Dat Ei
22.12.2008, 21:44
Moin, moin,
vor ein paar Tagen gab´s im canikon-Forum im Rahmen eines Adventskalender-Wettbewerbs die Aufgabe, sein persönlich bestes Photo-Erlebnis zu schildern. Über die Jahre haben sich viele kleine Geschichten angesammelt, aber die Geschichte, die mir spontan wieder in den Sinn kam, und die ich dann letztendlich einreichte, fand im November 2006 im Tempel Angkor Wat/Kambodscha statt.
Im Nachhinein kam mir die Idee, daß ich auch mit Euch gerne die Geschichte teilen und Euch diese statt Weihnachtsgrüßen erzählen möchte. Für mich als Ex-Kirchenmitglied hat Weihnachten eine andere Bedeutung als die Christen unter Euch. Weihnachten heißt für mich Abschalten von der täglichen Hektik des Jahres und insbesondere der Vorweihnachtszeit, ein bißchen Rückbesinnung und ganz besonders Zusammenkunft mit der Familie und seinen Lieben. Es ist für mich daher eher religionsübergreifend. Und da schließt sich ein wenig der Kreis mit dem Bild und seiner Geschichte. Los geht´s...
Eines meiner ergreifensten Photoerlebnisse erlebte ich in Kambodscha. Es war am ersten Tag unserer Kambodscha-Reise, einem Montagnachmittag kurz nach unserer Ankunft, als wir uns zum ersten Mal in den Archäologischen Park aufmachten. Nach dem Kauf des Wochentickets fuhren wir gleich zur "Hauptattraktion", dem Tempel Angkor Wat. Wie wir im Verlauf unserer Reise lernten, war es eigentlich keine gute Idee, nachmittags diesen Tempel zu besuchen, weil zu der Uhrzeit hunderte Busse mit tausenden Besuchern, in der Mehrheit Kurzzeit-Touristen, diesen Punkt ansteuerten und förmlich überfluteten. Das Treiben erinnerte eher an Disneyland, denn an einen heiligen Ort für Hinduisten und Bhuddisten. Man konnte kaum eine Aufnahme machen, ohne daß man gerempelt wurde oder jemand in den Bildausschnitt lief. Ich hatte eigentlich nach wenigen Minuten so einen dicken Hals, daß ich am liebsten auf der Stelle abgereist wäre.
Um ein wenig runterzukommen, verdrückte ich mich ein wenig in die Seitenflügel des äußersten Mauerrings. In den dunklen Nischen standen überall Bhudda-, Shiva- und Vishnu-Skulpturen, um die Lotus, Kerzen und Räucherstäbchen platziert waren. In einigen saßen auch Nonnen (weiße Kluft mit kahl rasiertem Schädel), die von Gläubigen umgeben waren und gegen die Bezahlung von 1US$ mit ihnen beteten. Genau in einer dieser Nischen sah ich dann eine sehr alte Nonne, die einen sehr abwesenden und zugleich leidenden Eindruck machte - sie war wohl nicht wirklich glücklich, ob des hektischen Treibens, ihrer eigenen Position und des immer wieder als Ausstellungsstück abgelichtet Werdens. Irgendwie faszinierte mich aber die stoische Ruhe, die sie vermittelte, auch wenn da sicherlich viel Traurigkeit, aber auch Abscheu mitschwang. Aus sicherer Entfernung wollte ich ein paar Aufnahmen von ihr machen und schraubte mein 70-200mm vor die Kamera.
Nach ein paar Aufnahmen entdeckte sie mich - einen Moment lang fühlte ich mich peinlich ertappt. Ich nahm kurz die Kamera runter, lächelte sie an und wies mit der Hand und leicht gesenktem Kopf auf die Kamera, um meinen Respekt zu zollen, aber auch non-verbal nach ihrer Zustimmung zu fragen. Sie nickte kurz. Ich machte noch ein paar wenige Aufnahmen und ging zu ihr rüber. Ich ging neben ihr in die Hocke, um mit ihr auf Augenhöhe zu sein - viel zu viele Touris bleiben aufrecht stehen und behandeln die Leute förmlich von oben herab. Das gehört sich nicht - das hatte ich schon auf diversen Asien- und Fern-Reisen gelernt. Ich legte wie üblich 1US$ in ihre aufgestellte Schale, drückte den Wiedergabeknopf meiner Kamera und zeigte ihr die Aufnahmen von ihr auf dem Display. Und dann passierte es: schlagartig verschwand die Distanz zwischen Photograph und "Opfer", denn sie begann angesichts ihrer Bilder zu lachen, freute sich dermaßen, daß sie jemand mal als etwas mehr als ein Motiv oder photographisches Beiwerk wahrnahm, schloß mich in ihre Arme und strich mir mit ihrer alten, knochigen Hand zart über die Wange. Diese Nähe und Herzlichkeit überwand sämtliche Sprachbarrieren, den Alters- und auch Kulturunterschied - das war einfach Menschlichkeit in purer Reinform, direkt vom Herzen. Für mich einfach unvergesslich...
