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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Deutsche Sprache, schwere Sprache


steve.hatton
23.04.2010, 12:50
....
Toffifee; ein kleiner Junge labert: “Mit Toffifee sind wir einfach irgendwie… zusammener!”.

... wird mir wieder schlecht :roll::roll:

Am schlimmsten finde ich die "Neologismen", oder besser das gruselige Deutsch!

"Deutschland`s meiste Musik" usw.

Bald wird "Guckst DU" als Lehrsendung für Deutsch in die Schulen einziehen......

Leider scheint Deutschalnd ein besonderer Werbemarkt zu sein, denn ironische und lustige Werbung wird meist gleich wieder vom Markt genommen....haben sich da zu viele Schwiegermütter beschwert, als eine Waschmittelfirma einen Werbespot mit dieser komischen Kugel machte und die Schwiegermutter verdutzt sagte, "WIE?...sie (die Schwiegertochter) wäscht die Wäsche meines Sohnes mit einem Ball "?
Endlich malweg von Tilly und Miss Palmolive.....und schon wieder zurück !

speedy12
23.04.2010, 13:54
Am schlimmsten finde ich die "Neologismen", oder besser das gruselige Deutsch!

Das scheint auch in den Nachrichtensendungen gebräuchlich geworden zu sein.
Jedesmal, wenn der Nachrichtensprecher (und das in der ARD) sagte: "Der polnische Präsident wurde nach Warschau übergeführt ..." hats mich regelrecht geschüttelt. :flop:

Oder sollte ich mich irren und das ist Neue Deutsche Rechtschreibung?

Greets, speedy

Jens N.
23.04.2010, 14:32
Am schlimmsten finde ich die "Neologismen", oder besser das gruselige Deutsch!

"Deutschland`s meiste Musik" usw.

Schlimmer finde ich ja diese Deppenapostrophe. Neologismen sind einfach nur ein normales und oft auch nötiges, bzw. begrüßenswertes Phänomen lebendiger (und damit sich verändernder) Sprachen. Natürlich kann man es damit auch übertreiben und die Werbung ist ein sehr gutes Beispiel dafür, aber allgemein gesehen kann ich die Kritik an sprachlicher Veränderung oft nicht nachvollziehen. Zumal wir alle nicht davor gefeit sind, gerade in einem Forum wie diesem (was wird hier nicht mit Denglisch u.ä. nur so um sich geworfen).

Dein Beispiel ist, abgesehen vom Deppenapostroph, übrigens vor allem falsche Grammatik, kein Neologismus. Darüber wird sich der Schöpfer dieses slogans aber voll bewusst gewesen sein und offenbar hat es auch seinen Zweck bestens erfüllt: es fällt auf und bleibt im Gedächtnis. Ähnlich so Aussprüche wie "da werden Sie geholfen" u.ä. Schlechtes Deutsch: natürlich. Nervig: sicher. Aber als Werbung offenbar gut gemacht. Werbung will und muß auffallen und oft ist es tatsächlich erstmal egal, ob positiv oder negativ.

eiq
23.04.2010, 14:36
Jedesmal, wenn der Nachrichtensprecher (und das in der ARD) sagte: "Der polnische Präsident wurde nach Warschau übergeführt ..." hats mich regelrecht geschüttelt. :flop:

Oder sollte ich mich irren und das ist Neue Deutsche Rechtschreibung?
Nein, das ist korrekte alte (und neue) Rechtschreibung. Mittlerweile kann man allerdings auch überführt sagen, jedoch mit der Betonung auf der ersten Silbe.

Gruß, eiq

speedy12
23.04.2010, 14:44
Nein, das ist korrekte alte (und neue) Rechtschreibung. Mittlerweile kann man allerdings auch überführt sagen, jedoch mit der Betonung auf der ersten Silbe.

Sorry, aber das halte ich für ein Gerücht. In meinen fast fünfzig Lebensjahren habe ich es (bis vor kurzem) IMMER nur als "überführt" gehört. Diese "übergeführt" ist bisher noch nie an meine Ohren gelangt. Und, mal ehrlich, es klingt auch scheusslich. Dagegen machen kann ich natürlich auch nichts, aber weh tuts trotzdem ...

