konzertpix.de
10.08.2008, 23:03
Nachdem sich in den letzten Tagen, vielleicht sogar Wochen die Fragen häufen, warum die neue Alpha viel schlechtere Bilder als die bisher verwendete Kompaktknipse macht, ist es imho an der Zeit, die zwei, drei häufigsten Ursachen für technisch schlechte Bilder aufzudecken und eine Hilfe zu geben, wie diese Fehler umgangen werden können.
1. Problem: Meine Alpha macht nur unscharfe Bilder mit dem tollen Teleobjektiv !
Häufige Fehlerquelle: Passt die Belichtungszeit zur gewählten Brennweite (unbedingt auch später am Rechner die Exifs studieren !) ?
Der Hintergrund: Die Zeit, die man benötigt, um freihand nicht zu verwackeln, findet man ganz einfach heraus: 1/Brennweite ist die Belichtungszeit, die man mindestens wählen sollte. Ein Beispiel: nehme ich ein Bild mit einem 70-200er bei 140 mm Brennweite (abzulesen am Objektiv) auf, dann sollte die längste zu wählende Belichtungszeit 1/150s nicht übersteigen. Alles längere, also z.B. 1/100s oder 1/60s, erhöht die Gefahr, beim Auslösen die Kamera und damit das Bild zu verwackeln.
Die Lösung: man stelle die gewünschte Belichtungszeit im Programm "S" fest ein und lasse die Kamera die Blende wählen. Um das ganze ein wenig zu entschärfen und ein wenig mehr Puffer zu haben, kann man zusätzlich noch Auto-ISO einstellen - dann geht die Kamera notfalls mit dem ISO hoch, wenn die Offenblende erreicht wird und die Belichtung noch immer nicht ausreicht. Der SSS hilft viel und oft - zaubern kann er aber nicht.
Wir sollten eines auch nicht vergessen: wenn wir an der APS-C-Alpha (die Vollformat soll ja erst noch kommen) 200 mm Brennweite ablesen, erhalten wir einen Bildausschnitt, der dem eines 300 mm Teles entspricht. Diesen Faktor 1,5 können wir berücksichtigen, müssen es aber nicht. Dank SSS wirkt sich diese Verlängerung der Zeit - 1/200 s statt 1/300 s - nicht wirklich aus und das Bild wird trotzdem noch brauchbar scharf werden. Überstrapazieren sollten wir diese Reserve allerdings nicht !
2. Problem: Meine neue Alpha macht mir viel mehr Probleme beim Scharfstellen als meine Kompakte !
Häufige Fehlerquelle: Man verlässt sich auf das große Focusfeld beim Scharfstellen.
Der Hintergrund: im Programm "AUTO" wird nach jeder Rückkehr von einem anderen Modus sowie dem Standby-Modus der Kamera wieder auf den Standard zurückgestellt. Und das bedeutet u.a. neben DRO Auto und ISO Auto auch das große Focusfeld. Das jedoch stellt auf den Bildbereich scharf, den die Kamera als bildwichtig erachtet. Ob das aber auch der Bereich ist, der mir als Fotograf wichtig ist ? Ja - aber wohl nur gelegentlich und in allen anderen Fällen ist der gewünschte Bildbereich unscharf...
Die Lösung: wechseln in das Programm "P" oder noch besser in die Zeit- oder Blendenautomatik. Dort behält die Kamera die letzten Einstellungen bei - und wenn man hier von dem breiten Focusfeld auf das Spotmeßfeld oder das Lokale umstellt, hat man alle Freiheiten und kann genau bestimmen, welcher Bildteil scharf werden soll.
3. Problem: Ich habe auf das Spotmeßfeld umgestellt und dennoch macht meine Alpha unscharfe Bilder !
Die Fehlerquelle: das Spotmeßfeld wird im Sucher als "Punkt" in der Mitte des Suchers angedeutet. Dieses Meßfeld ist allerdings deutlich größer als die Umrisse des zugeordneten Quadrats im Sucher !
Der Hintergrund: um die Lichtempfindlichkeit und die Genauigkeit des mittleren Spotmeßfeldes zu erhöhen, haben die Sony-Entwickler dieses als sog. Doppelkreuzsensor ausgelegt. Dieser Typ von Sensor ist allerdings deutlich größer als das ihn andeutende Quadrat. Daher focussiert der Spotsensor gerne mal auch einen Bildteil an, der etwas außerhalb der Mitte liegt. Und das äußert sich in unvermutetem Fehlfocus.
