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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Erfahrungsbericht Mattscheibenaustausch Alpha 100


miwi9
21.07.2008, 00:46
Hallo Allerseits,

nachdem ich mich nun seit fast einem Jahr über den Fokus meiner :a:100 aufrege, habe ich mich endlich dazu durchgerungen eine Mattscheibe mit Fokussierhilfe einzubauen.
Nach einer längeren Entscheidungsfindung habe ich mich zu einem Ememplar mit zentralem Mikroprismen-Feld entschlossen und bin natürlich bei www.focusingscreen.com (http://www.focusingcreen.com) gelandet und habe mir dort per eMail eine (nicht lieferbare) Canon EcA mit grobem Mikroprismenfeld bestellt. Der liebe Betreiber antwortete prompt, dass diese Scheibe derzeit auf dem Weltmarkt nicht verfügbar und bei ihm auf sehr, sehr lange oder noch viel längere Zeit nicht verfügbar sein wird.
So einen Monat später dachte ich mir, "Du hast keinen blassen Schimmer, wie eine geeignete Scheibe für Dich aussehen könnte! Warum nimmst Du nicht endlich die mit den kleinen Prismen (Nikon F6-J) und machst eine Erfahrung?" Gedacht, getan und 7 Tage später wurde mir das gute Stück (mit Rule of Thirds-Linien) ohne besondere Deklaration oder Zusatzkosten/-abwicklung von einem Kurier gegen Autogramm überrreicht. :shock: In dem Paket befanden sich neben Papierkram und der Mattscheibe noch eine Pinzette, zwei Gummiuüberzüge für die Finger sowie eine Nikonpinzette zum Greifen der Mattscheibennase. Eine gut mit Google oder Babelfish übersetztbare und reich illustrierte Einbauanleitung stellt der Anbieter auf seiner Website zur Verfügung.
Ich hatte vorher schon von einigen Leutchen gelesen, das Staub und das weiche Material der Mattschiebe und der Fokusmarkierungsscheibe wohl ein zentrales Problem meines Einbauunterfanges sei, also schob ich die Aktion auf den kommen ruhigen Samstag Vormittag.
Bisher klingt es noch alles ganz harmlos und glatt nicht wahr? Bevor ich mich in Einzelheiten verliere jedoch nun eine Warnung an alle Interessierten: Ich bin jemand, der sich akribisch längere Zeit mit filigransten Tätigkeiten und, wenn es denn sein muss, auf einem recht hohen Niveau der Fingerfertigkeit mit einer Aufgabe beschäftigen kann. Aber das war wirklich nicht einfach. Kennt Ihr Buddelschiffe? Ich nur vom Anschauen, aber wieder einen freien Blick durch einen sauberen Sucher auf eine halbwegs zentrierte Mattscheibe zu erlangen erscheint mir ungefähr so aufwendig, wie die Takellage eines Buddelschiffs in der Flasche aufzubauen! :shock:
Ich habe den alle Scheiben und Rahmen ausgebaut, sofort den Spiegelschacht fusselfrei abgedeckt und die innere Scheibe (die mit den Markierungen) in Augenschein genommen: Sie war dreckig, halb angelaufen und recht staubig.
Also habe ich sie beidseitig mit Sensorfilm eingepinselt (wasserlösliches Glibberzeugs, das innerhalb von 45Min. austrocknet und als Film abgezogen werden kann und dabei alle Staubkörner mitnimmt). Nach dem Abziehen des Films war die Scheibe nicht 100%ig sauber, weil offenbar einige Belege nicht hydrophob (wasserlöslich) waren. Ich habe mich davon jedoch nicht irritieren lassen und das Scheibchen, die Rahmen, die Mattscheibe und die Feder wieder eingesetzt.
Überrascht stellte ich fest, dass mein Sucherbild ein Sammelsorium unterschiedlichster, riesiger Staubfäden war und das Mikroprismenfeld alles andere als zentral lag...
4 Stunden, 5 Sensorfilmreinigungen, 200m³ Luftdurchsatz des Blasebalgs und ca. 8 Reinigungs-, Ein- und Ausbauzyklen später hatte ich ein sauberes Sucherbild und eine recht zentrisch ausgerichtete Fokussierhilfe... Es ist übrigens kaum möglich die Mattscheibe halbwegs passend anzulegen (sie hat 1-2mm Spiel an zwei Kanten, passt jedoch ziemlich gut, wenn sie ganz in die Ecke der beiden anderen Kanten gesachoben wird), weil die abschließend eingesetzte Feder die Mattscheibe aus ihrer korrekten Position wieder herausschiebt. Es hat etwas Zeitgebraucht, bis ich darauf gekommen bin, etngegen der Anleitung, einen der mitgelieferten Plastik-Rahmen auf die Mattscheibe zu legen, um dem Federrahmen ein besseres Gleitverhalten zu verschaffen. :oops:
Aber stellt Euch diesen Zufall vor: Die Fokussierhilfen der Nikon F6 haben exakt denselben Durchmesser wie der Markierungsring für die Spot-Belichtungsmessung der :a:100. ;)
Übrigens ist in dem Sucher eine heftige Lupe eingebaut: Ein mit einer Leselupe nur mit Glück erkennbares Staubfusselchen (<1mm Länge) wirkt im Sucher wie ein Schamhaar. :shock:
Naja nach den ersten Tests stellte ich einen minimalen Backfokus (beim manuellen Fokussieren) fest und beschloss noch einen Zwischenrahmen einzubauen... Das war keine sooo glorreiche Idee: Das filigrane Plastikteilchen führt zu ausgeprägtem Frontfokus. :shock: Meine Güte, also bleibe ich lieber bei dem Standard-Rahmen und überlege mir in Ruhe mal, aus welch dünnem Material ich mir einen Abstandshalte schnitzen darf.
Diese kleine Exkursion hatte mal eben 5 Stunden verschlungen (Stichwort: Staub).

