juegue
18.06.2004, 19:55
An: Redaktion COLOR-FOTO
Telefax: 089 – 7 91 91 11
16.06.2004
Vergleichstest der 8-Mio.-Pixel Kameras in Heft 7/2004
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich lese Ihre Zeitschrift schon seit etwa 15 Jahren (früher auch die separate Foto Creativ) und hatte sie auch zeitweise schon abonniert. Mit der Color Foto habe ich früher mit meiner EOS 600 sozusagen das Fotografieren gelernt.
Allerdings stört mich schon seit längerer Zeit bereits ein Trend zu oberflächlichen und – wie im Folgenden erläutert – falschen Beschreibungen und Kameratests. Leider habe ich mich wegen Ihrer Empfehlungen, denen ich gefolgt bin, nach einem Kamerakauf auch schon „schwarz geärgert“ (letztes Jahr, beim Kauf der Contax TVS digital, aber das ist ein anderes Thema)…Teilweise habe ich den Eindruck, dass Sie die Tests nach den Marketingunterlagen der Hersteller anfertigen.
Der Vergleichstest der 8-Mio.-Pixel-Kameras im aktuellen Heft ist wieder einmal voll von objektiven Fehlern und subjektiven Bewertungen. Ich sage das, weil ich mich in den letzten Monaten sehr intensiv mit der Anschaffung einer 8 Mio. Pixel Kamera beschäftigt habe und mir (leider) zunächst auch die Canon Powershot Pro 1 gekauft hatte. Derzeit nutze ich auch eine Dimage A2.
Folgende Aussagen in der Vergleichstabelle dieser beiden Kameras sind objektiv falsch bzw. unvollständig:
- Dateiformat: Auch die Dimage A2 kann Fotos im RAW+JPEG – Modus (wie die Olympus) aufnehmen, zusätzlich aber auch noch im 3:2 (Analog-) Format.
- Empfindlichkeitseinstellung in ISO: Hier stellt auch die A2 laut Handbuch automatisch zwischen 64 und 200 ISO ein (nicht wie bei Ihnen – k.A.)
- Steuerbare Bildeinstellungen: Die A2 hat zusätzlich zu Schärfe, Kontrast und Sättigung auch noch eine Farb-Filtereinstellung. Und Sie können hier jeweils in 11 Abstufungen einstellen, nicht (wie bei der Pro 1) in nur 3, was kaum Einflussmöglichkeiten auf das Bildergebnis zulässt.
- Aufnahmeprofile: Meines Wissens hat die Pro 1 nur 2 Aufnahmeprofile (Sie geben 3 an)
- Videoaufzeichnung: Die A2 zeichnet die Videos nicht mit max. 640x480 Pixel, sondern mit 544x408 auf. Außerdem keine .avi, sondern .mov – Dateien.
- Speicherkarte: Der A2 liegt keine Speicherkarte bei (Sie behaupten, es wäre eine 16-MB-Karte dabei).
- USB-Modus: Die A2 kann schon USB 2 (sie geben 1.1 an)
Wichtige Details fehlen in Ihrem Test ganz oder treten kaum hervor:
- So kann z.B. die A2 (im Gegensatz zur Pro 1) bereits einen einzigen separaten Minolta-Blitz drahtlos fernsteuern. Bei Canon müssen Sie mindestens zwei separate Blitze kaufen, da der eingebaute Blitz keine Fernauslösung vornehmen kann.
- Die A2 hat (im Gegensatz zur Canon) Suchergitter, die man (z.B. bei Architekturfotos) einblenden kann. Ebenso ein Echtzeit-Histogramm bei der Aufnahme.
- Die A2 hat neben frei wählbarem Autofokuspunkt auch noch eine daran koppelbare Selektivmessung.
- Die Canon hat (wegen des unbrauchbar lahmen und unpräzisen Autofokus) kein Sport- oder Schnappschuss- Motivprogramm (Im Gegensatz zur A2). Schlimmer noch, das Handbuch der Pro 1 sagt sogar ganz offen, dass bewegte Motive für den Autofokus nicht geeignet sind!
