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subjektiv 17.05.2020 21:20

Naja, die Bahn muss das Schienensystem halt erhalten und freut sich damit über weniger Verkehr...

Straßen zahlen die Steuerzahler auch ohne Bahntickets...

steve.hatton 17.05.2020 21:28

Das ist sicher ein Thema.

Porty 17.05.2020 21:45

Zitat:

Zitat von Ellersiek (Beitrag 2138629)
Wer ist eigentlich Alex E? Auf jeden Fall ein Eisenbahn-Fan.


Ein ehemaliger Lockführer der jetzt in der Betriebszentrale der DB in Frankfurt arbeitet. Also einer, der weiß, wovon er spricht. :top:

Zitat:

Zitat von Ellersiek (Beitrag 2138629)
Ich weiß selber nicht, wie ich zu dem Projekt stehe. Fühlt sich ein wenig wie Growian an. Damals gescheitert, heute aus dem Landschaftsbild nicht mehr wegzudenken.


Na ja Growian war der Start in eine damals neue Technik, die Oberleitung auf der Autobahn ein fragwürdiger Versuch, mit einer 100 Jahre alten Technologie ein ökologisch höchst bedenkliches Transportsystem aufzupimpen.
In den frühen Achtzigern hab ich schon bei Rübeland im Harz eine mindestens 10 km lange Teststrecke für Oberleitungs- LKW gesehen, mit der Kalkstein vom Tagebau zur Eisenbahnverladung gebracht werden sollte. Scheint damals nicht sehr erfolgreich gewesen zu sein, da man nie etwas darüber gelesen hat.

Zitat:

Zitat von Ellersiek (Beitrag 2138629)
Sicher, die Bahn ist, was den reinen Transport angeht, im Effizienzvorteil. Im Gesamten fehlt ihr zur Zeit allerdings die Flexibilität. Ware wird heutzutage nun mal schnell von A nach B transportiert*, Wartezeiten beim Wechsel des Transportsystems sind da ein mächtiger Bremsklotz.
Gruß
Ralf


Ich kann dieses Geschwafel vom Zeitvorteil nicht mehr hören. Wenn es darum geht, Produktion in die Türkei, Portugal, Indien, China oder gar Bangladesh zu verlagern, fragt auch keiner danach, wie lange die Sachen unterwegs sind. Man muss die Zeit einfach in seine Lieferkette mit einplanen, kann doch nicht so schwer sein :doh:

Wir bekommen Klebstoff aus Mittelengland, mehrere Tanklastzüge je Woche. Kann man doch problemlos in Tankcontainer abfüllen und per Bahn nach Nürnberg oder Augsburg schicken und die letzten 60 oder siebzig km mit dem LKW fahren. Kriegt aber der Hersteller nicht gebacken, Stattdessen ist das Zeug gut 2 Tage auf der Straße unterwegs.
Der Verteilerverkehr ist natürlich eine andere Baustelle.

steve.hatton 17.05.2020 22:13

Zitat:

Zitat von Porty (Beitrag 2138698)
...
Der Verteilerverkehr ist natürlich eine andere Baustelle.

Man kann auch den Auflieger auf den Zug packen und dann mit einer Zugmaschine holen.

Robert Auer 18.05.2020 00:38

Zitat:

Zitat von steve.hatton (Beitrag 2138707)
Man kann auch den Auflieger auf den Zug packen und dann mit einer Zugmaschine holen.

Das ist wohl so, allerdings habe ich noch aus Zeiten als Karlsruher Wirtschaftsförderer die Erfahrung gemacht, dass die Spediteure die Bahn als zu langsam und unflexibel eingeschätzt haben.

steve.hatton 18.05.2020 01:35

Solange die Benutzung der Straßen fast nichts kostet.....