Nachdem ich nun weit über zehnmal diese Mattscheibe ausgebaut, zweimal mit Sensorfilm gereinigt (nur die glatte Seite!) und die Markierungsscheibe sicher über 8mal beidseitig gereinigt habe, schreckt mich diese Arbeit keineswegs. Allerdings ist es eben extrem zeitaufwendig und der Kampf gegen den Staub ist heftig. Das nächste mal werde direkt vorher eine feuchte Badezimmerkomplettreinigung durchführen und es dort versuchen.
Die Markierungsscheibe ist kritisch, weil sie wohl eine Minute offen liegt, bis man sie mit der rauhen Seite der Mattscheibe versiegelt hat... Andererseits muss man, abgesehen vom Staub, nicht allzu pingelig sein, weil man den Sucher auf die 0,5mm entfernte rauhe Seite der Mattscheibe scharf stellt. Minimale Verunreinigungen der Markuerungsscheibe, die nur mit einer Lupe unter einem 300W-Strahler zutage treten, sind durch den Sucher auch nicht zu sehen.
Mit der rauhen Seite der Mattscheibe war ich allerdings heftig vorsichtig. Am Rande zwischen Mattscheibe und Mikroprosmen hatte sich ein Staubfädchen verheddert, welches ich mit dem Blasebalg nicht weggeblasen bekommen habe - Da hatte ich richtig Angstschweiß, weil ich Sensorfilm sicher nicht auf der rauhen Seite anwenden wollte und was anderes feuchtes eigentlich auch nicht. Eine halbstündige Angelaktion mit einem einzelen abstehenden Pinselhäärchen befreite den Staubfaden schließlich.