- Softwarepakete: Das von Ihnen als so reichhaltig angepriesene Canon-Software-Paket hat noch nicht mal eine brauchbare Bearbeitungsmöglichkeit für RAW-Aufnahmen.
- Nachteil der A2: Sie erhalten kein Handbuch und müssen sich selbiges (bei der Funktionsvielfalt wohl unverzichtbar) mit mehreren hundert Seiten selbst ausdrucken, was bei den heutigen Tintenpreisen ein echter Nachteil ist. Ebenso wie das (von Ihnen nicht bemerkte) Fehlen einer CF-Karte im Lieferumfang der Minolta, was noch nicht mal einen Funktionstest erlaubt, ohne noch mal loszuziehen und eine Karte zu kaufen.
- Sowohl die Canon als auch die Minolta haben kein AF-Hilfslicht (witzigerweise hat sogar eine kleine IXUS 400 so etwas!)! Bei der Canon führte das zusammen mit der miserablen AF-Leistung bei meinen Versuchen insgesamt dazu, dass die Kamera bei der automatischen Fokussierung absolut ungenügend war. Die Hersteller nutzen auch nicht die Möglichkeiten Ihrer zusätzlichen Systemblitzgeräte.
Das wichtigste Problem (und damit K.O. - Kriterium) der Pro 1 haben Sie ebenfalls gar nicht erst bemerkt: So ist die angebliche „L“-Optik dieser Kamera schlichtweg ein Konstruktionsfehler, denn sie saugt bei Zoomen Staub in das ohnehin wackelige Objektiv, der dort kumuliert. In den einschlägigen Internetforen, sogar im Canon-Powershot-Forum (www.powershot.de/community), können Sie nachlesen, dass dieses Problem bei nahezu allen Pro 1 - Kameras, nicht nur in Deutschland, sondern z.B. auch in den USA auftritt. Es gibt sogar schon Anleitungen zu Selbst-Öffnen und Reinigen des Objektivs, da Canon sich des Umstandes nicht annimmt. Darüber sollten Sie mal berichten…
Auch meine Pro 1 hatte nach 4 Wochen und einigen hundert Fotos schon deutlich sichtbare Staubpartikel im Objektiv. Würden Sie eine solche Kamera kaufen?
Das sind nur die Fehler, die mir bei einem oberflächlichen Durchsehen Ihrer Daten aufgefallen sind. Würden Sie einem solchen Vergleichstest oder einer Zeitschrift, die so recherchiert, vertrauen? Wenn schon bei diesen beiden Kameras derart viele Fehler zusammenkommen, was hätten dann noch Kenner der Nikon, Olympus und Sony beizutragen? Ich halte Ihre Tests jedenfalls für absolut unglaubwürdig, schlampig recherchiert und unkritisch aufbereitet!
Nun wird’s subjektiv, klar, dass Sie darauf in Ihrer Zeitung keine Rücksicht nehmen können, aber nur der Vollständigkeit halber:
Denken Sie auch an die Zoom-Funktion der Canon, bei der man einen Zoomring am Objektiv dreht, der aber nicht die Brennweite verstellt, sondern einen Motor antreibt, der wiederum die Brennweite verstellt – würden Sie eine Kaffeemaschine kaufen, bei der der Druck auf den Einschalter nicht die Kaffeemaschine einschaltet, sondern einen Motor antreibt, der den Einschalter einschaltet? Nein? Wie kann die Kamera dann bei Ihnen 6,5 Punkte für die Handhabung bekommen? Ich hätte den Preis für die unsinnigste Technik oder den überflüssigsten Stromverbrauch verliehen!
