PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Glaubensfrage


About Schmidt
13.06.2009, 17:23
Aufnahme (RAW) ist im Kasten und nun geht es los. War man bei Diafotografie weitestgehend darauf angewiesen, was man vom Labor bekommt, fängt die Glaubensfrage hier schon beim Konverter an. Welcher Konverter ist mit der "Entwicklung" des RAW am nächsten am Original sprich der Vorlage. Oder ist das gar nicht so wichtig? Ist es viel interessanter, möglichst viel aus dem RAW heraus zu holen? Muss es dem, was der Fotograf vor Ort vorgefunden hat, gar nicht entsprechen oder ist die "Originalität" zwingend ein Muss. Philosophie, Glaubensfrage oder persönliches Empfinden? Wer hat recht oder was ist hier wichtig?

Eure Meinung ist gefragt.

Gruß Wolfgang

Dimagier_Horst
13.06.2009, 17:33
War man bei Diafotografie weitestgehend darauf angewiesen, was man vom Labor bekommt,
Wie kommst Du darauf? Der ERntwicklungsprozess war definiert, also war klar, was Du vom Labor bekommen hast! Kam da was anderes, war es ein Reklamationsgrund, wenn es nicht den Standard getroffen hat. Du hast mit der Wahl des Films definiert, was Du haben willst: Kodak, Kodachrome, Fuji und Agfa waren sowas von unterschiedlich in ihrer Charakteristik....

Welcher Konverter ist mit der "Entwicklung" des RAW am nächsten am Original sprich der Vorlage.
Dann schränkst Du Dich aber ganz schön ein: Ich möchte nicht die Realität, sondern das, was meiner Absicht, etwas auszudrücken, am nächsten kommt. Also alles andere als eine Glaubensfrage, die ja auch in diesem Forum gar nicht diskutiert werden darf :lol:

About Schmidt
13.06.2009, 18:03
Zunächst einmal danke für deine Antwort

Wie kommst Du darauf? Der ERntwicklungsprozess war definiert, also war klar, was Du vom Labor bekommen hast! Kam da was anderes, war es ein Reklamationsgrund, wenn es nicht den Standard getroffen hat. Du hast mit der Wahl des Films definiert, was Du haben willst: Kodak, Kodachrome, Fuji und Agfa waren sowas von unterschiedlich in ihrer Charakteristik....

Gewiss, aber eine Gewähr für richtige Entwicklung hatte man doch nur, wenn ich meine Filme selbst entwickelte. Nicht selten bekam man Dias zurück, die "schlecht" entwickelt waren weil sie z.B. als letze durch ein fast erschöpftes Entwicklungsbad gelaufen sind. Reklamation bringt da wenig, vielleicht einen neuen Film, aber die Dias sind und bleiben versaut.


Dann schränkst Du Dich aber ganz schön ein: Ich möchte nicht die Realität, sondern das, was meiner Absicht, etwas auszudrücken, am nächsten kommt. Also alles andere als eine Glaubensfrage, die ja auch in diesem Forum gar nicht diskutiert werden darf :lol:

Es dreht sich hier nicht um mich, oder ob und wie ich mich einschränke oder nicht. Ich meinte das ganz allgemein.

Gruß Wolfgang

frame
13.06.2009, 18:14
Muss es dem, was der Fotograf vor Ort vorgefunden hat, gar nicht entsprechen oder ist die "Originalität" zwingend ein Muss. Philosophie, Glaubensfrage oder persönliches Empfinden? Wer hat recht oder was ist hier wichtig?


Ich finde es nicht wichtig genau das abzubilden was der Fotograf im Aufnahmemoment "gesehen" hat - ausser das Bild wird explizit zur Dokumentation erstellt wie z.B. bei vielen Naturfotos.

Der Fotograf "manipuliert" die "Wirklichkeit" ja schon durch Wahl des Standorts, Aufnahmewinkels, Aufnahmeparameter (Blende etc.), Bildausschnitt etc. - warum soll er nicht auch das entstandene Bild weiter so manipulieren dass das von ihm gewünschte herauskommt?

holger-hb
13.06.2009, 18:21
Moin,

die Glaubensfrage sollte eher lauten: Warum fotografiert man?