Greets, speedy

Jens N.
23.04.2010, 14:46
Siehe hier: http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/0,1518,349852,00.html Oder halt im Duden.

speedy12
23.04.2010, 15:22
Danke Jens! Wieder was dazu gelernt. Ich werde "übergeführt" aber trotzdem in meine Hassliste aufnehmen ... :lol:
Und eiq, entschuldige, dass ich an dir gezweifelt habe *verschämtaufBodenGuck*

Greets, speedy

steve.hatton
24.04.2010, 01:10
Schlimmer finde ich ja diese Deppenapostrophe. Neologismen sind einfach nur ein normales und oft auch nötiges, bzw. begrüßenswertes Phänomen lebendiger (und damit sich verändernder) Sprachen. .....

Sicher ist ess sehr notwendig grammatikalisch unkorrekte Verkürzungen einzuführen, wenn man nicht in der Lage ist oder sich nicht die Mühe machen will, korrektes Deutsch zu nutzen

....
Dein Beispiel ist, abgesehen vom Deppenapostroph, übrigens vor allem falsche Grammatik, kein Neologismus. ....

Deshalb schrieb ich "Neologismen, oder (noch) besser das gruselige Deutsch".

Ich Bezug auf den Apostroph halte ich mich besser zurück.....
Den Unterscheid zwischen Genitiv und Mehrzahl setze ich mal voraus......

Jens N.
24.04.2010, 03:06
Sicher ist ess sehr notwendig grammatikalisch unkorrekte Verkürzungen einzuführen, wenn man nicht in der Lage ist oder sich nicht die Mühe machen will, korrektes Deutsch zu nutzen

Neologismen sind nicht zwingend Verkürzungen (und schon gar nicht grammatikalische - dadurch werden Begriffe Bezeichnet, nicht grammatikalische Regeln o.ä.), sondern es sind einfach neu geschaffene Begriffe, oder Begriffe, die aus anderen Sprachen in unseren Sprachgebrauch übernommen wurden. Oder Mischformen usw. Benutzen wir alle und andauernd, nur fällt es bei vielen Neologismen gar nicht mehr auf. Teilweise werden diese Wortneuschöpfungen in gewisser Weise nötig, aufgrund technischen Fortschritts z.B. OK, man kann dauernd Mobiltelefon sagen, oder einfach Handy (ein englisch klingender Begriff, mit dem jedoch weder Amerikaner, noch Briten im Zusammenhang mit Mobiltelefonen etwas anfangen können). Oder man kann bei seiner Kamera von einer sensorgrößenbedingten Bildwinkelverkleinerung sprechen, oder man kann das als cropfaktor (schöner mix aus Deutsch und Englisch, oder eigentlich Latein und Englisch - da war übrigens schon wieder einer: "mix") bezeichnen. Man kann "Hartz IV" sagen, oder -eigentlich korrekt, bzw. idR. damit gemeint- Arbeitslosengeld II. Usw. usf. Inflationär (wie in der Werbung häufig und absichtlich) verwendet kann das nerven, aber allgemein betrachtet bleibe ich bei meiner Aussage: nötig, wichtig und vollkommen gebräuchlich. Leider ist die Kritik an dieser Stelle oft aber sehr undifferenziert. Sprache soll und muß sich verändern und tut dies auch schon immer. Leider wirkt die Kritik an diesem Umstand oft so, daß genau das zu verhindern gefordert wird, was aber unnsinnig ist.

Ich Bezug auf den Apostroph halte ich mich besser zurück.....
Den Unterscheid zwischen Genitiv und Mehrzahl setze ich mal voraus......

Das müsstest du mir bitte erklären (ist schon spät): du hältst "Deutschland's" tatsächlich für korrektes Deutsch!? Also da schüttelt es mich wirklich muß ich sagen, aber gerade beim Apostroph finden sich solche Fehler sehr häufig - eben wegen dieser oft unreflektierten Übernahme aus dem englischen Sprachgebrauch. Im Englischen gibt es einen Genitiv-Apostroph, im Deutschen jedoch nicht (mehr -auch was Eigennamen angeht- offiziell seit über 100 Jahren (http://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%A4chsischer_Genitiv))! Und damit betreibst du genau das, was du eigentlich kritisieren wolltest. Siehe z.B. auch hier "Apostrophenquälerei 1: Der Genitiv-Apostroph": http://einklich.net/etc/apostroph.htm

SPD = Sozialdemokratische Partei Deutschland's - oder wie?

speedy12
24.04.2010, 04:49
Teilweise werden diese Wortneuschöpfungen in gewisser Weise nötig, aufgrund technischen Fortschritts ...

