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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Fokusgenauigkeit schon 1997 getestet


Omega
02.06.2008, 17:57
Zu dem leidigen Thema starte ich mal einen neuen Thread, da ich eine sehr schöne Abbildung entdeckt habe:

Hi, da hab ich neulich mal meine alten Fotozeitschriften aus den 90´ern weggeschmissen und bin auf eine sehr interessante Ausgabe gestoßen (02/97). Zum Thema Fokusgenauigkeit hat die Colorfoto damals öfter mal Messreihen durchgeführt, die für unsere heutigen Diskussionen zu dem Thema sehr aufschlußreich sein könnten.
Ohne Rücksicht aufs Copyright stelle ich hier mal einen Scan zur Verfügung (man möge es mir nachsehen):

http://www.sonyuserforum.de/galerie/data/thumbnails/6/Fokustest1997_1024.jpg (http://www.sonyuserforum.de/galerie/details.php?image_id=56384)

Es wurden die 4 gängigen Profikameras getestet. Pro Kamera-Objektiv-Entfernungskombination wurden 30 Bilder gemacht (so wurde es in einer anderen Ausgabe beschrieben) und die Streuung ausgemessen. Die grafische Darstellung der Streuungen finde ich sehr anschaulich und aufschlußreich.
Wenn ich die zahlreichen Diskussionen zum Themenkomplex Front/Backfocus revue passieren lasse, meine eigenen Tests mit dazunehme und diese Grafik der Cofo, komme ich zu zwei, für mich endgültigen, Schlußfolgerungen:

1. Fokusungenauigkeiten sind ein systemimmanenter Bestandteil des Phasenvergleichsautofokus. Fehlfokussierungen gab es schon immer und daran wird sich in Zukunft auch nichts ändern. Der technische Fortschritt scheint um die Genauigkeit einen deutlichen Bogen zu machen.

2. Jeder da draußen, der glaubt, daß seine Kamera mit allen seinen Objektiven bei allen Entfernungen perfekt scharfstellt, hat noch nicht genau genug getestet. Durch zufällige Fertigungstoleranzen haben manche Leute nur mehr Pech als andere mit ihrer Ausrüstung.

Besonders interessant finde ich die Erkenntnis, das z.b. bei 3m ein leichter Frontfokus
vorliegt und bei 5m eher ein Backfocus bei der selben Kamera-Objektivkombi. Wenn nun eine Kamera beim berühmten Legosteintest bei 1,5m auf dem Wohnzimmertisch gut abschneidet sagt das noch lange nicht aus, das dies auch bei allen anderen Entfernungen zutrifft.
In dem Zusammenhang ist auch der von Canon und Nikon neu eingeführte Korrekturfaktor für Objektive kritisch zu sehen. Der Nutzer korrigiert den Fokus damit nach Augenmaß für eine bestimmte Entfernung, richtet bei anderen Entfernungen aber eventuell mehr Schaden als Nutzen an.

Bemerkung am Rande: damals bei meiner 700si hatte ich nie den leisesten Verdacht, dass der Fokus ungenau sein könnte. Wenn da mal ein Bild unscharf war lag es natürlich an meiner Unfähigkeit. Ich wäre nie auf die Idee gekommen einen Film für irgendwelche Tests zu verschießen. Seit der Erfindung des Internetforums und des 12MP Sensors hat sich das natürlich stark gewandelt. Aber wie gesagt: siehe 1. - ich hab mich damit abgefunden.

Gruss
Nils

P.S.: bitte vermeidet die üblichen Schmähungen der Cofo an dieser Stelle und was die denn für einen Zerstreuungskreisdurchmesser wieder zugrunde gelegt haben :top: Wenn man mit heutigen 14MP Digitalkameras diese Messungen wiederholen würde, würden die Streubreiten wohl noch größer ausfallen, da Unschärfen bei 200% am 24 Zoll Monitor noch viel eher auffallen.