844/PICT11842Kopie.jpg
-> Bild in der Galerie (http://www.sonyuserforum.de/galerie/details.php?image_id=68089)
Also besinnt Euch Eurer Mitmenschen und Eurer eigenen Menschlichkeit
Dat Ei
vor ein paar Tagen gab´s im canikon-Forum im Rahmen eines Adventskalender-Wettbewerbs die Aufgabe, sein persönlich bestes Photo-Erlebnis zu schildern. Über die Jahre haben sich viele kleine Geschichten angesammelt, aber die Geschichte, die mir spontan wieder in den Sinn kam, und die ich dann letztendlich einreichte, fand im November 2006 im Tempel Angkor Wat/Kambodscha statt.
Im Nachhinein kam mir die Idee, daß ich auch mit Euch gerne die Geschichte teilen und Euch diese statt Weihnachtsgrüßen erzählen möchte. Für mich als Ex-Kirchenmitglied hat Weihnachten eine andere Bedeutung als die Christen unter Euch. Weihnachten heißt für mich Abschalten von der täglichen Hektik des Jahres und insbesondere der Vorweihnachtszeit, ein bißchen Rückbesinnung und ganz besonders Zusammenkunft mit der Familie und seinen Lieben. Es ist für mich daher eher religionsübergreifend. Und da schließt sich ein wenig der Kreis mit dem Bild und seiner Geschichte. Los geht´s...
Eines meiner ergreifensten Photoerlebnisse erlebte ich in Kambodscha. Es war am ersten Tag unserer Kambodscha-Reise, einem Montagnachmittag kurz nach unserer Ankunft, als wir uns zum ersten Mal in den Archäologischen Park aufmachten. Nach dem Kauf des Wochentickets fuhren wir gleich zur "Hauptattraktion", dem Tempel Angkor Wat. Wie wir im Verlauf unserer Reise lernten, war es eigentlich keine gute Idee, nachmittags diesen Tempel zu besuchen, weil zu der Uhrzeit hunderte Busse mit tausenden Besuchern, in der Mehrheit Kurzzeit-Touristen, diesen Punkt ansteuerten und förmlich überfluteten. Das Treiben erinnerte eher an Disneyland, denn an einen heiligen Ort für Hinduisten und Bhuddisten. Man konnte kaum eine Aufnahme machen, ohne daß man gerempelt wurde oder jemand in den Bildausschnitt lief. Ich hatte eigentlich nach wenigen Minuten so einen dicken Hals, daß ich am liebsten auf der Stelle abgereist wäre.
Um ein wenig runterzukommen, verdrückte ich mich ein wenig in die Seitenflügel des äußersten Mauerrings. In den dunklen Nischen standen überall Bhudda-, Shiva- und Vishnu-Skulpturen, um die Lotus, Kerzen und Räucherstäbchen platziert waren. In einigen saßen auch Nonnen (weiße Kluft mit kahl rasiertem Schädel), die von Gläubigen umgeben waren und gegen die Bezahlung von 1US$ mit ihnen beteten. Genau in einer dieser Nischen sah ich dann eine sehr alte Nonne, die einen sehr abwesenden und zugleich leidenden Eindruck machte - sie war wohl nicht wirklich glücklich, ob des hektischen Treibens, ihrer eigenen Position und des immer wieder als Ausstellungsstück abgelichtet Werdens. Irgendwie faszinierte mich aber die stoische Ruhe, die sie vermittelte, auch wenn da sicherlich viel Traurigkeit, aber auch Abscheu mitschwang. Aus sicherer Entfernung wollte ich ein paar Aufnahmen von ihr machen und schraubte mein 70-200mm vor die Kamera.
Nach ein paar Aufnahmen entdeckte sie mich - einen Moment lang fühlte ich mich peinlich ertappt. Ich nahm kurz die Kamera runter, lächelte sie an und wies mit der Hand und leicht gesenktem Kopf auf die Kamera, um meinen Respekt zu zollen, aber auch non-verbal nach ihrer Zustimmung zu fragen. Sie nickte kurz. Ich machte noch ein paar wenige Aufnahmen und ging zu ihr rüber. Ich ging neben ihr in die Hocke, um mit ihr auf Augenhöhe zu sein - viel zu viele Touris bleiben aufrecht stehen und behandeln die Leute förmlich von oben herab. Das gehört sich nicht - das hatte ich schon auf diversen Asien- und Fern-Reisen gelernt. Ich legte wie üblich 1US$ in ihre aufgestellte Schale, drückte den Wiedergabeknopf meiner Kamera und zeigte ihr die Aufnahmen von ihr auf dem Display. Und dann passierte es: schlagartig verschwand die Distanz zwischen Photograph und "Opfer", denn sie begann angesichts ihrer Bilder zu lachen, freute sich dermaßen, daß sie jemand mal als etwas mehr als ein Motiv oder photographisches Beiwerk wahrnahm, schloß mich in ihre Arme und strich mir mit ihrer alten, knochigen Hand zart über die Wange. Diese Nähe und Herzlichkeit überwand sämtliche Sprachbarrieren, den Alters- und auch Kulturunterschied - das war einfach Menschlichkeit in purer Reinform, direkt vom Herzen. Für mich einfach unvergesslich...
844/PICT11842Kopie.jpg
-> Bild in der Galerie (http://www.sonyuserforum.de/galerie/details.php?image_id=68089)
Also besinnt Euch Eurer Mitmenschen und Eurer eigenen Menschlichkeit
Dat Ei