Du meinst Worte wie z.B. unkaputtbar :roll:

Scherz beiseite. Natürlich muss die Sprache im Laufe ihrer Geschichte Veränderungen durchmachen. Schließlich ist Sprache im Grunde genommen nichts anderes als ein Protokoll, also ein gemeinsamer Nenner, auf den sich die Parteien festgelegt haben.

Da es aber heute Bügelfaltenhosen gibt, wird Häuptling Macabuto, trotz der laut Protokoll geforderten Kleidung, nicht im Baströckchen erscheinen - die ursprüngliche Vereinbarung wurde stillschweigend angepasst.

Und so ist es auch mit den Sprachen, insbesondere mit der Deutschen Sprache. Wir haben im Laufe der letzten Jahrzehnte dermaßen viele "Fremdwörter" in unseren Sprach"schatz" aufgenommen, dass es - zumindest in der Umgangssprache - ein reines Deutsch schon lange nicht mehr gibt.

Nimmt man dann noch die Kunstworte von den ach so klugen Fachleuten dazu, ist das babylonische Sprachgewirr komplett.

Ich meine: "Super-Gau". Hallo? Tot, toter, am totesten? Super-grösster anzunehmnder Unfall? Oder: vorläufiges amtliches Endergebnis. Was denn jetzt, ist das Ergebnis vorläufig oder ist es ein Endergebnis?

Soll heissen: auf der einen Seite sind Neologismen eine natürliche Folge des Zusammenwachsens der Nationen, oder, wenn man will, der Globalisierung. Auf der anderen Seite werden aber viele unsinnige Begriffe geprägt, die ebenfalls Einzug in die Sprache finden. Und zum dritten werden Begriffe als gültig anerkannt, obwohl sie früher falsch waren, einfach nur deshalb, weil der Großteil der Bevölkerung sie so benutzt (siehe "Monitore". Korrekt wäre (sorry, WAR) Monitorn).

Wie auch immer, eines scheint klar zu sein: Die Gesellschaft zur Reinerhaltung der Deutschen Sprache hat ausgedient, wird nicht mehr gebraucht. Wir machen uns unsere Sprache selbst.

Bleibt die Frage, wozu es heute noch Deutschunterricht in der Schule gibt ...

Greets, speedy

Kerstin
24.04.2010, 08:20
Deppenapostroph - auch so ein Begriff, der sich im Duden bislang nicht finden lässt :shock:

Jens N.
24.04.2010, 12:37
Du meinst Worte wie z.B. unkaputtbar :roll:

Natürlich nicht. Aber ich erkenne die Kreativität solcher Wortschöpfungen durchaus an, d.h. immer den Kontext berücksichtigend. Also ich muß solche Worte nicht schön oder was auch immer finden, aber im Kontext der Werbung sind sie offenbar erfolgreich - so sehr, daß sie auch gelegentlich Einzug in die "normale" Sprache finden. Ich meine das muß man erst mal schaffen, ein Wort zu "erfinden", das dann kurz darauf in aller Munde ist. Das manche sowas in ihren Sprachgebrauch übernehmen sehe ich an sich noch nicht als problematisch an, das wird es erst, wenn nicht erkannt wird, daß es -nach den momentan geltenden Regeln- eigentlich falsches Deutsch ist - obwohl das irgendwann, also wenn der Begriff "erfolgreich" ist, von alleine passiert. Ähnliches gilt für alle möglichen Neuschöpfungen, slang, Jugendsprache, Beamtendeutsch, Fachsprachen usw. Wie gesagt: benutzen wir alle und jeden Tag.

Du kannst ja selbst mal ausprobieren, das alles konsequent zu vermeiden, du wirst dir schnell ziemlich blöd dabei vorkommen nehme ich an. Und du wirst je nach Thema oder Gesprächspartner auch nicht sehr weit kommen.

Und so ist es auch mit den Sprachen, insbesondere mit der Deutschen Sprache. Wir haben im Laufe der letzten Jahrzehnte dermaßen viele "Fremdwörter" in unseren Sprach"schatz" aufgenommen, dass es - zumindest in der Umgangssprache - ein reines Deutsch schon lange nicht mehr gibt.

Nicht im Laufe der letzten Jahrzehnte, sondern im Lauf der letzten Jahrhunderte - das ist genau der Punkt, der bei dieser Frage immer übersehen wird. Ich weiß jedenfalls nicht, von welchen alt- oder mittelhochdeutschen Worten sich z.B. "Mythos", "Kontext" oder "Portemonnaie" ableiten soll ;) Komischerweise werden griechische, lateinische oder französische Begriffe jedoch nie oder selten kritisiert, sie sind ja auch deutlich älter als z.B. "Toaster" ("Brotröster"?). Das Prinzip ist jedoch das Gleiche.

