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ingoKober 02.12.2022 13:13

Ich glaube, die Überraschung ist nicht allzu groß, wenn ich nun Bilder der Makutsi Nashörner zeige.
Das sind natürlich alles Breitmaulnashörner. Spitzmaulnashörner sind viel schwerer im Busch zu finden, dann aber auch reizbarer und gerne mal bereit, nach vorne zu gehen.
Daher verzichten die meisten privaten Game Reserves gerne auf diese Art.
Breitmaulnashörner sind gemütlich und friedlich. Ich bin andernorts schon zu Fuß bis auf drei Meter an welche herangekommen, ohne Angst zu haben oder haben zu müssen. Allerdings sehen sie aus dieser Perspektive dann schon beeindruckend groß aus.
Mir sind aus meinem Umfeld genau zwei Fälle bekannt, wo ein Breitmaulnashorn fast oder wirklich angegriffen hat. Das erste Mal war, als wir einem Bullen in Makutsi vor langen Jahren dichtauf durch den Busch folgten. Irgendwann reichte es ihm, er drehte sich um und stampfte sehr entschlossen auf uns zu

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Derrick legte den Rückwärtsgang ein, gab Gas und schon war wieder Frieden.
Das zweite Mal hörte ich auf Game Drive in Makutsi über Funk, dass ein großer Bulle ein Fahrzeug mit dem Horn gerammt hatte. Passiert war nichts. Diesem Bullen wurde später auch das Horn entfernt, da er sehr ruppig mit Damen und Jungtieren umging.
Aber wie gesagt….meist sind die sehr entspannt und friedlich.

Im Makutsigebiet gibt es zwei Gruppen. Die aus dem großen südlichen Gemeinschaftsreservat sind inzwischen alle enthornt, um den Wilderern weniger Anreiz zu geben. Sieht nicht so toll aus. Jesco sagt, im Süden gibt es keine Nashörner mehr das sind alles nur noch Nasen.
Da 1kg Horn mehr als ein kg Gold kostet, werden auch enthornte Nashörner noch gewildert, da das Horn ja nicht bis aufs Blut abgesägt werden kann und zudem ja permanent nachwächst.
Im Norden, also dem Gebiet, das Familie Weber allein gehört, leben derzeit 17 Nashörner und die haben alle noch ihr Horn. Dafür wird aber auch täglich patroulliert, um Wilderer abzuschrecken.
Die abgesägten Hörner werden im übrigen in speziellen Safes bei Banken gelagert. Ihr Wert ist nahezu unermesslich und die Besitzer versuchen alles, den Handel legal zu machen. Ihr Argument ist nachvollziehbar: Wenn man den Markt mit Hörnern überschwemmt, werden die Preise sinken und das Wildern weniger attraktiv. Sogar das Farming zur Hornerzeugung ist möglich. Ein Südafrikaner experimentiert damit bereits und er hält Herden mit insgesamt über 1500 Nashörnern. Aber auch er darf kein Horn verkaufen. Die Regierung argumentiert damit, dass man legal geerntetes Horn ja nicht von gewildertem würde unterscheiden können. Und so geht die Diskussion weiter und die Lagerbestände wachsen….

Aber kommen wir zu den Makutsitieren.
Zuerst die "Nasen" von der Karongwe Seite.
Manchmal blockieren die den Weg und man muss warten, bis es weiter geht.


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Die „Ohrverletzungen“ sind übrigens keine natürlichen Wunden, sondern Markierungen zum individuellen wiedererkennen. Das muss man lernen. Jesco fragte Björn nach jeder per Funk weitergegebenen Sichtung nach dem Namen der gesehenen Tiere…das brachte Björn oft ganz schön ins Schwitzen. Er ist ja erst ein Jahr dabei...


