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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Qualitätsbeurteilung Bokeh


artzuk
31.01.2011, 17:35
Hallo,

da ich immer wieder lese, dass bestimmte Objektive ein traumhaftes Bokeh haben, stellt sich mir die Frage, ob man so etwas objektiv beurteilen kann. Gibt es Qualitätsmerkmale, oder ist alles eine Geschmacksfrage?

Ich habe z.B. paar Fotos, wo mir das Bokeh super gefällt. Es ist eher kunstvoll als schlichtes "weich werden". Nun habe ich die Bilder heute einen Kollegen (mit ner ollen Nikon :twisted:) gezeigt, der meinte auf Anhieb, das Bokeh sei grauenvoll! Ohne dass ich ein Wort darüber verloren habe.

Jetzt bin ich mal gespannt ... :)

[Edit: Ihr habt Recht, Bokeh und nicht Boukeh :D]

derBlubb
31.01.2011, 17:42
Du könntest ja mal ein Foto mit "grauenhaftem" Boukeh zeigen.

kitschi
31.01.2011, 17:52
vergleich mal das Bokeh von einem normalen Tele mit dem 500er Reflex, da sieht man eben, dass das 500er durch seine Konstruktion lauter Donuts produziert die teilweise doch sehr unruhig wirken;)

das schönste Bokeh hat sicher unser 135 STF:D

der_knipser
31.01.2011, 18:00
Ein schönes Bokeh (so ist die richtige Schreibweise) ist weich und unscharf, und bildet keine Doppelkonturen. Das Bokeh bildet die Blendenform des Objektivs nach, deshalb haben Objektive mit runder Blende (oder eben mit Offenblende) meist ein schöneres Bokeh als solche mit eckiger Blende.

kitschi
31.01.2011, 18:04
ich glaub hier wird es sehr gut gezeigt;)

http://kurtmunger.com/bokeh_samplerid22.html

steve.hatton
31.01.2011, 18:33
Und hier wird`s erklärt - auch die Schreibweise:

http://de.wikipedia.org/wiki/Bokeh

artzuk
31.01.2011, 18:55
*Hüstel* .. ich passe mal schnell die Schreibweise an, bevor ich weiter lese :shock:

artzuk
01.02.2011, 00:02
Dankeschön für den Link, der fasst das Thema schön zusammen.

Kann man also sagen, dass umso weicher das Bokeh ist, umso besser ist es? Donuts und harte Kanten an Lichtern sind schlecht? Oder ist das zu allgemein gefasst?

Die Bilder hab ich mal hier zur Kritik gestellt.
http://www.sonyuserforum.de/forum/showthread.php?p=1140553#post1140553

red
01.02.2011, 01:15
Naja gut ist, was gefällt. Ich mag z.B. eckige Bokehs, ich finde daran nichts schlimmes.
Wenn du dein ganz eigenes Bokeh möchtest, schau dir mal das "Lensbaby Composer" an. Dafür gibt es blanko-Blenden, in die du eigene Blendenformen schneiden kannst, so dass das Bokeh die Form von Sternen, Herzen oder was auch immer annimmt.

Daydreamer
01.02.2011, 08:13
Bokeh ist Geschmackssache, aber anscheinend sind sich viele in ihrem Geschmack recht einig. Letztlich muss es zur gewünschten Bildwirkung passen. Will ich eine Spannung zwischen Motiv und Hintergrund aufbauen, nützt es mir nichts, wenn ich ein tolles Bokeh bei Offenblende habe, in dem man selbigen nicht mehr erkennen kannn. Andererseits wäre es antürlich wieder schön, wenn man den Hintergrund abgeblendet zwar erkennen kann, aber die Unschärfekreise trotzdem homogen ineinander übergehen.