Da hat jeder seinen privaten Anspruch und manch einer seinen professionellen.

Warum gibt man soviel Zeit, Mühe, Geld dafür Bilder zu machen, die andere schon gemacht haben? Warum haben Millionen von Menschen Knipsen und versuchen den Eifelturm zu knipsen, obwohl es ihn viel besser auf Postkarten abgebildet gibt? Usw usw.

Ich finde jegliche Bearbeitung des Bildes ist künstlerisch zu sehen und über Kunst kann man bekanntlich streiten oder es lassen.

Wichtig ist es doch neue Perspektiven zu suchen, Momente einzufangen, wie man sie nicht gewohnt ist. Details zu finden. Menschen schön darzustellen ist zB auch eine wunderbare, wenn auch schwierige Aufgabe. Und dazu benutzt man häufig natürlich auch Schminke, wieso also nicht für das Bild ansich?

Für meinen Teil ist mir die Bearbeitung der Bilder echt zu zeitintensiv und ich werde versuchen möglichst "gute" Bilder out of cam zu erlangen. Aber das ist noch ein weiter Weg.

Hansevogel
13.06.2009, 18:55
Warum fotografiert man?
...
Warum gibt man soviel Zeit, Mühe, Geld dafür Bilder zu machen, die andere schon gemacht haben?
Kein einziges meiner vieltausenden Bilder aus den vergangenen dreißig Jahren hat jemals ein anderer gemacht. ;)

Ich zitiere:
Alles ist schon einmal fotografiert worden, nur noch nicht von mir. (sinngemäß)
Zitat Ende.
(Der Urheber dieses Zitates ist mir nicht bekannt.)

Das ist der Unterschied. Alle meine Fotos sind einzigartig.
Außerdem ist fotografieren besser, als in der Kneipe zu sitzen, Tauben im Park zu vergiften oder Spatzen gegen das Schienbein zu treten. ;)
Und man lernt Leute kennen, viele nette Leute. :D
Die Fotos sind (für mich!) nebensächlich, der Weg ist das Ziel.

Gruß: Joachim

About Schmidt
14.06.2009, 06:29
Danke für´s Feedback.
Ich bin da sehr zwiegespalten. Einerseits möchte ich möglichst nah am "Original" sein, wobei da ja schon das Problem auftaucht, was derjenige, der es fotografiert, als Original empfindet.
Andererseits steht uns mit der EBV ein so tolles Werkzeug zur Verfügung, dass, so richtig angewandt, aus einem Digitalbild ein Kunstwerk werden kann. Je nach Bild, oder dem was ich zeigen will, entscheide ich dann. Offen bleibt dann nach wie vor die Frage, wie weit darf es gehen?

Gruß Wolfgang

_Funny_
14.06.2009, 08:44
Offen bleibt dann nach wie vor die Frage, wie weit darf es gehen?


Das muss doch jeder für sich selbst entscheiden.
Erlaubt ist das, was gefällt.

seven of9
14.06.2009, 10:38
Bei Deinem Wunsch nahe am Original zu sein gehst Du ja von Deinem subjektiven Sehen aus.
Ich behaupte jetzt mal ganz leihenhaft, daß das gesunde Auge mit dem Gehirn ja eine viel "größere Auflösung, Sensibilität und größeren Kontrastumfang" hat als Film und Sensoren es jemals haben werden und es bei gewissen Motiven es schwer ist mit Fotos wirklich an das optische Sehen heranzukommen.

Wenn jetzt RAW-Daten optimiert werden ist das oft näher an der Wirklichkeit als ohne Bearbeitung.

Im übrigen wurden durch die einzelnen chemischen Prozesse beim Film sehr wohl auch eingegriffen (von Abwedeln und Nachbelichten ganz zu schweigen).

alberich
14.06.2009, 12:10
. Offen bleibt dann nach wie vor die Frage, wie weit darf es gehen?

Was soll denn das für eine Frage sein?
Da bleibt doch nichts "offen".
Es geht so weit wie es derjenige für richtig hält, der es macht.
Da gibt es doch kein richtig oder falsch.
Wieviel Salz oder Mehl richtet sich doch auch nach der zuzubereitenden Speise und nicht nach irgendwelchen kategorischen Überlegungen.

