Anmelden

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : SLT, DSLR oder andere Systeme?


Benny Rebel
31.12.2010, 18:21
Hi liebe Freunde der Fotografie!

Ich hoffe, wir werden heute den Silvesterabend froh und munter feiern. Des Weiteren hoffe ich, dass das Jahr 2011 für uns alle erfolgreich und schön sein wird.

Ich wurde gebeten, zum Thema SLT oder DSLR meine Meinung zu äußern. Dies tue ich an dieser Stelle gerne für die Freunde in diesem Forum.

Meiner Meinung nach haben beide Systeme, neben dem NEX-System ihre Daseinsberechtigung. Es ist sehr gut, dass wir Fotografen die Wahl haben.
Bisher habe ich von meinem Sony-System nur mit meinen A 900ern fotografiert und bin damit zufrieden. Für die Flugaufnahmen mit meinem Oktokopter habe ich die NEX 5 eingesetzt, worüber mehrfach die Presse und das Fernsehen berichtet haben.
Nun habe ich mich etwas intensiver sowohl mit der A55, als auch mit der A580 beschäftigt und zwar für den Einsatz in den Gebieten, wo meine A900-Kameras nicht geeignet sind – beispielweise für Fernsehfilmproduktionen, also Videoaufzeichnung, was die A900 nicht kann.

In dem Bereich, wo ich arbeite, benutzen wir häufig mehrere Kameras, die teilweise durch Lichtschranken oder Funkfernauslöser etc. ferngesteuert werden. Für meine 3D-Buchproduktion im Jahr 2006 hätte ich z.B. 10 verschiedene Kameras mit nach Afrika genommen. 10 weitere Kameras blieben in meinem Safe in Hannover, da ich sie für diese Expedition nicht bräuchte. Ich möchte Euch hiermit nicht erzählen, dass ich viele Kameras habe, sondern dass verschiedene Kameras für unterschiedliche Einsatzbereiche gebaut werden und dementsprechend verwendet werden sollten. Manchmal bin ich sogar gezwungen für bestimmte Aufnahmesituationen eine kleine Sucherkamera oder eine Bridgekamera aus dem Amateursegment einzusetzen.

Wir haben in der Produktionsschiene einen, wie ich finde, klugen Spruch der besagt:

„Der Inhalt rechtfertigt das Format“

Manchmal muss man eine kleine und unscheinbare Kamera einsetzen, um damit großartige Bilder einzufangen! Mit anderen Worten: Nicht immer ist das „High-End“ die Richtige Auswahl.

Bei den Profifotografen ist nie die Frage des „Entweder oder“, sondern welche Mischungen vom Equipment. Ich würde nie meine A900-Kameras verkaufen, um dann entweder die A55 oder die A580 zu kaufen, sondern würde entweder eine oder beide kleineren Kameras hinzu kaufen für den Einsatz in anderen Bereichen.

Nun zurück zu A55 und A580. Der optische Sucher der A580 ist ganz klar besser als der elektronische Sucher der A55. Das ist jedoch keineswegs ein KO-Kriterium für die A55. Ich habe sie ausgiebig ausprobiert und kann sagen, ich kann damit prima arbeiten! Nun kommen die anderen Vorteile, die dieses System mit sich bringt:
Dadurch, dass der Spiegel nicht hochklappt, entstehen weniger Vibrationen in der Kamera, was dazu führt, dass ich schärfere Bilder bekommen kann. Das ist doch ein klarer Pluspunkt für die SLT-Kameras. Desweiteren habe ich mir das Gehäuse und die Anschluss-Unterbringungen der A55 angeschaut und stellte fest, dass diese sich besonders gut für den Einsatz im Flugaufnahmebereich eignen. Da ist die A580 etwas weniger geeignet.
Dadurch dass die A55 etwas kleiner und leichter als die A580 ist, ist sie definitiv mein klarer Favorit für den Einsatz in ferngesteuerten Fluggeräten (Oktokoptern) für Filmaufnahmen! Für die Luftfotografie werde ich demnächst größere und hochwertigere Kameras – vielleicht eine von meinen A900ern mit den Zeiss-Optiken einsetzen.

Fazit:
Wenn Sony eine weitere SLT-Kamera ankündigt, heißt es noch lange nicht, dass sie die anderen Systeme aussterben lassen wollen. Jeder von uns kann schauen, was demnächst auf den Markt kommt. Wenn er das neue Modell gebrauchen kann, kann er dieses kaufen. Ansonsten kann er sich etwas gedulden bis aus dem anderen System ein neues Gerät vorgestellt wird. Ich finde es persönlich sehr erfrischend, dass der Wind nicht nur aus einer Richtung bläst. Wer mit nur einer Kamera fotografiert, hat die Wahl für sich und seine Bedürfnisse die passende Kamera zu finden und damit hoffentlich glücklich werden.

