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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Serie "Pro Ana" v. I. Thein


topaxx
05.02.2008, 12:39
Ich weiss nicht, ob es hier wirklich hin passt aber ich versuchs mal:
Beim Aufräumen ist mirt ein Prospekt bzw. ein Sonderdruck der Profifoto Mai/07 in die Finger gefallen, auf dessen Titel ein extrem dünnes "Model" abgebildet ist. Ich hatte mit meiner Frau kurz diskutiert, ob das "echt" ist, oder ob es sich um eine Puppe handelt. Da auf dem Titel der Name der Fotografin angegeben war, war es ein Leichtes herauszufinden, dass es sich wohl tatsächlich um ein menschliches Model handelt. Die Fotografin nennt ihre Bilder Serie "Pro Ana", in Anspielung auf Anorexia Nervosa, den Fachbegriff für Magersucht. In der Erklärung zur Serie verstehe ich das eher so, dass sie die Serie nicht als Schocker gegen Magersucht sieht, sondern es als eine Art Leistungssport definiert. Verstehe ich das falsch? Seht selbst:

Ivonne Thein (http://www.ivonne-thein.de/index_flash.htm)

Ich tu mich ehrlich gesagt sehr schwer damit. Gefallen kann es mir ganz sicher nicht. Wie steht ihr dazu?

@ManniC:
Wenn das hier irgendwie zu sehr ins Ethische oder sonstwas geht und gegen Forenregeln oder -sitten verstoßen sollte; bitte kurze PN an mich und ich werde den Link rausnehmen und ggfs. Text streichen. Sollte die Diskussion zum Thema ungewünscht sein, dann bitte den Thread schließen oder löschen (was ich persönlich aber etwas schade fände).


EDIT: Mist! Kann einer der Mods das Thema bitte ins Cafe verschieben, bei den Usertreffen hat das ganz sicher nix zu suchen. Danke!

Gordonshumway71
05.02.2008, 12:51
Puuuh Udo,

das ist mir ganz sicher eine Nummer zu heftig und wird hohe Wellen schlagen.

Ich kann mit dem ganzen Schlankheitswahn überhaupt nichts anfangen und zitiere daher mal kurz Michael Mittermeier:
Da denke ich nicht an Sex, sondern an Brot für die Welt.

Ich persöhnlich fühle da immer das dringende Bedürfniss den Damen ein Ring Fleischwurst in die Hand zu drücken.
Die Modeindustrie sollte da ganz schnell mal umdenken. Das geht auf die Gesundheit der jungen Models. Aber es ist ja schon ein Schritt in die richtige Richtung gemacht worde und der BMI wurde eingeführt. Hoffentlich halten sich da auch alle Agenturen dran und casten nur Models deren BMI passt.

Ich bin mal auf andere Meinungen gespannt.

Grüße

Frank

klaeuser
05.02.2008, 12:56
Für mich ist die Grenze da vollkommen überschritten.

Die Gesundheits der Modells wird aufs Spiel gesetzt, und schlimmer noch, auch die Gesundheit der jungen Menschen die sich beeinflussen lassen und dem nacheifern.

Ich kann nicht verstehen wie angeblich professionelle Fotografen das noch veröffentlichen können. Eine solche Verantwortungslosigkeit ist erschreckend.

christoph.ruest
05.02.2008, 14:41
Aber das ist doch nichts Neues!

Also sog. "Pro Ana" Seiten gibt es schon lange im Netz. Inkl. Foren mit Usertreffen :flop:

Ich verstehe nur nicht ganz, welche Stellung die Fotografin dabei einnehmen will.

Ich denke, es geht einfach in Richtung "Dokumentation: was ist Pro Ana?". Der Text auf der Seite beschreibt ja nur, was Pro Ana ist, gibt aber keine Wertung ab.

Im unteren Teil beschäftigt sich die Fotografin noch mit "irgend etwas anderem".
Ich weiss nicht, was da fotografiert oder dargestellt werden sollte, aber der Text dazu ist jedenfalsch völlig falsch und verkehrt!

Zuerst wird von "Androgyn" gesprochen. Ok, das würde passen. Das abgebildete Model könnte tatsächlich androgyn sein.
Im nächsten Satz steht "Der Androgyn", was schon mal falsch ist. "Androgyn" ist das Adjektiv zum Nomen "Androgynie", womit der Person ein "Androgyner" ist.
Im gleichen Satz wird "Androgynie" auch noch gleich mit "Heraphrodit" gleichgesetzt, was schon wieder kreutzverkehrt ist.
Erstens heisst es "Hermaphrodit" und zweitens ist "Androgynie" nicht "Hermaphroditismus" sondern "Pseudohermaphroditismus masculinus". Das sind zwei ziemlich grundlegend verschiedene Sachen.

Über den Rest des Textes will ich mal gar nicht reden... :roll:

Na ja, wie ich immer sage: "Wenn du absolut nichts davon verstehst, solltest du auch nicht behaupten, du würdest davon etwas verstehen".

Für die Nichtmediziner:
Vom der Qualität her könnte man den Text "fotografisch" so formulieren.
"Ich habe eine Videokamera. Also eine Minolta Dynax 7. Sie macht Bilder und ist von Nikon. Viele Leute haben aber lieber Canon, weil Pentax auch Autos herstellt".