Statt stumpfer Ablehnung versuche ich lieber etwas zu verstehen, nachahmen oder benutzen muß ich es deswegen ja noch nicht. Es darf sich ja jeder mehr oder weniger aussuchen wie er reden möchte - je weiter die Grenzen, desto größer die Vielfalt, desto interessanter wird das Ganze. So sehe ich es jedenfalls.

Ich meine: "Super-Gau". Hallo? Tot, toter, am totesten? Super-grösster anzunehmnder Unfall? Oder: vorläufiges amtliches Endergebnis. Was denn jetzt, ist das Ergebnis vorläufig oder ist es ein Endergebnis?

Diese Liste lässt sich sicher endlos fortsetzen. Fakt bleibt aber, daß das gebräuchliche Begriffe sind, die durch ihre Verwendung irgendwann in den (mehr oder weniger) normalen Sprachgebrauch übergehen und dann auch nicht mehr falsch oder merkwürdig erscheinen. So funktioniert die Veränderung von Sprachen nunmal.

Du selbst hattest dich über den Begriff "übergeführt" gewundert, er klingt für dich "scheußlich". Fakt ist aber, daß das früher ein geläufiger Begriff war, der -wenn man ihn sich mal genauer anschaut- auch durchaus seine Berechtigung hat. Es ist gut denkbar, daß sich vor einiger Zeit Leute darüber aufgeregt haben, daß das gewohnte "übergeführt" mehr und mehr durch "überführt" ersetzt wird - es gab damals vielleicht (ich konstruiere hier mehr ein Beispiel, ob es so war weiß ich nicht) ähnliche Beschwerden über die Aufweichung der Sprachvielfalt usw. Und heute wird sich beschwert über das komische "übergeführt". Unsere Sprache erscheint uns heute als "richtig", aber sie war es weder in der Vergangenheit, noch wird sie es in der Zukunft sein. Also wer bin ich, mich angesichts dieser sprachgeschichtlichen Entwicklungen hinzustellen, den Status quo als Ideal zu bezeichnen und die Sprache quasi "konservieren" zu wollen? Mir erscheint das sehr vermessen und vor allem auch furchtbar spießig.

Ähnlich geht es mir auch bei dem Bild der ach so schlimmen Jugend (zu der ich ja nun leider auch nicht mehr zähle): seit wir einen Begriff von Jugend haben, wird sie auch für ihr immer roher und schlechter werdendes Benehmen kritisiert. Das ist seit Generationen so und wird auch in allen späteren Generationen so sein. Mich in diese immer gleiche Kritik einzureihen ist mir aber zu blöd, ich gehe das lieber anders an und so sehe ich es auch beim Thema Sprache. Das heisst ausdrücklich nicht, daß ich alles (in Bezug auf Sprachentwicklung oder das Benehmen Jugendlicher) gut oder richtig finde, aber ich schließe mich eben nicht dieser üblichen Kritik an, weil mir das zu plump ist.

Auf der anderen Seite werden aber viele unsinnige Begriffe geprägt, die ebenfalls Einzug in die Sprache finden.

Richtig, das war aber "schon immer" so, nur wissen wir das heute nicht mehr für jeden Begriff. Eine Erklärung dafür gibst du selbst:

Und zum dritten werden Begriffe als gültig anerkannt, obwohl sie früher falsch waren, einfach nur deshalb, weil der Großteil der Bevölkerung sie so benutzt (siehe "Monitore". Korrekt wäre (sorry, WAR) Monitorn).

"Monitorn" finde ich nun schrecklich (hab's auch noch nie gehört, oder meinst du "Monitoren"?), aber es ist ein gutes Beispiel. Anderes Beispiel: Pizzas, Pizzen. Der Plural im Italienischen wäre "Pizze", aber trotzdem sind die eingedeutschten Formen laut Duden korrekt und vor allem gebräuchlich(er). Und ich bin der Meinung das ist auch gut so, genau wie "Monitore".

Wie auch immer, eines scheint klar zu sein: Die Gesellschaft zur Reinerhaltung der Deutschen Sprache hat ausgedient, wird nicht mehr gebraucht. Wir machen uns unsere Sprache selbst.

