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Karsten in Altona 13.06.2013 10:42

Heute dazu im Abendblatt:

http://www.abendblatt.de/region/stor...ns-Visier.html

ingoKober 13.06.2013 14:32

Zitat:

Zitat von Hintermann (Beitrag 1455867)
es ist zwar ein wenig OT aber für mich gibt es nicht einen einzigen Grund ein fliegendes Lebewesen räumlich einzuengen. Da ich selbst kein Vogel bin kann ich das natürlich nicht objektiv beurteilen aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ein Vogel sich in einem Käfig, Volliere oder pseudo Freigehege wohlfühlt.

Oh,

das kann gerne einen neuen langen off topic thread geben.
Dazu habe ich zB zu sagen, dass Vogel nicht gleich Vogel ist.
Für manche Arten ist Fliegen Lebensinhalt, für andere Mittel zum Zweck.
Zum anderen führe ich mal an, dass ich früher teils einen meiner Papageien völlig frei fliegen liess. Das ging letztlich zum Schaden der Nachbarn (hier ist viel weniger Toleranz zu erwarten als bei Freigängerkatzen) und teils aber auch zum Schaden des Vogels, so dass ich das abstellen musste.
Dieser Vogel flog draussen, obwohl körperlich fit, nicht merklich mehr als im Haus. Alle Versuche, den Vogel zB als Joggingbegleiter zu motivieren endeten damit, dass er (bzw sie) spätestens nach 5 Minuten auf der Schulter landete oder heimflog.
Meine Vögel sind in menschlicher Obhut geboren und aufgewachsen. Gerade die Papageien haben Mittel und Wege, ihr Wohlbefinden oder Leiden sehr deutlich zu zeigen. Komm gerne mal bei mir vorbei, schau Dir an, was die Geier so treiben und sag mir dann, was auf Unwohlsein hindeutet.