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Oft stehen die Dickhäuter halt einfach so am Wegrand


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Jungtiere haben noch keine Ohrmarkierungen


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Und wie man sieht, wachsen die Hörner halt nach


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So ein Gamedrive ist schon nett. Man holpert durch schöne Landschaft


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Und sieht dann und wann, dass sich irgendwas im Busch bewegt


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..oder auch nicht bewegt


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Dann kann man in Ruhe die Madenhacker beobachten


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Diesen Bullen fanden wir am Abend ganz nah am Camp


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Nicht nur wir fanden ihn


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Soweit zu den südlichen Nasen. Wechseln wir nun zu den nördlichen Nashörnern:


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Sieht doch schon ganz anders aus, oder?

Vor allem diese zwei Langhörner


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Beides Damen, wie man am jeweils begleitenden Jungtier sieht. So lange Hörner tragen übrigens fast nur Weibchen. Nur bei sehr friedlichen Exemplaren wachsen die Hörner so lang, denn bei Kämpfen brechen dünne Spitzen leicht ab. Da die Männer sich gerne kloppen, wachsen ihre Hörner nie so lang.

Diese Mama mit Kind kam nicht nur zum Trinken.


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…sondern genoß danach noch ein kleines Schlammbad


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Das kühlt und hilft gegen Hautparasiten und Stechinsekten.

Hier posiert ein freundliches Nashorn für ein Handyfoto.


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Man sieht wie freundlich und entspannt die sind.

Wenn man sie bittet, sich mal für ein Foto schön in eine Reihe zustellen und wenn man das nur freundlich genug tut, machen sie das gerne für den Fotografen


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Soviel zu Nasen und Nashörnern auf Gamedrive.

Fortsetzung mit anderen Tieren folgt.

Viele Grüße

Ingo

perser 02.12.2022 13:24

Zitat:

Zitat von ingoKober (Beitrag 2259606)
Wenn man sie bittet, sich mal für ein Foto schön in eine Reihe zustellen und wenn man das nur freundlich genug tut, machen sie das gerne für den Fotografen


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Was für eine tolle Momentaufnahme!! :top: Fast wie bei einer Zirkusdressur... ;) Beneidenswert!
Glückwunsch, Ingo!

kiwi05 02.12.2022 13:38

Die Mischung aus Fachwissen, Bildern und Unterhaltung…….das ist Ingo.:top:

Dornwald46 02.12.2022 13:38

Alle Achtung!

Wie die Nasen so nebeneinander stehen:top:
Hast Du denen das so angeordnet :lol: :top::top:

Bei dem Foto mit dem Smartphone Fotograf, könnte ich jetzt nicht erkennen, ob das Tier entspannt ist :shock:, sondern mich nach einem Fluchtweg umsehen:oops:

Dornwald46 02.12.2022 13:39

Nochmals Danke, für die Storys und Arbeit die Du für uns alle machst:top::top::top:

Schnöppl 02.12.2022 13:57

Zitat:

Zitat von kiwi05 (Beitrag 2259608)
Die Mischung aus Fachwissen, Bildern und Unterhaltung…….das ist Ingo.:top:

Zitat:

Zitat von Dornwald46 (Beitrag 2259610)
Nochmals Danke, für die Storys und Arbeit die Du für uns alle machst:top::top::top:

Dem ist nichts hinzuzufügen.. :top:
Die Fotos alleine sind schon sehenswert, aber mit Ingos unterhaltsamen Anekdoten und den fachlichen Hintergrundinfos ist das Mitverfolgen so eines Threads das reinste Vergnügen. :top:
Vielen Dank!

bruno5 02.12.2022 13:59

Auch von meiner Seite vielen Dank für den schönen Bericht. Deine Aussage "Breitmaulnashörner sind gemütlich und friedlich. Ich bin andernorts schon zu Fuß bis auf drei Meter an welche herangekommen, ohne Angst zu haben oder haben zu müssen." kann ich nur bestätigen. Wir konnten auf einer Safari in Kenia im Samburu Nationalpark 1987 aus dem Geländewagen aussteigen und uns zu Fuß bis auf Armlänge nähern. Man konnte die Tiere sogar tätscheln und es gibt von damals noch ein Dia, wo ich eines der Breitmaulnashörner in meinem jugendlichen Übermut sogar am Schwanz ziehe. :oops: Das hat das Nashorn aber in keinster Weise gestört. Das Tier hat ruhig weiter gegrast. Diese Tiere waren allerdings besonders an Menschen gewöhnt, da die Ranger die Tiere zum Schutz vor Wilderern nachts in einen umzäunten Bereich in der Savanne brachten, um sie besser bewachen zu können. Tagsüber wurde die damals letzten 5 Breitmaulnashörner Kenias aus der Umzäunung herausgelassen und von den Rangern wie Kühe auf die Weide geführt.