Hier mal ein Bild, bei dem mir das Bokeh sehr gut gefällt, das Motiv ist eben optisch vom Hintergrund gelöst. Wäre aber schlimm wenn jedes meiner Bilder so aussehen würde, bokeh hin oder her ;)
843/23AC2176s.jpg
-> Bild in der Galerie (http://www.sonyuserforum.de/galerie/details.php?image_id=82350)

Bei Sportfotos ist das besondere Bokeh (die bunten Zuschauerflecken im Hintergrund) hingegen fast schon pflicht, will man ein auf Laien "professionell" wirkendes Bild haben - die kennen es in aller Regel nur so aus den Zeitungen und Magazinen ;)

849/23AC5299_s.jpg
-> Bild in der Galerie (http://www.sonyuserforum.de/galerie/details.php?image_id=119962)

hwinner
01.02.2011, 23:01
Wenn man ein 135mm STF erstmals benutzt hat, wird man sehr sensibel hinsichtlich des Bokehs. Denn dann wirkt fast alles, was man vorher offenblendig freigestellt hat und sich daran erfreut hat, nun eher misslungen. Natürlich kann man nicht alles mit dem 135 mm fotografieren, aber es finden sich kaum noch Bokeh-Szenarien, bei denen die härteren Ränder besser wirken als die weichen. Und die "Donuts" des Reflektorobjektivs, wie sie im Forum zu sehen sind, sind oft eine Beleidigung des Auges und nur noch mit EBV zu retten.
Meine Empfehlung: entweder ein 135 STF besorgen (neu 1000€+) oder niemals den ernsthaften Vergleich wagen (gibt nur ein schlechtes Gewissen bei Nichtbesitz).
Bei Besitz des 135 STF kann sich auch ein (höchst seltenes) Überlegenheitsgefühl gegenüber CANIKONer einstellen, aber dafür allein für dieses Gefühl sind 1000 € sicherlich zu teuer.
Manchmal träume ich davon, dass Sony auch mal ein 70 bis 85 mm mit STF (Festbrennweite) herausbringt, weil das äußerst praktisch für Portraits wäre; aber es eher zu befürchten, dass Sony das 135 mm STF aus alten Minolta-Zeiten irgendwann aufgibt.


Gruß hw

cdan
01.02.2011, 23:28
Wenn man ein 135mm STF erstmals benutzt hat, wird man sehr sensibel hinsichtlich des Bokehs. Denn dann wirkt fast alles, was man vorher offenblendig freigestellt hat und sich daran erfreut hat, nun eher misslungen.

Das 135er STF ist nur so gut wie der Fotograf der mit ihm arbeitet. Es so in den Himmel zu loben wie du das hier machst ist ehrenwert, aber gleichzeitig auch falsch, denn es gibt genügend andere Objektive, die ein ebenso hervorragendes Bokeh zaubern können. Das ist aber immer auch sehr vom eigenen Geschmack abhängig und nicht unbedingt eine Frage von 1.000 Euro.

kitschi
01.02.2011, 23:33
Das 135er STF ist nur so gut wie der Fotograf der mit ihm arbeitet. Es so in den Himmel zu loben wie du das hier machst ist ehrenwert, aber gleichzeitig auch falsch, denn es gibt genügend andere Objektive, die ein ebenso hervorragendes Bokeh zaubern können. Das ist aber immer auch sehr vom eigenen Geschmack abhängig und nicht unbedingt eine Frage von 1.000 Euro.

das stimmt, denn mit meinem 90er Tamron zauber ich auch so ein Bokeh her und das kostet nur 1/3 vom STF:D

alberich
01.02.2011, 23:51
das stimmt, denn mit meinem 90er Tamron zauber ich auch so ein Bokeh her und das kostet nur 1/3 vom STF:D

Sicher nicht.
So gut das Bokeh vom Tamron ist, ein Bokeh wie es das STF macht, macht nur das STF, da hilft auch kein "zaubern".

hwinner
01.02.2011, 23:55
Es war nicht meine Absicht, ein Objektiv hochzuloben (auch wenn ich persönlich begeistert bin).
Aber hinter dem STF steht eine Abbildungsphysik, die einzigartig ist (und mit Nachteilen besetzt, z.B. prinzipiell kein AF). Alle anderen Objektive machen ihre Sache gut, wenn sie einen runden Zerstreuungskreis haben. Nur so können eine hohe Lichtstärke gewinnen und die Randstrahlen für einen Phasen-AF bereitstellen. Eine Weichzeichnung der Zerstreuungskreise gelingt nur nach dem STF-Prinzip. Aber rein optisch (also ohne EBV) kommt man ohne die Nachteile des STF nicht an die Weichheit der Zerstreuung.
Soviel zur Abbildungsphysik. Der Bildeindruck wird durch viele, individuell unterschiedliche Kriterien gebildet, und der Bokeh-Eindruck sowieso. Und ein schönes Bokeh macht das Bild nicht von allein auch interessant und sehenswert.
Aber nur, wer den Unterschied kennt, kann vom Erleben dieses Unterschieds auch sprechen. Und das war meine Absicht.