Unterm Strich hast Du natürlich dennoch auch recht. Die Heimhaltung ist (fast!) immer eine Einschränkung des Bewegungsdranges der Vögel. Aber mit diesem und nahestehenden Argumenten lässt sich letztlich jede Tierhaltung in Frage stellen. Welcher Hamster darf in einem Kubikmeter Erde graben? Wieviel Hunde bekommen zu wenig Bewegung? Wieviele Katzen werden viel zu fett gefüttert? Heimtierhaltung ist immer menschlich egoistisch motiviert und wird wohl kaum vor allem im Interesse des Tieres durchgeführt.
Dennoch können Heimtiere von dem Schutz vor Krankheiten und Prädatoren, den ungestörten Interaktionen untereinander und mit den Menschen, durchdachtem und innovativem Enrichemnt durchaus in einer Art profitieren, dass sie auch in einer auf den ersten Blick wenig naturnahen Umgebung artgerecht untergebracht sind. Es geht ja nicht darum, die Natur 1:1 nachzubauen, sondern darum, die bedürfnisse des Tieres zu befriedigen. Das kann man manchmal sogar besser als die Natur umsetzen: Kognitiv hochstehende Tiere wie Papageien haben so zB an einem Kleinkinderintelligenzspielzeug sichtlich mehr und nachhaltiger Spass als am besten von der Natur angebotenen Knabberzweig.
Und ebenso wie der Löwe keineswegs nächtelang durch die Steppe streift, wenn man ihm jeden Abend eine Gazelle nebens Tageslager schmeisst, drängt ein Großpapagei danach viel umherzufliegen, wenn das Futter (natürlich möglichst als aufwändig zu erarbeitende Nahrung und nicht einfach im Napf) gleich nebenan steht.
Auch in Freiheit fliegen diese Tiere ja vor allem zwischen Schlaf und Futterplätzen hin und her, wo sie jeweils viel Zeit verbringen und flattern nicht wild in der Gegend rum.
Natürlich gibt es aber auch andere Arten: So, wie der Eisbär, dem das endlose Umherstreifen ein essentieller Lebensinhalt ist, auch im großzügigsten Zoo nicht leidensfrei unterzubringen ist, so wäre ein Mauersegler im Haus Quälerei pur.
Ein Kolibri andererseits fliegt zwar ständig, manövriert aber bestens auf engem Raum und vermisst in einer großzügigen Voliere wenig. Ein Großara wiederum hat zwar kein großes Flugbedürfnis, kann aber in einer normal großen Wohnung so wenig von seinen Flügeln Gebrauch machen, dass er in eine große Aussenvoliere gehört.
Man muss also differenzieren und darf nicht alles über einen Kamm scheren.
Jede Heimtierhaltung ist ein Kompromiss und vor allem aus Menschensicht egoistisch. Dabei leiden viele Tiere, aber nicht automatisch die am meisten, bei denen man das intuitiv annehmen möchte. Ein Vogel, der nur wenig fliegen darf? Entsetzlich, denkt der Mensch. In den meisten Fällen wird der Vogel selber das kaum so empfinden. Mein Graupapageienherr Charly ärgert sich viel mehr darüber, dass das zerlegen von Ledersesseln tabu ist, als darüber, dass sein Flugradius begrenzt ist. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer. Das Leiden des Hamsters, der weder hamstern darf, noch meterlange Gänge mit Wohn- und Vorratskesseln anlegen darf, zudem, tags gestört wird und nie lebende Nahrung bekommt, fällt kaum einem auf, dürfte dabei jedoch um vieles stärker sein (und wäre dabei mit einem vernünftig großen Terrarium und einem Kubikmeter Erde schon fast aus der Welt geschafft).
Oder wer leidet mit all den Hunden, die nie Hund sein dürfen, sondern als kleiner Mensch behandelt und permanent von ihren Haltern missverstanden werden und bei denen jedes hündische Verhalten im Ansatz unterdrückt oder gar bestraft wird? Davon gibt es mehr, als man denken mag.
Alles Ansatzpunkte, Tierhaltung als solche zu verbieten. Da kommt in der Tat auch keine Heimtiergruppe grundsätzlich besser weg als andere (Arthropoden vielleicht ausgenommen). Ich könnte da Stories erzählen...Doch erstens wäre das in der Tat zum psychischen Schaden vieler Menschen, zweitens brächte es eine Naturentfremdung mit sich, die durchaus in ökologischen Katastrophen münden könnte (man schützt, was man kennt und liebt, die meisten aktiven und effektiven Naturschützer halten Tiere und sind durch die Tierhaltung zum Naturschutz gekommen. Viele kümmern sich gerade intensiv um den Schutz der Heimat der Tiere, die sie selber daheim pflegen)
Und last not least ist artgerechte Haltung mit keinen oder wenigen Abstrichen gegenüber dem Freileben, teils sogar mit für das Individuum erheblichen Vorteilen gegenüber dem Freileben für all diese Tiere möglich. Information, Aufklärung, Initiative, Erfindungsreichtum und Engagement sind hier die Stichworte. Bequemlichkeit und Gleichgültigkeit aber auch Vermenschlichung die Feinde.

Viele Grüße

Ingo

Hintermann 13.06.2013 15:11

Hi Ingo,

als wenn ich es gewusst hätte eine detaillierte und fundierte Antwort zu bekommen. :D
Ich gehe in vielerlei Hinsicht mit Dir konform - bin selbst Papagei Besitzer (na gut...Alexandersittich) gewesen (als Kind selbst gefangen und in einer großen Wohnung ohne Käfig gehalten). Der Vogel musste zumindest nicht Land und Kontinent verlassen wie es viele tun müssen (nicht bei Dir, ich weiss). Und im Bücherregal hatten wir (wie wir leider sehr spät feststellten) nur noch Buchrücken mit Konfettihäufchen dahinter:lol:

Ich bin oft nach Australien gereist weil meine Frau dort arbeitete und war so was von verzückt über die Gelbhaubenkakadus und bunten Sittiche die einem dort aus der Hand fraßen (bzw. es ist schon interessant wieviele davon auf eine Hand passen:eek:) Das lässt einem das Herz höher schlagen und man freut sich, dass sie wieder davon flattern können und in ihrer natürlichen Umgebung leben können - wer sich gerade dort Vögel hält hat einen Hau weg


Dennoch beschleicht mich bei eingesperrten Vögeln immer das gleiche Gefühl des Mitleids - ebenso geht es mir bei Primaten, Elefanten und Delfinen im Zoo. Ich kann mir nicht helfen - obwohl ich Vögel (oder weil) sehr mag - ich könnte keines mehr haben.