Ganz richtig. Über so eine Gesellschaft konnte ich im Netz zwar nichts finden (vielleicht zu konservativ für die neuen Medien? ;) ), aber die im frühen 17 Jh. aufkommenden Sprachgesellschaften haben tatsächlich lange ausgedient, sonst würden wir -hätten sie ihr Ziel erreicht- uns heute auch anders unterhalten. Sie kamen aber auch im 17 Jh. schon zu spät, eine "Reinheit der deutschen Sprache" hat es auch da schon seit Jahrhunderten nicht mehr gegeben (siehe oben), wenn es sie überhaupt jemals gegeben hat (da bin ich mir nicht sicher). Es kann doch höchstens darum gehen, den Status quo zu erhalten und das muß zum Scheitern verurteilt sein.

Bleibt die Frage, wozu es heute noch Deutschunterricht in der Schule gibt ...

Falsche Schlussfolgerung oder Fragestellung nach dem ganzen Thema würde ich sagen (immerhin bekommt man dort die Apostrophierung und ähnliches beigebracht ;) ). Veränderungen in der Sprache zuzulassen ist nicht das Gleiche wie sie nicht zu beherrschen, aber leider setzen das viele Kritiker gleich (was mir zu unreflektiert ist). Es ist in manchen Fällen vielleicht so, aber auch das muß man m.E.n. akzeptieren können. An der Stelle sei auch noch erwähnt, daß die wenigsten (oder vielleicht niemand) wirklich perfektes Deutsch beherrscht.

Aber zurück zum eigentlichen Thema. Sprache ist sozusagen selbstregulierend: was gefällt oder sinnvoll erscheint wird übernommen, alles andere entfällt wieder aus dem Sprachgebrauch. Und so muß es sein meine ich - irgendein Verein, der versucht die Sprache zu konservieren, wird tatsächlich nicht gebraucht. Ganz im Gegenteil, ich würde sowas als schädlicher betrachten, als ein paar im Sprachgebrauch zeitweise auftauchende Begriffe wie "unkaputtbar".

D@k
24.04.2010, 13:36
Liebe Leute,

ich würde hier den Ball ein bisschen flacher halten! Es gibt unter uns nicht einen einzigen, der ohne einen groben Schnitzer ausgekommen wäre:P

Hier in diesem Forum, habe ich sehr viele Beiträge von Mitgliedern gelesen, die gewisse Probleme mit der deutschen Grammatik oder einfach mit der Rechtschreibung haben. Trotzdem war ein erheblicher Prozentsatz dieser Beiträge thematisch hervorragend und bereicherte eindeutig die Leser. Na ja, mich vielleicht. Auf jeden Fall, wenn man etwas sagen wir, zu forsch und ohne Fingerspitzengefühl dieses Thema hier angeht, könnte passieren, dass gerade diese Mitglieder sich zurück ziehen.

Nur ein Steinchen in den Garten der fröhlichen Diskussion...

Schöne Grüße

fafnir
24.04.2010, 14:42
@ D@k, :top::top:

Jens N.
24.04.2010, 15:27
Darius und Heiner, ich bin nicht ganz sicher, ob ihr die Beiträge hier richtig gelesen habt, jedenfalls kann ich den Einwand nicht so ganz nachvollziehen fürchte ich. Wenn es um meine Kritik am "Deppenapostroph" gehen sollte (einen bestimmten Sachverhalt oder Verfasser zu adressieren kann übrigens nicht schaden, dann weiß man auch was genau gemeint ist), so ist der als -augenzwinkernde- Kritik an jemandem zu verstehen, der gerade so etwas ähnliches kritisiert hat. Ein vorgehaltener Spiegel sozusagen. Es geht mir nicht um Rechtschreib- oder sonstige Fehler, die machen wir alle und normalerweise kann ich da auch locker drüber hinwegsehen (ich gehöre z.B. nicht zu denjenigen, die hier ständig fehlende Groß-/Kleinschreibung anmahnen und auch sonst halte ich mich bei solchen Diskussionen aus guten Gründen eigentlich zurück). Etwas in der Richtung hatte ich aber bereits geschrieben und eigentlich sollte das auch aus meinen Beiträgen deutlich werden. Es muß sich also niemand hier verscheucht fühlen - ich wüsste allerdings auch nicht, wieso das jemand tun sollte.

Die sonstige Kritik (der anderen Schreiber) richtete sich ebenfalls nicht vorrangig an Forumsteilnehmer, sondern eher an Werbeschaffende, die Medien usw., war also eher allgemein ausgerichtet. Auch hier also eigentlich kein Problem zu erkennen.