Gruss

Christoph

topaxx
05.02.2008, 15:22
Aber das ist doch nichts Neues!

Also sog. "Pro Ana" Seiten gibt es schon lange im Netz. Inkl. Foren mit Usertreffen :flop:

Ich verstehe nur nicht ganz, welche Stellung die Fotografin dabei einnehmen will.

Ich denke, es geht einfach in Richtung "Dokumentation: was ist Pro Ana?". Der Text auf der Seite beschreibt ja nur, was Pro Ana ist, gibt aber keine Wertung ab.

...
Gruss

Christoph

Für mich ist das in der Form schon was Neues. Bisher kannte ich solche Fotos bzw. Bilder solcher Models nur als abschreckendes Beispiel. Im Letzten Herbst gab es da eine Kampagne eines selber betroffenen französischen Models, das als Anregung zum Nachdenken große Plakate am Ort von Modenschauen mit wirklich abschreckenden Bildern von sich kleben ließ (war es Paris oder Mailand?).

Ob I. Thein hier selber Stellung pro Ana bezieht vermag ich auch nicht so ganz genau festzustellen. Immerhin wird sie mit folgendem Satz zitiert: "Die dort abgebildeten Models entsprechen keinesfalls dem Normalbild einer gesunden Frau und sind somit Vorbild und Anreiz für viele Pro Ana-Anhänger." Nach einer deutlichen Distanzierung der Fotografin hört sich das jedenfalls nicht unbedingt an. Ich finde es sehr bedenklich, hier von Vorbild und Anreiz (für Jugendliche?) zu sprechen.

simply black
05.02.2008, 15:22
Das ist nicht mehr und nicht weniger unvernünftig, wie sich über die Maßen dick zu futtern.
Es ist richtig, extremes zu dokumentieren, das wird es in Freiheit genau so geben, wie die Freiheit sich zu schaden.
Immer wird es "bessere" und "schlechtere" Motive der Selbsschädigung, des Dokumentierens oder des Hinguckens geben.

Ich persönlich habe für mich beschlossen weg zu schauen. Nicht weil mich nicht interessiert, sondern um wenigstens nicht dazu bei zu tragen, dass jemand nur aus Profitstreben oder geltungsbedürfnis solche Sachen mit sich macht.

About Schmidt
05.02.2008, 15:30
Unsere Gesellschaft ist krank, wie krank sie wirklich ist, zeigen diese Bilder. So was kannte man früher nur auf den Sammelkästchen in der Kirche von Diaspora. Ich finde dieses Modell ist eine bemitleidenswerte Kreatur.

Gruß Wolfgang

christoph.ruest
05.02.2008, 16:02
Hmm...ich möchte euch bitten, ein wenig langsamer zu Werke zu gehen...

Ich mache ganz sicher niemandem einen Vorwurf, dass er nicht auf dem aktuellen Stand der medizinischen Forschung diesbezüglich ist (dies nur gleich mal vorne weg!).

Ich möchte aber gerne ein paar Dinge erklären.

Also zuerst einmal: "Dick" sein ist nicht so ungesund, wie man es bisher immer angenommen hatte. Ich möchte euch hier mit den Details verschonen (da es hier nicht um Über- sondern um Untergewicht geht). In der "Weltwoche" war letzthin ein ganz amüsanter Artikel, der die Thematik inkl. der aktuellen Forschungsergebnisse recht gut zusammengefasst hat.

Kurz gesagt: Dicke (also "normal" Übergewichtige - es geht nicht um die 250kg-Leute, die in "Explosiv" und "Taff" kommen) leben nicht ungesund.
Übergewichtige haben eine höhere Überlebensrate bei Herzinfarkten und nach Herzoperationen, erkranken weniger an Altzheimer, Parkinson und Krebs, müssen durchschnittlich nach Operationen weniger lang im Krankenhaus bleiben und sind "glücklicher" (weniger Suizide, weniger Depressionen, etc.).

Wie gesagt: das alles ist nur extrem kurz zusammengefasst. Die Ergebnisse beruhen auf langjährigen Studien, die in allen Teilen der Welt mit mehreren Hunderttausend Probanden durchgeführt wurden.

Und noch einmal: es geht nicht um die 250 kg Personen, die sich nicht mehr selbst aus dem Bett stammen können. Die haben dann noch ganz andere Probleme.
Aber wenn jetzt jemand bei 1,80m 120kg hat, so kann er zwar durchaus als dick (und medizinisch auch als übergewichtig) gelten, aber solange seine Werte (Blutdruck, Blutzucker, Cholesterin, etc.) einigermassen im akzeptablen Bereich liegen, hat er in vielen Aspekten Vorteile gegenüber seinen Artgenossen mit der gleichen Grösse aber nur 70kg Körpergewicht.

Nun zu den Magersüchtigen:

Magersucht (Anorexia nervosa) ist eine Krankheit und als solche anerkannt!
Viele Leute denken, es sei eine psychische Krankheit und die Ursache sei "die Gesellschaft".
Nun, es ist tatsächlich so, dass die Gesellschaft (mit Schlankheitswahn) ihren Teil dazu beiträgt. Auch dazu eine interessante Studie: Auf den Fidschi-Inseln ist das Fernsehen 1995 eingeführt worden. Vor der Einführung des Fernsehens hat keines der befragten Mädchen angegeben, sie hätte jemals Erbrochen um abzunehmen und nur ca. 3% der Mädchen litt unter Magersucht. 3 Jahre nach Einführung des Fernsehens gaben 70% der Mädchen an, sie würden jetzt weniger Essen (um schlank zu bleiben), 75% fühlten sich "schon einmal zu dick" und die Magersuchtsrate (bei den Fernsehkonsumentinnen) stieg auf über 11%.

