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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Deep Sky Aufnahmen mit einfachen Mitteln


wschwingi
26.06.2009, 09:46
Hallo,

angeregt durch die Frage, ob Deep Sky auch ohne Teleskop fotografisch geht, hier mal ein Beispiel, wie man mit einer A-700 und einem 1,7/50mm Objektiv tolle Dinge vom Himmel holen kann.

Für den Einstieg notwendig ist noch ein Stativ. Man sollte einen Zeitpunkt wählen, in dem kein Mond am Himmel ist. Am besten geeignet ist die Woche vor und nach Neumond. Jetzt im Sommer dauert es sehr lange bis es dunkel wird. In Bayern z.B. muss man bis 23:00 warten. Zusätzlich sollte man einen möglichst dunklen Standort wählen an dem auch in Richtung Süd nicht gerade eine große Stadt liegt. Süden ist deshalb so gut, da sich dort jetzt die Sommermilchstrasse zeigt.

Wie stark die Aufhellung durch die Lichtverschmutzung ist, kann man leicht herausfinden, indem man 15 sec mit Offenblende und ISO 3200 gegen den Horizont fotografiert. Das Helligkeitsspektrum sollte nicht über die Hälfte ragen. Mit diesem Setup lassen sich bereits ordentliche Bilder machen. Man erkennt aber drei Nachteile:

- es gibt Verzerrungen und CAs im Randbereich
- es gibt ein relativ starkes Rauschen
- es gibt kleine Sternspuren, die beim Vergrößern auffallen

Man kann dies optimieren, indem man andere Aufnahmeparameter wählt, z.B. ISO 400 (viel rauschärmer), Blende 2,8 (Bild wird bis in die Ecken scharf) 120 Sekunden Belichtungszeit auf einer einfachen parallaktischen Montierung.

Hier mal ein unbearbeitetes Rohbild, danach die Bearbeitung, Ausschnittsvergrößerung und Identifikation der Objekte und ein 1:1 crop:

http://www.sonyuserforum.de/galerie/data/thumbnails/871/DSC02223_1.jpg (http://www.sonyuserforum.de/galerie/details.php?image_id=82365)

http://www.sonyuserforum.de/galerie/data/thumbnails/871/DSC02223_2.jpg (http://www.sonyuserforum.de/galerie/details.php?image_id=82366)

http://www.sonyuserforum.de/galerie/data/thumbnails/871/DSC02223_3.jpg (http://www.sonyuserforum.de/galerie/details.php?image_id=82367)

http://www.sonyuserforum.de/galerie/data/thumbnails/871/DSC02223_4.jpg (http://www.sonyuserforum.de/galerie/details.php?image_id=82368)

http://www.sonyuserforum.de/galerie/data/thumbnails/871/DSC02223_9.jpg (http://www.sonyuserforum.de/galerie/details.php?image_id=82369)

Ist es nicht faszinierend, was aus einem so unscheinbaren Rohbild an Information steckt! :D
Für Fragen zur Technik oder Anregungen stehe ich gern zur Verfügung.

Beste Grüße

Wolfgang

drive
26.06.2009, 09:50
Wow! Wirklich tolle Bilder :shock:!
Kennst du dich zufällig mit Nachführgeräten aus?

wschwingi
26.06.2009, 09:57
Hallo Alex,

ja kenne ich, wie kann ich dir helfen?

Elric
26.06.2009, 10:00
Hallo Wolfgang,

vielen Dank für die Einleitung. Ich finde es faszinierend was da schon möglich ist.

Gruß
Eric

cdan
26.06.2009, 10:14
...auf einer einfachen parallaktischen Montierung....

Sicherlich könnte ich mir das jetzt zusammen googlen aber vielleicht kannst du mir das auch ganz kurz erklären, denn ich meine du hast die Aufnahmen von einem feststehenden Stativ aus gemacht.

Deinen Beitrag finde ich sehr informativ und gut! :top:

drive
26.06.2009, 10:21
Hallo Alex,

ja kenne ich, wie kann ich dir helfen?

nunja, ich habe schon des öfteren mit dem Gedanken gespielt, mir - sofern bezahlbar - so etwas anzuschaffen. Ich habe aber davon absolut gar keine Ahnung. Wenn du dich damit auskennst, kannst du hier vielleicht dazu eine kleine Einführung geben/schreiben?
Abgesehen davon finde ich diesen Beitrag auch super und freue mich schon auf die Antworten, Infos und neue Erkenntnisse. :top:

drive
26.06.2009, 10:24
Eine Frage habe ich noch:
Den Exif's entnehme ich eine Bel. Zeit von 120 Sekunden. Verstehe ich nicht ganz - da müssten doch nur Strichspuren zu sehen sein? Es wurde schon nachgeführt, oder? :?:

wschwingi
26.06.2009, 10:33
Danke für die lobenden Worte.