Also, wie gesagt, ich verstehe den Beitrag nicht so recht. Aber vielleicht war ich ja auch gar nicht gemeint, keine Ahnung. Wenn jedoch so in die Runde empfohlen wird, den Ball flacher zu halten, wüsste ich schon gerne wer oder was genau damit gemeint sein soll.

speedy12
24.04.2010, 16:30
Tja, Jens, ich habe die Kritik auch nicht so richtig verstanden. Unsere Diskussion war doch ganz allgemein gehalten, um die Veränderungen in der Sprache, die durch Einflüsse aus der Werbung, den Teenie-Slang, radebrechende Politiker und selbsternannte Fachleute entstanden sind. Einen wie auch immer gearteten Angriff auf eine bestimmte Person oder eine Personengruppe kann ich beim besten Willen nicht entdecken.

Trotzdem, falls ich jemandem auf den Schlips getreten bin - entschuldigung! War definitiv keine böse Absicht.

Auf der anderen Seite macht es aber auch bald keinen Spaß mehr, hier im Forum zu diskutieren, wenn jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird.

Greets, speedy

BadMan
24.04.2010, 16:53
Ich habe es bisher auch als lockere und allgemeine Diskussion über die deutsche Sprache verstanden und es bisher interessiert verfolgt.
Also meinetwegen weiter so. :top:

duncan.blues
24.04.2010, 19:37
Die Wortschöpfung der letzten Jahre wo's mich immer noch regelmäßig schüttelt wenn ich sie lese (und das leider berufsbedingt ziemlich häufig) ist "Updates werden gedownloadet." :flop::flop::flop:

Vielen Dank auch, Microsoft!

Was spricht hier gegen "werden heruntergeladen"? :roll:
Und wenn's schon ein Anglizismus-Mix sein muss, dann doch wenigstens lieber "downgeloadet", ist für meinen Geschmack ein bisschen(?) weniger schauderhaft. :zuck:

Yttrium
24.04.2010, 19:50
Geschockt hat mich gestern an der Uni ein Seminar:

Seminarleiterin: "Ich hätte mich gefreut, wenn du auch nur einen gescheiten Satz zusammenbekommen hättest. Teilweise hab ich mich gefragt, ob du den Bericht einfach nur in Eile geschrieben hast oder ob du es wirklich nicht kannst."
Die Studentin studiert u.a. Deutsch auf Realschullehramt :roll: Wo soll das ganze enden, wenn nichtmal mehr angehende Lehrer richtig Deutsch können? Kein Wunder... Eine Erdkundelehrerin von mir schrieb "Deutschlant" in ihrer Prüfungsstunde an die Tafel und ist NICHT durchgefallen.

Mich wundert da gar nix mehr...

LG, Melanie

steve.hatton
25.04.2010, 01:19
Sicher hat jeder so seine Mängel im Sprachgebrauch.

Allerdings finde ich, dass die Printmedien einem anderen, höheren Maßstab unterliegen sollten. Leider nimmt auch hier die Qualität massiv ab.
(Man vergleiche mal z.B. die Süddeutsche Zeitung mit der Augsburger Allgemeine Zeitung und deren Ablegern)
Im Fernsehen ist da ebenfalls sehr oft schon Hopfen und Malz verloren...

Regional gibt`s sicher auch noch Unterschiede, was das "übliche"/gebräuchliche betrifft - so sind g`scheite Sätze in Bayern sehr wohl g`fragt.

Hier im Forum sollte man sich einfach Mühe geben, verständlich zu schreiben.
Allzu kryptische Beiträge, ohne jeglichen Ansatz eines Satzbaus, verleiten wohl eher dazu den Beitrag nicht zu beantworten......der Stil von gpo hingegen hat schon wieder was.

Wie sagte ein Mathematiklehrer mal zu mir: "Die Schrift ist ein Kommunikationsmittel und dient dazu wieder gelesen zu werden!"
Er meinte zwar meine Sauklaue und nicht Grammatik oder Rechtschreibung - aber im Grunde trifft das den Punkt sehr gut.

Gewisse Häufigkeiten von "Standart" etc. in Foren (generell) haben mich zeitweise richtig genervt, aber man stumpft auch da ab und Oberlehrer-Manier liegt mir eigentlich nicht.

Wenn mich einer eines besseren belehrt (Deppenapostroph), so hinterfrage und bewerte ich dies und ziehe meine Konsequenzen daraus - sicher jedoch fühle ich mich nicht persönlich angegriffen!