Gruß hw

Tom
02.02.2011, 00:44
So gut das Bokeh vom Tamron ist, ein Bokeh wie es das STF macht, macht nur das STF, da hilft auch kein "zaubern".
"Zaubern" kann man da wohl nur mit dem STF, indem man den Effekt im Gegensatz zu herkömmlichen Objektiven auch noch verschieden stark einstellen kann (wenn ich das Prinzip richtig verstanden habe). ;)

alberich
02.02.2011, 01:19
"Zaubern" kann man da wohl nur mit dem STF, ...

Falls es doch noch nicht alle kennen sollten.
www.the135stf.net (http://www.the135stf.net/handling.html)

:)

RainerV
02.02.2011, 01:47
"Zaubern" kann man da wohl nur mit dem STF, indem man den Effekt im Gegensatz zu herkömmlichen Objektiven auch noch verschieden stark einstellen kann (wenn ich das Prinzip richtig verstanden habe). ;)

Beim STF kann man "nur" durch die Wahl der Blende auf die Wirkung Einfluß nehmen. Klar, die Wirkung beschränkt sich ja auf den Unscharfbereich, wenn alles von vorne bis hinten scharf ist, dann gibts auch keinen STF-"Effekt" . Zu diesem Zweck gibt es eine eigene, über einen Blendenring manuell stufenlos einstellbare Blende zusätzlich zu der von der Kamera zu steuernden Blende. Das macht man aber eigentlich nicht. Das STF benutzt man eigentlich immer bei Offenblende. ;)

Rainer

P.S. Das STF wird gerne mit einem Softfocus-Objektiv, das es ja von Minolta auch gab, und das es erlaubte, den Grad der Weichzeichnung einzustellen, verwechselt. Ist aber was ganz anderes. Es ist ein Objektiv mit ausgezeichneter Schärfeleistung.

turboengine
02.02.2011, 02:37
Das STF benutzt man eigentlich immer bei Offenblende. ;)

Au contraire...

Dank der 10 (!) Lamellen der manuellen Blende degradiert das Bokeh nicht merklich, auch wenn man bei Nahaufnahmen einen ausgedehnteren Schärfentiefenbereich braucht. Der "STF-Effekt" ist zwar etwas reduziert, aber das STF hat auch bei T=6.3 noch seinen Reiz.

859/STF_6_3.jpg
-> Bild in der Galerie (http://www.sonyuserforum.de/galerie/details.php?image_id=120006)

Oder etwa nicht?

Jan
02.02.2011, 09:42
Das ist ein erfrischend Sachlicher Thread und ein spannendes Thema.

Bokeh ist zum Teil sicher Geschmacksache und auch Ergebnis einer Güterabwägung bei der Objektivrechnung.

Wichtig finde ich, zwischen geringer Tiefenschärfe und feinem Bokeh zu unterscheiden, am deutlichsten wird das bei den Doppelkonturen, die bei manchem 50/1,4 gerade auch bei Offenblende unschön sind.

Die Blendenform beeinflusst auf eine recht nachvollziehbare Weise das Bokeh, aber für mienen persönlichen Geschmack ist es weniger entscheidend, ob ich Stoppschilder, Sägezähne (naja), 8-Ecke oder kreisscheibchen sehe, solange sie recht weich und homogen in ihrer Helligkeit wirken.

Mal schauen, ob Ihr (oder ich) auch noch ein paar Bilder zeigen.

Übrigens das STF ist ein spezielles Bokeh-Objektiv, von Nikon gibt es andere Spezialisten und von Nikon gab es mal die Variosoft-Objektive (Weichzeichner, nicht Bokeh), die letztgenannten haben auch die Möglichkeit ihre spezielle Effekte einzustellen.

Übrigens habe ich zuletzt einmal Kinderbilder durchgesehen (bei der Tochter viele mit einem MF-Tele (MD 135/2,8), mein Sohn die meisten mit der D7Hi), das feine Bokeh des alten Tele springt ins Auge.