@Christian

Für den einfachen Einstieg empfehle ich ein festes Stativ und bei 50mm Belichtungszeiten von 15 Sekunden. Die Rohbilder sehen genauso aus, bei der Nachbearbeitung wird man auf die oben genannten Problemchen stoßen.

Bei der A700 mit 12 MPixel entspricht die Sternbewegung in 15 Sekunden einer Spur von max. 10 Pixeln. Das sieht man erst beim Hineinzoomen ähnlich wie die Rauscheffekte.

Bei 2 Minuten Belichtung wählt man anstelle des festen Statives eine leichte parallaktische Montierung. Dies könnten z.B. eine EQ1, EQ2 oder Astro3 sein. Ein kleiner Batteriebetriebener Motor gleicht die Himmelsdrehung aus. Bei einem 50mm Objektiv kann man dies ohne Korrekturen frei laufen lassen. Es reicht auch eine grobe Ausrichtung auf den Himmelpol ohne Polsucher.

Gruß

Wolfgang

wschwingi
26.06.2009, 10:52
@Alex

Die genannten Montierungen sind für sehr leichte kleine Teleskope, Größenordnung 2kg, gedacht. Anstelle des Telekops montiert man die Kamera direkt auf die Halterung. Die Sony wiegt mit dem 50mm nicht mal 1kg. Kostenpunkt der genannten Modelle EQ1, EQ2 oder Astro 3 mit motorischer Nachführung ca. € 100 bis € 200.

Eine andere Lösungsvariante, die hier auch schon vorgestellt wurde, ist die Kamera Huckepack auf ein vorhandenes Teleskop zu montieren. Dann reicht bei einem 50mm Objektiv sogar ein manuelles nachführen z.B. mittels eines Fadenkreuzokulars.

drive
26.06.2009, 10:58
@Alex

Die genannten Montierungen sind für sehr leichte kleine Teleskope, Größenordnung 2kg, gedacht. Anstelle des Telekops montiert man die Kamera direkt auf die Halterung. Die Sony wiegt mit dem 50mm nicht mal 1kg. Kostenpunkt der genannten Modelle EQ1, EQ2 oder Astro 3 mit motorischer Nachführung ca. € 100 bis € 200.

Eine andere Lösungsvariante, die hier auch schon vorgestellt wurde, ist die Kamera Huckepack auf ein vorhandenes Teleskop zu montieren. Dann reicht bei einem 50mm Objektiv sogar ein manuelles nachführen z.B. mittels eines Fadenkreuzokulars.

Super, danke.
Die Lösung "Huckepack" kommt bei mir aber nicht in Frage, da ich kein Teleskop besitze ;).
Lösung 1 werde ich dann mal näher betrachten.

wschwingi
26.06.2009, 11:26
Um mal zu zeigen wie so ein Setup für die Langzeitbelichtung aussieht:

http://www.sonyuserforum.de/galerie/data/thumbnails/871/P6200047.JPG (http://www.sonyuserforum.de/galerie/details.php?image_id=82370)

Astro 3, auch bekannt als L**L-Montierung, da sie vom Discounter in großen Stückzahlen sehr günstig angeboten wurde.

Hier mit 1 Kg Gewicht und motorischem Antrieb.

Um zu testen, ob der Himmel geeignet ist, das eigne Objektiv lichtstark genug ist empfehle ich den Test mit der Kurzzeitbelichtung auf festem Stativ. Erst wer da genug Erfahrung gesammelt hat, sollte den nächsten Schritt waagen.

freakbrother
26.06.2009, 19:27
Danke für die Einführung.:top:
Ist Das grau lackierte Teil die Nachführung?
Falls ja ist das ein großes Teil.

wschwingi
27.06.2009, 10:32
Ist Das grau lackierte Teil die Nachführung?
Falls ja ist das ein großes Teil.

Das graue Teil ist die parallaktische Montierung, das Schwarze links ist der Nachführmotor.

Für einen Hobbyastronomen ist diese Montierung eine der Kleinsten und nur für geringe Zuladung geeignet. Aber sie ist kompakt und leicht transportabel.

Eine andere weit verbreitete Methode sich bei diesen Brennweiten die Montierung zu sparen ist das Stacken von vielen relativ kurz belichteten Bildern. So kann man anstelle von einem 120 Sekunden Bild, 12 a 10 Sekunden machen. Programme wie Deepskystacker drehen und verschieben die Rohbilder so, dass ein Summenbild mit präsisen Sternen entsteht. Zusätzlich kann man bei diesem Verfahren auf höhere ISO Werte gehen, da man durch die Summenbildung eine Rauschunterdrückung erzielt.

