Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Tiltshift – wie wird das Auge betrogen?
Vera aus K.
05.03.2010, 02:34
Ich finde diese Tiltshift-Fotos irgendwie faszinierend. Aktuell ist im Album ein Thread, in dem Carola und Jörg entsprechend bearbeitete Fotos zeigen („Glen Coe in Miniatur“). Ähnliches habe ich in letzter Zeit häufiger gesehen. Ich vermute die TV-Werbung der Telekommunikationsfirma mit dem magentafarbenen „T“ hat diesen Trend (zumindest) begünstigt.
Aber was passiert da? Klar ist, dass Hintergrund und Vordergrund in Unschärfe gesetzt werden und dass die Sättigung (und der Kontrast?) erhöht werden. Aber warum meinen wir daraufhin eine Miniatur zu sehen? Welchen Streich spielen Auge und Hirn uns da?
Viele Grüße, Vera
Aber warum meinen wir daraufhin eine Miniatur zu sehen? Welchen Streich spielen Auge und Hirn uns da?
Das habe ich mich auch schon gefragt, warum das so ist.
Ich vermute:
Zappelige Bewegungen
Schärfeverlauf
Knallige, aber in der Anzahl reduzierte Farben
Das erinnert mich irgendwie an eine Modelleisenbahnlandschaft...
Meine Vermutung: die gezeigten Aufnahmen sind und der Effekt läßt sich nur darstellen bei Weitwinkelaufnahmen mit vielen Einzelmotiven. Eine Teleaufnahme von einem Einzelmotiv zu shiften ergäbe diesen Miniatureffekt gerade nicht. Nun wissen wir aber, dass bei Weitwinkelaufnahmen der Tiefenschärfebereich sehr groß ist und sachte ausläuft, selbst bei weit offener Blende. Eine Ausnahme gibt es nur, wenn das Motiv ganz nah vor der Linse ist oder es sich um eine Teleaufnahme mit bei großer Brennweite oder um eine Makroaufnahme handelt. Dann zeigen die gemachten Bilder einen sehr geringen Schärfebereich und einen sehr raschen Übergang zur völligen Unschäfe (kein sanftes Ausfaden). Das hat unser Auge/Gehirn so gelernt und nicht nur über die Photograhie, das ist ja beim Auge auch so: starke und rasch abfallende Unschärfe gibt´s nur, wenn das Objekt sehr nah an unsere Pupillen rückt (zoomen mit den Augen scheidet ja leider - noch - aus ;) ). Nun sehen wir diesen Scharf/Unscharf-Effekt und "wissen", das kann nur sein, wenn das Motiv entweder stark hergezoomt wurde oder eben ganz nah an der Linse dran war. Ersteres scheidet aus, da zu viele Details im Unscharfbereich liegen (bei starkem Zoomen wird die Weite zusammengestaucht, die "Tiefe" schmilzt zusammen), also kann es für unsere Wahrnehmung nur sein, dass das Objekt sehr nahe an der Linse war. Da gleichzeitig aber viel "Umgebung" zu sehen ist, muss unser Motiv sehr klein sein, um nah vor der Linse sein zu können und gleichzeitig viel von der Umgebung mit ablichten zu können, die ausserhalb des Fokus liegt. Ich denke also, es ist einfach ein "Lerneffekt" unseres Gehirns. Wer weiß, wenn wir uns über Jahrzehnte nur noch mit Tilt-ShiftAufnahmen zudröhnen würden, dann müßte sich dieser Effekt verlieren. ;) Interesant wäre, ob ein Kleinkind von 2 bis 3 Jahren auch sagen würde, dass die Häuser winzig wirken.