Die Lösung: einfach mehrmals den Auslöser leicht antippen und schauen, ob die Schärfe im Sucher hin- und herspringt. Falls partout nicht auf den gewünschten Bildbereich scharf gestellt wird, dann per AF/MF-Taster ausgehend vom falschen Focus per manuellem Scharfstellen nachjustieren. Das Ergebnis wird in solchen indifferenten Fällen häufig viel befriedigender ausfallen als jeder AF-Versuch.
4. Problem: Ok, ich hab die Sache mit dem Focus verstanden. Aber dennoch - die Alpha macht viel unschärfere Bilder als meine Kompakte, bei der einfach alles knackescharf wird !
Die Ursache (diesmal ist das keine Fehlerquelle): die Kompakte hat einen deutlich kleineren Sensor als die Alpha, die einen Sensor in APS-C-Größe (demnächst wohl auch in Vollformat) besitzt.
Der Hintergrund: die Schärfentiefe ist nicht nur von der gewählten Blende, sondern auch von der Sensorgröße abhängig. Ein kleiner Sensor bedeutet einfach gesagt gleichzeitig auch eine größere Schärfentiefe. Daher muß die Kompakte den Focus erst gar nicht auf den Punkt genau treffen, damit ein Bild richtig scharf erscheint.
Die Lösung: um einen ähnlichen Schärfeeindruck wie mit der Kompakten zu erhalten, muß man mit einer DSLR wie der Alpha einfach stärker abblenden. Damit erhöht sich dann die Schärfentiefe und gut ist.
5. Problem: Nun denn, scharf sind meine Bilder ja jetzt. Aber sie rauschen doch so fürchterlich, vor allem in dunklen Bereichen !
Die Fehlerquelle: wieder mit DRO Auto fotografiert, vielleicht wegen des AUTO-Programmes ? Das versucht nämlich, unterbelichtete Bildelemente aufzuhellen, bis das Histogramm eine schön gleichmäßige Verteilung zeigt.
Der Hintergrund: ein Bild erscheint üblicherweise "harmonisch", wenn das Histogramm, also die Verteilung der Helligkeitswerte sowohl im Graukanal als auch in den einzelnen Farbkanälen einen schönen Buckel darstellt. Leider hat die Kameraelektronik aber üblicherweise keine Ahnung davon, was wir wirklich fotografiert haben - vielleicht war das eben ja ein Bild in der Abenddämmerung gewesen ? Dann würden sich nämlich die meisten Bildpunkte an den linken Rand des Histogrammes drängen und eben keinen Buckel bilden. Genau das versucht aber die DRO-Automatik zu vermeiden und hübscht unser Histogramm auf - es hebt die dunklen Bereiche deutlich an. Und damit steigt das Rauschen in den dunklen Bildbereichen ganz enorm an, so daß das Bild eben dort ziemlich unschön aussieht.
Die Lösung: so gut DRO Auto und seine Verwandten +1 bis +5 auch bei Tageslicht funktionieren mögen - in kritischen Bildsituationen sind sie eher hinderlich und sollten dann abgeschaltet werden. Hier hilft nur, Erfahrung mit der Automatik zu bekommen, um deren Wirkung einschätzen zu können. Oder generell auf sie zu verzichten - was bei RAW-Fotos ohnehin dringend angeraten ist. Die Alphas betten nämlich ein JPG ins RAW ein, das DRO-entsprechend behandelt wurde. Auf dem Display kann man dann nicht mehr erkennen, ob ein Bild korrekt belichtet ist oder im RAW-Entwickler viel zu dunkel werden wird. Wir hatten das beim Ludwigsburger Stammtisch zunächst nicht glauben wollen, ein einfacher Test half aber weiter: im RAW fotografieren und ein viel zu dunkles Bild per manueller Belichtung provozieren. Dann DRO+5 aktivieren und bei denselben Einstellungen nochmal fotografieren. Und das Display zeigt ein vollkommen anderes Bild an - übrigens auch beim Hineinzoomen !
Es gibt sicherlich noch viele weitere Tips. Ich möchte auch unbedingt bitten, diese hier mit anzufügen, um eine Sammlung an hilfreichen Hinweisen für Alpha-Einsteiger resp. Umsteiger zu bieten, auf die hingewiesen werden kann, ohne jedesmal aufs Neue dieselben Sätze tippen zu müssen.