Grüße
Jan

P.S.: Kennt Ihr auch die Anti-Freistellungs-Fraktion: "Guck mal, da hinten sitzt auch noch Tante Trudi, aber leider ist die total unscharf ..."

cdan
02.02.2011, 10:10
...das feine Bokeh des alten Tele springt ins Auge.

Auch das Minolta 100-300mm f4.5-5.6 AF-APO kann ein wunderbares Bokeh hervorbringen. Dieses Objektiv habe ich immer sehr gemocht.

artzuk
02.02.2011, 10:54
Ich habe gerade in der Objektivdatenbank nach dem Minolta 100-300 gestöbert und folgendes Bild gefunden:
6/DSC03982-1.JPG
-> Bild in der Galerie (http://www.sonyuserforum.de/galerie/details.php?image_id=55207)
Ist das Bokeh wirklich schön?


Danke für den Link zu der 135 STF Seite. Die Sample Bilder sind echt super. Da kann ich mich voll und ganz anschließen, dass dieses Bokeh spitze ist.

T.Hein
02.02.2011, 13:45
das stimmt, denn mit meinem 90er Tamron zauber ich auch so ein Bokeh her und das kostet nur 1/3 vom STF:D

Es gibt natürlich viele Objektive mit gutem Bokeh, wie z.B. die beiden Tarmon Macros und sicher auch einige mit sehr gutem wie das CZ 1,8/135 oder das alte Minolta MC 1,2/58, aber das Spitzenbokeh des STF kann sicher kein anderes. Klar gibt es Bedingungen, z.B. weit entfernter homogener Hintergrund, bei denen man beim besten Willen keinen Unterschied sieht. Aber gerade bei nahen, unruhigen, bunten Hintergründen erkennt man das STF immer.
Ob einem das den Aufwand wert ist, muss jeder selber entscheiden, denn auch hier gilt, die letzten 10% mehr Qualität oder Leistung erfordern 200% mehr Aufwand. Ich kann jeden verstehen, der sich hier für die billigere Lösung entscheidet.
Aber wer behauptet, mit einem anderen Objektiv unter allen Bedingungen das gleiche Bokeh zu schaffen, hat entweder Tomaten auf den Augen oder noch nie ein STF benutzt.

usch
02.02.2011, 17:58
Wenn man ein 135mm STF erstmals benutzt hat, wird man sehr sensibel hinsichtlich des Bokehs.
Witzigerweise kann ich mit dem STF-Bokeh überhaupt nichts anfangen. Es ist mir zu weich, für mich sieht das aus, als wäre da jemand in Photoshop mit einem Gaußfilter drübergegangen. Irgendwie brauche ich im unscharfen Bereich erkennbare Blendenkringel, an deren unterschiedlichem Durchmesser man abschätzen kann, wie weit das Objekt von der Schärfeebene entfernt war.

Soviel zu Bokeh und Geschmackssache. :)

Pollux58
02.02.2011, 20:02
Hallo,

ich denke das ist ein zwei, dreischneidiges Schwert:D

Als Beispiele zeige ich mal vier Bilder.

Tamron SP 70-200, Abstand so ca 3 Meter zum Pferd, Hintergrund in etwa 50 Meter

http://www.sonyuserforum.de/galerie/data/thumbnails/1024/Wer_stoert_mich_da_beim_Mittagessen.jpg (http://www.sonyuserforum.de/galerie/details.php?image_id=105031)

Sony Kitlinse 55-200, Abstand zum Hund 2 Meter, Hintergrund in etwa 300 Meter, keine weiteren Störungen im Hintergrund die näher sind.

http://www.sonyuserforum.de/galerie/data/thumbnails/1020/to_relax.jpg (http://www.sonyuserforum.de/galerie/details.php?image_id=101211)


Tamron SP 90 mm, Abstand zum Handschuh ca. 50 cm, Hintergrund in etwa 3 Meter nur vereinzelte Äste.

http://www.sonyuserforum.de/galerie/data/thumbnails/876/Handzeichen_1.jpg (http://www.sonyuserforum.de/galerie/details.php?image_id=119891)

Tamron SP 90 mm, Abstand zum Handschuh ebenfalls ca.50 cm, Hintergrund ist eine eine Reihe von Bäumen in unterschiedlichen Abständen, Ausdehnung so ca 10 Meter, in einem Abstand zum Motiv von ca 5 meter.

http://www.sonyuserforum.de/galerie/data/thumbnails/876/Handzeichen_2.jpg (http://www.sonyuserforum.de/galerie/details.php?image_id=119892)

So generell kann man eigentlich keine Aussage tätigen, es kommt sehr auf den Hintergrund und die Abstände an und dann ist ein gelobtes Objektiv mal gut mal schlecht.