zonebattler
05.03.2010, 07:45
Ich habe es mal ausprobiert, mit mäßigem, aber doch wahrnehmbarem Erfolg:
http://www.zonebattler.net/2008/10/25/modellbeispiel/
Wichtig erscheint mir, daß man von vornerherein eine "modellbautypische" Perspektive einnimmt, also wie in meinem Fall das Objekt (=Flugzeug) von schräg oben ablichtet (wie man es ja bei einem Modell typischerweise machen würde) und möglichst wenig Drumherum mit draufbringt, was die "Echtheit" der Inszenierung sofort verraten würde. Also keine komplexen Motive mit Unmengen von Menschen drauf etc. Je reduzierter das Sujet, desto eher kann man scheinbar ein "Mini-Modell" draus machen: Aufgrund unserer (sicher antrainierten) Sehgewohnheiten ist man damit leicht(er) zu täuschen...
Interessant erscheint die Frage, ob sich der "Neuheitseffekt" auf Dauer legt und man eben nicht mehr so leicht der Illusion aufsitzt, nachdem man (sehr) viele dieser Tilt-Shift-Aufnahmen gesehen hat.
Beste Grüße,
Ralph
Knipseknirps
05.03.2010, 08:48
Meine Vermutung: die gezeigten Aufnahmen sind und der Effekt läßt sich nur darstellen bei Weitwinkelaufnahmen mit vielen Einzelmotiven. Eine Teleaufnahme von einem Einzelmotiv zu shiften ergäbe diesen Miniatureffekt gerade nicht. Nun wissen wir aber, dass bei Weitwinkelaufnahmen der Tiefenschärfebereich sehr groß ist und sachte ausläuft, selbst bei weit offener Blende. Eine Ausnahme gibt es nur, wenn das Motiv ganz nah vor der Linse ist oder es sich um eine Teleaufnahme mit bei großer Brennweite oder um eine Makroaufnahme handelt. Dann zeigen die gemachten Bilder einen sehr geringen Schärfebereich und einen sehr raschen Übergang zur völligen Unschäfe (kein sanftes Ausfaden). Das hat unser Auge/Gehirn so gelernt und nicht nur über die Photograhie, das ist ja beim Auge auch so: starke und rasch abfallende Unschärfe gibt´s nur, wenn das Objekt sehr nah an unsere Pupillen rückt (zoomen mit den Augen scheidet ja leider - noch - aus ;) ). Nun sehen wir diesen Scharf/Unscharf-Effekt und "wissen", das kann nur sein, wenn das Motiv entweder stark hergezoomt wurde oder eben ganz nah an der Linse dran war. Ersteres scheidet aus, da zu viele Details im Unscharfbereich liegen (bei starkem Zoomen wird die Weite zusammengestaucht, die "Tiefe" schmilzt zusammen), also kann es für unsere Wahrnehmung nur sein, dass das Objekt sehr nahe an der Linse war. Da gleichzeitig aber viel "Umgebung" zu sehen ist, muss unser Motiv sehr klein sein, um nah vor der Linse sein zu können und gleichzeitig viel von der Umgebung mit ablichten zu können, die ausserhalb des Fokus liegt. Ich denke also, es ist einfach ein "Lerneffekt" unseres Gehirns. .../...
Genau so, denke ich, ist es; schöne Formulierung :top:
Und das dann eben noch kombiniert mit etwas knalligeren, dh. sterileren Farben, die scheinbar unbeeinflusst von dem durch Sonne u. Wolken bestimmten Tageslicht wie in einem Innenraum, einer Szene, bei Kunstlicht "leuchten".
Man muss mal ein Ausgangsbild mit einem fertig miniaturisierten Bild vergleichen und die Änderung auf sich wirken lassen - interessant!
Vielleicht sollte man zufügen, dass Tilt und Shift mit dem Effekt eigentlich nix zu tun haben. Gute und normale (Tilt weniger, aber) Shift-Aufnahmen erzeugen eben keinen optischen Täuschungseffekt, sondern lassen das Objekt normal und natürlich erscheinen (was allerdings auch eine optische Täuschung ist).
Mit einem echten Shift-Tilt-Objektiv allein würde man solche Aufnahmen auch nicht hinbekommen.
