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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Das Erbe eines Fotografen - wohin damit?


Taniquetil
26.08.2010, 07:38
Hallo,

im Urlaub hat mich die Ferienhausbesitzerin, eine ältere Dame, mit einer ungewöhnlichen Frage kontrontiert: ihr vor einigen Monaten verstorbener Ehemann war begeisterter Fotograf. Dementsprechend groß ist das angelegte Fotoarchiv. Sie hat keine Idee, was sie jetzt damit machen soll.

Ein kurzer Blick sagte mir, dass alles gut sortiert ist. Eine Kommode voller Fototaschen mit Papierabzügen, eine andere Kommode mit Diakästen, ein aktueller PC mit einer unbekannten Zahl von Bildern und zig Fotobücher.

Die Kamera hat sie anscheinend schon weitergegeben oder verkauft, den PC nutzt sie nur zum Googeln.

Zum genauen Sichten des Materials blieb leider keine Zeit, sie sagte ihr Mann hätte in erster Linie die Umgebung/Landschaft/Natur und im Urlaub fotografiert.

Von den Urlaubsaufnahmen wurden meist Fotobücher erstellt, diese haben nur einen selbst einen Wert, ich denke diese wird sie behalten.

Aber der Rest??

Insbesondere mit den Dias weiß sie nichts anzufangen. Dias digitalisieren ist Aufwand, ausserdem hatte ich nicht das Gefühl, dass sie die Aufnahmen unbedingt behalten will. Sie frage, ob man sowas "einer geeigneten Einrichtung spenden kann" es ob es für sowas "Käufer/Interessenten" gibt oder irgendwo ausstellen oder oder oder...

...es ist ja schon für Berufsfotografen nicht ganz einfach Bilder zu verkaufen, daher denke ich mal, dass das nicht in Frage kommt. Ausstellungen bedeuten Aufwand, Kosten und Organisation. Spende: wem kann man schon ein privates Bildarchiv schenken?

Ich muss ehrlich sagen, dass mir ausser "nicht wegwerfen" und "aufbewahren und bei Lust&Laune angucken", nichts einfiel.

Sie hat aber das Gefühl damit irgendwas machen zu müssen, weil sich ihr Mann damit so intensiv beschäftigt hat.

Hat jemand eine Idee, was man der guten Dame raten kann?

Viele Grüße,
Tani

binbald
26.08.2010, 08:44
Mit diesen Bildern wird es genauso gehen wie mit 99% der Bilder, die von den Fotografen hier im Forum geschossen wurden: Abfall.
Es besteht schlichtweg kein Bedarf mehr an Bildern, es gibt viel zu viele auf viel zu einfachem Wege zu erlangen, als dass man sich die alten auch nur durchschauen müsste. Außerdem wird er wohl kaum so sorgfältig dokumentiert haben, dass man mit Verschlagwortung etc. ganz genaue Informationen bekommt.

Fotografie ist ein sehr persönliches und privates Hobby und die Bilder haben darüber hinaus für andere höchstens noch sentimentale Bedeutung.

Ob Du das der alten Frau nun so deutlich sagen willst, musst Du wissen. Vielleicht nehmen Schulen, Foto-AGs, Clubs, Altenheime (für Diaabende), Behinderteneinrichtungen oder so ähnlich das als Anschauungsmaterial und Spende an.
Das würde ich zumindest so machen: Denen geben, Dankesbriefchen aufsetzen, die Institution unterschreiben lassen, abschicken - die alte Dame freut sich, dass was gemacht worden ist; die werden's dann vermutlich wegwerfen, aber so ist wenigstens die persönliche Anteilnahme gegeben.

Dana
26.08.2010, 08:51
Ich würde ihr raten, aus jeder Diasammlung, gerade, wenn es gemeinsame Urlaube waren, aus Nostalgiegründen die schönsten 5 Dias rauszusuchen und zu behalten.