Was mich hier richtig freut, ist die Tatsache, dass eine ordentliche Sprache in Wort und Schrift vielen hier sehr wichtig ist - schön so.

freakbrother
25.04.2010, 12:05
Hier gabs vor nicht allzu langer Zeit eine Werbung eines Eisherstellers mit dem Zitat "I want Mohr".
Ein Afrikaner der in Wien lebt fühlte sich durch diesen Begriff "Mohr" diskriminiert.
Er hat den Hersteller öffentlich angeklagt und er wollte das diese Werbung sofort wieder verschwindet.
War eine Zeit lang in den Medien und hat die Bevölkerung zu wildesten Äusserungen veranlasst.

speedy12
25.04.2010, 14:16
... und wenn ich dann ein Möhrchen will, krieg ich dann ein kleines schwarzes Baby?

Greets, speedy

steve.hatton
25.04.2010, 15:41
Gab doch auch mal die Schokolade "nur echt mit dem Mohren drauf" oder so......

Manchmal übertreiben wir es aber mit der politischen Korrektheit.

AlexDragon
25.04.2010, 18:30
Gab doch auch mal die Schokolade "nur echt mit dem Mohren drauf" oder so......

Manchmal übertreiben wir es aber mit der politischen Korrektheit.

Sarotti ;)

binbald
25.04.2010, 18:51
Manchmal übertreiben wir es aber mit der politischen Korrektheit.
naja, wie war der Spruch? politische Korrektheit und Intelligenz/Stilempfinden passen nicht zusammen, oder so ähnlich.

Zum Thema:
Es ist leider wirklich oft festzustellen, dass das Sprachniveau absinkt: Nicht nur, dass wir im Vergleich zu anderen Ländern in Deutschland im Lauf der Jahre einen sehr laxen Umgang mit der Muttersprache entwickelt haben (man betrachte nur die rudimentäre Anzahl an Unterrichtsstunden, die wir dafür aufbringen - woanders findet man das Doppelte), sondern auch die zunehmende Verengung und Vereinfachung an grammatikalischen Strukturen (wer bildet denn noch korrekte Konjunktive???) sowie der Rückgang an gebräuchlichem Vokabular.

Oder noch weiter gehend: Verwendet noch jemand so malerische Worte wie blümerant, Backfisch, Pfennigfuchser, Dreikäsehoch, Hagestolz, Behuf, sintemal, Abort, Firlefanz ...?

Meistens muss man ja schon zufrieden sein (und tut es leider auch viel zu oft) wenn einigermaßen verständlich und fehlerfrei geschrieben wird. Aber mit Stil und Kultur und Ästhetik hat das leider nur noch wenig zu tun.

Abgesehen davon, dass viele noch nicht einmal mehr eine feinsinnige, versteckte Ironie erahnen können.

speedy12
25.04.2010, 20:34
Oder noch weiter gehend: Verwendet noch jemand so malerische Worte wie blümerant, Backfisch, Pfennigfuchser, Dreikäsehoch, Hagestolz, Behuf, sintemal, Abort, Firlefanz ...?

Ich schon! Aber ich habe auch zwei Vorteile: Einerseits bin ich sehr stark im Theaterbetrieb involviert und zum anderen hatte ich Karl May als Deutschlehrer - kein Witz! Kein Buch von May, das ich nicht mindestens dreimal gelesen habe. Der Preis dafür? Ich habe keine Ahnung von Fuball ... :lol:

Viele Worte stammen halt auch aus anderen Sprachen. Zum Beispiel der Begriff "Fisimatenten" (mach keine Fisimatenten, gemeint sind "Schwierigkeiten") stammt ursprünglich aus dem französischen und heisst im Original "Visit ma tente" (besuche mein Zelt). Und derlei Beispiele gibt es en masse (auch so ein Begriff, siehste!).

Das wäre übrigens auch eine lehrreiche Fortführung dieses Threads: Der Ursprung verschiedener, in Deutschland häufig verwendeter Begriffe wie z.B. Mayonäse, Portmonee (alte Rechtschreibung: Mayonnaise, Portemonnaie) ...