Dimagier_Horst
06.04.2010, 17:04
Mit einem echten Shift-Tilt-Objektiv allein würde man solche Aufnahmen auch nicht hinbekommen.
Wie kommst Du denn darauf? Diese Masche kommt aus dem Bereich der Shift & Tilt-Objektive. Die Aufbereitung aus der Software ist der Fake :lol: . Bevor ich lange in der Software rumpuhle greif ich lieber zum Objektiv und habe die Aufnahme gleich so im Kasten, wie ich es möchte.
http://www.altvordern.de/bildbank/albums/userpics/10001/thumb_20083040.jpg (http://www.altvordern.de/bildbank/displayimage.php?album=11&pos=4)
Ich hoffe, der horizontale Schärfeverlauf irritiert Dich nicht ;).
Ich hoffe, der horizontale Schärfeverlauf irritiert Dich nicht ;).
Nö - ich habe auch schon mit Shift-Tilt gespielt.
Meine Aussage bezog sich auf den "Spielzeug"-/Miniatur-Effekt, dass die Bilder aussehen, als ob sie aus einer Modelleisenbahnlandschaft kämen, nicht auf den Schärfeverlauf.
Dimagier_Horst
06.04.2010, 17:41
Ach, sorry, das hatte ich überlesen. Ich hatte mir das TS seinerzeit für Flugzeuge gekauft, also für von unten nach oben. Miniatur ist ja von oben nach unten :cool: . Und richtig, die Sättigung geht damit natürlich auch nicht. Ich bin dann mal weg...das Objektiv umtauschen in eins für Miniatursaphir :lol: .
Das ist schon witzig, TS kann in der Natur einen Miniatureffekt erzeugen, in dem es die Schärfeebene sozusagen künstlich verkürzt, in der Modellfotografie kann man umgekehrt das TS-Objektiv nutzen, um die Tiefenschärfe weiter auszudehnen und damit natürlicher aussehende Bilder zu erzeugen (das geht übrigens deutlich billiger mit der Handycam und deren Mikro-Sensor mit gigantischer Tiefenschärfe).
Jan
Karsten in Altona
07.04.2010, 11:30
oder man geht einfach zu
http://tiltshiftmaker.com/
:top::flop::?: ... :D
Mit einem echten Shift-Tilt-Objektiv allein würde man solche Aufnahmen auch nicht hinbekommen.
:lol: so Spielereien hat man schon vor Urzeiten gemacht.... mit der Großformat: Hier wurde dann das Rückteil entgegen gesetzt dem Objektiv verstellt/gekippt, so dass ein doppelter Scheimpflug, praktisch gegenläufig, eingestellt war. Mit nur dem Objektiv geht das nicht wirklich. Den Effekt mit solchen Bildern gibt es aber schon ewig. Ein "tiltshiftmaker" ist hier tatsächlich nur eine Krücke. ;)
viele Grüße
aidualk
Hallo aidualk,
ein TS-Objektiv macht doch genau das gleiche wie Deine GF-Kamera (nur mit deutlich weniger Spielraum). Anders ist bei reinen Shift-Objektiven.
Jan
Hallo aidualk,
ein TS-Objektiv macht doch genau das gleiche wie Deine GF-Kamera (nur mit deutlich weniger Spielraum). Anders ist bei reinen Shift-Objektiven.
Jan
Du kannst bei einer GF nicht nur die Objektivebene frei verschwenken/kippen, sondern auch die Filmebene (in allen Richtungen frei). Wenn du beide in die gleich Richtung verschwenkst, erhöhst du den "normalen" Scheimflug-Effekt (Resultat ähnlich einem Tilt-Objektiv, nur halt viel mehr Spielraum), wenn du sie aber entgegen gesetzt verschwenkst..... und das geht mit einem Tilt-Objektiv nicht.
Du kannst bei einer GF ....
... und das geht mit einem Tilt-Objektiv nicht.