Für meine Arbeit werde ich wie immer verschiedene Kameras und Systeme gleichzeitig parat haben, damit ich für jeden Einsatz die passende Ausrüstung verwenden kann.

Euch allen wünsche ich ein frohes neues Jahr, egal ob mit DSLR, SLT, Sucherkameras oder Lochkameras ;-)

Herzliche Grüße aus dem verschneiten Hannover

Benny Rebel

Slowlens
02.01.2011, 11:37
Hallo!
Erst einmal schöne Neujahrsgrüsse zurück und viel Erfolg und interessante Motive bei Deiner Tierfotografie in 2011.


Deine Sichtweise auf die verschiedenen komplementären Kameralinien ist denke ich auch für engagierte Amateure, Forenten, oder wie man die gemeinte Gruppe sonst noch nennt, die richtige.

In den Forendiskussionen des neuen Jahrs könnte man versuchen, etwas von den verbissenen entweder-oder Diskussionen wegzukommen und sich verstärkt erfreut über die jeweiligen Vorteile der unterschiedlichen Kameratypen auszutauschen. ;)
Immerhin sind, zum Beispiel in Deiner Situation, alle Kameras Nex, A55 SLT, A580 und A900 mit unterschiedlicher Gewichtung Kameras, die sich für den professionellen Einsatz eignen.

Ich nehme an, dass Du durch die Notwendigkeit, die Qualität der Bild- oder Videoergebnisse zu optimieren, die Grenzen der Kameras ausreizen und verstehen wirst und diesbezüglich für viele Forenten Orientierung geben könntest.
Gerade bei Video, das für einige Neuland ist, gilt es im Forum noch viele Fragen zu beantworten. Willkürlich herausgegriffene Beispiele:
- welche Videobearbeitungssoftware liefert die beste oder eine ausreichende Qualität
- wie entscheidend ist die Kameraeinstellung 720 p oder 1080i hierfür
- welche Formate nimmt man am besten für die Ausgabe
- liefern A580, NEX, A55 gleich gute Qualitat oder gibt es Unterschiede
- benötigt man (und wann) tatsächlich ND Filter, um professionell nutzbare Videoqualität zu erhalten

Wie enstpannt (oder auch nicht) siehst Du den 'Qualitätsfanatismus' für private, also nicht zu verkaufende Bilder oder Videos?
Ich frage mich beim Lesen vieler Diskussionen, in denen zu Tage tritt, dass das heute beste equipment bei Erscheinen des Nachfolgeproduktes leicht als nicht mehr konkurrenzfähig und nutzbar angesehen wird, des öfteren, wie hoch der Prozentsatz der Ausnutzung der möglichen Qualitäten dieser 'veralteten' Objektive oder Kameras tatsächlich gewesen sein mag, bevor man 'feststellt', dass es für die Hobbyfotos nicht mehr reicht. ;):shock:

[Ironie an]
Vielleicht gehört Fotoequipment von Hobbyisten erstmal grundsätzlich in die Vitrine, wo es nicht aus dem Auge ist, so wie in einer dunklen Fototasche, die zu selten angesehen und angefasst wird. So hat man es ständig im Blick, kann seine Schönheit bewundern, und gerät weniger in Versuchung, gleich wieder das neueste nachzukaufen, bevor man das alte richtig genutzt hat, sondern das letztgenannte vielleicht häufiger zu nutzen.
In diesem Sinne möge 2011 das Jahr der Glasvitirinen werden. :icon_biggrin_xmas:
[Ironie aus]

Benny Rebel
02.01.2011, 15:47
Hallo!
Erst einmal schöne Neujahrsgrüsse zurück und viel Erfolg und interessante Motive bei Deiner Tierfotografie in 2011.


Deine Sichtweise auf die verschiedenen komplementären Kameralinien ist denke ich auch für engagierte Amateure, Forenten, oder wie man die gemeinte Gruppe sonst noch nennt, die richtige.

In den Forendiskussionen des neuen Jahrs könnte man versuchen, etwas von den verbissenen entweder-oder Diskussionen wegzukommen und sich verstärkt erfreut über die jeweiligen Vorteile der unterschiedlichen Kameratypen auszutauschen. ;)
Immerhin sind, zum Beispiel in Deiner Situation, alle Kameras Nex, A55 SLT, A580 und A900 mit unterschiedlicher Gewichtung Kameras, die sich für den professionellen Einsatz eignen.

