Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kann ein Kamerasensor Objektive "überfordern"?
Rainer Duesmann
22.12.2007, 19:00
Ich lese ab und zu davon das alte Objektive von modernen Kamerasensoren überfordert seien könnten. Was bedeutet das? Wie sieht Eure Erfahrung mit hochwertigen Zooms und Festbrennweiten an den unterschiedlichen Sensoren der D7D, der Alpha 100 und schlußendlich der Alpha 700 aus? Bitte kein Aufzählen von besonders gut performenden Objektiven im Rahmen von Tipps, sondern eine Erkennbarmachung von grundsätzlichen Tendenzen.
Hintergrund ist der anstehende Bodywechsel einer anderen Marke. Ein Händler mit Insider-Wissen verkauft hochgelobte "alte" lichtstarke Zooms und Festbrennweiten und verschiedene Gerüchte erklären das damit, das der neue Kamerasensor die alten Objektive überfordern würde. Schlechte Performance bei offenen Blenden sei die Folge.
Ich denke Eure Erfahrungen mit den bekannt vorzüglichen "alten" Minolta Gläsern dürfte grundsätzliche Hinweise geben.
Beste Grüße,
Rainer
helmut-online
22.12.2007, 19:42
Theoretisch schon; wenn die Auflösung des Sensors besser ist als die des Objektivs. Nur, so what? Unsere Altvorderen haben mit gelatinebeschichteten Glasplatten schon tolle Aufnahmen gemacht.
Gruß Helmut
Schmiddi
22.12.2007, 20:50
Wie soll ichs sagen - schlechter kann es nicht werden, solange man als Maßstab einen gleich großen Print nimmt!
Soll heißen: eine Linse, die ein scharfes Bild 20x30 an 6MP erzeugt, schafft das auch an 12MP. Mag natürlich sein, dass man nicht mehr Details sieht - oder dass eine andere Linse an 12MP mehr Details zeigt - aber das fragtest Du ja nicht :D
Schmiddigrüße
About Schmidt
22.12.2007, 21:12
An meiner D7d funktioniert sowohl das 28-135 4-4.5 von Minolta als auch das 80-200mm 2,8 Apo G perfekt. Auch das Tamron 90mm 2,5 Macro der ersten Generation funzt wunderbar. Allein das Tamron 17-50 musste wegen Randunschärfe zur Justage und auch mein Zeiss 16-80 macht nicht immer das was ich will, was jedoch auch durchaus an der betagten Kamera liegen kann.
Probleme hat meine D7d generell mit Objektiven Lichtstärke > 2,8. So stellt das 1,4 85mm G von Minolta nicht immer zuverlässig scharf und das gleiche Problem hatte ich mit einem 1,4 50 mm von Minolta. Die beiden Objektive arbeiteten sowohl an der 800si als auch an der Dynax 9 einwandfrei.
Auch habe ich den Verdacht, dass gerade WW-Objektive mehr Probleme bereiten als der Telebereich. Jedenfalls sitzt bei meinem 300mm 2,8 Tokina der AF immer perfekt und je mehr es unter 28mm geht umso größer wird das Problem des AF, was meiner Meinung nach allerdings an der Kamera und nicht an den Objektiven liegt.
Ein Tokina 28-75mm 2,6-2,8 ATX-Pro das ich von einem Freund leihweise hatte, machte am wenigsten Probleme und stellte schnell und zuverlässig scharf und das, obwohl diese Linse oft verschriehen wurde. Hätte ich damals geahnt, dass Sony evtl. eine Vollformat-Kamera bringt, hätte ich mir das Teil damals gesichert.
Gruß Wolfgang
Vielleicht hilft folgender Ansatz besser weiter.
Fangen wir mal beim Original mit 100% Bildqualität an, dann bringt jede
Komponente (Objektiv, Autofokus, Antialiasing Filter, Sensor,
analoge Signalverarbeitung, evt. jpeg Kompression, RAW-Konvertierung,
weitere EBV-Schritte wie drehen, entzerren, ausbelichten, drucken usw. usw.)
jeweils mit einen Faktor<1 zusätzlich in die Bildqualität ein.
Erst wenn das Produkt aller anderen Faktoren im Vergleich zum Faktor des
Objektivs groß ist, ist das Objektiv wirklich ein limitirender Faktor.
Bei 100% Ansicht am Bildschirm werden Objektivfehler natürlich bei 10 bzw. 12MP
APS-C Sensoren recht schnell aufgedeckt. Ob das im Endprodukt Print oder z.B.
WEB-Bildchen eine Rolle spielt ist sehr viel unwahrscheinlicher.
Man könnte z.B. auch argumentieren, dass z.B. das Minolta AF 1.7/50mm bei
Offenblende den A700 Sensor klar unterfordert, abgeblendet auf f4 löst es aber in
der Bildmitte höher auf als der Sensor, bei f6.3 auch am Bildrand. Unterfordert es
nun den Sensor oder nicht? Ich meine nein, denn bei sachgemäßer Anwendung
nutzt es den Sensor eben aus.
