Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ansonsten... Photoshop
Roland_Deschain
30.04.2010, 13:55
Hallo zusammen,
ein weiterer kleiner Bericht über die Sicht der Fotografie in der Allgemeinheit.
Wir kennen es ja alle, das wichtigste an der Kamera sind die Megapixel, wenn einem mal ein tolles Bild gelingt liegt das natürlich nur an der teuren Kamera die man hat und so weiter und so fort...
Und manch einer, der sich heute eine der günstig gewordenen DSLRs kauft meint, er hätte die Fotografiekenntnisse direkt mitgepachtet.
Ich konnte heute eine Hochzeitsgesellschaft beobachten, die scheinbar einen Bekannten gebeten hatten, die Bilder der Trauung zu machen. Ausrüstung: Irgendeine kleine Canon mit Kit, sonst nix.
Was so passierte sah etwas unbeholfen aus, die beliebte Haltung der Kamera mit dem Daumen unter dem Objektiv und dafür dem kleinen Finger vor dem internen Blitz sprach Bände.
An dieser Stelle ein kleiner Exkurs:
Wenn ich mir hier oft ansehe, wie viele Leute, die hier schon Spitzenbilder gezeigt haben, Bammel davor haben, wenn Freunde sie bitten bei der Hochzeit zu fotografieren, kann ich nur immer wieder staunen, mit welcher Leichtigkeit irgendwelche Laien, deren einzige Qualifikation die teure Kamera mit Kit-Objektiv ist, diese Aufgabe übernehmen...
Aber zurück zum eigentlichen Thema. Ich denk mir, biste mal nett, gehst mal rüber und gibst ein paar Tipps. Ich also rüber, bisschen gequatscht, alles ganz nett, versucht, zu einer anderen Haltung der Kamera zu animieren, naja. Vom kleinen grünen Kasten wollte ich jetzt hier niemanden wegbringen, der schien mir ganz angebracht, aber sonst war man wohl ganz dankbar.
Bis dann der anschließende Kommentar kam.
"Also ich merk da jetzt keinen Unterschied und wenn's nicht passt gibt's ja Photoshop..."
OK, so ist das also heute... einfach knipsen, ist ja egal, kann man ja dran rumshoppen. Wenn man also mal ein gutes Bild hat, war das nicht nur die teure Kamera, sondern auch das teure Bildbearbeitungsprogramm... *seufz*
Grüße,
Roland
alberich
30.04.2010, 14:04
Hm, tja, Ansprüche sind nun einmal verschieden und jeder ist "unwissend". Kommt nur auf den Bereich an.
Wieviele schütteln wohl innerlich den Kopf wenn es darum geht, welches Olivenöl du benutzt, welches Geschirr Du benutzt, welches Schampoo, welchen Fernseher, welche Möbel Du dir in die Wohnung stellst, welches Auto, usw.. und dabei auch noch zufrieden bist. "Tss wie kann man nur....." :D:D
Das gleiche gilt natürlich auch für mich und alle anderen.
"There is always a bigger fish"
Interessante Dinge schreibst du und ich kann dir HEUTE nur zustimmen!
anfangs wusst ichs auch nicht besser und hab das Objektiv "falsch" umgriffen.
Habe dann nachdem mich beim Stammtisch damals die Leute aufgeklärt hatten auch keinen unterschied gemerkt. Aber NUN wo ich auch mal Lange schwere Teles drauf hab merk ich den Unterschied.
Auch die Bedienelemente sind ja dementsprechend so angeordnet.
Das ist schon ein paar Jährchen her .... aber jo ;)
Heute erleb ichs auch immer wieder das die Megapixel vorne an stehen. Klar sind die nicht unwichtig, aber selbst da kann man imens hochrechnen und wandgroße abzüge erstellen (wenn die Objektive scharf genug abbilden, wenn net wirds halt matschig ^^)
Ich vermute einfach mal ins Blaue das die digitalisierung zu folge hat das jeder meint Fotos machen zu können und dann ist die Werbung ja auch dementsprechendk offensiv und animiert Jeden und Alles zum teure Kameras kaufen.
Wenn ich mir anschaue was Photoshop heute alles kann und was man auch Raw rausholen kann ... man muss sich fast nurnoch mit Photoshop auskennen. Die Bilder werden dann wohl nicht fantastisch aber doch brauchbar. In der Kirche kann man heutzutage mit Iso 6400 oder noch höher Fotografieren, dann wird halt mit Dfine oder sonstigen Filtern das Rauschen rausgerechnet. Und wenn die Bilder sowiso "nur" in normaler Bildgröße oder für ein Fotobuchgebraucht werden. Hey! is doch egal .. passt.