Das STF lasse ich mal aussen vor, da ich es nicht habe und es mir aller Wahrscheinlichkeit auch nicht erwerben werde, der Einsatz wäre bei mir zu gering.

Mein kleiner Beitrag hier und die Bilder sind von mir was den Hintergrund angeht nicht bearbeitet, die Arbeit war beim fotografieren erledigt.

Interpretieren kann man natürlich.

Grüsse, Maik

cdan
02.02.2011, 20:40
Ist das Bokeh wirklich schön?

In diesem Fall nicht und daher schrieb ich auch:

...kann ein wunderbares Bokeh hervorbringen...

Das setzt voraus, dass sich nicht unmittelbar hinter dem frei zustellenden Objekt z.B. Gestrüpp befindet. Es gibt Faktoren, die das Bokeh negativ beeinflussen und das gezeigte Bild ist ein recht gutes Beispiel für diesen Fall.

kitschi
02.02.2011, 20:42
859/_DSC1396-3.jpg
-> Bild in der Galerie (http://www.sonyuserforum.de/galerie/details.php?image_id=120059)

ich meine mal, dass hier auch ein schöne Bokeh vorliegt:oops:

alberich
02.02.2011, 21:00
ich meine mal, dass hier auch ein schöne Bokeh vorliegt:oops:

Ein unscharfes Blütenblatt, ein scharfer Stempel und hinter der Unschärfebene wieder was "scharfes"?

Filterkrempel.

Schön is' was anderes, zumiondest nach meinem Verständnis.

kitschi
02.02.2011, 21:20
Ein unscharfes Blütenblatt, ein scharfer Stempel und hinter der Unschärfebene wieder was "scharfes"?

Filterkrempel.

Schön is' was anderes, zumiondest nach meinem Verständnis.

nix Filterkrempel;)

japro
03.02.2011, 01:16
P.S.: Kennt Ihr auch die Anti-Freistellungs-Fraktion: "Guck mal, da hinten sitzt auch noch Tante Trudi, aber leider ist die total unscharf ..."

Das ganze wird nur gern übertrieben. Das ist ein bischen so wie mit einem schlechten Witz: Wenn eine Erklärung nötig ist, dann ist das Foto/der Witz nicht so toll.

Wenn man sich also jemals dabei erwischt der entäuschten Tante Trudi das Konzept Bokeh zu erklären, dann sollte man noch mal genau darüber nachdenken ob das Foto nicht seinen Zweck verfehlt hat ;). Viel zu häufig kommt mir vor, fotografiert der "Bokeh Kenner" nur um eine grosse blende zu benutzen und nicht weil es dem Bild wirklich hilft.

Jan
03.02.2011, 09:03
Das erste Tamron-Bild finde ich richtig prima. Gerade bei solch einem Bild sieht man, was das Objektiv leistet.

Ohne Strukturen im HG mach jedes Objektiv ein feines Bokeh, bei extrem kleiner Tiefenschärfe (Makro) gelingt das auch meist.

Jan

Pollux58
03.02.2011, 18:57
Hallo Jan,

meinst Du jetzt meine Pferdeaufnahme?

Gruß, Maik

artzuk
04.02.2011, 14:37
Ich stell mir gerade die Frage, ob man ein 135mm STF mit einen 85mm f1.4 vergleichen kann, wenn man das gleiche Motiv mit den selben Bildausschnitt fotografiert? Natürlich jeweils bei Offenblende. Oder hinkt der Vergleich?

usch
04.02.2011, 15:09
Ich stell mir gerade die Frage, ob man ein 135mm STF mit einen 85mm f1.4 vergleichen kann, wenn man das gleiche Motiv mit den selben Bildausschnitt fotografiert? Natürlich jeweils bei Offenblende.
Nein, das kannst du nicht vergleichen. Wenn du z.B. eine punktförmige Lichtquelle unscharf abbildest, hast du bei herkömmlichen Objektiven immer einen Fleck in Form der Blendenöffnung. Bei f/1,4 ist der Fleck größer als bei f/2,8, aber es bleibt immer noch ein Fleck mit vergleichsweise scharfen Rändern. Das STF ist dagegen extra so konstruiert, daß auch diese Ränder noch in Unschärfe zerfließen und du wirklich nur noch einen undefinierbaren Blubb hast.