Ellersiek 18.05.2020 07:24

Zitat:

Zitat von Porty (Beitrag 2138698)
Ein ehemaliger Lockführer der jetzt in der Betriebszentrale der DB in Frankfurt arbeitet. Also einer, der weiß, wovon er spricht. :top:

Wovon er dann "ganz unbefangen" spricht.
Ne, sorry. Aber das ist mir zu viel Polemik und Gehabe.
Aber so ist das in diese Zeiten.

Zitat:

Zitat von Porty (Beitrag 2138698)
... Wir bekommen Klebstoff aus Mittelengland, mehrere Tanklastzüge je Woche...

Nun, den meisten reicht wahrscheinlich eine kleine Flasche Sekundenkleber, nur wenige benötigen Kleber zügeweise (sorry, der musste jetzt sein:)).

Zitat:

Zitat von Porty (Beitrag 2138698)
...Der Verteilerverkehr ist natürlich eine andere Baustelle.

Aber eine, die dazugehört. Und Geld wird in der Regel damit verdient, das Ware beim Kunden ankommt und nicht, dass sie sich in einem (mobilen) Lagerort befindet. Noch mal: Das kann man gut finden, muss man aber nicht gut finden. Ich sehe hierin allerdings den entscheidenden Wandel, der Amazon & Co. zum Erfolg geführt hat. Und letztendlich hat schon Gorbatschow das erkannt: Nicht der Große frisst den Kleinen sondern der Schnelle den Langsamen.

Aber wir schweifen jetzt ganz schön ab.

Lieben Gruß
Ralf

Dat Ei 18.05.2020 08:15

Moin, moin,

Zitat:

Zitat von steve.hatton (Beitrag 2138684)
Absolut richtig - man hat die Kapazitäten ja eher abgeschafft, weil Schenker, die hauseigene LKW-Flotte ofenbar günstiger ist:roll:

die Kapazitäten zu den Konditionen, die der Markt braucht, hat die Bahn noch nie gehabt. Die Verlagerung der Warenlager auf die Straße, die Umstellung auf Just-in-Time-Produktionen und die Globalisierung haben Warenströme und Anforderungen erzeugt, die zu dem System Bahn nicht passen. Hinzu kommt der innereuropäische Preiskampf im Bereich der Speditionen, der es erst der Bahn und dann den heimischen Speditionen schwer gemacht hat, sich wirtschaftlich zu behaupten. Dass ein international agierender Konzern mit seinen gut 20 Töchtern und weiteren Beteiligungen sich positioniert und Sparten und Geschäftsfelder zurückfährt bzw. pusht, in denen man Geld verliert bzw. Geld verdienen kann, ist nur allzu logisch. Das macht jedes Unternehmen.

Im Bereich Autoreisezug haben wir eine ähnliche Entwicklung gesehen. Das Produkt konnte sich bei allem ökologischen Charme nicht am Markt behaupten und wurde eingestellt.

Zitat:

Zitat von steve.hatton (Beitrag 2138684)
Das ist zu billig. Die Bahn hat massenhaft Kapazitäten von der Schiene auf die Straße verlegt - und nicht alles muss just in time in 12 Stunden von HH in M sein.

Billig ist es heute, die Ware auf einen Lkw zu packen, und die Ware Punkt-Punkt zu transportieren, ohne mich nach dem Angebot, den Kapazitäten und den Fahrplänen eines Drittunternehmens richten zu müssen, dass höhere Preise aufruft und zudem einen immanenten Systembruch hat, der zwei zusätzliche Verladungen erzwingt.

Zitat:

Zitat von steve.hatton (Beitrag 2138684)
Wenn man natürlich seine Umschlagsflächen, weil meist in City-Lage umwandelt und höchstpreisig verschnalzt.....dann ist der Platz nicht mehr verfügbar, dafür aber viel Geld.
Siehe München Allach, oder Arnulfpark oder ehem Güterverkehrsareal in Augsburg oder oder oder
Dort wo ich früher bei der "Rollfuhr" Pakete abholte entstehen jetzt Studentenappartements für +7000 € / qm.......cui bono?

