmatismus und Koma, die bei dem Objektiv recht gut auskorrigiert sein sollen.

Ein 1.2/35 ist an der Grenze des mit bezahlbarem Aufwand Machbaren. Manche behaupten es ist schon drüber hinweg. Alle anderen 1.2er Designs sind längere Brennweiten mit 50, 58 oder 85 mm Brennweite, welche die Konstruktion vereinfacht. Ein 35er Weitwinkel mit 1.2 ist nunmal ein echter Exot. Das macht zugegebenermassen den Reiz aus und ist mit einer Plastiklinse aus der Blödmarkt Grabbelkiste sicherlich nicht so sehr vergleichbar.

Diese hochgeöffneten Optiken braucht man eigentlich dazu, bei dunklen Szenen noch das allerletzte bisschen Licht einzusammeln um in dunklen Bereichen noch Schattendifferenzierungen zu haben, wo mit der Standardoptik oder gar dem Kitzoom nur noch Schwarz ist - die schwarze Katze im Kohlenkeller.

Oder man spielt mit der extrem reduzierten Schärfentiefe.

Das ist der Mythos der Noctiluxe et.al.

Richtig cool sind übrigens Fokus- oder Kamerafahrten bei Offenblende im Video - z.B. durch einen Springbrunnen durch oder über Waldboden drüber. Die hauchdünne Schärfeneben "schneidet" förmlich durch Bildfeld.

Zitat:

Zitat von raul (Beitrag 1286260)
Die ersten neun Bilder finde ich gelinde gesagt seltsam, fehlfokussiert und das Bokeh auch nicht schön.

Die Bilder sind sehr sorgfältig fokussiert - bis auf den Schwan. Der Gute watschelte recht rasch auf mich zu und ich habe aus der Hüfte geschossen. Im 100% Bild sind die Federn aber detailliert zu erkennen. Verwackelt ist bei einer 1/2000 jedenfalls nichts.
Alle anderen Bilder wurden mit der Lupenfunktion feinfokussiert.

Das Bokeh ist in der Tat eigentümlich. Das Objektiv hat drei (!) asphärische Flächen, denen oft nachgesagt wird, nicht einem klassisch-schönen Bokeh zuträglich zu sein. Andererseits spart jede asphärische Fläche eine ganze sphärische Linse in der Konstruktion. Das 1.2/35 ist mit zehn Elementen eh schon das aufwendigste 35er, das ich kenne. Mit 13 (!) Elementen würde man es kaum mehr verwenden wollen, so lang und schwer würde es werden.

Zitat:

Zitat von raul (Beitrag 1286260)
Und dabei schreibst du ja dazu, was alles nicht stimmt, von chromatischen Aberrationen, Überstrahlungen, Unschärfe, etc..

Ja genau. Ich treibe das Objektiv mutwillig in recht extreme Situationen, um seine Grenzen kennenzulernen. Bei Sonnenschein würde die 1/4000 bei ISO 100 der NEX7 schon nicht mehr reichen, und man müsste einen Graufilter verwenden.

Faustregel bei Sonne und ISO 100 in Mitteleuropa ist 1/125 bei Blende 11.
11-8-5.6-4-2.8-2-1.4-1.2 das sind 6.5 Stufen:

1/125 - 1/250 - 1/500 - 1/1000 - 1/2000 - 1/4000 - Oooups. Schon nach sechsen ist aus die Maus :D.

Zitat:

Zitat von raul (Beitrag 1286260)
Ist es also deine Intention diese Fehlabbildungen bewusst zu suchen und zu erleben? Ist jetzt wirklich nicht böse gemeint, sondern nur interessiert nachgefragt.

Genau. Sich unter diesen Umständen dann über die Ergebnisse zu beklagen, ist wie bei Walter Röhrl ins Auto einzusteigen um dann ein Nickerchen machen zu wollen. Ich setze das Ding mutwillig falsch ein - wie übrigens alle, die damit Testafeln oder Ziegelwände abfotografieren. Dafür ist es nicht gebaut worden.