Andronicus 02.12.2022 14:47

Zitat:

Zitat von ingoKober (Beitrag 2259606)
... Wenn man sie bittet, sich mal für ein Foto schön in eine Reihe zustellen und wenn man das nur freundlich genug tut, machen sie das gerne für den Fotografen


Bild in der Galerie

Ich bin begeistert :top:

Wie hast Du das vordere Nashorn dazu gebracht diese elegante Pose einzunehmen: das vordere Bein sooooo schön gestreckt für die Kamera. Klasse! :top:
Und das hintere Bein nach hinten gedreht, sodaß es einen schlankeren Körperbau gibt.

Echt genial :top:

ingoKober 02.12.2022 14:56

Zitat:

Zitat von Schnöppl (Beitrag 2259611)
mit Ingos unterhaltsamen Anekdoten und den fachlichen Hintergrundinfos ist das Mitverfolgen so eines Threads das reinste Vergnügen. :top:
Vielen Dank!

Dann darf ich noch etwas klugscheißen, was ich zu erwähnen vergessen hatte.
Woran erkennt man schon auf große Entfernung, ob eine Kuh mit Kalb ein Breitmaulnashorn oder ein Spitzmaulnashorn ist?

Nun ganz einfach: Beim Breitmaulnashorn läuft das Kalb VOR der Kuh, beim Spitzmaulnashorn DAHINTER.

Es gibt eine Eselsbrücke zum Merken: In Südafrika tragen die Frauen ihre Babies VOR dem Bauch. In Südafrika leben vor alle Breitmaulnashörner und da laufen die Babies VORN.
In Ostafrika tragen die Frauen ihre Babies auf dem Rücken und dort leben nur Spitzmaulnashörner und deren Kinder laufen HINTER der Mutter.

Warum eigentlich?
Nun Breitmaulnashörner sind Grasfresser. In der übersichtlichen Steppe kann das Kalb problemlos laufen und Mama hat es so stets im Blick.
Spitzmaulnashörner sind dagegen Blattfresser und daher meist im dichten Busch unterwegs. Da hilft es, wenn Mama den Weg frei macht und das Kalb dann hinterher tippeln kann.

Moment mal: Keine Breitmaulnashörner in Ostafrika? Aber Bruno hat doch grad von den ganz zahmen dort erzählt.
Das stimmt, ist aber schon Geschichte. Und sie waren so besonders zahm, weil rund um die Uhr streng bewacht. Inzwischen leben von der Ostafrikanischen Unterart (längere Beine, größere Füße und ein paar andere Kleinigkeiten) weltweit nur noch zwei Kühe und die sind in Zoos und sehr alt. Man versucht, sie mit Sperma des vor einiger Zeit verstorbenen letzten Bullen zu befruchten und evtl die Embryos auch einer Leihmutter der südlichen Unterart einzusetzen. Bei der älteren hat man das jetzt aber schon aufgegeben,
Aber selbst, wenn das klappt, die genetische Vielfalt ist verloren und es ist extrem unwahrscheinlich, dass je wieder eine überlebensfähige Population entstehen kann.
Inzwischen setzt man munter südliche Breitmaulnashönrer in Ostafrika aus, damit die Touristen wieder was zu sehen haben.
Bevor ich das wusste, was ich baff erstaunt, am Nakurusee Breitmaulnashörner anzutreffen.
Und es warten bald neue Aufgaben aud Befruchte rund Kloner, denn wenn kein Wunder passiert, werden die Spitzmaulnashörner bald ausgestorben sein.

Viele Grüße

Ingo

peter2tria 02.12.2022 15:06

Und wieder eine tolle 'Episode' aus Makutsi :cool:


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