Ich würde es auch eher anders rum formulieren: höher auflösende Sensoren können durch schlechtes Glas unterfordert sein. Aber das ist eher eine Frage der Semantik, entscheidend ist: wenn das Objektiv nichts taugt, dann wird das Ergebnis nicht überzeugen.
Anaxaboras
23.12.2007, 00:16
Ich bin keine Techniker. Deswegen kann ich nur wiedergeben, was andere Leute sagen, die behaupten, was von der Materie zu verstehen:
Sensoren benötigen, anders als ein Film, Licht, das möglichst im Rechten Winkel auftreffen sollte. Darauf hat man natürlich vor 20 Jahren bei der Entwicklung von Objektiven nicht geachtet.
Hinzu kommt: Sensoren sind mit Mikro-Linsen ausgestattet, die für das RGGB-Pattern sorgen. Das sind optische Elemente im Strahlengang, die auch mal reflektieren können. Deshalb sind (angeblich) die Hinterlinsen von digital optimierten Objektiven nochmals besonders vergütet, um etwaige Reflektionen zu unterdrücken.
In der Praxis kann ich nicht sagen, dass eines meiner alten Schätzchen (z. B. 50/1,4 oder 100/2,8 Makro) "digital" nicht funktionieren sollte.
-Anaxaboras
Schau mal bei den Kommentare von Michael Hohner zur A700. Dort hat er zwei Beispielbilder der 7D und der A700 mit dem 18-70 Kit, das zeigt was passiert: nicht viel.
Im Extremfall können die Bilder eben matschig oder flau werden. Aber das könntest Du mit herunterrechnen auch abmildern. Schlimmer könnte es am Bildrand aussehen - aber das ist nicht eine Eigenschaft des Sensors.
Im Extremfall können die Bilder eben matschig oder flau werden. Aber das könntest Du mit herunterrechnen auch abmildern.
Richtig. Die entscheidende Frage ist doch: hat das mit 12 MP aufgenommene und zum Vergleich auf 6 MP skalierte Bild eine (deutlich/sichtbar) schlechtere Deteilauflösung, als das direkt mit 6 MP aufgenommene? Es dürfte da zwar gewisse Unterschiede geben, allzu groß werden die aber nicht ausfallen, denn die Auflösung wird in der Praxis häufiger duch das Objektiv und andere Faktoren limitiert, seltener durch den Sensor. Sagen wir mal, das Objektiv löst 5 MP auf (technisch etwas platt formuliert, außerdem müsste das 'ne ziemliche Gurke sein): dann kann es an der 6 MP Kamera noch gut aussehen, an der 12 MP Kamera vor allem im Vergleich mit besseren Objektiven aber enttäuschen. An der Fähigkeit, max. 5 MP aufzulösen, hat sich jedoch eigentlich nichts geändert.
Wenn der qualitätslimitierende Faktor bei einer 6MP Kamera das Objektiv sein soll, ist es aber eine üble Scherbe (aber davon gibt es tatsächlich mehr, als man glaubt).
Ich bin schon ein paar Tage älter und habe in Uralten Zeiten noch analog gelernt :eek:
Früher, zur Zeiten des Chemiefilms, war es so, dass fast jeder 50er Dia und 100er Negativfilm die meisten Objektive überfordert hat. Der Kodak Ektar 100 zum Beispiel hatte den Ruf ein "Objektivkiller" zu sein, weil er so gnadenlos die Schwächen jeder Linse aufgedeckt hat mit seiner Auflösungsfähigkeit (und für die ganz Verrückten gab es noch den 25er). Und trotzdem kamen damals schon super Bilder raus. :P Heute schaut man in 100 oder gar mehr % am Monitor auf jedes Detail, früher hat man das am Leuchttisch mit einer vergüteten 12 oder 15 fach Lupe gemacht. Und sich auch schon über Objektive geärgert. :lol: Aber ein gutes Bild bleibt ein gutes Bild, auch wenn es technisch vielleicht nicht gaaanz 100% Ansprüche erfüllt, und ein technisch perfektes Bild muss noch lange kein gutes Bild sein.
Aber wir reden hier von Auflösungen, die in Digitalzeitaltersprache übersetzt, weit jenseits der 20MP bei KB (VF) lag. Erst die nächste oder übernächste Generation von Digikameras wird dort ankommen, wo wirklich gute Objektive schon sind. Und bei 1,5 Crop Sensoren wird sowieso nur das Sahnestück der Linsen verwendet. Interessant wird es bei VF und 20MP - ich freu mich drauf und kann es kaum erwarten... :lol:
Frohe Weihnachten wünsch ich allen
aidualk