Auch die Bildqualität der Canon empfand ich (rein subjektiv) als nicht klassengerecht. Meine Vergleiche mit der (nur 400 Euro teuren) IXUS 400 brachten identische Bildergebnisse, von der Auflösung abgesehen. Die Fotos wirken überschärft, haben Farbsäume und eine unnatürliche Farbanmutung.
Die von Ihnen als weniger gut bewerteten Fotos der A2 wirken vor allem bei 64 ISO (trotz des überall gebetsmühlenartig zitierten Rauschens der Dimage-Serie) auf mich besser und lassen viel mehr Spielraum für eine gezielte Bearbeitung. Mit ein paar Einstellungen (die die A2 in weitaus detaillierterer Weise erlaubt als die Pro 1) erzielen Sie auch mit der A2 ein mit der Powershot vergleichbares Bildergebnis – wenn Sie das wirklich möchten.
Meine Gesamtbewertung nach intensiven Tests wären aus der Sicht eines Nutzers: Minolta Dimage A2: gut, Canon Powershot Pro 1: mangelhaft.
Natürlich gibt es bei Ihnen nur sehr gute und gute Kameras, Sie wollen ja die Firmen als Inserenten. Die Wahrheit sieht jedoch leider anders aus: Die Canon Powershot Pro 1 ist ein mangelhaftes Werkzeug mit ungenügendem Preis-Leistungs-Verhältnis. Sie müssten Ihre Leser eigentlich vor einem solchen Fehlkauf bewahren.
Für mich, der ich fast 20 Jahre ausschließlich und hochzufrieden mit Canon-Kameras (T70 -> EOS 600 -> EOS 100 -> EOS 33 -> IXUS 400) fotografiert habe, war das ein echter Schock. Mir ist schon klar, dass Sie darüber im Interesse Ihres Anzeigenkunden Canon nicht offen berichten werden, aber dennoch – und damit zurück zur Sache – sollten wenigstens Ihre Testdetails stimmen.
Mein „persönlicher Vergleichstest“ der aktuell verfügbaren Foto-Zeitschriften fällt für die „alt-ehrwürdige“ Color-Foto jedenfalls nicht besonders gut aus. Wenn Sie – und damit komme ich zum konstruktiven Abschluss meiner Zuschrift – wissen möchten, wie ich mir eine bessere Color-Foto vorstelle, dann schauen Sie sich den Markt der Computer-Zeitschriften an:
Sie befinden sich nach meiner Einschätzung derzeit auf dem Niveau der ‚PC-Welt’: Unkritisch, die Berichte tragen die rosarote Brille der Anzeigenkunden, oberflächlich, „altbacken“. Was mich außerdem stört:
- Zu breiter Anzeigen- und Kleinanzeigenteil (…gebrauchte Fotoartikel werden nach meiner Wahrnehmung heutzutage sowieso meist bei eBay gehandelt)
- Zu wenig „Foto-Creativ“ im Heft – das war doch Ihr Alleinstellungsmerkmal!
- Bestenliste: Völliger Blödsinn, so wie die Tests laufen – es gibt sowieso fast nur gute und sehr gute Kameras, auch in Ihren Mitbewerberheften! Kann das real sein?
Ich würde mir eine Color Foto wünschen, die ist wie die ‚C’T’: Kritisch auch im Sinne der Leser („Rubrik Kundenärger“), detailliert, kreativ und damit innovativ – davon könnten die Leser, die Ihre Tests ernst nehmen, tatsächlich profitieren. Einsteiger-Foto-Zeitschriften gibt es genug.
Mich halten derzeit nur die hochwertigen Erinnerungen bei Ihrem Magazin.
Sie dürfen natürlich gern auch diesen Brief (oder die für Sie vertretbaren Teile daraus) als Leserbrief abdrucken, wenn Sie diese Selbstkritik üben möchten. Meine Hauptmotivation für diese Zuschrift ist aber die Trauer darüber, dass die Color Foto einfach nicht mehr so ist, wie ich sie kenne und mir wünsche.
Schade.