Aber: Gerade das Beispiel Fidschi zeigt sehr schön: Nicht nur die Gesellschaft ist schuld. Denn: auch schon vor der Einführung des Fernsehens waren etwa 3% der Mädchen magersüchtig. Und das in einer Gesellschaft, in der "dick" als "schön" gilt.

Weitere (auch recht aktuelle) Forschungen haben ergeben, dass wohl auch eine körperliche Ursache zu finden ist. Inzwischen gibt es sogar schon Ansätze eines "Anorexie-Gens", also man glaubt eine Gensequenz gefunden zu haben, die Magersucht stark begünstigt oder gar auslöst. Die Gesellschaft wirkt dann nur noch (wenn überhaupt) als "Verstärker".

Auch Gehirnverletzungen können Magersucht auslösen!
Das "Hungerzentrum" liegt im lateralen Hypothalamus oder genauer gesagt im Nucleus arcuatus. Wenn dieser Kern zerstört wird, leiden die betroffenen Personen an extrem starker Magersucht. Umgekehrt leiden die Leute, bei denen der ventromedialer Anteil des Hypothalamus zerstört wurde, an extremer Fettsucht.

Solche Gehirnverletzungen können z.B. durch Unfälle, Blutgerinnsel, Infektionen (Viren, Bakterien, Pilze), Parasiten, Autoimmunkrankheiten, Tumore, Nebenwirkungen von Operationen, etc. auftreten. Sie sind zwar nicht sehr häufig, kommen aber durchaus vor.

Ich bin also sehr vorsichtig damit, jemanden der an Magersucht leidet, als "bemitleidenswerte Kreatur" (sorry, Wolfgang, - ist absolut nichts persönliches, aber eine perfekte Stilblüte für die Reaktion der Leute) hinzustellen.

Diese Leute sind Krank! Sie leiden unter einer Krankheit, die sowohl psychischer als auch physischer Natur ist/sein kann und behandelt werden muss.

Oder anders gesagt: Ist jemand mit Altzheimer, Parkinson, Down-Syndrom (Trisomie 21) oder ein Blinder, Tauber oder Lahmer eine "bemitleidenswerte Kreatur" oder nur ein "Kranker", dem geholfen werden kann und muss?

Gruss

Christoph

simply black
05.02.2008, 16:22
Ich möchte Personen mit Magersucht oder wie die hier thematisierte nicht mit einem 120 KG Mann sondern mit den Motiven aus Taff vergleichen. Scheint mir näherliegend.

Adipositas ist AFAIK ebenfalls eine Krankheit und kann Folge weitere Erkrankungen sein.

Wenn ich den Beitrag richtig verstehe, geht es dem TO um den Umgang mit Erkrankten.

Was die von Wolfgang "diagnostizierte" "gesellschaftliche Erkrankung" betrifft, gehe ich nicht konform, gerade aus den von mir oben schon angesprochenen Umständen heraus, dass jeder der Beteiligten unterschiedlich zu bewertende Motive haben kann und unterschiedlich zu bewertende Reaktionen auslösen kann.
Das Hinsehen als solches halte ich nicht für ein modernes gesellschaftliches Phänomen, es scheint mir menschlich wesensimmanent. Es wird vielleicht unverholener getan als früher.

PeterHadTrapp
05.02.2008, 16:29
deutlich und vernehmlich:

*räusper*

.
.
.

simply black
05.02.2008, 16:47
?????


ich habe das Gefühl, on topic gewesen zu sein?

Geht es hier nicht genau darum, des TO Frage nach unserer Einstellugn zu den Aspekten solcher Fotografie zu beantworten und geht es dabei nicht um die Frage der Einordnung???

PeterHadTrapp
05.02.2008, 16:50
ja - aber der Grat ist dünn auf dem man über Fotografie in dem Zusammenhang hier sprechen kann, ohne dass das ganze hier in eine Betrachtung zu den Ursachen von Anorexie und zu einer grundsätzlichen Diskussion über unsere Gesellschaftsform abdriftet. Und eine solche Diskussion ist eindeutig hier nicht erwünscht.

Ihr wisst doch - politische Themen etc.

OK ?

Peter

stehar
05.02.2008, 17:05
um mal bei den Bilder zu bleiben:

ich finde sie total abschreckend. Mir zeigen die Bilder diesen ganzen Wahn ziemlich deutlich. Die Texte (bei info) ignoriere ich mal.

Der Widerspruch ist doch total krass dargestellt. Posten wie wir sie aus der Modefotografie ständig sehen total überspitzt. Es zeigt eigentlich diesen ganzen schockierenden Wahn ziemlich gut.

Die Bilder regen doch ziemlich zum Nachdenken und Diskutieren an. Und damit erreichen sie vielleicht irgendwas. (da bin ich mir nicht so sicher).

Allein die "Pseudoästhetik" der Posen mit der Figur des Modells ist super dargestellt.