Grundsätzlich wollte ich die bedachte Tierhaltung nicht in Frage stellen - ich bin immer wieder überrascht wie ein Tier den "besseren" Menschen aus einem herausholen kann.

Nichts für ungut -es kam mir gerade über den Sinn :)

Mark

ingoKober 13.06.2013 17:50

Absolut OK.
letztlich halte ich meine Tiere, weil ich an ihnen Spass habe. Das ist völlig egoistisch.
Ich bemühe mich zwar, mit meiner Tierhaltung keine Wildbestände zu schädigen, die lokale Umwelt nicht negativ zu beeinflussen und jedem Tier artgerechte Unterbringung zu geben. Spass habe ich auch an Vermehrung und Aufzucht....aber eine objektive Rechtfertigung ist auch das nicht.
Mein Stromverbrauch (> 12000 kWh/Jahr) ist definitiv eine Ökosünde dabei, mit der ich nicht glücklich bin, die es aber nicht schafft, mir die Tierhaltung auszutreiben.
Ob ich allen Tieren ausreichend gerecht werde kann ich trotz aller Bemühungen natürlich nicht garantieren, denn am Ende ist die Motivation natürlich wie gesagt reiner Eigennutz. Die einzigen objektiv sinnvollen Nebenprodukte mögen ein paar publizierte neue Erkenntnisse zu Verhalten und Vermehrung sein, Bücher, die vielleicht helfen, Tierleid vorzubeugen und mein durch meine Haltung motiviertes gelegentliches Engagement in Schutzprojekten.
Aber abgesehen von meiner Freude daran gibt es keinen Grund, meine Tiere bei mir zu halten. Daher muss ich auch jede Kritik akzeptieren.
Aber reden kann ich ja viel, vieleicht gehts meinen Viechern trotzdem schlecht. Who knows?
Teile meiner Tierhaltung zu beurteilen hilft vielleicht dieses Filmchen
http://www.myvideo.de/watch/8783420/..._Dr_Ingo_Kober
Hier im Forum hat lediglich Dana mal einen Kurzrundgang durch meinen Zoo bekommen und hat vielleicht einen Eindruck.

Viele Grüße

Ingo

Hintermann 13.06.2013 19:23

Zitat:

Zitat von ingoKober (Beitrag 1456053)
Absolut OK.
letztlich halte ich meine Tiere, weil ich an ihnen Spass habe. Das ist völlig egoistisch.
Ich bemühe mich zwar, mit meiner Tierhaltung keine Wildbestände zu schädigen, die lokale Umwelt nicht negativ zu beeinflussen und jedem Tier artgerechte Unterbringung zu geben. Spass habe ich auch an Vermehrung und Aufzucht....aber eine objektive Rechtfertigung ist auch das nicht.
Mein Stromverbrauch (> 12000 kWh/Jahr) ist definitiv eine Ökosünde dabei, mit der ich nicht glücklich bin, die es aber nicht schafft, mir die Tierhaltung auszutreiben.
Ob ich allen Tieren ausreichend gerecht werde kann ich trotz aller Bemühungen natürlich nicht garantieren, denn am Ende ist die Motivation natürlich wie gesagt reiner Eigennutz. Die einzigen objektiv sinnvollen Nebenprodukte mögen ein paar publizierte neue Erkenntnisse zu Verhalten und Vermehrung sein, Bücher, die vielleicht helfen, Tierleid vorzubeugen und mein durch meine Haltung motiviertes gelegentliches Engagement in Schutzprojekten.
Aber abgesehen von meiner Freude daran gibt es keinen Grund, meine Tiere bei mir zu halten. Daher muss ich auch jede Kritik akzeptieren.
Aber reden kann ich ja viel, vieleicht gehts meinen Viechern trotzdem schlecht. Who knows?
Teile meiner Tierhaltung zu beurteilen hilft vielleicht dieses Filmchen
http://www.myvideo.de/watch/8783420/..._Dr_Ingo_Kober
Hier im Forum hat lediglich Dana mal einen Kurzrundgang durch meinen Zoo bekommen und hat vielleicht einen Eindruck.