Mir persönlich ist das zu unscharf, aber mit der Meinung bin ich wohl alleine. :D

japro
04.02.2011, 15:58
Verwenden wir das Wort "vergleichbar" im sinne von: "man kann einen Vergleich anstellen" oder von: "sie sind ähnlich im Verhalten"?

usch
04.02.2011, 16:13
"Einen Vergleich anstellen" kannst du immer. Eine Banane schmeckt besser als ein Moped, ist aber dafür nicht so schnell, außer im freien Fall. :P

hwinner
04.02.2011, 19:37
Für einen Vergleich sollte die Blende auf etwa gleiche Schärfentiefe angepasst sein, wobei die als 2,8 für die Schärfentiefe beim 135 mm STF bei Offenblende anzusetzen ist (Lichtstärke ist effektiv nur 4,5). Ich vermute, ohne den Schärfentiefenrechner benutzt zu haben, dass 85 mm/1,8 offenblendig eine merklich geringere Schärfentiefe hat, so ein bisschen Abblenden auf 2,2 oder sogar auf 2,8 notwendig ist, um gleiche Bedingungen zur Schärfentiefe zu erreichen und um so nur das Bokeh zu unterscheiden.

Natürlich kann das Potential der Blende 1,8 auch für einen Extra-Bokeh-Effekt eingesetzt werden, da dadurch die Zerstreuungskreise größer werden und der Hintergrund besser getrennt werden kann, aber man riskiert damit auch Unschärfe auf dem freizustellenden Objekt.

Gruß hw

usch
04.02.2011, 20:18
Da ein Bild mehr sagt als ein drei Seiten langer Thread:

Bokeh-Vergleich (http://artaphot.ch/index.php?option=com_content&task=view&id=17&Itemid=43) (in der Objektivdatenbank gefunden)

weberhj
04.02.2011, 21:14
Zunächst mal sollte man folgendes klarstellen:

Es gibt Situationen wo jedes Objektiv (auch eines mit verschrieenem Bokeh) ein 1A Bokeh schafft, z.B. Brennweite >= 70mm, Motiv in 1-3m, Hintergrund ohne Spitzlichter in großer Entfernung z.B. > 100m, Blende <=f5.6. Das kann selbst ein Zoom mit sonst üblem Bokeh.

Weit kritischer sind Situationen in denen der unscharfe Bereiche in der Tiefe vor und hinter der Schärfeebene gestaffelt sind und darin helle und/oder kontrastreiche Motivbereiche auftauchen. Da kann ein Objektiv das die obige Situation noch problemlos gemeistert hat ganz schnell ein unschönes Resultat erzeugen.

Die meisten Festbrennweiten sind hinsichtlich des Bokeh etwas besser als Zooms, vor allem im normalbrennweitigen Bereich. Aber auch diese Fesbrennweiten zeigen bei offener Blende üblicherweise nicht gerade ihr schönstes Bokeh. Auch Objektive wie ein MC Rokkor 1:1.2 58mm oder auch ein Minolta AF 1.4 85mm G (D) die ja für schönes Bokeh bekannt sind zeigen bei offener Blende alles andere, nur kein schönes Bokeh, aber auf etwa f2.8 abgeblendet zeigen sie 1A Bokeh.

Das STF zeigt, und das ist das besondere, immer und in allen Situationen ein 1A Bokeh, man kann sich einfach darauf verlassen. Ich kenne zwei Profis persönlich, die nur wegen dem STF eine Sony FF als Zweitsystem angeschafft haben.

BG Hans

turboengine
04.02.2011, 22:38
Die STF-Fotos zeichnet vor allem die Farbigkeit des Bokehs aus. Bei anderen Optiken verfliesst alles in Grau, das STF erhält die Farbe. Tante Helga ist dann nicht als grauer Matsch, sondern als roter Punkt vom Kleid und schwarzer Punkt vom Hut sichtbar ;-)

In dem oben verlinkten Bokehvergleich ist das auch schön zu sehen und in meinem ersten Bild in diesem Thread ebenfalls.