Es erinnert mich irgendwie an diese Bilder mit den schreienden Kindern denen man was wegnahm. (habe mir den Namen des Fotografen/der Fotografin nicht gemerkt). Warum darf Fotografie denn nicht auch mal auf diese völlig andere Art schockieren. Warum darf ich denn nicht auch mal derart provozieren?

Gruß,
Steffen.

simply black
05.02.2008, 17:40
meine ich auch. Sie darf und muß, denn sie kann das viel besser als Worte.
Und erreicht wird, es hier ohne dass die Models desavouiert werden

AXO. @ Peter, ja klar ist das ok :)

About Schmidt
05.02.2008, 18:11
Was die von Wolfgang "diagnostizierte" "gesellschaftliche Erkrankung" betrifft, gehe ich nicht konform

Ich möchte nicht falsch verstanden werden. Ich diagnostiziere nicht, das wäre anmaßend, denn davon habe ich null Ahnung und ich bezog mich mit meinem Post auch nicht etwa auf die Magersucht. Ich beziehe mich aber sehr wohl auf die Art der Fotos. Mit solchen Bildern auch noch Kommerz zu betreiben, finde ich krank. Auch diejenigen, die sich so was ansehen und dabei etwas wie Kunst empfinden. So und nicht anders war das gemeint.

Ich habe eine Cousine die Magersüchtig war, oder auch noch immer ist, denn es handelt sich in der Tat um eine Sucht und Suchtkranke sind nun mal nicht heilbar, therapierbar wohl. Aber das triftet schon wieder zu sehr ab.

Um es noch einmal klar darzustellen. Ich halte weder die Fotografie noch das was dargestellt wird für Kunst und diejenigen die es als solches betrachten für die waren Kranken.

Gruß Wolfgang

simply black
05.02.2008, 18:56
Ich habe Dich richtig verstanden, darum die "" :)
Ich bin persönlich der gleichen Meinung wie Du, darum ja meine Entscheidung auch nicht passiv zu unterstützen.
Aber das las "krank" zu bezeichen, wenn man das zeigt oder ansoíeht, ist mir zu pauschal.
Kann auch mal helfen? Kann mal Trost geben.

Sind nicht alles Geile oder Spanner oder Voyeure. Sicher auch.

abc
05.02.2008, 19:22
Ob mit diesen Bildern Kommerz gemacht werden kann oder das auch beabsichtigt ist wage ich mal zu bezweifeln.
Laut Infotext:"Bei der Umsetzung der Thematik hat sich die Fotografin bewusst am Stil aktueller Modefotografie orientiert."
Für mich gesehen beschäftigt sich die Fotografin sehr einfühlsam mit einer Gruppe von Menschen die es sicherlich nicht sehr leicht hat.
Schon das bandagierte Gesicht auf einem der Bilder spricht ja Bände.
Die Fotos wirken verstörend und regen zum Nachdenken an. Das ist Kunst und macht
Politik. Beides ist legitim und wichtig.

Viele Grüsse Thomas

Backbone
05.02.2008, 20:59
Das wirklich schlimme an der Sache ist doch, dass es neben dieser "künstlerischen" Präsentation eben auch noch Seiten gibt, die Anorexie dediziert als LifeStyle feiern und fördern. Man stelle sich vor, welche Auswirkungen das auf gefährdete Minderjährige haben kann.

AFAIR gab es in den USA schon Prozesse gegen Betreiber solcher Seiten, weil die teilweise minderjährigen Usern Tipps zum weiteren Abnehmen/Erbrechen etc. gegeben haben, was dann in einigen Einzelfällen eben auch tödlich endete.

Aus meiner Sicht greif die reine Präsentation, und insbesondere die künstlerische zu kurz und spottet jeder Verantwortung einfach nur Hohn.

Backbone

stehar
05.02.2008, 23:17
Um es noch einmal klar darzustellen. Ich halte weder die Fotografie noch das was dargestellt wird für Kunst und diejenigen die es als solches betrachten für die waren Kranken.

Gruß Wolfgang

Tja Wolfgang, dann bin ich eben ein wahrer Kranker! Es ist doch immer wieder schön, wie durch diese Phrasen eine gewissen Polemik rüberkommt. Ich habe mal in irgendeinem Kommunikationskurs gelernt das man sowas "Killerphrasen" nennt. Kunst liegt durchaus auch im Auge des Betrachters (keine Ahnung wer das mal gesagt hat). Und durch diese Phrasen kann man natürlich sehr gut Andersdenkende platt machen. Aber wenn ich das erläutere gibt es Stress mit den Admins. Daher muss ich das lassen. Bin aber gerne bereit diese philosophische Diskussion per PN zu führen.

Gruß,
Steffen.

PS: Schade das die Regeln hier diese - für mich ziemlich notwendigen - Diskussionen verbieten.

simply black
05.02.2008, 23:59
Vorab meine Sympathie an Steffen. Du hast Recht mir Deinem Kunstbegriff. Freiheit fordert das.

Das wirklich schlimme an der Sache ist doch, dass es neben dieser "künstlerischen" Präsentation eben auch noch Seiten gibt, die Anorexie dediziert als LifeStyle feiern und fördern. Man stelle sich vor, welche Auswirkungen das auf gefährdete Minderjährige haben kann.

kein gesundes Kind wird dadurch krank glaube ich.
Auch kein krankes gesund. Ob es abschreckt oder anzieht ist Anlagefrage.