Viele Grüße

Ingo

Hi Ingo,

ich glaube nicht, dass man bei Dir von einem normalen Tierhalter sprechen kann und darf - schon eher Zoodirektor :)
Bei Dir sind das schon Dimensionen...puh - ich hoffe ich darf mir das auch mal bei einer Gelegenheit anschauen. Mein Onkel hatte acu einen Privatzoo - mit Antilopen, Gemsen und Schneeleoparden (Tolle Mischung, jedoch waren diese Katzen bei ihm nur aufgefangen worden weil sie durch Transportschäden nicht mehr schön genug für die Europäischen Zoos waren) Tiere (alle) haben mich schon immer fasziniert - vielleicht habe ich auch deswegen eine Biologin geheiratet :shock: - allerdings eine Arachnologin:roll:

Ich danke für das Teilen und das konstruktive Gespräch :top:

Ich glaube wir verstehen uns und dass Du Dich unnötigerweise, gerade aber auch auf diese Weise versuchst Dich zu rechtfertigen, zeigt dass Du, was dieses Thema betrifft, absolut integer bist

Mark

dey 14.06.2013 08:53

Zitat:

Zitat von ingoKober (Beitrag 1456053)
Absolut OK.
letztlich halte ich meine Tiere, weil ich an ihnen Spass habe. Das ist völlig egoistisch.
...
....aber eine objektive Rechtfertigung ist auch das nicht.
Mein Stromverbrauch (> 12000 kWh/Jahr) ist definitiv eine Ökosünde dabei,
...
Ob ich allen Tieren ausreichend gerecht werde kann ich trotz aller Bemühungen natürlich nicht garantieren, denn am Ende ist die Motivation natürlich wie gesagt reiner Eigennutz. .

Du unterstellst am Anfang dieses Thema vielen Katzenhaltern eine Art Blindheit gegenüber dem schädlichen Verhalten ihrer Freigängerhaustiere.

Du weisst das Thema Haustierhaltung sehr gut einzuschätzen (sehenden Auges) und änderst es bei dir trotzdem nicht (schwarzes Tuch vor den sehenden Augen). Deine Kritik an den Freigängerkatzenhaltern ist haltlos.
Ihr erliegt demselben Virus; der Liebe zum Tier, ausgedrückt in dem Zwang diese um sich haben zu müssen.

Da bin ich in meinem Tierschutz weiter: jegliche annähernd artgerechte Haltung ist mit schlicht zu aufwendig. Alles andere ist für mich Tierquälerei.

bydey

wanderer2022 14.06.2013 09:10

Mein Hund ist aus Mallorca, genauer aus einer Tötungsanstalt die die tollen Bewohner der Insel für nicht erwünschte Hunde dort eingerichtet haben. Im Best Case setzen sie die aus oder geben sie ab, manchmal fliegen die aus dem Fenster, bei 100 kmh, dann Fangen die lieben Bewohner die Hunde und geben sie in den Tötungsstationen ab. Dort werden sie dann einfach tot gespritzt. Ich halte es zumindest mal nicht für Tierquälerei wenn ich mich um so einen armen Kerl kümmere. Er hat seinen umzäunten Garten und ist froh wenn er dort in der Sonne liegen kann und ihn keine frei laufende Katze belästigt. Auf Malle war er Freigänger wie die Katzen, ich denke aber, es geht ihm nun besser in seinem Garten und Tierquälerei ist das nun wirklich nicht.

dey 14.06.2013 09:21

Zitat:

Zitat von wanderer2022 (Beitrag 1456256)
Tierquälerei ist das nun wirklich nicht.

Du löst ein Problem welches ohne das Bedürfnis Haustiere um sich zu haben gar nicht entstanden wäre.
Dein Einsatz ehrt dich. Nur bist du blind für die eigentliche Ursache.

bydey

ingoKober 14.06.2013 09:24

Unserer hat die gleiche Herkunft. In den ersten beiden Jahren vierstellige Tierarztkosten, unsere Tierärztin hat inzwischen eine Einzugsermächtigung für unser Konto. Heute ist er lebensfroh und munter. Ein einfacher Hund zwar nicht, sondern einer der Arbeit macht und bleibende Baustellen hat, aber wir lieben ihn.

-> Bild in der Galerie
...aber ich glaube, es ging inzwischen weniger um domestizierte Tiere als um Wildtiere in Menschenobhut.

Viele Grüße

Ingo

wanderer2022 14.06.2013 09:26

Na dey ich hoffe Du bist dann Veganer, wenn nicht schließt Du die Augen vor Deinen Bedürfnissen und den damit verbunden Tierhaltungen.


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