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TONI_B 29.07.2011 13:10

Bei gleichem Abbildungsmaßstab und gleicher Blende ist die Schärfentiefe (rein rechnerisch nach der geometrischen Optik) unabhängig von der Brennweite! Wie an den genannten Beispielen auch gut zu sehen ist.

Durch den "Verdichtungseffekt" bei längerer Brennweite nimmt die Schärfe "rascher" ab - d.h. längere Brennweiten sollten besser freistellen.

Die Auswirkungen auf das Bokeh sind aber schwieriger zu beschreiben. Die hängen hauptsächlich von der Korrektur (und da wiederum von der Über/Unterkorrektur der sphärischen Aberration) des Objektives ab. Darüber gibt es aber fast "esoterische" Ansichten...:lol:

dey 29.07.2011 13:32

Zitat:

Zitat von TONI_B (Beitrag 1203516)
Durch den "Verdichtungseffekt" bei längerer Brennweite nimmt die Schärfe "rascher" ab - d.h. längere Brennweiten sollten besser freistellen.

Danke!

bydey

Anaxaboras 29.07.2011 13:32

Ich gehe immer nach der Faustformel vor, dass ich die "Brennweitenverlängerung" des längeren Objektivs mit der Blendenzahl des kürzeren multipliziere. Das 135er ist ungefähr um den Faktor 1,5 länger als das 85er. Also darf es nicht weiter abgeblendet werden als 1,4 (die Blende des 85er) x 1,5 ("Verlängerungsfaktor"= f2.1.

Hier gilt übrigens: Verlängerungsfaktor = Cropfaktor, insofern können die von mir verlinkten Artikel durchaus hilfreich sein.

Zum Bokeh: Ein "schönes" Bokeh hängt nicht zwingend und nicht nur von der Brennweite ab (bei Linsenobjektiven). Wie das Bokeh wirkt, hat auch viel mit der Bildgestaltung zu tun. Etwa, wie stark die Kontraste im Unscharfen (Hintergrund) sind, wie weit kontrastreiche Bildpartien außerhalb der Fokusebene liegen, wie groß sie sind etc. Eine lange Brennweite hat hier den Vorteil, dass weiter entfernte "bokeh-erzeugende" Bildelemente im Vergleich zum scharfen Hauptmotiv größer abgebildet werden als bei einer kurzen Brennweite.

Bei der Bildqualität müssen zudem longitudinale CAs ("Bokeh-CAs") mit in Betracht gezogen werden. Das sind Farbsäume, die an den Übergängen von scharfen zu unscharfen Bildbereichen entstehen (und nicht wie laterale CAs an Kontrastkanten außerhalb des Bildzentrums). Das Blöde an longitudinale CAs ist: Sie lassen sich sehr schwer per EBV korrigieren und treten in der Regel umso stärker in Erscheinung, je kürzer die Fokusdistanz ist. Letzteres gilt allerdings nicht so sehr für Marko-Objektive, da diese auf kurze Aufnahme-Entfernungen optimiert sind.

Um es kurz zu machen:
Wenn du mit longitudinale CAs leben kannst, wäre das CZ 135/1.8 das Objektiv meiner Wahl für dein Vorhaben. Es hat ein wirklich wunderbares Bokeh, das nur noch vom SFT getoppt wird.

Das 85/2.8 wäre dann meine zweite Wahl, auch es zeichnet ein sehr schönes Bokeh. Alternativ käme auch noch ein langes Makro in Frage, etwa das 180/3.5 (?) von Tamron.

Das 50/1.4 würde ich auf keinen Fall verwenden, das Bokeh ist grauenhaft (zumindesten bei meinem von Minolta).

Ein recht ordentliches Bokeh (zumindest ab 135 mm) zeichnet auch das SSM 70-200/2.8. Allerdings ist es auf kurze Distanz fokussiert anfällig für CAs (laterale, die sich in Lightroom, PS gut herausrechnen lassen).

Konnte ich ein wenig weiter helfen?
Martin

jameek 29.07.2011 13:50

Okay, so langsam dämmert es mir...
Unterm Strich ist es also für die Freistellung immer besser mehr Brennweite zu haben, statt mehr Blende, das hatte ich auch so im Gefühl.
Ich hatte nur überlegt, ob die Unschärfe, die durch Brennweite ausgelöst wird eine andere ist, als die durch eine offene Blende.

Danke soweit schon mal!

Ich habe ja das ein oder andere Objektiv, das sich für Portraits anbietet, aber irgendwie bin ich mit keinem so 100% glücklich.
Das 50/1.4 finde ich -wie Martin schon sagte- Bokehmäßig sehr schlecht.
Das 50-150/2.8 ist mir manchmal etwas zu weich, oft nehme ich dann also das 50mm Makro, das ist mir scharf genug und das Bokeh ist schöner als vom 1.4er.
Mittelfristig muss ich mich dann also mal für 85mm oder 135mm entscheiden.... Ich hatte das 90mm Makro oder das 85/2.8 noch im Blick, aber ich denke das macht dann nicht so viel Sinn. Mal sehen...

Aber erstmal wollte ich das prinzipiell verstehen wie BW und Blende sich auswirken.

dey 29.07.2011 13:52

christophe,

alles falsch!
Zitat:

Zitat von Anaxaboras (Beitrag 1203464)
Ein paar Grundlagenbeiträge zu deiner Frage:

:arrow: click und :arrow: clack.