Ein Objektiv wie das Sony 1.4/35 könnte man z.B heutzutage locker so konstruieren, dass es bei Offenblende sehr gute Leistung bringt. Das Canon 1.4/35 ist z.B. deutlich besser als das Sony. Auch hier wird der "Charakter" recht gerne als eine Entlastug für die flaue Offenblendleistung des Sony herangezogen.

Es gibt auch Objektive, die sind eigentlich echt grottenschlecht, aber trotzdem teuer bezahlte Liebhaberstücke, wie z.B das Leitz "Thambar" aus den 30ern. Nach heutigen Kriterien hat es eigentlich ein übles Kringel-Bokeh und grausamen Schleier, ist aber dennoch nicht unter 5000 EUR zu bekommen. Leica & Selten => teuer. Ganz einfache Reaktionsgleichung.

Die Relevanz der Bildbeispiele mag man gerne hinterfragen. Ich werde demnächst hier Dämmerungsbilder bringen. Die sind m.E. wesentlich relevanter für die Beurteilung des Objektivs.

raul 20.02.2012 18:15

Zitat:

Zitat von turboengine (Beitrag 1286313)
Ich werde demnächst hier Dämmerungsbilder bringen. Die sind wesentlich relevanter für die Beurteilung des Objektivs.

Danke für die Erklärungen, jetzt sehe ich klarer und bin gespannt auf die Dämmerungsbilder!:D

Grüße,
raul

Schmiddi 20.02.2012 21:54

Zitat:

Zitat von turboengine (Beitrag 1286307)
Für's "lange" Ende habe ich mir eigentlich das Leica Summicron 2/90 ausgeguckt - bin schon auf der Jagd danach. Das Heliar wäre natürlich auch eine Alternative.

Hmmmm...

Ich möchte hier das Elmarit-R 2.8/90 (nicht M!) in den Ring werfen - es ist etwas dicker als die Ms und ~100g schwerer, hat aber in der seit ~1983 gebauten Version (zu erkennen an der einteiligen Gegenlichtblende) den gleichen 4-Linser wie das letzte Elmarit-M. Klar, "nur" 2,8 - aber meins ist ein richtiges Sahneteil. Und wenn man etwas sucht auch günstig zu bekommen - ich habe eines von 1986, Zustand wie Vitrine, für 400€ aus der Bucht gefischt. Ms kosten locker das doppelte...
Ich werde nach meiner Heimkehr von der Insel ein bisserl was zeigen, da ist auch das 90er dabei...

Viele Grüße,
Andreas

padiej 20.02.2012 23:11

Guten Abend!

Ich kann das so gut nachvollziehen!

Lichtstärke, DOF, Bokeh, Mikrokontrast, ... die EOS 5D (1) brachte es noch, beim Pentax SMC 1,2/50mm.
Aber die Nex 5N ist zu fein, dass man sich 1:1 Größen ansehen sollte.

Das 1,2/35er ist nicht anders. Diese "Schnellen" Linsen sind ein Kompromiss, sind für Kleinbild gebaut, für 10*15mm ... max. A4
Aber sie sind trotzdem gut.

Wie Du schreibst - etwas Nachbearbeitung, und es passt.

Ich habe hier mit f1,2 fotografiert:
http://www.flickr.com/photos/padiej/...in/photostream

1,2/35mm sind aber noch schwerer. Weitwinkel, extrem lichtstark, auf der Nex 7 ...

Zum Helios 15mm - da gibt es Tester, die es auf der Nex 7 super fanden, dann aber welche, wo es nicht ging. Auf der Nex 5N geht es sehr gut. Ich kann mir daher nicht vorstellen, warum es bei 8 MP mehr auf einmal scheitern sollte.