Mit freundlichen Grüßen
Jürgen J. Günther
Telefax: 089 – 7 91 91 11
16.06.2004
Vergleichstest der 8-Mio.-Pixel Kameras in Heft 7/2004
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich lese Ihre Zeitschrift schon seit etwa 15 Jahren (früher auch die separate Foto Creativ) und hatte sie auch zeitweise schon abonniert. Mit der Color Foto habe ich früher mit meiner EOS 600 sozusagen das Fotografieren gelernt.
Allerdings stört mich schon seit längerer Zeit bereits ein Trend zu oberflächlichen und – wie im Folgenden erläutert – falschen Beschreibungen und Kameratests. Leider habe ich mich wegen Ihrer Empfehlungen, denen ich gefolgt bin, nach einem Kamerakauf auch schon „schwarz geärgert“ (letztes Jahr, beim Kauf der Contax TVS digital, aber das ist ein anderes Thema)…Teilweise habe ich den Eindruck, dass Sie die Tests nach den Marketingunterlagen der Hersteller anfertigen.
Der Vergleichstest der 8-Mio.-Pixel-Kameras im aktuellen Heft ist wieder einmal voll von objektiven Fehlern und subjektiven Bewertungen. Ich sage das, weil ich mich in den letzten Monaten sehr intensiv mit der Anschaffung einer 8 Mio. Pixel Kamera beschäftigt habe und mir (leider) zunächst auch die Canon Powershot Pro 1 gekauft hatte. Derzeit nutze ich auch eine Dimage A2.
Folgende Aussagen in der Vergleichstabelle dieser beiden Kameras sind objektiv falsch bzw. unvollständig:
- Dateiformat: Auch die Dimage A2 kann Fotos im RAW+JPEG – Modus (wie die Olympus) aufnehmen, zusätzlich aber auch noch im 3:2 (Analog-) Format.
- Empfindlichkeitseinstellung in ISO: Hier stellt auch die A2 laut Handbuch automatisch zwischen 64 und 200 ISO ein (nicht wie bei Ihnen – k.A.)
- Steuerbare Bildeinstellungen: Die A2 hat zusätzlich zu Schärfe, Kontrast und Sättigung auch noch eine Farb-Filtereinstellung. Und Sie können hier jeweils in 11 Abstufungen einstellen, nicht (wie bei der Pro 1) in nur 3, was kaum Einflussmöglichkeiten auf das Bildergebnis zulässt.
- Aufnahmeprofile: Meines Wissens hat die Pro 1 nur 2 Aufnahmeprofile (Sie geben 3 an)
- Videoaufzeichnung: Die A2 zeichnet die Videos nicht mit max. 640x480 Pixel, sondern mit 544x408 auf. Außerdem keine .avi, sondern .mov – Dateien.
- Speicherkarte: Der A2 liegt keine Speicherkarte bei (Sie behaupten, es wäre eine 16-MB-Karte dabei).
- USB-Modus: Die A2 kann schon USB 2 (sie geben 1.1 an)
Wichtige Details fehlen in Ihrem Test ganz oder treten kaum hervor:
- So kann z.B. die A2 (im Gegensatz zur Pro 1) bereits einen einzigen separaten Minolta-Blitz drahtlos fernsteuern. Bei Canon müssen Sie mindestens zwei separate Blitze kaufen, da der eingebaute Blitz keine Fernauslösung vornehmen kann.
- Die A2 hat (im Gegensatz zur Canon) Suchergitter, die man (z.B. bei Architekturfotos) einblenden kann. Ebenso ein Echtzeit-Histogramm bei der Aufnahme.
- Die A2 hat neben frei wählbarem Autofokuspunkt auch noch eine daran koppelbare Selektivmessung.
- Die Canon hat (wegen des unbrauchbar lahmen und unpräzisen Autofokus) kein Sport- oder Schnappschuss- Motivprogramm (Im Gegensatz zur A2). Schlimmer noch, das Handbuch der Pro 1 sagt sogar ganz offen, dass bewegte Motive für den Autofokus nicht geeignet sind!