An dieser Stelle ein kleiner Exkurs:
Wenn ich mir hier oft ansehe, wie viele Leute, die hier schon Spitzenbilder gezeigt haben, Bammel davor haben, wenn Freunde sie bitten bei der Hochzeit zu fotografieren, kann ich nur immer wieder staunen, mit welcher Leichtigkeit irgendwelche Laien, deren einzige Qualifikation die teure Kamera mit Kit-Objektiv ist, diese Aufgabe übernehmen...
frei nach Sokrates (http://de.wikipedia.org/wiki/Ich_wei%C3%9F,_dass_ich_nichts_wei%C3%9F!): Sie wissen, dass sie nichts wissen.... oder zumindest ihrer Meinung nach "nur" löchriges Wissen besitzen ;)
.... und wenn's nicht passt gibt's ja Photoshop..."
Das muss ich mir auch öfter mal anhören wenn sich jemand meine Bilder anschaut :( , "aber heute geht ja alles mit Photoshop". :evil:
... dabei habe ich mir vor einiger Zeit von einem Forumskollegen, also einem der sich auskennt, anhören dürfen: "Du hast zwar eine digitale Kamera, aber du fotografierst damit wie mit einer analogen" ... womit er nicht mal unrecht hat, ....und mit meinem Photoshop bin ich immer noch am kämpfen....
*seufz*
*auch seufz*
aidualk
IIn der Kirche kann man heutzutage mit Iso 6400 oder noch höher Fotografieren, dann wird halt mit Dfine oder sonstigen Filtern das Rauschen rausgerechnet. Und wenn die Bilder sowiso "nur" in normaler Bildgröße oder für ein Fotobuchgebraucht werden. Hey! is doch egal .. passt.
Ja genau. Und das ist doch auch genau richtig so.
Ich habe am Wochenende auch auf einer Hochzeit fotografiert. Und da hatte ich immer so ein paar Kommentatoren im Publikum sitzen, die es besser wussten. ;) Das nicht auch noch Schilder mit Haltungsnoten hochgehalten wurden, war ein Wunder. :mrgreen:
Viele Grüße
Stephan
Für mich hat es nicht wirklich was mit Fotografie zu tun, wenn man ne Serie an Bildern "so irgendwie" schießt, weil man die ja danach mit PS noch total rumzaubern kann.
Klar, es ist möglich, mal ein eher "nichtssagendes Bild" aufzupimpen (man sieht es an dem Thread hier: KLICK (http://www.sonyuserforum.de/forum/showthread.php?t=88896) - ein gut gelungener Versuch). Das verurteile ich gar nicht. Aber wenn darunter das Handwerk der Fotografie leidet, finde ich das nicht mehr sehr toll.
Dazu kommt noch, dass man bei Wettbewerben oder Künstlern im Net immer mehr wild gephotoshopte (was ein Wort...) Bilder sieht. Sie knallen, sie sind von extrem hohem Dynamikumfang, die Farben stimmen allesamt nicht mehr, aber es kommt an.
Und da wird es mir im wahrsten Sinne des Wortes zu bunt.
Wenn es beim Fotografieren gar nicht mehr drauf ankommt, was das Bild ausstrahlen soll, weil man ja eh EBV hat...joah...schade.
Roland_Deschain
30.04.2010, 16:59
Mir geht's ja gar nicht um "bigger fish" oder dergleichen.
Ich hab nur manchmal den Eindruck, dass es für viele Leute, die die Fotografie mehr von außen betrachten immer weniger um Fotografie und eher um Kameras und Megapixel geht. Das finde ich sehr schade. Ist ein bisschen so, als würde man Kochen auf die Qualität der Töpfe reduzieren :(
@aidualk: Das ist wohl eins der besten Komplimente, die du kriegen kannst :top:
Wobei ich ja selber zugeben muss, dass ich zwar schon ewig lang Spass an der Fotografie habe, mich aber erst seit dem Digitalzeitalter bewußt vom kleinen grünen Kasten wegbewegt habe, weil man dank der sofortigen Ansicht einfach direkt sehen konnte, was die ganze Knöpfe so bewirken :D
@aidualk: Das ist wohl eins der besten Komplimente, die du kriegen kannst :top:
auf der einen Seite vielleicht ja, auf der anderen Seite entgeht mir dadurch auch einiges an Möglichkeiten. Da ich aber nicht der begnadete Binäre bin, tu ich mich schon recht schwer damit.... und wenn ich dann anderen mal über die Schulter schaue, was alles möglich ist.... zweischneidige Geschichte.
viele Grüße
aidualk
Ist ein bisschen so, als würde man Kochen auf die Qualität der Töpfe reduzieren :(
Aber das ist doch schon immer so. Das wird nicht schlimmer, das ist bereits lange schlimm. :lol:
Wie oft gucken sich Freunde von mir, die keinen Plan davon haben, meine Galerie an und sagen dann erstaunt: boah...du musst ne gute Kamera haben...