Viele Grüße und viel Spaß mit der neuen Alpha !
Rainer
1. Problem: Meine Alpha macht nur unscharfe Bilder mit dem tollen Teleobjektiv !
Häufige Fehlerquelle: Passt die Belichtungszeit zur gewählten Brennweite (unbedingt auch später am Rechner die Exifs studieren !) ?
Der Hintergrund: Die Zeit, die man benötigt, um freihand nicht zu verwackeln, findet man ganz einfach heraus: 1/Brennweite ist die Belichtungszeit, die man mindestens wählen sollte. Ein Beispiel: nehme ich ein Bild mit einem 70-200er bei 140 mm Brennweite (abzulesen am Objektiv) auf, dann sollte die längste zu wählende Belichtungszeit 1/150s nicht übersteigen. Alles längere, also z.B. 1/100s oder 1/60s, erhöht die Gefahr, beim Auslösen die Kamera und damit das Bild zu verwackeln.
Die Lösung: man stelle die gewünschte Belichtungszeit im Programm "S" fest ein und lasse die Kamera die Blende wählen. Um das ganze ein wenig zu entschärfen und ein wenig mehr Puffer zu haben, kann man zusätzlich noch Auto-ISO einstellen - dann geht die Kamera notfalls mit dem ISO hoch, wenn die Offenblende erreicht wird und die Belichtung noch immer nicht ausreicht. Der SSS hilft viel und oft - zaubern kann er aber nicht.
Wir sollten eines auch nicht vergessen: wenn wir an der APS-C-Alpha (die Vollformat soll ja erst noch kommen) 200 mm Brennweite ablesen, erhalten wir einen Bildausschnitt, der dem eines 300 mm Teles entspricht. Diesen Faktor 1,5 können wir berücksichtigen, müssen es aber nicht. Dank SSS wirkt sich diese Verlängerung der Zeit - 1/200 s statt 1/300 s - nicht wirklich aus und das Bild wird trotzdem noch brauchbar scharf werden. Überstrapazieren sollten wir diese Reserve allerdings nicht !
2. Problem: Meine neue Alpha macht mir viel mehr Probleme beim Scharfstellen als meine Kompakte !
Häufige Fehlerquelle: Man verlässt sich auf das große Focusfeld beim Scharfstellen.
Der Hintergrund: im Programm "AUTO" wird nach jeder Rückkehr von einem anderen Modus sowie dem Standby-Modus der Kamera wieder auf den Standard zurückgestellt. Und das bedeutet u.a. neben DRO Auto und ISO Auto auch das große Focusfeld. Das jedoch stellt auf den Bildbereich scharf, den die Kamera als bildwichtig erachtet. Ob das aber auch der Bereich ist, der mir als Fotograf wichtig ist ? Ja - aber wohl nur gelegentlich und in allen anderen Fällen ist der gewünschte Bildbereich unscharf...
Die Lösung: wechseln in das Programm "P" oder noch besser in die Zeit- oder Blendenautomatik. Dort behält die Kamera die letzten Einstellungen bei - und wenn man hier von dem breiten Focusfeld auf das Spotmeßfeld oder das Lokale umstellt, hat man alle Freiheiten und kann genau bestimmen, welcher Bildteil scharf werden soll.
3. Problem: Ich habe auf das Spotmeßfeld umgestellt und dennoch macht meine Alpha unscharfe Bilder !
Die Fehlerquelle: das Spotmeßfeld wird im Sucher als "Punkt" in der Mitte des Suchers angedeutet. Dieses Meßfeld ist allerdings deutlich größer als die Umrisse des zugeordneten Quadrats im Sucher !
Der Hintergrund: um die Lichtempfindlichkeit und die Genauigkeit des mittleren Spotmeßfeldes zu erhöhen, haben die Sony-Entwickler dieses als sog. Doppelkreuzsensor ausgelegt. Dieser Typ von Sensor ist allerdings deutlich größer als das ihn andeutende Quadrat. Daher focussiert der Spotsensor gerne mal auch einen Bildteil an, der etwas außerhalb der Mitte liegt. Und das äußert sich in unvermutetem Fehlfocus.