Ich habe Angst vor einer zu weit gehenden Zensur und Diffamierung.
(nochmal: ich selbst kann das für mich entscheiden und gucke weg) Aber deshalb das zur "Nicht-Kunst" zu erklären hat problematische Aspekte. Zuviel (auch falsche) Prüderie verbirgt sich gern hinter honorigen Schutzabsichten. Das unterstelle ich mitnichten Dir, aber das ist halt das Problem der Schutzargumente. Wegsehen und bemänteln hilft definitiv niemandem. Das prominent machen kann aber beispielsweise Öffentlichkeit mobilisieren und dann zur Folge haben, dass "die Modeszene" Gewichtsgrenzen festlegt....

rmaa-ismng
06.02.2008, 09:29
Hey woow, was für Bilder!! Ich bin begeistert!!! :top:


Ich stelle mir vor:
Ich schaffe es, etwas total abschreckendes, krankhaftes, so schön darzustellen wie es hier in diesen Beispielen gelungen ist. Ich wäre verdammt stolz auf mich!

Ich betrachte die Bilder und denke: Wie wunderschön fotografiert, die tollen Posen, das tolle Licht, klasse, aber wie abschreckend gleichzeitig das offensichtlich magersüchtige Modell! Ich bin sprachlos, schockiert von dem was ich sehe weil ich nicht weiß ob ich die Bilder gut oder schlecht finden soll!!! :cool:

Das ist große Kunst!!
Ich wollte ich wäre so perfekt!!

simply black
06.02.2008, 10:26
Der Ron hat verstanden, was "Kunst" in einer freien liberalen Gesellschaft bedeutet.
Die mahnende Ernsthaftigkeit udn Bedachtheit ist unserem schwermütigen Wesen udn Wetter näher, aber für mich ist das auch "Kunst". Nur keine, die ich für mich so sehen will :).
Das ändert aber nichts daran, dass sie gezeigt gehört!

Backbone
06.02.2008, 12:03
kein gesundes Kind wird dadurch krank glaube ich.
Auch kein krankes gesund. Ob es abschreckt oder anzieht ist Anlagefrage.
Kinder suchen sich Vorbilder. Gesunde normal entwickelte Kinder sind von soetwas ganz sicher nicht gefährdet da hast du völlig recht.

Es gehört aber zum Krankheitsbild der Anorexie, dass es sehr lange verheimlicht wird. Wenn sich im anonymen Internet nun Leute finden, die nicht nur sagen, dass das gar keine Krankheit sondern sogar völlig OK ist und (in Extremfällen) noch Tipps geben, wie man weiter abnehmen kann, dann sehe ich durchaus eine Gefährdung für Minderjährige.

Das ist schließlich nichts anderes als eine Anleitung zum Selbstmord.

Die hier verlinkte Seite geht natürlich bei weitem nicht soweit, aber sie stellt die Krankheit künstlerisch dar, verherrlicht sie. Sie tut das völlig unkritisch und unreflektiert und an dieser Stelle setzt meine Kritik an.

Darstellen ja, künstlerisch nicht mein Geschmack aber meinetwegen ok. Aber diese öffentliche, völlig distanzlose Zueigenmachung empfinde ich als verantwortungslos.

Wegsehen und bemänteln hilft definitiv niemandem. Das prominent machen kann aber beispielsweise Öffentlichkeit mobilisieren und dann zur Folge haben, dass "die Modeszene" Gewichtsgrenzen festlegt....
Das Problem ist, das Seiten wie die genannte das genaue Gegenteil bezwecken. Die Darstellung soll verherrlichen und dieses Krankheitsbild als normal, ja sogar wünschenswert darstellen. Das mag für die meisten Menschen unvorstellbar sein, es gibt aber gerade unter leicht zu beeindruckenden magersüchtigen Jugendlichen viele, die sich da dieser Form der Unterstützung geradezu sehnen, weil ihnen von Eltern und Ärzten ja immer gesagt wird, das sie krank sind.

Genau da liegt die Gefährdung und die kann man nicht wegdiskutieren, die ist real. Die Frage ist nun, wie viel Gefahr ist zum Wohle der künstlerischen Freiheit akzeptabel.

mfg
Backbone

simply black
06.02.2008, 12:42
Hallo Backbone

der Dissenz entsteht an der Stelle, an der Du von verherrlichung sprichst. Die Seite ist inhaltlich neutral. Du erwartest vielmehr eine Distanzierung. Ist das nicht ehr eine gewünschte Reaktion des Betrachters, als eine notwendige Selbstinterpretation? Dass sie zeigen woiill ist klar. Warum, das ist dort nicht direkt zu entnehmen und wie bei jeder Kunst, Aufgabe der Interpretation.

cat_on_leaf
06.02.2008, 13:58
....Magersucht (Anorexia nervosa) ist eine Krankheit und als solche anerkannt!
Viele Leute denken, es sei eine psychische Krankheit und die Ursache sei "die Gesellschaft".
Nun, es ist tatsächlich so, dass die Gesellschaft (mit Schlankheitswahn) ihren Teil dazu beiträgt. Auch dazu eine interessante Studie: Auf den Fidschi-Inseln ist das Fernsehen 1995 eingeführt worden. Vor der Einführung des Fernsehens hat keines der befragten Mädchen angegeben, sie hätte jemals Erbrochen um abzunehmen und nur ca. 3% der Mädchen litt unter Magersucht. 3 Jahre nach Einführung des Fernsehens gaben 70% der Mädchen an, sie würden jetzt weniger Essen (um schlank zu bleiben), 75% fühlten sich "schon einmal zu dick" und die Magersuchtsrate (bei den Fernsehkonsumentinnen) stieg auf über 11%.