Moin
DAS...must ja mal gesagt werden :top::shock::cool:
vor allem weil sich dadurch bedingt noch ganz andere Möglichkeiten ergeben...
nur es hat hier noch kaum einer solche Kameras zum befummeln gehabt :P
Mfg gpo
Ich bin mit Euch einig, dass die Verstellmöglichkeitene iner GF-Kamera völlig andere sind als die eines TS-Objektivs und dass damit auch ganz andere Möglichkeiten der Aufnahme bestehen, aber
[Korinthenkackermodus on]
wo ist der Unterschied, ob ich eine Ebene gegen die Andere oder die Andere gegen die Eine oder beide etwas gegeneinander verschwenke?
[Korinthenkackermodus off]
Jan
[Korinthenkackermodus on]
wo ist der Unterschied, ob ich eine Ebene gegen die Andere oder die Andere gegen die Eine oder beide etwas gegeneinander verschwenke?
[Korinthenkackermodus off]
Jan
quick & dirty eben mal schnell aus dem Fenster meines Büros heraus eingestellt, nicht wirklich ganz sauber, aber ich denke, man kann es erkennen: Man beachte auch das Rückteil, das seitlich herausgeschwenkt ist und gekippt. Das Objektiv ist geshiftet, nach oben gekippt und zusätzlich seitlich verschwenkt.
http://www.sonyuserforum.de/galerie/data/thumbnails/6/DSC07490_k.jpg (http://www.sonyuserforum.de/galerie/details.php?image_id=101195)
und hier das Ergebnis: Kopfstehend und einfach mal die Mattscheibe abfotografiert. Die unterschiedliche Helligkeit kommt vom nicht perfekten Blickwinkel auf die Mattscheibe. Wenn man sich noch mehr Zeit nimmt, bekommt man es auch so hin, dass tatsächlich nur das Fenster scharf ist: links, rechts, drüber und drunter alles unscharf wird. Auch die Äste vorne bekommt man noch unscharf. Die Unschärfe ist dann auch noch abstufbar, es ist aber schon Fummelei. ;)
http://www.sonyuserforum.de/galerie/data/thumbnails/6/DSC07493_k.jpg (http://www.sonyuserforum.de/galerie/details.php?image_id=101196)
viele Grüße
aidualk
Dimagier_Horst
09.04.2010, 16:52
Dass man damit mehr machen kann wird nicht bestritten, dass das Ausmaß der Verstellung größer ist auch nicht. Auf Jans Frage wurde aber nicht eingegangen ;).
Auf Jans Frage wurde aber nicht eingegangen ;).
äähm, mal sollte mal auf beide Bilder schauen, das sollte eigentlich die Antwort sein.
Dimagier_Horst
09.04.2010, 21:38
Ist schon klar, dazu braucht es keine Bilder.
Das Objektiv ist geshiftet, nach oben gekippt
Das (zwei-achsig) kann ich auch mit einem TS, dazu brauche ich in kleinerem Umfang keine GF. Und darauf bezogen habe ich Jans Frage verstanden.
Ausgangspunkt war
die Objektivebene frei verschwenken/kippen, sondern auch die Filmebene
wobei ich nach Deinem Kommentar verstanden habe, was Du unter verschwenken/ kippen verstehst. Somit alles geklärt.
Moin
ja schwierig zu erklären....
wenn man beide Kamera nebeneinander hätte...in der Praxis wäre es einfacher:roll:
ich machs mal so...
DSLR und Frontverstellung egal wie...
heißt immer man konzentriert sich ---NUR auf die Front
GF mit beidseiter Verstellung, also Vorn und hinten heißt...
man hat die Freiheit das "Gehäuse zu verbiegen"...
setzt aber voraus das man die Peillinien die von vorn UND hinten ausgehen...
"irgendwo unten" im Kopf zusammenführen muss...
(muss mal schauen wo ich meine Zeichnung dazu habe)
Mfg gpo