- Softwarepakete: Das von Ihnen als so reichhaltig angepriesene Canon-Software-Paket hat noch nicht mal eine brauchbare Bearbeitungsmöglichkeit für RAW-Aufnahmen.
- Nachteil der A2: Sie erhalten kein Handbuch und müssen sich selbiges (bei der Funktionsvielfalt wohl unverzichtbar) mit mehreren hundert Seiten selbst ausdrucken, was bei den heutigen Tintenpreisen ein echter Nachteil ist. Ebenso wie das (von Ihnen nicht bemerkte) Fehlen einer CF-Karte im Lieferumfang der Minolta, was noch nicht mal einen Funktionstest erlaubt, ohne noch mal loszuziehen und eine Karte zu kaufen.
- Sowohl die Canon als auch die Minolta haben kein AF-Hilfslicht (witzigerweise hat sogar eine kleine IXUS 400 so etwas!)! Bei der Canon führte das zusammen mit der miserablen AF-Leistung bei meinen Versuchen insgesamt dazu, dass die Kamera bei der automatischen Fokussierung absolut ungenügend war. Die Hersteller nutzen auch nicht die Möglichkeiten Ihrer zusätzlichen Systemblitzgeräte.
Das wichtigste Problem (und damit K.O. - Kriterium) der Pro 1 haben Sie ebenfalls gar nicht erst bemerkt: So ist die angebliche „L“-Optik dieser Kamera schlichtweg ein Konstruktionsfehler, denn sie saugt bei Zoomen Staub in das ohnehin wackelige Objektiv, der dort kumuliert. In den einschlägigen Internetforen, sogar im Canon-Powershot-Forum (www.powershot.de/community), können Sie nachlesen, dass dieses Problem bei nahezu allen Pro 1 - Kameras, nicht nur in Deutschland, sondern z.B. auch in den USA auftritt. Es gibt sogar schon Anleitungen zu Selbst-Öffnen und Reinigen des Objektivs, da Canon sich des Umstandes nicht annimmt. Darüber sollten Sie mal berichten…
Auch meine Pro 1 hatte nach 4 Wochen und einigen hundert Fotos schon deutlich sichtbare Staubpartikel im Objektiv. Würden Sie eine solche Kamera kaufen?
Das sind nur die Fehler, die mir bei einem oberflächlichen Durchsehen Ihrer Daten aufgefallen sind. Würden Sie einem solchen Vergleichstest oder einer Zeitschrift, die so recherchiert, vertrauen? Wenn schon bei diesen beiden Kameras derart viele Fehler zusammenkommen, was hätten dann noch Kenner der Nikon, Olympus und Sony beizutragen? Ich halte Ihre Tests jedenfalls für absolut unglaubwürdig, schlampig recherchiert und unkritisch aufbereitet!
Nun wird’s subjektiv, klar, dass Sie darauf in Ihrer Zeitung keine Rücksicht nehmen können, aber nur der Vollständigkeit halber:
Denken Sie auch an die Zoom-Funktion der Canon, bei der man einen Zoomring am Objektiv dreht, der aber nicht die Brennweite verstellt, sondern einen Motor antreibt, der wiederum die Brennweite verstellt – würden Sie eine Kaffeemaschine kaufen, bei der der Druck auf den Einschalter nicht die Kaffeemaschine einschaltet, sondern einen Motor antreibt, der den Einschalter einschaltet? Nein? Wie kann die Kamera dann bei Ihnen 6,5 Punkte für die Handhabung bekommen? Ich hätte den Preis für die unsinnigste Technik oder den überflüssigsten Stromverbrauch verliehen!
Auch die Bildqualität der Canon empfand ich (rein subjektiv) als nicht klassengerecht. Meine Vergleiche mit der (nur 400 Euro teuren) IXUS 400 brachten identische Bildergebnisse, von der Auflösung abgesehen. Die Fotos wirken überschärft, haben Farbsäume und eine unnatürliche Farbanmutung.