Martin

Du sollst die A700 tauschen. ;)

bydey

jameek 29.07.2011 13:54

Das war die teurere Alternative :)
Ich guck mal wie mir die A77 gefällt und was Sony da noch bringt, vielleicht steig ich in dem Zuge um. Jetzt passiert erstmal gar nix :cool:

usch 29.07.2011 14:05

Zitat:

Zitat von jameek (Beitrag 1203436)
Es geht dabei ja um den Vergleich Brennweite bei gleicher Blende und verändertem Abstand.

Ja, das ist ja auch der einzige sinnvolle Vergleich. Solange du nicht bis in den Ultraweitwinkelbereich gehst (10mm Brennweite und kürzer), hängt bei gleichem Abbildungsmaßstab die Tiefenschärfe ausschließlich von der Blende ab, nicht von der Brennweite. Bei Maßstab 1:1 und einem zulässigen Zerstreuungskreis von 20µm hast du eine Tiefenschärfe von 0,77cm. Oder andersrum gesagt: Wenn du dieselbe Tiefenschärfe haben willst, mußt du auch dieselbe Blende einstellen. Immer. Egal mit welchem Objektiv und mit welcher Brennweite.

Zitat:

Zitat von jameek (Beitrag 1203436)
Es geht mir eher um den Vergleich Brennweite bei unterschiedlicher Blende bei unterschiedlichem Abstand. ;)

Dann änderst du drei Parameter gleichzeitig. Ich weiß nicht, welche Erkenntnisse du aus so einem Vergleich noch ziehen willst.

Zitat:

Zitat von jameek (Beitrag 1203436)
In diesem Beispiel also:
Wie sähe das Bild aus, wenn rechts statt Blende 16 zB Blende 5.6 gewählt worden wäre?

5,6 ist unschärfer als 16. Das war einfach :). Dafür braucht man nicht mal einen Tiefenschärferechner.

Ich vermute aber, du willst darauf hinaus, wie sich die Unschärfe bei gleicher Tiefenschärfe (also bei gleicher Blende, siehe oben) außerhalb des scharfen Bereichs verhält. Und da gibt es tatsächlich einen Unterschied: Zum einen nimmt bei langen Brennweiten die Unschärfe tatsächlich schneller zu, sobald du einmal aus dem Tiefenschärfe-Bereich draußen bist, und zum anderen hast du wegen des schmaleren Bildwinkels von vornherein schon viel weniger Hintergrund auf dem Bild.

Den umgekehrten Fall hast du, wenn du ein Objekt nicht gegen den Hintergrund, sondern gegen einen unscharfen Vordergrund freistellen willst – da wärst du dann mit einer kurzen Brennweite besser bedient.

jameek 29.07.2011 14:18

Zitat:

Zitat von usch (Beitrag 1203555)
Ich vermute aber, du willst darauf hinaus, wie sich die Unschärfe bei gleicher Tiefenschärfe (also bei gleicher Blende, siehe oben) außerhalb des scharfen Bereichs verhält.

Nein, hmm...
Praktisches Beispiel:
Ich hab n Blümchen auf der Wiese, das ich fotografieren möchte.
Dabei soll eine möglichst minimale Tiefenschärfe vorhanden sein (Freistellen).
Ich kann mich frei bewegen, also näher dran gehen oder weiter weg.
Mit welchem Objektiv erziele ich meinen Wunsch am besten?
Dem Tele mit mittlerer Blende / stelle mich weiter weg
oder
Dem Standard-Objektiv mit großer Blende / gehe näher ran

Gerade die drei Parameter (Entfernung, Brennweite, Blende) bekomme ich geistig nicht so ganz zusammen.
Die Erkenntnisse sollen sein: Welches Objektiv benötige ich? ;-)
Muss es ein extrem lichtstarkes sein oder geht auch ein günstigeres Tele?

Zitat:

5,6 ist unschärfer als 16. Das war einfach
Hihi, achso. Danke! :)
Richtig gestellt wäre die Frage: Ist der Hintergrund genauso unscharf wie bei dem linken Bild?

Ich merke: Es ist schwierig mein Anliegen zu verdeutlichen...

Anaxaboras 29.07.2011 14:23

Zitat:

Zitat von jameek (Beitrag 1203541)

Ich habe ja das ein oder andere Objektiv, das sich für Portraits anbietet, aber irgendwie bin ich mit keinem so 100% glücklich.

Achso, es geht um Portraits :cool:. Und dann hatte ich vergessen, dass du mit einer A700 fotografierst. Da würde ich dann doch eher zum 85/1.4 greifen, das ja mit "Cropfaktor" auch auf ungefähr 135 mm kommt.

Das 135er wäre mir an einer Crop-Kamera für Portraits schon zu lang. Mit "effektiv" 200 mm Brennweite musst du damit schon weit vom Motiv zurücktreten. Das ist nicht immer möglich, etwa im Studio oder wenn du mal "von oben" porträtieren möchtest.

Martin

hlenz 29.07.2011 14:31

Hallo Christophe,

ich hab's nie ausprobiert, aber kannst du die Wirkung nicht einfach mit einem Telezoom austesten?
Um die Gesetzmäßigkeiten herauszufinden, brauchst du ja nicht zwingend Blende 1.4 und 2.8, es müsste doch auch reichen, z.B. mit Blende 5.6 und 11 bei 85mm und 135mm Brennweite Testfotos zu machen, bei jeweils angepasstem Objektabstand.


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