Von der Schärfe her kann es mehr als 16 MP.

http://www.flickr.com/photos/padiej/...in/photostream

turboengine 26.02.2012 22:52

Hier nun ein paar Nachtbilder
 
Wie versprochen hier ein paar Bilder vom Freitagabend nach dem Büro:

Die Bilder sind Freihand entstanden, ohne Austützen mit Auto-ISO.
Die Kamera regelt dann ISO bis 1600 hoch, um möglichst 1/60s Belichtungszeit halten zu können.

Kurz und und gut: Für Architekturfotos ist Offenblende keine so gute Idee. Lichtquellen tragen heftige Halos und die Detailwiedergabe ist sehr sehr flau.


-> Bild in der Galerie

Hier auf 1200px sieht es dennoch ganz ansehnlich aus, ich habe hier mit Lightroom so gut ich konnte nachgeholfen. Insbesondere Klarheit 70 bringt da einiges an Bildqualität zurück. Bemerkenswert ist das Fehlen von grossen Reflexen.

Blende 4 bringt erheblich mehr Grundschärfe, aber ISO steigt von 500 auf 1600, die Verschlusszeit kann nicht mehr auf 1/60 gehalten werden und steigt auf 1/25. Ruhig halten ist nun Glückssache.


-> Bild in der Galerie

Die Lichter kommen nun schön als Sterne, die Halos sind weg. CAs werden von Lightroom zuverlässig gekillt.

Hier noch ein Beispiel:


-> Bild in der Galerie

Hier oben Freihand bei völliger Dunkelheit. Ein Stativfotograf neben mir hat sanft gelächelt - er wusste ja nicht :D.

Mit Blende 2.8 keine Chance zu einem scharfen Bild zu kommen.

Hier noch ein Freihandbild mit Offenblende bei 1/25s und 1600 ISO.


-> Bild in der Galerie

Braucht man für solche Fotos das 1.2/35? Nein.
Schlauer wäre:
  • Ein Stativ
  • Die A900 mit 1.4/50 und Gehäusestabilisator

Mit der A900 mit dem Zeiss 2/24 bin ich es, der mild lächelt, wenn andere mit ihrem Stativ herumturnen :D.

Wozu also das 1.2/35?
Dafür: Reportage und Halbportraits bei extrem schlechten Licht. Da hilf kein Stativ und kein Stabilisator. Am Freitag habe ich eine Runde auf der Fastnacht auf dem Münsterplatz gemacht.


Absolut bemerkenswert auch hier das Fehlen von Reflexen und Überstrahlungen, obwohl die Strassenlaterne voll ins Objektiv leuchtet. Wir sind hier bei 1600 ISO und 1/50s.


-> Bild in der Galerie

Für den morgigen Morgenstreich in Basel wäre das Voigtländer 1.2/35 die Optik der Wahl. Dummerweise liege ich mit Erkältung im Bett. Grrrrr / Brrrr.

raul 27.02.2012 00:13

Mit dem letzten Bild hast du mich ganz auf deiner Seite! Sehr schön dokumentiert, vielen Dank für den Einblick und Gute Besserung!

Grüße,
raul

cdan 27.02.2012 00:38

Es ist schon beeindruckend, wie wenig Licht man bei Blende 1.2 braucht um dennoch brauchbare bis gute Ergebnisse zu erzielen. Da ist es schon klasse, dass es die NEX zum recyceln dieser Objektive gibt. Extrem hohen Suchtfaktor hat das System.

Zitat:

Zitat von turboengine (Beitrag 1280429)
Die NEX 7 will ich einsetzen mit:
  • Leica Summicron 2/50 - Alternativ das NEX 1.8/50 sobald verfügbar

Als Alternative kann ich dir noch das Voigtländer Nokton 50mm F 1.5 Aspherical nahelegen. Ich hab es seit Donnerstag und bin schwer begeistert. Die Schärfe bei Offenblende ist beeindruckend und das Bokeh ein Traum. Wie alle Voigtländer Objektive die ich bisher in der Hand hatte ist die Verarbeitung sehr gut und es liegt an der NEX gut in der Hand.


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 21:42 Uhr.