Die Lösung: einfach mehrmals den Auslöser leicht antippen und schauen, ob die Schärfe im Sucher hin- und herspringt. Falls partout nicht auf den gewünschten Bildbereich scharf gestellt wird, dann per AF/MF-Taster ausgehend vom falschen Focus per manuellem Scharfstellen nachjustieren. Das Ergebnis wird in solchen indifferenten Fällen häufig viel befriedigender ausfallen als jeder AF-Versuch.
4. Problem: Ok, ich hab die Sache mit dem Focus verstanden. Aber dennoch - die Alpha macht viel unschärfere Bilder als meine Kompakte, bei der einfach alles knackescharf wird !
Die Ursache (diesmal ist das keine Fehlerquelle): die Kompakte hat einen deutlich kleineren Sensor als die Alpha, die einen Sensor in APS-C-Größe (demnächst wohl auch in Vollformat) besitzt.
Der Hintergrund: die Schärfentiefe ist nicht nur von der gewählten Blende, sondern auch von der Sensorgröße abhängig. Ein kleiner Sensor bedeutet einfach gesagt gleichzeitig auch eine größere Schärfentiefe. Daher muß die Kompakte den Focus erst gar nicht auf den Punkt genau treffen, damit ein Bild richtig scharf erscheint.
Die Lösung: um einen ähnlichen Schärfeeindruck wie mit der Kompakten zu erhalten, muß man mit einer DSLR wie der Alpha einfach stärker abblenden. Damit erhöht sich dann die Schärfentiefe und gut ist.
5. Problem: Nun denn, scharf sind meine Bilder ja jetzt. Aber sie rauschen doch so fürchterlich, vor allem in dunklen Bereichen !
Die Fehlerquelle: wieder mit DRO Auto fotografiert, vielleicht wegen des AUTO-Programmes ? Das versucht nämlich, unterbelichtete Bildelemente aufzuhellen, bis das Histogramm eine schön gleichmäßige Verteilung zeigt.
Der Hintergrund: ein Bild erscheint üblicherweise "harmonisch", wenn das Histogramm, also die Verteilung der Helligkeitswerte sowohl im Graukanal als auch in den einzelnen Farbkanälen einen schönen Buckel darstellt. Leider hat die Kameraelektronik aber üblicherweise keine Ahnung davon, was wir wirklich fotografiert haben - vielleicht war das eben ja ein Bild in der Abenddämmerung gewesen ? Dann würden sich nämlich die meisten Bildpunkte an den linken Rand des Histogrammes drängen und eben keinen Buckel bilden. Genau das versucht aber die DRO-Automatik zu vermeiden und hübscht unser Histogramm auf - es hebt die dunklen Bereiche deutlich an. Und damit steigt das Rauschen in den dunklen Bildbereichen ganz enorm an, so daß das Bild eben dort ziemlich unschön aussieht.
Die Lösung: so gut DRO Auto und seine Verwandten +1 bis +5 auch bei Tageslicht funktionieren mögen - in kritischen Bildsituationen sind sie eher hinderlich und sollten dann abgeschaltet werden. Hier hilft nur, Erfahrung mit der Automatik zu bekommen, um deren Wirkung einschätzen zu können. Oder generell auf sie zu verzichten - was bei RAW-Fotos ohnehin dringend angeraten ist. Die Alphas betten nämlich ein JPG ins RAW ein, das DRO-entsprechend behandelt wurde. Auf dem Display kann man dann nicht mehr erkennen, ob ein Bild korrekt belichtet ist oder im RAW-Entwickler viel zu dunkel werden wird. Wir hatten das beim Ludwigsburger Stammtisch zunächst nicht glauben wollen, ein einfacher Test half aber weiter: im RAW fotografieren und ein viel zu dunkles Bild per manueller Belichtung provozieren. Dann DRO+5 aktivieren und bei denselben Einstellungen nochmal fotografieren. Und das Display zeigt ein vollkommen anderes Bild an - übrigens auch beim Hineinzoomen !
Es gibt sicherlich noch viele weitere Tips. Ich möchte auch unbedingt bitten, diese hier mit anzufügen, um eine Sammlung an hilfreichen Hinweisen für Alpha-Einsteiger resp. Umsteiger zu bieten, auf die hingewiesen werden kann, ohne jedesmal aufs Neue dieselben Sätze tippen zu müssen.
Viele Grüße und viel Spaß mit der neuen Alpha !
Rainer