Was sollte die Bahn sonst mit diesem toten Kapital machen? Zudem darf man nicht verkennen, dass diese über Jahrzehnte verseuchten Flächen im Stadtbereich auch ein erhebliches Risiko waren und sind. Gerade in München haben wir gesehen, welche Probleme die Flächen bereitet haben. Zudem: wollen wir Bewohner der Städte wirklich solche riesigen, zentralen Flächen, die zudem alles andere als ansehnlich sind, weiterhin in den Herzen unserer Städte haben?

Und umgekehrt gilt, dass die Städte sich um diese Verkehrsschneisen (Straße, Trassen, Wasserwege) herum entwickelt und die freien Flächen genutzt haben. Da ist in aller Regel kein Platz mehr, um mal eben die Verkehrswege auszubauen. Schauen wir uns doch mal in München um. Dort haben wir Jahrzehnte gebraucht, um den Ausbau und die Eintunnelung des Mittleren Rings auf den Weg zu bringen, dort kämpfen wir seit den 90ern für eine zweite S-Bahn-Stammstrecke. Wenn ich mir dann noch anschaue, welches Volumen allein im Bundesverkehrswegeplan an Bedürfnissen steckt, was im Gegenzug jedes Jahr an Geld zur Verfügung steht, was jährlich überhaupt realisiert werden kann, und wie letztendlich auch exogene Faktoren, wie Wiedervereinigung, EU-Erweiterung, Globalisierung, 9/11, Ölpreisentwicklung oder Wirtschaftskrisen massiv den Markt und die Randbedingungen umkrempeln, dann habe ich eine Ahnung, warum Verkehrsentwicklung und Verkehrspolitik alles andere als ein "mal eben" ist.


Dat Ei

ha_ru 18.05.2020 08:44

Zitat:

Zitat von steve.hatton (Beitrag 2138707)
Man kann auch den Auflieger auf den Zug packen und dann mit einer Zugmaschine holen.

So um 1982 rum durfte ich ein Konzept über die Umstrukturierung des Warenverteilverkehrs lesen. Da wurde vorgeschlagen in Deutschland Containerterminals der DB zu bauen, in den genau so ein Umschlag vollautomatisiert stattfindet. Die Belieferung in die Fläche sollte man den LKW überlassen. Damals war die Bahn noch so pünktlich, dass an dem Punkt keiner Probleme sah.

Aber es gab auch Gründe dagegen:
- Investitionsbedarf durch Umstellung der Güterwagen und in der Umstellungsphase noch mehr Verluste
- es werden weniger LKW benötigt
- Personalabbau bei der Bahn im Güterverkehr
.
.

Der Vorstand der Bahn wurde damals mit Managern aus der Industrie besetzt, bisher saßen da Bahneigengewächse. Die Abläufe bei der Bahn und die bei den Speditionen waren ziemlich unterschiedlich, Personenverkehr hatte terminlich Vorrang. Mein Prof meinte schon bei der Vorstellung des Konzepts beim Verkehrsministerium, dass es zwar die einzige Chance wäre den Trend des Güterverkehrs von der Schiene auf die Straße umzukehren, aber keine Chance auf Umsetzung hat.

Hans

steve.hatton 18.05.2020 10:30

Zitat:

Zitat von Dat Ei (Beitrag 2138738)
Moin, moin,

Was sollte die Bahn sonst mit diesem toten Kapital machen? ...


Dat Ei

Tot, ist das Kapital nur, wenn man es nicht nutzt.

Ich gebe Dir schon recht, dass die wirtschaftlichen Entwicklungen oft gegen die Schiene laufen - die umweltfreundlichere wär`s dennoch.

Und nein , billig ist es nicht, wenn man es auf die Straße verlagert, sondern teuer für Dritte, sprich alle, wenn die Umwelt leidet und sich dies mittelfristig auf unser Leben negativ auswirken wird!


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