Aber: Gerade das Beispiel Fidschi zeigt sehr schön: Nicht nur die Gesellschaft ist schuld. Denn: auch schon vor der Einführung des Fernsehens waren etwa 3% der Mädchen magersüchtig. Und das in einer Gesellschaft, in der "dick" als "schön" gilt.

Weitere (auch recht aktuelle) Forschungen haben ergeben, dass wohl auch eine körperliche Ursache zu finden ist. Inzwischen gibt es sogar schon Ansätze eines "Anorexie-Gens", also man glaubt eine Gensequenz gefunden zu haben, die Magersucht stark begünstigt oder gar auslöst. Die Gesellschaft wirkt dann nur noch (wenn überhaupt) als "Verstärker".
....
Gruss

Christoph

Ich bin kein Mediziner, aber wenn das Beispiel der Fidschi Insel zeigt, das fast 75% der Magersuchtfälle durch die "Gesellschaft" verursacht werden, dann sehe ich das als ein gesellschaftliches Problem und nicht als Krankheit.

theinivo
06.02.2008, 19:34
Hallo an alle,
ich finde es immer gut, wenn heftig über meine Bilder diskutiert wird und sicherlich, kann man schon das ein oder andere mal falsch verstanden werden. Für mich war eigentlich eindeutig, das ich der Sache kritisch gegenüber stehe, aber offensichtlich ist das doch nicht so.
Sicherlich sind die Fotos nicht "schön" im herkömlichen Sinne, aber darum geht es auch nicht. Ich denke man sollte ein bisschen mehr über den Tellerrand schauen und hinterfragen, was man da sieht. Es gibt inzwischen eine Pressemitteilung, die das ganze Thema / Konzept noch mal umreißt (ist jetzt auch auf meiner Internetseite zu finden)... wer also denkt ich bin eine "Pro Ana" Anhängerin, die ihren Beruf dazu nutzt um für ihre Sache zu werben, irrt absolut.
Es gibt im übrigen im März (15.3-11.5.08) eine Ausstellung der Serie im Postfuhramt Berlin, natürlich sind alle herzlich eingeladen, auch zur Diskussion. Infos dazu:
www.co-berlin.com

Gruß Ivonne Thein

abc
06.02.2008, 19:48
Na ja, als inhaltlich neutral empfinde ich die Seite nicht. In meinen Augen setzt sich die Fotografin mit dem Seelenleben der betroffenen auseinander. Stellt euch mal vor ihr hättet die Krankheit und überall kommen Sachen wie "Sucht, Krankheit, hässlich, evtl. sogar genetisch festgemauert..." lauter negatives Zeug. Und dann gibt es Foren die plötzlich behaupten das dem ja gar nicht so ist...
Davon erzählen die Bilder meiner Ansicht nach. Von dem Menschen mit seinem Schicksal und davon wie er gerne sein möchte.
Das gesellschaftliche Problem beginnt ja schon damit wie mit solchen Themen umgegangen wird.

Grüsse Thomas

rmaa-ismng
06.02.2008, 20:03
Hallo an alle,
ich finde es immer gut, wenn heftig über meine Bilder diskutiert wird und sicherlich, kann man schon das ein oder andere mal falsch verstanden werden. Für mich war eigentlich eindeutig, das ich der Sache kritisch gegenüber stehe, aber offensichtlich ist das doch nicht so.
Sicherlich sind die Fotos nicht "schön" im herkömlichen Sinne, aber darum geht es auch nicht. Ich denke man sollte ein bisschen mehr über den Tellerrand schauen und hinterfragen, was man da sieht. Es gibt inzwischen eine Pressemitteilung, die das ganze Thema / Konzept noch mal umreißt (ist jetzt auch auf meiner Internetseite zu finden)... wer also denkt ich bin eine "Pro Ana" Anhängerin, die ihren Beruf dazu nutzt um für ihre Sache zu werben, irrt absolut.
Es gibt im übrigen im März (15.3-11.5.08) eine Ausstellung der Serie im Postfuhramt Berlin, natürlich sind alle herzlich eingeladen, auch zur Diskussion. Infos dazu:
www.co-berlin.com

Gruß Ivonne Thein

Servus Ivonne,

finde ich klasse das Du Dich hier im Forum stellst wo Deine Bilder sehr kontrovers aufgenommen worden sind.

Wie weiter oben bereits geschrieben finde ich diese Serie absolut cool und perfekt umgesetzt.
Ich war von diesen Bildern und dem was sie in mir ausgelöst haben jedenfalls total begeistert. Dafür möchte ich Dir nochmals danken..!

christoph.ruest
06.02.2008, 20:11
@cat_on_leaf:

Wie gesagt: Die Gesellschaft kann der letzte Auslöser sein. Eine gewisse (nicht zu unterschätzende) "Vorbelastung" muss aber schon vorhanden sein.