Ich nehme an, dass Du durch die Notwendigkeit, die Qualität der Bild- oder Videoergebnisse zu optimieren, die Grenzen der Kameras ausreizen und verstehen wirst und diesbezüglich für viele Forenten Orientierung geben könntest.
Gerade bei Video, das für einige Neuland ist, gilt es im Forum noch viele Fragen zu beantworten. Willkürlich herausgegriffene Beispiele:
- welche Videobearbeitungssoftware liefert die beste oder eine ausreichende Qualität
- wie entscheidend ist die Kameraeinstellung 720 p oder 1080i hierfür
- welche Formate nimmt man am besten für die Ausgabe
- liefern A580, NEX, A55 gleich gute Qualitat oder gibt es Unterschiede
- benötigt man (und wann) tatsächlich ND Filter, um professionell nutzbare Videoqualität zu erhalten

Wie enstpannt (oder auch nicht) siehst Du den 'Qualitätsfanatismus' für private, also nicht zu verkaufende Bilder oder Videos?
Ich frage mich beim Lesen vieler Diskussionen, in denen zu Tage tritt, dass das heute beste equipment bei Erscheinen des Nachfolgeproduktes leicht als nicht mehr konkurrenzfähig und nutzbar angesehen wird, des öfteren, wie hoch der Prozentsatz der Ausnutzung der möglichen Qualitäten dieser 'veralteten' Objektive oder Kameras tatsächlich gewesen sein mag, bevor man 'feststellt', dass es für die Hobbyfotos nicht mehr reicht. ;):shock:

[Ironie an]
Vielleicht gehört Fotoequipment von Hobbyisten erstmal grundsätzlich in die Vitrine, wo es nicht aus dem Auge ist, so wie in einer dunklen Fototasche, die zu selten angesehen und angefasst wird. So hat man es ständig im Blick, kann seine Schönheit bewundern, und gerät weniger in Versuchung, gleich wieder das neueste nachzukaufen, bevor man das alte richtig genutzt hat, sondern das letztgenannte vielleicht häufiger zu nutzen.
In diesem Sinne möge 2011 das Jahr der Glasvitirinen werden. :icon_biggrin_xmas:
[Ironie aus]



Hallo lieber Slowlens!

Danke für Deine Bemerkungen, die sachlich und nett formuliert sind.
Dafür gibt es auch eine rasche Antwort, obwohl ich nicht gerade viel Zeit habe.

Ich versuche hiermit einiges aus der Sicht eines Produzenten zu klären.

1. Die Postproduktionssoftware, die die meisten von uns und auch die Fernsehanstalten mit arbeiten heißt „AVID“ und davon die Adrenalin-Version. Diese ist für den normalen Menschen nicht gedacht = mit allem Zubehör weit über 50 000 €! Ein HD-Schnitt-Studio mit sämtlichen dazu gehörigen Geräten kostet locker mehrere Hunderttausend Euro.
Eine alternative dazu ist Appels „Finalcut pro“, die sich auch für größere Produktionen eignet. Diese ist Preis-leistungs-mäßig sehr gut. Ein Komplettsystem von Hardware und Software kann mit etwa 5000 € angeschafft werden. Für dieses Geld kann man hiermit relativ weit kommen.
In der Semiprofiwelt arbeiten viele Kollegen mit Adobe Premiere Pro und für alle Kollegen ist die „Adobe After effects“ mittlerweile ein fester Bestandteil der Produktion.
In der Amateurecke tummeln sich zahlreiche Programme, wie Magix, Sony Vegas, Premiere Elements etc. Diese sind für den Haushaltsgebrauch ok, sind jedoch für höhere Einsätze kaum zu gebrauchen.

2. Nun zu Deiner zweiten Frage:

Wir produzieren alle in Full-HD. 720er Versionen spielen bei uns keine Rolle, da die Sender, die ich kenne alle Full-HD anfordern. Das Ausgabeformat wird vom Sender vorgeschrieben und wenn wir das Material nach der Postproduktion liefern, muss es genau das sein, was im Vertrag drin steht.
Zurzeit wird unterhalb vom HD-CAM oder XD-CAM-HD-4:2:2 (50 mbps) kaum etwas zugelassen. Zumindest nicht da, wo Hochglanz produziert wird, wie bei den Naturdokumentationen.

Hiermit beantworte ich auch im Voraus die Frage nach der Videoqualität der Spiegelreflexkameras. Im Grunde genommen sind alle DSLRs zurzeit noch äußert unbefriedigend, da deren Komprimierung sehr stark ausfällt. Die kleinen Bitraten geben uns keinen Spielraum in der Postproduktion. Bei einer Hochglanzproduktion oder auch „Blue-Chip“ genannt, wird immer eine sogenannte „Color-correction“ und „Look-Anpassung“ durchgeführt. Diese sind jedoch nur dann möglich wenn das Rohmaterial genügend Informationen liefert.