Greets, speedy

binbald
25.04.2010, 20:46
zum anderen hatte ich Karl May als Deutschlehrer - kein Witz! Kein Buch von May, das ich nicht mindestens dreimal gelesen habe.
Du bist mir sehr sympathisch. Bei mir war's genauso...
Manche Bände habe ich zigmal gelesen (die mexikanischen fand ich klasse)

stammt ursprünglich aus dem französischen
Nur, dass im Unterschied zu damals (zu Beginn des 19. Jh.) Französisch Leitkultur war und solche Begriffe ergänzend aufgenommen wurden. Heute findet ja eher eine Ausdünnung statt. Aber im Englischen ist das ja ähnlich - welcher Amerikaner versteht noch Shakespeare im Original? Sein Wortschatz (jetzt nicht die alten Begriffe) sprengt ja jeden heutigen Rahmen

Der Ursprung verschiedener, in Deutschland häufig verwendeter Begriffe
ach, Etymologie ist auch eines Deiner Steckenpferde? :top:

Sofian
25.04.2010, 21:32
Ich bin erfreut, dass sich hier weitere Leidensgenossen finden! Man muss nicht übergenau bezüglich Grammatik und Orthographie sein, aber ich empfinde es auch in der Tat als störend, mit welcher Gleichgültigkeit das wichtige Medium Sprache und Schrift verwendet wird.

Das bezahlte Fernsehen und allen voran die Werbung etablieren Beleidigungen und Fäkalsprache. In einer aktuellen Werbung, die ich im Radio hörte (und die auch in großen Lettern an Plakaten prangt) eines Baumarktes heißt es: Wir haben jetzt bis XX:00 Uhr geöffnet! Ohne S**eiß? Ja, ooohne Scheeiß!

Schrecklich :roll:

steve.hatton
25.04.2010, 22:13
Der inflationäre Gebrauch, aber auch schon der generelle Gebrauch von "four-letter-words" in Medien ist in meinen Augen ein Beispiel für eine Selbst-Disqualifikation!
Mit "four-letter-words" ist übringens nicht "Love", wie in einem Song von Elton John gemeint :D

MD800
25.04.2010, 22:15
Der Standardfehler "Standart" regt mich inzwischen kaum noch auf (siehe auch http://www.k-faktor.com/standart/ , hier gab es früher den Netzverblödungsfaktor). Was ich jedoch bedenklich finde, daß sich viele auf die Rechtschreibprüfung ihres Computers verlassen ohne auf die Idee zu kommen, daß es durchaus Wörter gibt, die zwar korrekt geschrieben sind, aber an dieser Stelle gar nicht verwendet werden sollten, da sie einen anderen Sinn als den beabsichtigten haben.

Unsinnige und überflüssige Wortneuschöpfungen wie "gefightet" (gerne von einer Sportmoderatorin beim Fußball gebraucht) schlagen mich dagegen in die Flucht. Warum kann um einen Fußball nicht mehr gekämpft werden :zuck:

Grüße
Uwe

binbald
25.04.2010, 22:46
Warum kann um einen Fußball nicht mehr gekämpft werden
Weil's nicht mehr cool ist.

steve.hatton
25.04.2010, 23:08
:top::top::top:

speedy12
26.04.2010, 05:13
Der Standardfehler "Standart" regt mich inzwischen kaum noch auf

Warte noch ein paar Jährchen und es steht so im Duden und ist damit offiziell.

Eine Standarte braucht heute schließlich eh keiner mehr ...

Greets, speedy

Hansevogel
26.04.2010, 23:49
Eine Standarte braucht heute schließlich eh keiner mehr ...

Doch, ich,
wenn ich mich von meinem Adlatus geschwind zum Oheim und zur Muhme kutschieren lasse.

:lol:

Gruß: Joachim

speedy12
27.04.2010, 05:40
Sehr schöne Wortwahl :top:

Bin mal gespannt, wie viele Leser gleich mal googeln ... :lol:

Greets, speedy

AlexDragon
27.04.2010, 16:06
Sehr schöne Wortwahl :top:

Bin mal gespannt, wie viele Leser gleich mal googeln ... :lol:

Greets, speedy

Warum :shock: Ist doch garnicht nötig - Verstehe alles auch ohne Google :roll:;)

BeHo
27.04.2010, 16:25
Wo kompstu her?

Ein schöner Artikel zum Thema stand in der Februar-Ausgabe der bdw: Klick! (http://www.bild-der-wissenschaft.de/bdw/bdwlive/heftarchiv/index2.php?object_id=32158064)

speedy12
27.04.2010, 17:12
Tatsächlich! Ein toller Artikel. :top:

Leider verdammt er diesen Thread damit zum Tod, denn darin ist eigentlich alles gesagt, was gesagt gehört ...

Greets, speedy