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ArtFiction
18.02.2008, 12:41
Am Samstag war ich mit einem befreundeten Fotografen auf "Streetfototour" und habe das ein oder andere recht gute (nach unserem Maßstab) Foto dabei gehabt.
Motive, die so in dieser Form nur aus dem Moment heraus wirken können.
Es sind Personen zu sehen, welche ohne weiteres identifiziert werden können in lustigen bzw. stimmungsvollen Situationen.
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit werden diese Personen nicht in diesem Forum vorbeischauen, aber die Bilder können im globalen Internet auftauchen, ohne das wir davon Kenntniss erlangen.
Für den Fotografen ist es ein super Moment eine Situation ohne Befangenheit der abgebildeten Personen abzulichten.

ABER meist sind diese Personen dann auch schon wieder weg, d.h. keine Erlaubnis der abgebildeten Person...
Wir verstecken uns hinter unseren "langen Tüten", liegen auf Lauer, warten auf den perfekten Schuss und können das Bild nicht verwenden, weil wir uns nicht trauen nach einer Veröffentlichung zu fragen.

Wie machen das die Steetfotografen, die überall ihre Bilder ausstellen und Personen in ihrem urbanen Umfeld ablichten?
Werden Rechte dritter umgangen und absichtlich eine Strafe einkalkuliert?
Wie würdet oder handhabt Ihr bei Euren Streetfotos die Beachtung der Rechte dritter?
Stellt ihr nur Bilder ins Netz, auf denen die Personen nur von hinten zu sehen sind, oder geht ihr nach dem Bild direkt auf die Leute zu, resp. verfolgt sie um sie zu fragen?

Anaxaboras
18.02.2008, 13:25
Auf Spiegel-Online hat mal ein erfahrener Reisefotograf berichtet, wie er es macht. In Erinnerung sind mir noch diese Kernaussagen:

Immer so fotografieren, dass es die Leute mitbekommen. Wenn Sie dann in die Kamera lächeln, haben sie auch stillschweigend dem Foto zugestimmt (ob das rechtlich haltbar ist, kann ich nicht sagen!)
Mit einem starken Weitwinkel fotogafieren. Dann rechnen die Leute am Bildrand nicht damit, dass sie noch mit aufs Foto kommen (ist rechtlich sicher bedenklich).
UND: Fragen, etwa "Stört es Sie, wenn Sie mit auf mein Foto kommen?".

Was aus meiner eigenen Erfahrung auch gut kommt: Eigene E-Mail-Adresse hinterlassen und eine Kopie des Fotos anbieten. In den Fällen, in denen ich das gemacht habe, haben sich die Leute sakrisch gefreut :D.

Martin

simply black
18.02.2008, 13:42
Keiner der drei Tips führt zu der Annahme, das der Abgelichtete mit einer Veröffetnlichung oder gar gewerblichen Nutzung einverstanden ist! Bestenfalls das Einverständins, fotografiert zu werden (nicht mit Veröffentlichungs- oder sonstigen Nutzungsrechten) ergibt sich aus dem Lächeln.

Wenn also die Leute mehr als zufälliges Beiwerk sind brauchst Du ein "Modelrelease".

Da ihr zu Zweit unterwegs seid, und mündlich reicht, reicht es, wenn ihr kurz fragt, zB.
"Ist es ok für Sie, wenn ich das Bild zB auf meiner HP benutze? ganz Seriös natürlich? Ich gebe Ihnen auch gern meien Karte? Wenn Sie sich melden, schicke ich ihnen eine Kopie."

Wenn er ja sagt, kannst Du nutzen.

Metzchen
18.02.2008, 14:04
Ich gebe den Leuten einfach meine Karte mit dem Hinweis, mal vorbeizuschauen - man merkt in der kurzen Interaktion schon recht deutlich, ob es Probleme geben könnte oder nicht.
Zu große Vorsicht verhindert gute Streetfotos. Augenmaß ist hier wohl das treffende Stichwort...;)
@Andre: Die lange Teletüte verbietet sich m.E. in diesem Zusammenhang von selbst...:?

PS: ...wie bekomme ich eigentlich das Strichlein beim Andre übers "e"...:oops:

Somnium
18.02.2008, 14:13
PS: ...wie bekomme ich eigentlich das Strichlein beim Andre übers "e"...:oops:


Auf ner Windows Tastatur die Taste rechts neben dem ß. Dann hast du mit Shift è und ohne é wenn du die Taste vor dem e drückst.