Bei einer Bitrate von weniger als 20 mbps Sony und Panasonic bis etwa 38 mbps Canon 5D MKII, liefern die Kameras nicht genügend Informationen für eine richtig hohe Qualität. Das ist vergleichbar mit der Fotografie im JPG-Format und einer hohen Kompression. Die Kinokameras, mit denen viele von unseren Kollegen arbeiten, liefern bis zu 880 mbps. Und wenn man 880 mbps mit 17mbps vergleicht, muss man kein Genie sein, um zu vermuten, dass dazwischen einiges an Qualitätsunterschiede festzustellen sein müssen.

Glücklicherweise gibt es bei jeder Filmproduktion eine Aufteilung der zu liefernden Rohmaterialien. Bei einigen Sendern ist es so, dass sie vorschreiben, dass man ihnen zu 80% Hochglanzmaterial liefern muss und die restlichen 20% mit etwas minderwertigeren Kameras gedreht sein dürfen. Vorausgesetzt es gibt eine nachvollziehbare Erklärung dafür.

Und genau hier kommen die SLRs oder SLTs etc. ins Spiel. Ich kann niemals einen kompletten Naturfilm mit einer DSLR drehen und einem seriösen Sender verkaufen können. Dafür sind sie noch zu schlecht. Ich kann jedoch bestimmte Szenen wie zum Beispiel Flugaufnahmen mit einem Oktokopter innerhalb eines Filmes und innerhalb meiner 20% Toleranz durchaus mit einer SLT-Kamera drehen und in meinem Film integrieren. Dafür sind die DSLRs mit Videofunktion sehr gut geeignet. Sie sind extrem leicht verglichen zu den Schultercamcordern, sehr klein, was in bestimmten Situationen Gold wert ist und sie kosten nur ein Bruchteil einer professionellen Filmkamera. Da kann man für ein gutes Set schnell mehrere Hunderttausend Euro Geld ausgeben.

Nun zu Deiner Frage bezüglich der Bildqualität von A 55 und A 580. Ich habe sie beide ausprobiert und konnte mit meinen Augen keinen noch so kleinen Unterschied feststellen. Sie waren beide sehr gut und was das Bildrauschen betrifft, waren beide meiner A900 überlegen! Ich werde mir vermutlich eine oder zwei A55 holen, da die kleinere und leichtere Bauweise mir etwas entgegen kommt. Des Weiteren schätze ich das System, dass der Spiegel nicht hoch klappt.
Jetzt noch das zu Deiner letzten Frage: Ja, ND-Filter und auch Verlaufsfilter sind in der Videoproduktion sehr wichtig, da die Postproduktion sehr viel aufwändiger ist als bei der Postproduktion in der Fotografie. Das heißt: alles, was man in die Produktion steckt, braucht man hinterher nicht in die Postproduktion zu stecken, was schwieriger, zeitaufwändiger und kostenintensiver sein wird.

So jetzt muss ich aber noch andere Dinge tun, die hier warten.

Ich hoffe, jedoch, dass ich Dir und einigen anderen Kollegen einen kleinen Einblick geben konnte.

Herzliche Grüße aus Hannover

Euer Benny Rebel

HPLT
02.01.2011, 19:25
Bei einer Bitrate von weniger als 20 mbps Sony und Panasonic bis etwa 38 mbps Canon 5D MKII, liefern die Kameras nicht genügend Informationen für eine richtig hohe Qualität. Das ist vergleichbar mit der Fotografie im JPG-Format und einer hohen Kompression. Die Kinokameras, mit denen viele von unseren Kollegen arbeiten, liefern bis zu 880 mbps. Und wenn man 880 mbps mit 17mbps vergleicht, muss man kein Genie sein, um zu vermuten, dass dazwischen einiges an Qualitätsunterschiede festzustellen sein müssen.


Euer Benny Rebel

Naja die 5D MK2 ist dennoch einer Pana GH2 in der Bildqualität deutlich unterlegen (selbst 720p bei der Pana sind m.M.n. besser als 1080p an der Canon). Natürlich wünsche ich mir auch in kommenden Modellen, dass die Bildqualität auch im Videomodus optimiert wird und sich zumindest in der übernächsten Generation mit den Filmoptimierten MFT-Modellen messen kann, denn dann zieht Pana schlussendlich doch den kürzeren.
Natürlich erkenne selbst ich als Laie deutliche Unterschiede zwischen einer Avatar-Blueray und meinen Aufnahmen, ich muss aber sagen das oft das Motiv entscheidender ist als die Schärfe, denn seien wir ehrlich filmt man nur Rotze in der höchsten Auflösung beeindruckt das Keinen.
Außerdem kann man mit guter Color Correction selbst bei den kleinen DSLR's (550d , a55 ect.) noch viel retten.

Sodele Max ;)