Andererseits steht uns mit der EBV ein so tolles Werkzeug zur Verfügung, dass, so richtig angewandt, aus einem Digitalbild ein Kunstwerk werden kann

Das halte ich für einen ziemlich naiven Irrglauben. Denn mit Kunst hat das erstmal gar nichts zu tun. Vielleicht mit Fertigkeiten. Aber Kunst ist dann doch ein wenig sehr viel mehr als "EBV richtig angewandt".

Ein schlechtes Foto mit guter EBV bleibt ein schlechtes Foto.
EBV sollte kein Selbstzweck sein.

Stefan4
15.06.2009, 14:38
(...) Denn mit Kunst hat das erstmal gar nichts zu tun. Vielleicht mit Fertigkeiten. (...)

Na, du behauptest da einfach mal was. Was ist denn Kunst? Für mich jedenfalls eine ganz subjektive Erscheinung und ein Prozess. Am Ende steht erst das (subjektive, manchmal gefeierte, manchmal kategorisch abgelehnte) Kunstwerk. Von da ausgehend kann auch ein umfangreicher EBV-Photoshop-Arbeitsprozess ein Kunstwerk darstellen. Kunst beinhaltet für mich zwar Talent und Ideen, aber der Großteil sind doch Fertigkeiten.

About Schmidt
16.06.2009, 04:48
Na, du behauptest da einfach mal was. Was ist denn Kunst? Für mich jedenfalls eine ganz subjektive Erscheinung und ein Prozess. Am Ende steht erst das (subjektive, manchmal gefeierte, manchmal kategorisch abgelehnte) Kunstwerk. Von da ausgehend kann auch ein umfangreicher EBV-Photoshop-Arbeitsprozess ein Kunstwerk darstellen. Kunst beinhaltet für mich zwar Talent und Ideen, aber der Großteil sind doch Fertigkeiten.

Danke Stefan,
so sehe ich das auch, hätte es aber nicht so ausdrücken können!

Für mich ist ein Bild von anderen/von mir dann Kunst, wenn ich nicht wüsste, wie ich es besser machen könnte. Es mir so gut gefällt, dass ich daran wirklich nichts mehr ändern will, weil es mich einfach nur erfreut, dass es mir, ohne oder durch EBV, so gelungen ist.

Oder ist Kunst nur dann Kunst, wenn sie von einem Künstler gemacht wurde?

Gruß Wolfgang

cgc-11
21.06.2009, 15:06
Ein schlechtes Foto mit guter EBV bleibt ein schlechtes Foto.
EBV sollte kein Selbstzweck sein.

Und wer bitte beurteilt, was ein schlechtes Foto ist? :flop:
Wenn ich dir ein Foto von mir zeige und Du sagst es sei Schrott - nun ja, auch gut.
Aber das ist nun einmal deine subjektive Meinung - gerade von meiner Warte aus ist es vielleicht ein Spitzenbild! :P
Schau doch nur bei diversen Wettbewerben rein - da siehst Du dann, wie welches Bild bewertet wird. Und ich frage mich da des öfteren, wie derjenige auf die Beurteilung kommt. :shock:
Und das mit "... der Natur am nächsten ..." ist ja auch so eine Sache, mit einem Dynamikumfang von höchstens 2.000:1 bei RAW ist man ja noch lange nicht beim menschlichen Auge von 1,000.000:1 bis 2,000.000:1 - dafür gibt es dann HDR, das aber dann wieder von vielen falsch gedeutet wird, indem alles übertrieben wird und es dann wieder nicht "naturgetreu" ist! :eek:
Man sieht also, alles relativ - deshalb sollte jeder seine Fotos so behandeln/bearbeiten wie er es für richtig hält. Immerhin fotografiert doch jeder für sich (mit Ausnahme von Auftragsarbeiten, aber Jene machen sich solche Gedanken sowieso nicht!). ;)

Viel Spaß beim Nachdenken über die Sinnhaftigkeit eines solchen Kopfzerbrechens und
LG Gerhard

austriaka
21.06.2009, 19:24
Ich habe (u.a. auch aufgrund unserer privat geführten Diskussionen) in letzter Zeit weniger fotografiert und mehr "gesehen". Mir wird bewußt, dass ich, wenn ich in meinem Garten in die dunkelste Ecke schaue, immer noch den blauen Himmel mit seinen weißen Wolken sehen kann. Dass ich beim Falken am hellen Sommerhimmel die hellen Flügelspitzen erkennen kann. Dass ich bei meiner hellblonden Tochter jedes Haar erkennen kann und trotzdem sehe, dass sie blaue Augen hat.
Meine Kamera kann das nicht.