@abc:

Die genetische "Vorbelastung" soll keinesfalls negativ verstanden werden. Aber für das Empfinden der Betroffenen ist es oftmals entscheidend, woher ihre Krankheit kommt. Wenn es eine rein psychische Erkrankung ist, können viele Patienten damit nicht umgehen, da sie denken, "psychisch krank = gaga", was aber keinesfalls so ist. Eine Erkrankung mit genetischer Disposition (=Prädisposition) wird oftmals nicht ganz so negativ aufgenommen, da dann auch die Patienten wissen, dass sie keine "Schuld" tragen (was bei rein psychischen Erkrankungen leider oftmals anders verstanden wird).

Gruss

Christoph

topaxx
06.02.2008, 20:53
Hallo Ivonne,
klasse, dass du dich hier extra angemeldet hast, um für Aufklärung zu sorgen :top:

Wie du ja selber sehen kannst, werden die Bilder dieser Serie hier sehr unterschiedlich aufgenommen - mancher findet sie klasse, ein anderer schlicht schockierend bis abstoßend.

Bei mir ist es ein Mittelding: Die handwerkliche Umsetzung gefällt mir sehr gut; ich finde die Models (sind es verschiedene?) gut in Szene gesetzt.

Wo ich mich halt sehr schwer mit tue ist der Umstand, das anhand der Bilder (für mich) nicht eindeutig die Intention erkennbar ist: Soll bewusst provoziert und so zum Hinterfragen oder Nachdenken angeregt werden oder soll es Anreiz und Vorbild für die "Pro-Ana-Jünger" sein? Hier hilft der Infotext auch nicht unbedingt weiter. Deshalb hatte ich diesen Thread hier eröffnet. Vielleicht habe ich ja nur was übersehen.

Gut, dass du hier eindeutig Stellung zum Thema beziehst. Es ändert aber leider nix an der Tatsache, dass mir trotz der tollen Umsetzung wegen der Models beim Betrachten immer ein Schauer zum Rücken runter jagt.

binbald
06.02.2008, 20:56
ich finde es immer gut, wenn heftig über meine Bilder diskutiert wird und sicherlich, kann man schon das ein oder andere mal falsch verstanden werden. Für mich war eigentlich eindeutig, das ich der Sache kritisch gegenüber stehe, aber offensichtlich ist das doch nicht so.

Hallo und herzlich willkommen hier im Forum, es ist schön, dass auch die Fotografin es mitbekommt und mitdiskutiert, wenn Ihre Bilder zur Kritik stehen.
Für mich war es deutlich, dass hier kein Lobeshymnus gesungen werden soll, sondern das Ganze in einer "ironischen" (im ursprünglichen Wortsinne) Wendung dargestellt wird, auch wenn das für manche vielleicht nicht sofort erkennbar sein mag.

Sicherlich sind die Fotos nicht "schön" im herkömlichen Sinne,
Aber sie spielen mit den klassischen Bildern und Vorstellungen, den Posen (laszive und graziöse noblesse? oder verkrampfte, zwanghafte Haltung?), den flatternden Tüchern (die hier allerdings beengend, beängstigend eingesetzt werden), den Farben (weiß? oder blutleer?); jedoch werden diese "schönen" Attribute und Darstellungsmittel gerade durch den Körper konterkariert. Die Verstellung, das Verbiegen (was "Ironie" ja heißt) des eigenen Körpers wird hier deutlich, und dennoch auch das Schön-finden des eigenen Selbst.

Insofern finde ich es durchaus deutlich, aber es ist vielleicht, für manche auch ein wenig zu sehr eine Gratwanderung, dass man es auch positiv deuten könnte.
Schwierig, aber sicherlich anregend - wenn auch nur für diejenigen, die davon nicht betroffen sind. Wie wird eine Person mit Anorexia wohl solche Bilder betrachten? Sind die nicht evtl. wunderschöne Darstellungen der eigenen Idee von sich selbst?

abc
06.02.2008, 21:14
Hallo Christoph,
vielen Dank für deine Information.
Ich könnte jetzt nicht behaupten bisher groß über Magersucht nachgedacht zu haben, aber der Gedanke,
daß ein Mensch gezwungen ist immer weniger zu werden bis er im Extremfall ganz verschwunden, sprich verhungert ist, ist schon sehr bedrückend.
Kunst, richtig aufgefasst kann schon einiges bewirken und einige Kommentare hier waren mir dann doch ein wenig zu hauruckartig.
Gruß Thomas

binbald
06.02.2008, 21:27
aber der Gedanke,daß ein Mensch gezwungen ist immer weniger zu werden bis er im Extremfall ganz verschwunden, sprich verhungert ist, ist schon sehr bedrückend.
Lies mal Narcissus und Echo von Ovid. Ich finde, das ist eine sehr treffende Metapher des ganzen Tragischen: die nachahmende Sehnsucht nach anderem, das Selbstverzehrende und das letzliche Dahinschwinden.

christoph.ruest
06.02.2008, 21:39
Ich könnte jetzt nicht behaupten bisher groß über Magersucht nachgedacht zu haben, aber der Gedanke,
daß ein Mensch gezwungen ist immer weniger zu werden bis er im Extremfall ganz verschwunden, sprich verhungert ist, ist schon sehr bedrückend.