TorstenG
18.02.2008, 14:13
PS: ...wie bekomme ich eigentlich das Strichlein beim Andre übers "e"...:oops:

Die Taste rechts neben dem "ß" drücken"´", dann das "e" ergibt "é", die Taste "´" zusammen mit SHIFT drücken ergibt "`" und das in Verbindung mit "e" dann "è"!

Hoffe die kurze Erklärung hat geholfen! :cool:

EDIT: Mist, Somnium war schneller! :twisted: ;)

RainerV
18.02.2008, 14:15
Auf Spiegel-Online hat mal ein erfahrener Reisefotograf berichtet, wie er es macht. In Erinnerung sind mir noch diese Kernaussagen:
[LIST]
Immer so fotografieren, dass es die Leute mitbekommen. Wenn Sie dann in die Kamera lächeln, haben sie auch stillschweigend dem Foto zugestimmt (ob das rechtlich haltbar ist, kann ich nicht sagen!)
Mit einem starken Weitwinkel fotogafieren. Dann rechnen die Leute am Bildrand nicht damit, dass sie noch mit aufs Foto kommen (ist rechtlich sicher bedenklich).


Wenn ein einziger Fotograf diese Aussage gemacht habe, dann kann ich sie nicht nachvollziehen.

Einerseits so fotografieren, daß die Leute es mitbekommen, andererseits Mittel wählen, daß sie es nicht mitbekommen. Oder ist das am Bildrand nicht so problematisch?

Wenn die erste Aussage im Hinblick auf Großaufnahmen von Personen und die zweite im Hinblick auf Personen als "Beiwerk" gedacht ist, dann macht es vermutlich schon mehr Sinn, allerdings wäre dann m.E. die erste Aussage immer noch "bedenklich".

Rainer

Metzchen
18.02.2008, 14:18
...Danké Euch, Torsten und Thomas...:oops::D

ArtFiction
18.02.2008, 14:23
Erst mal schon vielen Dank für Eure Kommentare!

Ein wenig flau ist mir bei dem Gedanken, das ein blosses Lächeln in die Kamera ein Einverständnis ist ohne danach wenigstens zu fragen. Ist natürlich einfacher, als das Gespräch zu suchen... :roll:
Aber ein Streetfoto soll ja auch "wasserfest" aufgenommen werden, also kommt man am Fragen sicher nicht vorbei.
Dann ist also die grösste Schwierigkeit bei der Streetfotografie nicht die Motivsuche, sondern das Überwinden des eigenen Schweinehundes!!!

Metzchen
18.02.2008, 14:26
...so isses. Foto machen, hinterher fragen, Karte geben, nette Worte - dann paßt das schon...;)

gpo
18.02.2008, 16:05
Moin,

NEIN...es paßt nicht!

man kann sich zwar auf sowas wie "Panorama-Freiheit" berufen...in Einzelfällen
aber die netten Tipps mit "Visitenkarten" und "nett lächeln"...reichen im Bedarfsfalle nicht aus!

dazu ein paar Beispiele(von mir)

1) Werbefoto Studio: "Apotheker" gemacht, Modell war der Werbeleiter selbst...
nach einem halben Jahr kam eine wütende Honorarrechnung aus Berlin,
der Typ erkannte sich wieder auf diesen "Apothekerpostern"...

wa ssoll ich sagen, er schickt ein Bild und in der tat sah er wie ein Zwilling aus,
erst ein Anwalt konnte das teuer klären, weil das Modell ja ein anders war!!!

2) hatte Apotheke fotografiert in Fußgängerpassage,
20 m daneben ein Stand der KPT-ML....

die kamen nun und behaupteten, ich hätte sie durch die Spiegelungen der großen ladenscheibe fotografiert:D
wurd fast handgreiflich....und ließen erst ab,
nachdem ich ihnen klarmachte....

was für einen Riesenfettflek es geben würde, wenn ich mit meinen fast 100Kg und dem Gitzo "unglücklich fallen" würde...
und mich dabei so "ungeschickt drehen" würde, das drei weitere Personen zu schaden kommen "könnten"...außerdem gab es Zeugen:roll:

####

also, eines ist klar, heute wissen die Leute das man mit Fotografie Geld verdienen kann,
sie nehmen auch an, das eine dicke DSLR+Lange Tüte Profigerät sind...
und sie gehen davon aus das "ihr" zumindest "Semis" darstellt...

und KEINER geht davon aus...auf irgendwelchen Websites zu erscheinen...ungefragt versteht sich!!!?

das wird also Konsequenzen haben...

wobei dann auch noch der Begriff: STREETFOTO erklärt sein sollte???
Mfg gpo

rmaa-ismng
18.02.2008, 16:17
Streetfotos mit langer Tüte... das hab ich ja noch nie gehört.