Dazu müsste sie halt einmal noch mit fremder Hilfe die Dias angucken.

Den Rest: weg.
Wenn ihr auch das mit dem Durchgucken zu viel ist: alles weg.
Damit machen kann man eh nix. Normale Bilder sind nichts, die jemanden unsterblich machen.

Diejenigen, die später die Wohnung auflösen müssen, werden ihr über alles dankbar sein.

André 69
26.08.2010, 09:03
Hallo Tani,

... ob die Bilder etwas Wert sind, oder nur persönliche Erinnerungen hängt in erster Linie von den Bildern selbst und deren Dokumentatation über Ort und Zeit ab!

Ich denke daß die Bilder, die etwas richtig dokumentiern auch irgendwem etwas wert sind! Am ehesten aus der Umgebung, die eine Entwicklung aufzeigen: Stadt, Dorf, Heimatwerein, etc. Oder eine dokumentierte Reise als Vortrag "So machte man früher Urlaub" etc.

Gruß André

Itscha
26.08.2010, 09:17
Es kommt wohl (wie immer) drauf an. Sie sagt, dass er auch "Umgebung" fotografiert habe. Sollten Aufnahmen seiner Heimatgemeinde, den Menschen in seiner Umgebung oder sonst irgendwas dabei sein, dass im weitesten Sinne "Zeitdokumente" sind, würde ich die Sachen nicht einfach wegwerfen. Das könnte fürs Stadtarchiv eventuell interessant sein. Die reinen Naturaufnahmen wohl eher nicht so.

Da muss irgend jemand mal "sichten". Ungesichtet wegwerfen würde ich jedenfalls nicht.

jameek
26.08.2010, 10:01
Schließe mich Itscha an.
Die Bilder ungesehen in den Müll wäre mir eine Greul.
Je nachdem was für Bilder es sind und wie gut gibt es bestimmt Verwendung für sie.
Siehe die 80er Jahre Bilder (http://www.sonyuserforum.de/forum/showthread.php?t=93266) von Christian hier.
Solche Bilder werden nicht alt.
Die hier genannte Idee mit dem Diaabend für Altersheime finde ich zB gut. Auch den Hinweis mit dem Heimatverein finde ich wichtig. Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass man über Microstock etwas machen kann. Die suchen zT verzweifelt authentisches Material aus der Vergangenheit. (zB Hier: http://www.photocase.com/de/photobrowser.asp?m=search&s=50er+jahre&cs=00020202)

Berlinspotter
26.08.2010, 12:10
Also von persönlichen Aufnahmen mal abgesehen, würde ich mich auch mal ans Stadtarchiv wenden, wenn Alltagsszenen draußen aufgenommen wurden oder Straßenzüge/Häuser. Oder die örtliche Bibliothek.

Ich habe solche Schenkungen bei einem Praktikum im Technikmuseum Berlin mal erfasst. War jedoch Thema Lokomotiven.

steve.hatton
26.08.2010, 12:21
Vielleicht sollte man sich in der Umgebung schlau machen ob es Landschaftsphotographen gibt oder, sofern es sich um eine Stadt handelt, dort ein Archiv besteht.

Ich hatte immer wieder "Probleme" ältere Aufnahmen von Stadtteilen oder gar einzelnen Gebäuden die ich suchte zu bekommen. Hier gibt es meist der Zeitung oder den Archiven bekannte Photographen die diese Dinge sammeln und wo man sie manchmal auch beziehen kann.

Oder auch Umweltschutzverbände die dukumentierte Veränderungen in einer Gegend zu schätzen wissen.

Vielleicht gibt es da jemanden der so etwas sucht....

Stempelfix
26.08.2010, 13:00
Stadtarchiv und Heimatverein wären auch meine ersten Gedanken, wenn es sich um entsprechende Aufnahmen handelt...

Wergwerfen würde ich jedenfalls nicht übers Herz bringen... :?

Grüßle Uwe