Die von Ihnen als weniger gut bewerteten Fotos der A2 wirken vor allem bei 64 ISO (trotz des überall gebetsmühlenartig zitierten Rauschens der Dimage-Serie) auf mich besser und lassen viel mehr Spielraum für eine gezielte Bearbeitung. Mit ein paar Einstellungen (die die A2 in weitaus detaillierterer Weise erlaubt als die Pro 1) erzielen Sie auch mit der A2 ein mit der Powershot vergleichbares Bildergebnis – wenn Sie das wirklich möchten.
Meine Gesamtbewertung nach intensiven Tests wären aus der Sicht eines Nutzers: Minolta Dimage A2: gut, Canon Powershot Pro 1: mangelhaft.
Natürlich gibt es bei Ihnen nur sehr gute und gute Kameras, Sie wollen ja die Firmen als Inserenten. Die Wahrheit sieht jedoch leider anders aus: Die Canon Powershot Pro 1 ist ein mangelhaftes Werkzeug mit ungenügendem Preis-Leistungs-Verhältnis. Sie müssten Ihre Leser eigentlich vor einem solchen Fehlkauf bewahren.
Für mich, der ich fast 20 Jahre ausschließlich und hochzufrieden mit Canon-Kameras (T70 -> EOS 600 -> EOS 100 -> EOS 33 -> IXUS 400) fotografiert habe, war das ein echter Schock. Mir ist schon klar, dass Sie darüber im Interesse Ihres Anzeigenkunden Canon nicht offen berichten werden, aber dennoch – und damit zurück zur Sache – sollten wenigstens Ihre Testdetails stimmen.
Mein „persönlicher Vergleichstest“ der aktuell verfügbaren Foto-Zeitschriften fällt für die „alt-ehrwürdige“ Color-Foto jedenfalls nicht besonders gut aus. Wenn Sie – und damit komme ich zum konstruktiven Abschluss meiner Zuschrift – wissen möchten, wie ich mir eine bessere Color-Foto vorstelle, dann schauen Sie sich den Markt der Computer-Zeitschriften an:
Sie befinden sich nach meiner Einschätzung derzeit auf dem Niveau der ‚PC-Welt’: Unkritisch, die Berichte tragen die rosarote Brille der Anzeigenkunden, oberflächlich, „altbacken“. Was mich außerdem stört:
- Zu breiter Anzeigen- und Kleinanzeigenteil (…gebrauchte Fotoartikel werden nach meiner Wahrnehmung heutzutage sowieso meist bei eBay gehandelt)
- Zu wenig „Foto-Creativ“ im Heft – das war doch Ihr Alleinstellungsmerkmal!
- Bestenliste: Völliger Blödsinn, so wie die Tests laufen – es gibt sowieso fast nur gute und sehr gute Kameras, auch in Ihren Mitbewerberheften! Kann das real sein?
Ich würde mir eine Color Foto wünschen, die ist wie die ‚C’T’: Kritisch auch im Sinne der Leser („Rubrik Kundenärger“), detailliert, kreativ und damit innovativ – davon könnten die Leser, die Ihre Tests ernst nehmen, tatsächlich profitieren. Einsteiger-Foto-Zeitschriften gibt es genug.
Mich halten derzeit nur die hochwertigen Erinnerungen bei Ihrem Magazin.
Sie dürfen natürlich gern auch diesen Brief (oder die für Sie vertretbaren Teile daraus) als Leserbrief abdrucken, wenn Sie diese Selbstkritik üben möchten. Meine Hauptmotivation für diese Zuschrift ist aber die Trauer darüber, dass die Color Foto einfach nicht mehr so ist, wie ich sie kenne und mir wünsche.
Schade.
Mit freundlichen Grüßen
Jürgen J. Günther