Hallo Thomas,

Da kann ich dir nur zustimmen. Und nun stell dir erst mal die Personen in der näheren Umgebung (z.B. die Angehörigen, Freunde, der Arzt, etc.) vor. Was geht in denen alles vor, wenn sie sehen und genau wissen, dass sich ein Mensch zu Tode hungert, dieser das aber nicht einsehen will resp. unfähig ist, es einzusehen...

Wenn ich es mir recht überlege, wurde sogar das in die Bilder mit eingebracht. Denn die Bilder sind ja - bis auf die abgebildete Person - ziemlich leer. Und eben diese Leere empfindet man ja bekanntermassen bei Hilflosigkeit.

Gruss

Christoph

abc
06.02.2008, 23:05
Zitat:
Zitat von binbald
Lies mal Narcissus und Echo von Ovid

Danke für die Anregung. Ist vorgemerkt. Freu mich schon drauf.

Gruß Thomas

theinivo
06.02.2008, 23:25
@ Christoph: sicherlich bin ich keine Medizinerin und es geht auch nicht darum medizinische Berichte abzugeben (Androgyn etc.) die Formulierungen stammen teilweise aus Platons "Gastmahl" und es geht hierbei "auch" um einen kunstgeschichtlichen Ansatz

Zur Serie "pro ana" sei gesagt. Ich kann viele betroffene Meinungen über Magersucht hier auch teilen, was mich unter anderem zum Entschluss bewegte zum Phänomen "Pro Ana" eine Serie zu machen. Ich bin der Meinung, wenn niemand etwas dazu sagt oder sich bildlich äußert wird sich nicht sehr viel ändern. Die Serie ist keineswegs kommerziell angelegt, im Gegenteil ich kritisiere sehr stark die Modeindustrie, da gerade Models ein großer Anreiz für Pro-Ana Anhänger sind.

Man sollte sich immer, über all diese Empfindungen wie schön, abstoßend, verherrlichend hinaus überlegen, was das ganze bewirkt. Denn auch eine starke Abneigung wie sie hier auch teilweise formuliert wurde, ist genau das was ich zu erreichen versuche. Das zeigt doch nur, dass man ein gesundes Körperbewusstsein hat.

Allerdings bin ich etwas endsetzt darüber, wie unbegründet und scheinbar ohne nach zu denken von Verherrlichung gesprochen wird, und das einige Leute wirklich der Meinung sind, dass diese Seite für dieses Phänomen wirbt. Ein bisschen mehr darüber
nachzudenken, was man auch auf den zweiten Blick erst "sieht" und versteht hilft da manchmal!

Gruß und fröhliches nachdenken

Ivonne Thein

simply black
06.02.2008, 23:43
Du bist davon zurecht erschrocken, zeigt es doch ein problematisches Kunstverständnis.
Es ist legitime Aufgabe von Kunst Dinge zu zeigen. Nur zu zeigen. Auszudrücken in der Sprache der kunst. Das ist docjh gerade der Witz daran. Wer dabei keine klare Position bezieht oder äußert - udo - der bewegt viel mehr, weil er Überlegungen anstößt. Und es des Betrachters Sache, was er für sich draus macht. Das ist Freiheit, liebe Freunde des guten Bildes ;) :)

Die Tendenz, überall Bekenntnis ab zu legen, möglichst demonstrativ, ist kein notwendiger Aspekt der Kunst.

christoph.ruest
07.02.2008, 00:43
@Ivonne:

@ Christoph: sicherlich bin ich keine Medizinerin und es geht auch nicht darum medizinische Berichte abzugeben (Androgyn etc.) die Formulierungen stammen teilweise aus Platons "Gastmahl" und es geht hierbei "auch" um einen kunstgeschichtlichen Ansatz

Das sollte dann vielleicht auch noch irgendwie so vermerkt werden.
Zumindest ein Hinweis, dass diese (durchaus als medizinisches Faktum zu verstehende) Aussage keinen Anspruch auf wissenschaftliche Korrektheit hat und als Kunst zu verstehen ist.

Es gibt schon zu viele Seiten im Netz, die medizinischen Schwachsinn verbreiten und nicht darauf hinweisen, dass die dort angebotenen "Fakten" keine solchen sind.
Und dann kommen die Leute wieder angerannt und man ist wieder eine halbe Stunde lang damit beschäftigt, das zu erklären...

Gruss

Christoph

binbald
18.03.2008, 01:25
Noch ein kleiner Nachtrag zur Diskussion. Ich beziehe mich hier sinngemäß auf den Artikel in der Welt am Sonntag vom 16.03.2008.

Die Models sind normalgewichtige Personen, deren Gliedmaßen allerdings am Computer künstlich verschlankt wurden und auch farbretuschiert/verblasst wurden.
Die fast durchgängige Reaktion der jungen Damen: Sieht doch gar nicht soo schlecht aus; während die Männer das durchgehend abstoßend fanden.
(erinnert mich an eine korrekt gemachte wissenschaftliche Umfrag vor einigen Jahren, derzufolge die befragten Deutschen in der Regel leicht pummelige Frauen bevorzugten)

binbald
27.01.2010, 01:23
Und noch ein Nachtrag:

Ich habe gerade gesehen, dass die (neue) Ausstellung "Incredible me" noch bis 27. Februar in der Galerie Voss in Düsseldorf läuft.
Link zur Info (http://www.artnet.de/galleries/Exhibitions.asp?gid=139943&cid=183395)