Richtige Praxiserfahrung mit der Mikropismenscheibe konnte ich noch nicht sammeln, nur ein - zwei Stündchen Spielereien... Es bringt mit F2.8er-Linsen großen Spaß, allerdings nicht unbedingt bei Nahaufnahmen.
Bei F4.0-4.5 sollte man ungewohnt senkrecht durch den Sucher gucken, weil die Prismen gern ein bischen abdunkeln, aber trotzdem funktionsfähig sind. Mit geringerer Anfangsöffnung des Objektivs sind die Prismen überfordert. Das mag böse klingen, aber soweit ich bisher in Erfahrung bringen konnte, funktionieren Schnittbilder, Prismen und auch Fokussensoren prinzipiell sehr ähnlich: Die Steigung ihrer Kanten entscheidet über den Zeitpunkt der Abdunkelung und ihre Genauigkeit. Prismen dieser Art (auch Schnittbilder) dunkeln erheblich schneller ab, je genauer sie sind und andersherum - Beide Effekte (Abdunkelung und Genauigkeit) werden von der Steigung der brechenden Kanten bestimmt.
Fazit(s):
1) Ohne Übung mit erheblicher Geduldsinvestition gelingt mir die manuelle Fokussierung mit einem minimalen Backfokus. Also werde ich mir wohl noch einen Korrekturrahmen aus einer Lage Aluminiumfolie oder sowas bauen müssen... :shock:
2) Aber ich jammere bestimmt nie wieder über den Autofokus der Kamera, sie scheint einen perfekten AF und Sucher zu haben, jedoch ein minimal verzogenes Bajonett. Wenn das Referenzobjektiv des Services tatsächlich ein Sony 18-70 F3.5-5.6 ist, finde ich dort sicher keine Hilfe. Ich bin aber um ein gehöriges Stück Fokussiererfahrung reicher, mit der Option Praxiserfahrungen zu sammeln.
3) Sofern ich das nach der noch viel zu kurzen Testphase zu behaupten vermag: Das beste an einer Nikon "new hexagon matte" ist die Mattscheibe um das Mirkoprismenfeld drumherum: Sie erlaubt einen viel besseren Eindruck der Tiefenschärfe des resultierenden Bildes ohne dabei merklich dunkler zu sein. :top:
4) Belichtungskorrekturen waren bisher situationsabhängig (bei Matrixmessung) von +/-1EV notwendig, also im gewohnten Rahmen für die :a:100. Mit Nikon F6-J Mattscheibe tendenziell eher in Richtung -1 bis 0EV, während ich mit originaler Bestückung früher meist in Richtung 0 bis +1EV unterwegs war. Es ist aber erwartungsgemäß nicht so, dass sich einfach die Belichtungskorrektur grundsätzlich in eine Richtung verschoben hätte: Die Mattscheibe stört die Belichtungsmessung. Ich merke kaum etwas davin, weil die sich notwendige Eingriffe im gewohntem Rahmen bewegen. Die Belichungssituationen ändern sich zusätzlich in Abhängigkeit von der Arbeitsblende je nach Objektiv. Es ist aber nicht häufiger, als vorher (ich verwende gern Matrixmessung und Gläser mit Arbeitsblende zwischen F2.8 und F4.5).

Ob ich eines Tages dazu komme, im ernsten Schnappschussfall manuell zu fokussieren, wage ich zu bezweifeln: Es ist zeitaufwendig und gern ungenau. Ich hoffe das gibt sich mit wachsender Erfahrung, aber daran gleuben kann ich nicht.
Da Schnappschussknipserei derzeit nicht auf meinem Speiseplan steht, sind die Chancen für ausgiebig Übung nicht schlecht, denn Spaß macht es mir auf alle Fälle. :top:

Viele liebe Grüße
Michael

Fotos kommen noch, aber durch den Sucher einer DSLR zu knipsen ist alles andere als trivial (ein guter Makromodus hilft überhaupt nicht)... Kommt Zeit, kommt Bild. ;)