Früher habe ich gekämpft und große Predigten gehalten, heute nicke ich und lächele müde... ;)
Roland_Deschain
30.04.2010, 20:18
Ich schiebe dass hier auf Bitte des Posters ein, der noch unter 200 Punkten ist:
Hallo Roland,
da ich aufgrund der 200-Beschränkung nicht im Cafe antworten kann, die Antwort als PN. Mit cc an einen "wahllos ausgewählten" Moderator (sorry cdan, der Nick war mir gerade geläufig) :-)
Ich habe im Alter von 14 Jahren (1973) meine erste SLR gebraucht gekauft, da mein Vater seit vielen Jahren fotografiert hatte. Vorher hatte ich eine von den vor dem Bauch zu haltenden Boxen. Bis Ende der 80er habe ich mit einer Pentax ME Super fotografiert, mit den damals für einen Schüler/Azubi bezahlbaren Objektiven und mich dabei an das gehalten, was mir mein Vater beigebracht hatte. Nach einer Abstinenz von SLRs und der Nutzung von kompakten Kameras (analog und digital) hatte ich 2008 eine :a:200 gekauft.
Die Handhabung der neuen Kamera nach einer langen Zeit der Nutzung von Kompakten ist doch anders, als die der relative kleinen Pentax mit den damaligen Objektiven (speziell, wenn ich das Sigma 70-200/2.8) angeflanscht habe. Ich bin heute heilfroh, dass es z.B. GIMP gibt, mit dessen Hilfe ich meine Fotos verbessern kann. Früher habe ich mich über jeden Abzug geärgert, der nicht meinen Vorstellungen entsprochen hat. Allein die Möglichkeit der Beschneidung von Fotos ist doch super. Ob das nun mit PS, GIMP, XYZ gemacht wird, ist doch egal.
Vielleicht war der von dir beschriebene Fotograf einer aus meiner Generation?
Falls du meine PN in einer Antwort bringst, würde ich mich freuen.
Dies kannst du zitieren oder auch nicht: manchmal frage ich mich, ob es noch eine Steigerung gibt, über das man sich im SUF noch auslassen kann. Eventuell hatte das Brautpaar gerade mal nicht das Geld für einen Fotografen. Für mich wahrscheinlich ist es, dass das Brautpaar froh über Fotos war und es das glückliche Paar herzlich wenig interessiert hat, ober der Daumen unter dem Objektiv und der kleine Finger vor dem Blitz war. Ich habe vor ein Paar Tagen ein Fotobuch zurück bekommen, in dem mehrere Fotos meiner Lebensgefährtin von einer Lumix FT1 waren, in denen ihr Finger vor der Linse zu sehen war. So what? Ein Erinnerungsfoto mit dem kleinen süßen Finger von meiner Lebensgefährtin vor dem Objektiv vor einem schönen Motiv ist mir allemale lieber, als kein Foto.
Das musste mal sein und Grüße aus Mainz
Stefan
Hej Stefan,
Ich glaub nicht, dass es eine Generationenfrage ist, ich sehe das Verhalten eigentlich in allen Generationen.
Da ich eben selber auch öfter mal eine Hochzeit fotografiere reagiere ich vielleicht manchmal besonders allergisch, aber ich könnte regelmäßig die Krise kriegen, wenn ich extra vom Paar gefragt wurde und sich dann irgendein Bruder/Papa/Opa dazwischenwirft, während ich gerade am Fotografieren bin und die Aufmerksamkeit auf sich reißt und dann mit 18mm und internem Blitz und seinem Gesäß in meinem Gesicht ein Portrait macht...
OK, das ist jetzt massiv übertrieben und die Kumulation der Erfahrungen, aber ich erlebe es eben oft, dass sich jemand gerade so eine Kamera gekauft hat und dann meint er könnte das jetzt eh alles besser, wenn ich schon auf 10 Meter Distanz sehen kann, dass ich mit meinem Handy bessere Bilder mache.
Puh, das klingt jetzt eingebildet... Soll es gar nicht, ich bin bestimmt nicht das Maß der Dinge im Portraitbereich, aber gewisse Erfahrungen hat man eben schon.
Und nichts gegen Anfänger, war ich auch, bin ich in gewissem Sinne immer noch. Wenn ich mir heute Bilder von meiner ersten Hochzeit bei Freunden ansehe, oh Weia, da möchte ich im Boden versinken (aber wie du sagst, das Brautpaar hat sich trotzdem gefreut). Und ich gehe schwer davon aus, dass es mir in zwei Jahren mit den Bildern von heute wieder so geht.
Aber wo ich mich früher vornehm zurückgehalten habe und durch Zuschauen oder Nachfragen gelernt habe, habe ich jetzt eben manchmal irgendwelche Wichtigtuer vor der Nase. Oder muss mir wie in diesem Fall, wo ich einfach nur nett sein wollte, anhören, dass das doch Wurst ist und man doch später alles am Compi glattbügeln kann.
Und das kann meiner Meinung nach nicht die richtige Einstellung sein, wenn man sich wirklich mit der Fotografie befassen möchte.
Photoshop ist bestimmt eine feine Sache, nutze ich auch gerne immer wieder, aber man hat einfach mehr davon, wenn das Bild direkt so im Kasten landet, wie es ungefähr am Ende sein soll.
Gruß,
Roland