Blackmike
27.06.2009, 11:28
Beim Thema Nachführungen und da ja hier einige mit Erfahrungen versammelt sind, auch mal eine Frage von mir.

Die Anschaffung eine kompletten Teleskopes mit Montierung wollte ich mir eigentlich schenken, ich suche nach einer, auch gerne einfacheren, Montierung welche allerdings Nachführung beherrscht.

Mit 1 kg Zuladung komme ich allerdings nicht aus,- ich wollte auch mit den langen Brennweiten experimentieren, und da kämen locker um die 5-5.5 kg zusammen. (Body + Optik+ evt Konverter)

Was gibt es da so für Montierungen, an die man derartiges Geraffel montieren kann und die dann nicht vor sich hinwackelt wie ein Lämmerschwanz?

Thnx & greetz,- Black

wschwingi
27.06.2009, 12:26
Betreffend mehr Zuladung

Bei mehr Zuladung bedingt durch große Brennweiten habe ich gute Erfahrungen mit der Vixen GP gemacht. Da kann man fotografisch sehr gut bis 300mm und 6 kg Zuladung arbeiten.

Bei 500mm und mehr muss man schon korrigieren mit Leitrohr oder Autoguiding einsetzen. 500mm bedeuten bei der A700 bereits eine Auflösung von 2" pro Pixel.

Blackmike
27.06.2009, 12:34
Hmm, 300mm wären bei mir nochwas arg kurz. Ich suche eigentlich nach etwas, auf das ich von 50mm bis zu 1000mm (im extremfall bis zu 1400mm mit beiden Konvertern) einsetzen könnte. und die 1400mm Kombination weigt dann fast 5.5 kg

Black

wschwingi
27.06.2009, 13:13
Hier ergeben sich zwei andere Probleme.

Bei so hohen Brennweiten benötigt man Montierungen und Setups die besser als 1" (Bogensekunde) korrigieren können. Diese Präzision selbst für 6 kg ist sehr aufwendig und hat ihren Preis >> € 1000. Da gibt es für den Amateurbereich nur noch wenige Hersteller (z.B. Losmandy, Takahshi) und ein Guiding ist notwendig.

Bei Deepsky Aufnahmen mit Konvertern wirst du aber auf ein anderes Problem stoßen. Es kommt einfach zu wenig Licht auf den Sensor und die Belichtungszeiten werden so hoch, dass das Eigenrauschen des Sensors schnell überwiegt. Nicht umsonst werden bei diesen Brennweiten für DS Öffnungen von 5 bis 10 Zoll einesetzt, was einen schnell in die aufwendige gewichtsklaase jenseits von 10kg bringt.

Mein Ansatz in diesem Thread sollte eigentlich ein anderer sein. Mit einem lichtstarken 50mm Objektiv und der vollen Auflösung der DSLR ergeben sich fotografisch derart tiefe Einblicke in den Deep Sky wie sie visuell nur mit großen Optiken von mindestens 500mm Brennweite möglich sind.

Hier mal ein anderes Beispiel, was mit einer guten 100mm Optik geht. Ich hatte einfach die kleine Montierung auf die Reise auf die Südhalbkugel mitgenommen und an einem Abend draufgehalten.

http://www.sonyuserforum.de/galerie/data/thumbnails/871/DSC00383_2a2.jpg (http://www.sonyuserforum.de/galerie/details.php?image_id=66145)

Blackmike
27.06.2009, 13:55
Ok, danke für deine Ausführlichen Hinweise. War ja auch nur mal ein gedankengang.
In meinem Glasschrank hab ich ein 500/4.0 Trümmer liegen, Frontlinsenmäßig bin ich da um die 5.5".
Wenn ich also in den Bereichen von 2 Bogensekunden bleibe, hab ich auch schon mal geschaut, liegen Montierungen für die Gewichtsklasse bei 500-1000€.

Aber was für Aufnahmen mechanischer Art haben die Montierungen? Glaube ja kaum, das die eine Arca-Swiss Aufnahme haben.

Danke und Gruss, Black

wschwingi
27.06.2009, 15:24
Hallo Black,

das ist natürlich eine feine Linse, insbesondere für die Astrofotografie.

Als Verbindung nutzt man Prismenschienen, die zur Montierung passen. Weit verbreitet ist hier auch der sogenannte Vixen Standard, dafür gibt es entsprechende Adaptionen z.B. für das 1/4" Fotogewinde. Hier mal ein Beispiel:

http://www.teleskop-express.de/shop/product_info.php/info/p236_Prismenschiene-mit-1-4--Fotogewinde-Anschluss.html

Gruß

Wolfgang