Old-Papa
21.07.2008, 19:19
Hallo Michael,
da werden Erinnerungen wach!
Ich habe das auch durch, allerdings nicht so heftig. Ich hatte die Kamera gleich so hingestellt, dass nur die Mattscheibe heraus genommen werden brauchte (also kopfrum), die anderen Scheiben habe ich tunlichst drin gelassen. Trotzdem hatte ich etwas Staub drin. 2-3x Ausbau, reinigen (mikrofasertuch, antistatisch) und Einbau und das passt. Einzig die Zentriererei nervte etwas, ging aber schließlich gut.
Old-Papa

ila
22.07.2008, 13:58
Danke für diesen Bericht. Jetzt verstehe ich, warum es sehr sinnvoll ist,einen derartigen Wechsel vom Service erledigen zu lassen...

miwi9
22.07.2008, 21:07
Danke für diesen Bericht. Jetzt verstehe ich, warum es sehr sinnvoll ist,einen derartigen Wechsel vom Service erledigen zu lassen...
Naja, wenn ich es nicht hätte gut machen wollen oder vorher befürchtet hätte, dass es durchaus im Rahmen des möglichen liegt, dass die dünnen beigelegten Korrekturfolien viel zu dick sein könnten, :roll: hätte ich mir sicher nicht sooo viel Zeit/Mühe gegeben. Ich hatte da ganz offenbar auch gerade Lust zu. ;)
Die ganzen Reinigung-/Zentrierungsarien kann man sich aber getrost sparen, bis der Fokus perfekt sitzt! Ausnahmsweise war ich da wohl deutlich zu optimistisch.
Ich würde so einen Einbau nicht nochmal selbst zum ersten mal machen, aber ich würde es jemandem (unter meiner Aufsicht) machen lassen, der es schonmal gemacht hat und der in der Lage ist zu überdenken, wie man es realistisch durchführen kann.
Dem Herstellerservice würde ich sowas hingegen nicht anvertrauen, weil dort die Jungs sofort rausfliegen, wenn sie nicht mindestens X Aufträge in jeder Schicht (mehr oder weniger bearbeitet) an den Kunden zurückschicken. ;) Willkommen im betriebswirtschaftlich geführten Deutschland (bin selbst ein halbes Exemplar dieser überflüssigen Fachrichtung :oops:).
Das Grundproblem an den angepassten Standardscheiben ist aber, dass die Fokusscreens nicht speziell für die Alpha100 gebaut sind, sonst hätten sie die praktischen und verrutschsicheren Nasen, die in die Löcher des Markierungsscreens passen (wie die Originalmattscheibe). ;) Ich denke, diese nachgearbeiteten Scheiben sind in der Form keineswegs jedermanntauglich und nicht zuletzt aus diesem Grund wird es die nächsten Jahrzehnte keinen deutschen Anbieter dafür geben (dem würden womöglich die Gewährleistungsansprüche nur so in den Briefkasten regnen).

Das spielt aber alles keine Rolle, denn man muss schon extrem nach so einem manual-focus-Produkt für eine Sony gieren: Die Mattscheibe ist prima, aber die Cam nervt total mit diesem blöden fetten Quadrat in der Mitte der Markierungsscheibe - Wozu brauche ich denn noch sowas? :lol: Ich fürchte beinahe, dass bei dem noch ausstehenden Einbau eines superdünnen Fokuskorrekturrahmens diese Markierungsscheibe so schnell nicht wieder eingebaut wird. Aber dann fehlt mir die Auflage ... :twisted:

Ich brauche wohl noch ein bischen, bis ich damit durch bin...

Viele Grüße
Michael

mts
23.07.2008, 14:53
www.focusingcreen.com (http://www.focusingcreen.com)Vielleicht willst du noch den Link korrigieren: www.focusingscreen.com (http://www.focusingscreen.com)

helmut-online
23.07.2008, 15:51
Warum? Da gibt's doch eh nichts für Minolta oder Sony!
Gruß

GerdS
02.01.2009, 23:24
Hier (http://www.sonyuserforum.de/forum/showpost.php?p=764587&postcount=33) ist ein kleiner Bericht vom Einbau einer solchen Scheibe in eine Alpha 700

Viele Grüße und alles Gute
Gerd