Selbstverständlich gibt es Objektive die auch bei Offenblende wunderschönes Bokeh haben.

818/135ZA_Bokeh.jpg
-> Bild in der Galerie (http://www.sonyuserforum.de/galerie/details.php?image_id=96195)

japro
04.02.2011, 22:53
Was beim STF gerne übersehen wird ist sein kompromissloses Design auch in anderer hinsicht als jetzt nur bezüglich des Bokehs. Andere Optiken mit vergleichbarer oder gar grösserer Öffnung zeigen immer diesen "Katzenaugeneffekt". Im Bild von Turboengine direkt über diesem Beitrag sieht man das z.B. recht gut. Gegen den Rand hin sind die Unschärfescheibchen nicht mehr kreisrund. Dieser Effekt ist es auch der für den Grossteil der Vignettierung verantworlich ist. Beim STF kannte Minolta aber keine Kompromisse und hat es so konstruiert, dass die Unschärfe "Kreise" bis zum Rand hin kreisrund bleiben, als nebeneffekt davon ist das Objektiv auch nocht Vignettierungsfrei (abgesehen vom kaum vermeidbaren cos^4 Abfall). Entsprechend ist das STF auch erheblich grösser als andere 135/2.8er, da unter anderem die Frontlinse grösser Dimensioniert sein muss als die Eintrittspupille.

chkircher
04.02.2011, 23:30
Ich habe da auch noch nen Link (http://www.zeiss.de/C12567A8003B8B6F/EmbedTitelIntern/CLN_35_Bokeh_DE/$File/CLN35_Bokeh_de.pdf)
(Zu meiner Schande; ich habe es immer noch nicht gelesen...)

Ich persönlich finde das Bokeh des STF Spitzenklasse. Angeblich lieben die Asiaten diese Objektiv, da es so cremig ist.

Ich habe mir letzes Jahr ein Sony 75-300 G zugelegt, da mir das Bokeh des Minolta 75-300mm f4.5-5.6 AF Vs II nicht so zusagte. Meine Erwartung wurde erfüllt und die Hautsache wurde erfüllt: ich bin zufrieden!

Das 35-105 Minolta Ofenrohr oder das 35-70 f4 Ofenrohr sind dagengen Grottenschlecht.

Loben an dieser Stelle möchte ich mal das Tamron 17-50 f2,8. Was ich so bei Dyxum gesehen habe, scheint das Tamron 28-75 F2,8 mein nächstes zu werden, da mir diese Bokeh auch sehr gut gefällt.

Es stimmt schon, dass der Hintergrund für ein Bokeh entscheidend ist (Abstand, Kontrast...). Das Minolta 50 1,7 finde ich hier auch ganz Prima. Wenn ein bis drei helle Punkte im Hintergrund dann siebeneckig sind, finde ich das auch ganz toll. Das wiederum hat dann wenig mit cremigen Dingen des STF zu tun...


841/DSC08860_1024.jpg
-> Bild in der Galerie (http://www.sonyuserforum.de/galerie/details.php?image_id=120141)


Letztendlich kommt es doch immer auf den Bildaufbau an... Wie hier (http://artaphot.ch/index.php?option=com_content&task=view&id=17&Itemid=43)erwäht, ein 3D-Effekt!


Hier übrigens ein Beispiel des Minolta 35-105 Beercan

859/DSC08427.jpg
-> Bild in der Galerie (http://www.sonyuserforum.de/galerie/details.php?image_id=120143)

artzuk
05.02.2011, 00:40
Hey, vielen Dank, dass ihr diesen Thread so konstruktiv mit super Informationen füllt. Besonders die Infos von usch und japro machen es auch endlich mir verständlich, was das STF so speziell macht! Der Bokeh-Vergleich zeigt es auch direkt in einen Bild.

Das Bild von turboengine gefällt mir auch. Das zeigt auch ganz klar, dass Bokeh auch einen subjektiven Schönheitsfaktor hat und man auch ganz gezielt das objektivspeziefische Bokeh für die Gestaltung des Bildes einsetzen kann.