Giovanni
03.06.2008, 10:55
Hi, da hab ich neulich mal meine alten Fotozeitschriften aus den 90´ern weggeschmissen und bin auf eine sehr interessante Ausgabe gestoßen (02/97). Zum Thema Fokusgenauigkeit hat die Colorfoto damals öfter mal Messreihen durchgeführt, die für unsere heutigen Diskussionen zu dem Thema sehr aufschlußreich sein könnten.
Danke!

Das Prüfverfahren der CoFo gefällt mir. So ist es wirklich sinnvoll.

Allerdings ... die Ergebnisse sehen so dermaßen gleichartig aus, dass ich es kaum glauben kann. Die unterschiedlichen Systeme haben normalerweise schon deutlich unterschiedliche Fokusgenauigkeit. Hier sieht aber alles gleich gut oder schlecht aus. Seltsam. Ich frage mich, ob bei der Messung hier alles so problemlos vonstatten ging und wie die Ergebnisse aussehen würden, wenn die Messungenauigkeit mit in die Diagramme eingetragen wäre. Glaube keiner Statistik...

Trotzdem gefällt mir die Art der Darstellung und die Methode, den Vergleich bei mehreren Entfernungen zu machen.

Abgesehen davon, die AF-Genauigkeit ist manchmal - oder in der Regel - gar nicht so schlecht wie ihr Ruf. Ich habe vor Jahren dem AF meiner Nikon 801s nicht vertraut und deshalb eine Einstellscheibe mit Schnittbild-Entfernungsmesser eingesetzt. Nachdem ich sah, dass die Kamera genauso präzise fokussierte wie ich es mit Hilfe des Schnittbild-Entfernungsmessers selbst hinbekam, baute ich diese Einstellscheibe wieder aus.

rmaa-ismng
03.06.2008, 15:35
In den späten Achtzigern als ich angefangen hatte mit fotografieren und dann recht schnell mit zwei AF9000 von Minolta richtig einstieg ins System... so mit Selbstentwickeln und so weiter und so weiter...

...in der Zeit fing ich an die Kameras auch auszutesten.
Belichtungsgenauigkeiten und Abweichungen bei allen Blenden.
Mit allen Objektiven.

Und siehe da...: Abweichungen zwischen den beiden Kameras mit bis zu einer Blende im Maximalen.. - absolut normal würde ich behaupten. Das gröbste war glaube ich 1,3 Blenden so aus der Erinnerung...!
Wer genau nachdenkt weiß das es logisch ist!

Aber: Profis wissen das und testen vorher...! Sie kennen die Abweichungen von Kamera zu Kamera und eliminieren sie durch Gegeneinstellung.

Wir Amateure machen das anders: wir wundern uns und schicken die Kamera in den Service..!

Also, erzählt mir nichts über Genauigkeit einer Kamera...!
Da hat sich in 25 Jahren nicht geändert zum positiven.
Denn: die Technik ist im Verhältnis zu früher wohl eher billiger geworden..!

Und Qualitätsprüfungen machen heute die Anwender... - die Käufer!

BeHo
03.06.2008, 15:50
Ohne Rücksicht aufs Copyright stelle ich hier mal einen Scan zur Verfügung (man möge es mir nachsehen)
Es gibt Verlage, die würden es Dir nicht nachsehen. ;)

Omega
03.06.2008, 18:16
Die unterschiedlichen Systeme haben normalerweise schon deutlich unterschiedliche Fokusgenauigkeit. Hier sieht aber alles gleich gut oder schlecht aus. Seltsam.

Das glaube ich eher nicht. Ich behaupte mal kühn, dass es in den Internetforen sehr schnell die Runde machen würde, wenn ein Hersteller deutlich exaktere Fokussierungen bieten würde als die Anderen. So müsste doch in einem üblichen A700 Schlechterfokusthread irgendwann die bemerkung fallen :" siehste, hätteste mal nicht gespart und die DXXX statt der AXXX genommen, hättst jetzt kein Problem" oder so ähnlich.
Wenn eine Marke beim Fokus besonders herausragend wär, wüssten wir doch davon, oder??

Systemwechsel
03.06.2008, 19:54
In dem Zusammenhang ist auch der von Canon und Nikon neu eingeführte Korrekturfaktor für Objektive kritisch zu sehen. Der Nutzer korrigiert den Fokus damit nach Augenmaß für eine bestimmte Entfernung, richtet bei anderen Entfernungen aber eventuell mehr Schaden als Nutzen an.
Das ist nur als Notbehelf gedacht. Wenn ein Objektiv tatsächlich fehlfokussiert, kann man es (zumindest bei Canon) auf den jeweiligen Kameratyp feinjustieren lassen. Und dabei werden dann Korrekturwerte für mehrere Brennweiten (bei Zooms) bzw. mehrere Entfernungen ermittelt.

Die Mikrojustierung ist möglicherweise für schlecht justierte bzw. angepasste Fremdobjektive interessant, für den sich keiner zuständig fühlt. Sigma schiebt's auf den Kamerahersteller, der schiebt's auf Sigma...

Giovanni
06.06.2008, 21:18
Und siehe da...: Abweichungen zwischen den beiden Kameras mit bis zu einer Blende im Maximalen.. - absolut normal würde ich behaupten. Das gröbste war glaube ich 1,3 Blenden so aus der Erinnerung...!
Wer genau nachdenkt weiß das es logisch ist!
Das ist eine sehr große Abweichung und alles andere als logisch.

Einerseits ist die Genauigkeit der Blendenübertragung zum Objektiv eine markante Schwachstelle, von der das A-Bajonett betroffen ist. Das führt zu Abweichungen zwar nicht von Kamera zu Kamera, aber von Objektiv zu Objektiv und von Blendeneinstellung zu Blendeneinstellung am selben Objektiv.

Andererseits ist eine Abweichung von einer Blendenstufe zwischen zwei gleichen Kameras nicht normal, sondern ein Fehler. Vielleicht hatten die Schaltkreise der 9000 zu viel Drift oder was auch immer, aber ich denke eine der Kameras war auf alle Fälle falsch justiert.

Heute erfolgt die Signalverarbeitung ja größtenteils digital... die Signale der Belichtungssensoren werden digitialisiert, und die Korrektur auf optische/sensorbezogene Abweichungen im jeweiligen Kameraexemplar erfolgt auch nicht mehr über Potis, sondern über Korrekturwerte, die in ein EEPROM geschrieben werden. So lange bei einer Kamera also nicht die Sucheroptik verschmutzt oder beschädigt ist, dürfte sich an der Belichtungseinstellung der Kamera nichts ändern, und auch die Unterschiede zwischen verschiedenen Exemplaren dürften gering sein, weil diese heutzutage mit Sicherheit durch einen automatischen Kalibriervorgang im Werk justiert (d.h. mit Korrekturwerten parametriert) werden.

Wie gesagt, die mechanische Blendenübertragung vom Bajonett in die Objektive, offenbar ohne elektrisches Feedback über die erreichte Blendenposition, sehe ich als Schwachstelle des Alpha-Systems, die die Belichtungsgenauigkeit einschränkt. Um mal eine Hausnummer zu nennen, schätze ich nach einem selbst angestellten Vergleich, dass 1/3 Blendenstufe Ungenauigkeit typisch und 1/2 noch im Rahmen des Normalen dabei ist. Das ist eigentlich zu viel. Nur falls es nicht klar rübergekommen ist: Das ist keine Schwankung zwischen wiederholten Auslösungen bei identischer Einstellung, sondern bei Einstellung des selben Belichtungswerts mit unterschiedlichen Blendenwerten bzw. Objektiven. Es sind auch nicht alle anderen Objektivsysteme unbedingt besser; manche anderen Hersteller haben sehr ähnliche Konzepte.