Street, das sind maximal Porträtbrennweite und kürzer. Also Hautkontakt. Dabeisein in der Situation. Ellenbogen spüren. Reden.

Und wenn Du eh schon dabei bist in der Situation, ist die Frage nach dem Foto eh schon vorher geklärt. Das ist Street, alles andere hat damit herzlich wenig zu tun.


Edit: Kurzes Beispiel.

Tatort München, Wittelsbacherbrücke! Schon gehört? Da wohnten vor einigen Jahren die Obdachlosen von München. Die abgestürzten, die Alkis...!! Der Mooshamer hat die Publicity genutzt, hat einem von denen seinen Pelzmantel geschenkt. Als der TV weg war hat er den Mantel wieder geholt. Ist mit seinem Rollce wieder abgedüst..
Hatten sich da unter der Brücke richtige kleine Hütten eingerichtet. Damals arbeitete ich an einer Tankstelle in der Nähe. Da holten die immer Ihren Stoff zum Heizen, innerlich!
Von da kannte ich die also. Hatte also keine Berührungsängste wenn ich dann mit der Fotomaschine rüber bin zu denen und Hunderte Filme bei denen gemacht habe.

Das ist Street. Das meine ich mit dabeisein. Du musst die Geschichte der Leute auch erzählen können! Das ist die Kunst! Wenn die Bilder dann auch noch gut werden...

Anaxaboras
18.02.2008, 16:23
Ich könnte jetzt auch noch die eine oder andere Schnurre dazu beitrage :D.
Problematisch sind sicher auch die Fälle, in denen plötzlich ein Rechtsanwalt auf die Idee kommt, den abgebildeten Personen zu erzählen, was Sie im Nachinein alles rausschlagen können, wenn sie nur ihm die Angelegenheit übergeben. Soll RAs geben, die sich genau auf solche Sachen spezialisiert haben :flop:.

Ich denke mal, was geht und was nicht, wie man sich bestmöglich absichert (als Fotograf), gewerblich oder als Hobbyist - das werden wir hier nicht allumfassend klären können. Es gibt ja nicht nur die einschlägigen Gesetze sondern auch die Rechtssprechung, die ich nicht kenne.

Der ganze Rechtskomplex wäre für mich mal ein Spitzenthema für ein Seminar. Vielleicht auf dem nächsten Usertreffen? Da könnte man an den Theorieteil dann gleich noch den Praxisteil anschließen :mrgreen:. Fragt sich nur, ob es hier im Forum einen Rechtsgelehrten gibt, der uns da weiterhelfen könnte :roll:.

Martin

rmaa-ismng
18.02.2008, 16:27
Wäre doch eine Einladung wert, da weiß ich doch so einen ollen Anwalt, da oben.

Wie hieß er doch gleich?? Simply..... :top:

simply black
18.02.2008, 16:45
Problematisch sind sicher auch die Fälle, in denen plötzlich ein Rechtsanwalt auf die Idee kommt, den abgebildeten Personen zu erzählen, was Sie im Nachinein alles rausschlagen können, wenn sie nur ihm die Angelegenheit übergeben. Soll RAs geben, die sich genau auf solche Sachen spezialisiert haben :flop:.

Das sind schon pöse Purchen :lol:
Die Idee kommt, so doof ist heute keiner mehr, vom Mandanten! Wie sollte denn der Anwalt sonst bitte an den unrechtmäßigt Veröffentlichten kommen oder davon wissen :lol:?
Nicht vergessen, auch, wenn das Unrechtsbewußtsein niedrig ist, es liegt eine Persönlcihkeits-Rechtsverletzung vor, mit der dann noch Geld verdient oder gespart wurde.

NS: Wenn es wirklich Interesse gibt und es sich für Euch "lohnt" da zu zu hören,... klar.

rmaa-ismng
18.02.2008, 16:48
Uups, genau, diesen braven Mann meinte ich... :mrgreen:

Tobi.
18.02.2008, 16:49
NS: Wenn es wirklich Interesse gibt und es sich für Euch "lohnt" da zu zu hören,... klar.

Definitiv!

Tobi