DRI ist eine Möglichkeit dahinzugelangen, die mich aber durch den Zwang, das gleiche Bild mehrmals aufzunehmen, mehr einschränkt als bereichert.
DRO im beschränkten Umfang ist eine andere, vielleicht ist das mein nächster Ansatz.

Ja, ich stehe auf und zu EBV, weil ich damit ein bisschen was von dem herausholen kann, was meine Augen gesehen haben. Ich suche noch den goldenen Weg, dass das dann noch natürlich aussieht. Ich denke gerade momentan viel darüber nach. Verzicht auf die Nicht-Farben, auf Schwarz und Weiß ist vielleicht eine Lösung, ich weiß nur noch nicht, wie ich das erreichen kann...

cgc-11
21.06.2009, 21:43
Ich habe (u.a. auch aufgrund unserer privat geführten Diskussionen) in letzter Zeit weniger fotografiert und mehr "gesehen".
Das ist schade ... :cry:
DRI ist eine Möglichkeit dahinzugelangen, die mich aber durch den Zwang, das gleiche Bild mehrmals aufzunehmen, mehr einschränkt als bereichert. DRO im beschränkten Umfang ist eine andere, vielleicht ist das mein nächster Ansatz.
Habe ich auch schon probiert. Das Ergebnis jedoch befriedigt mit absolut nicht. Ich verstehe nicht, warum hier nicht wirklich einmal gründlich nachgearbeitet wird - auch von anderen Kameraherstellern. Ich denke, die Algorythmen sind falsch. Aber ich bin kein Techniker um das beurteilen zu können. Irgendwo auf einer amerikanischen Website habe ich eine Abhandlung gelesen, was alles berechnet werden müsste, damit der Vorgang ordentlich durchgeführt werden kann. Für ein normales Foto in voll er Auflösung und RAW (mit extrem erhöhtem Dynamikumfang über sämtliche12, 14 oder 16 Bit) wären demnach mindestens an die 20 Sekunden (je nach Bit-Anzahl) Rechenzeit notwendig. Da ist dann nichts mehr mit 5 Bildern pro Sekunde (mit meiner A700). Das wäre dann eine quasi HDR-Entwicklung direkt in der Kamera - allerdings ohne jegliche Halo´s etc. mit einem Dynamikumfang von bis zu 100.000:1 - so weit ich mich erinnere!). Aus dem obigem Zeitaufwand (bei heutigen Prozessoren) ergibt sich eben, dass das kein Hersteller macht! Aber - Hand aufs Herz - da kann ich dann eine Belichtungreihe auch schon machen und bin noch schneller. Mein PC hat eben doch ein wenig mehr Rechenleistung als der Bildprozessor in der Kamera und zu Hause ist es mir egal, wie lange ich zum erzeugen der HDR´s brauche ...
Ja, ich stehe auf und zu EBV, weil ich damit ein bisschen was von dem herausholen kann, was meine Augen gesehen haben. Ich suche noch den goldenen Weg, dass das dann noch natürlich aussieht.
Ich auch ...:top:
LG an die Abgeworbene
Gerhard

Anaxaboras
21.06.2009, 22:54
Alles ist schon einmal fotografiert worden, nur noch nicht von mir. (sinngemäß)
Zitat Ende.
(Der Urheber dieses Zitates ist mir nicht bekannt.)
Frei nach Karl Valentin
Richtig: Alles ist schon einmal gesagt worden, nur noch nicht von mir.

Das muss doch jeder für sich selbst entscheiden.
Erlaubt ist das, was gefällt.
Frei nach Wilhelm Busch
Richtig: Was beliebt, ist auch erlaubt.

Martin :mrgreen:

Hansevogel
22.06.2009, 00:16
Danke, Martin. :top: