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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Frage zu Presseausweis und Akkreditierung bei Demos


Daydreamer
21.10.2007, 20:37
Hallo Jungs,
bei einer großen Demonstration gegen ein Neonazi-Musikfestival hier in Jena fiel mir auf, dass die Mitarbeiter der lokalen Presse unter Vorlage eines Ausweises (Ich nehme an Presseausweis) auch durch die Polizeisperren gelassen wurden. Da ich selber bald meinen Jugend-Presseausweis (http://www.jugendpresse.de/de/service/jugend-presseausweis/)erhalten werde (arbeite ehrenamtlich für unsere Hochschulzeitung) interessiert mich, ob man sich normalerweise bei solchen Veranstaltungen Akkreditiert, ob der Presseausweis im Normalfall ausreicht, in die meisten Bereiche gelassen zu werden oder ob das eher Glückssache und Abhängig von der Laune der Sicherheits-/Polizeikräfte ist.

Mir ist klar, dass dazu keine allgemeingültigen Aussagen getroffen werden können, aber vielleicht hat ja jemand von euch ein paar Erfahrungen die er weitergeben kann...

twolf
21.10.2007, 20:38
Eigentlich immer, den wer will schon die freie Presse behindern, aber auf eigenen Risiko, und das ist der Haken wenn was Passiert.

Daydreamer
21.10.2007, 20:41
Eigentlich immer, den wer will schon die freie Presse behindern, aber auf eigenen Risiko, und das ist der Haken wenn was Passiert.

Die Polizisten die bei einer sehr handgreiflichen Festnahme auch einen Pressefotografen an Aufnahmen hindern mit dem Vermerk, dass "polizeiliche Amtshandlungen" nicht zu fotografieren seien?

Ansonsten schon mal danke für deine Meinung, so weit hätte ich eigentlich selber kommen sollen ;)

oywind
21.10.2007, 21:18
Ciao Florian

In der Schweiz ist es so, dass bei grösseren Veranstaltungen der Fotograf/Journalist sich akkreditieren muss (bei gleichzeitiger Nennung des Mediums, für das er schreibt/knipst). Bei kleineren Events genügt oft ein offizieller Presseausweis. Allerdings wird dann auch erwartet, dass tatsächlich ein Bild/Text in irgend einer Zeitung erscheint.

LG, Renato

twolf
21.10.2007, 21:28
Die Polizisten die bei einer sehr handgreiflichen Festnahme auch einen Pressefotografen an Aufnahmen hindern mit dem Vermerk, dass "polizeiliche Amtshandlungen" nicht zu fotografieren seien?

Ansonsten schon mal danke für deine Meinung, so weit hätte ich eigentlich selber kommen sollen ;)
Da hat er unrecht, es gibt ein schutz einer einzelnen Person ( polizist ), aber keinen Presseschutz für die Polizei, das einzige agument was es gibt ist eine behinderung oder gefährdung des einsatzes.

rmaa-ismng
21.10.2007, 21:36
Natürlich darf man die Polizei während einer Amtshandlung fotografieren!
Die Frage ist bloss ob der Beamte das mag oder nicht?!

Man sollte da schon darauf achten bei was man den Beamten fotografiert und wie.

Demo, ich denke da sollte ein Presseausweis im allgemeinen reichen.

oywind
21.10.2007, 21:43
An Demos kontrolliert die Polizei manchmal die Ausweise. Wer keinen hat, sieht alt aus! Natürlich darf auch die Polizei fotografiert werden, allerdings gibt es Fotografen, die es völlig übertreiben (Porträts der Polizisten mit dem 20er machen). Da gab es schon oft Reibereien. Ansonsten arbeitet man auf eigenes Risiko (Gummischrott, Tränengas). Demos, die eskalieren bergen immer ein gewisses Risiko in sich.

LG, Renato

Daydreamer
21.10.2007, 23:55
Dankeschön Jungs. Was mein konkretes Beispiel betrifft, so hätte ich im Angesicht dieser LEute wohl auch nicht auf mein Recht bestanden, selbst wenn ich recht hätte:

http://www.sonyuserforum.de/galerie/data/thumbnails/844/23AC3926-01cs.jpg (http://www.sonyuserforum.de/galerie/details.php?image_id=45228)

Ansonsten freue ich mich auf jeden meiner zukünftigen Einsätze :)

rmaa-ismng
22.10.2007, 00:04
Servus Florian,

Wichtig bei solchen Demos ist das Du Dich als Fotograf deutlich von den Demo-Teilnehmern abgrenzt. Durch Armbinde (Presse) oder durch Dein Equipment schon als Presse erkennbar, natürlich auch durch Dein Verhalten.

Das macht es der Polizei im Zweifel einfacher...!
Und für Dich ist es sicherer.

Mikosch
22.10.2007, 17:04
Hallo!

nach einigen derben und dokumentierten Einsätzen bei Demo's melde ich mich hierzu auch mal.
Ich bin ehrenamtlich für das umbruch-bildarchiv (http://www.umbruch-bildarchiv.de) bei Veranstaltungen aller Art unterwegs - OHNE Presseausweis.

Wichtig bei solchen Demos ist das Du Dich als Fotograf deutlich von den Demo-Teilnehmern abgrenzt. Durch Armbinde (Presse) oder durch Dein Equipment schon als Presse erkennbar, natürlich auch durch Dein Verhalten.

Das macht es der Polizei im Zweifel einfacher...!
Und für Dich ist es sicherer.

Das kommt auf die Aufgabe an die man hat bzw. selbst wahrnehmen möchte.

Ich möchte als Fotograf das Geschehen aus Sicht der Teilnehmer festhalten. Da nützt es mir wenig, wenn ich in abgesperrte Bereiche gelange oder kleine Ausraster und Provokationen nicht auch selbst am eigenen Leibe erfahre.

Es tut auch ganz gut mal mitzubekommen wie wichtig Menschen die Medien machen in brenzligen Situationen sind, denn oftmals wird bei Anwesenheit von Medien-Menschen etwas ruhiger und besonnener agiert.

Dieser Ausweis erspart Dir Daydreamer auf jeden Fall die lästigen Kontrollen von Rucksack/Foto-Tasche! Ich hab schon so manches mal geflucht, wenn ich zum 5.Mal in einer Stunde den ganzen Krempel ausbreiten "durfte" und auch sonst kommst Du damit sicher in sämtliche abgesperrte Bereiche - sofern der Veranstalter das will, zu dessen Schutz etwas abgesperrt ist.

Bei diesem "Fest der Völker" was Du angesprochen hast und anderen Veranstaltungen aus diesem Spektrum, ist es ja oftmals so, dass sogenannte "Systempresse" nicht erwünscht ist und von den Ordnern oftmals an ihrer Arbeit gehindert werden.

Bei Demos aus dem Bereich Antifa, Antira, Anti-Atom usw. ist es immer hilfreich vor Beginn der Demo den Veranstalter, meist am Lautsprecherwagen zu finden, aufzusuchen und sich kurz vorzustellen. Auch schadet es nicht zu fragen was nach Möglichkeit nicht fotografiert + veröffentlicht werden sollte (Kennzeichen des Lautsprecherwagens etc.). Manchmal bekommt man ein Stück Stoff in einer bestimmten Farbe welches man als Kennzeichnung kein Polizist oder Provokateur zu sein am Kamera-Gurt oder an der Kleidung befestigen sollte.

Wenn Du noch Fragen hast ... nur zu!!

Viel Erfolg bei Deiner Arbeit!!!!

Herzliche Grüße

Ta152
22.10.2007, 20:59
Hallo!
< snip > (Kennzeichen des Lautsprecherwagens etc.).< snip >

Von der anderen Seite gesehen sind das die Gesichter der Beamten. Die werden sich ungerne Identifizierbar in Massenmedien oder Radikalen Webseiten finden.

chess
22.10.2007, 21:26
In der Schweiz würde dir der Presseausweis keinen Zutritt zu abgesperrten Zonen garantieren. Würde vom jeweiligen Beamten abhängen, ob er dich durchlässt oder nicht. Wenn du deutlich als Pressefotograf gekennzeichnet bist und den Ausweis hast, dürfte deine Chance vermutlich gross sein, rein zu kommen. Kommt hauptsächlich auch auf dein Verhalten und dein Auftreten an.

Zum Thema Polizisten fotografieren: Bei uns haben auch Polizeibeamte im Einsatz grundsätzlich ein "Recht am eigenen Bild". Wenn du eine Gruppe von 20 Beamten fotografierst, ist das problemlos. Wenn du durch Schärfe/Unschärfe einen der Beamten speziell hervor hebst, könntest du ein Problem bekommen. Abzuwägen wäre in dem Fall noch, ob das öffentliche Interesse grösser ist als sein Persönlichkeitschutz (könnte z.B. der Fall sein, wenn er gerade auf einen Demonstranten eindrischt oder wenn die Demonstranten gerade auf ihn eindreschen usw.) Auf jeden Fall machst du dich bei den Beamten nicht sonderlich beliebt, wenn du sie als Portärt in der Zeitung bringst!:lol:

Gruss Chess

walter_w
22.10.2007, 21:49
Bedenke dabei bitte auch, dass Demonstranten manchmal sehr irrational handeln und möglicherweise versuchen Dich zu attackieren. Es ist nicht in jedem Falle in deren Interesse, ihre Zerstörungswut in der Zeitung zu sehen und daraus womöglich noch Rückschlüsse auf die Täter machen zu können.
Deine neue Kamera am Boden und darauf hüpfende Demonstranten... Also lieber etwas weiter weg bleiben.

Grundsätzlich ist eine Akkreditierung immer von Vorteil und nützt mehr als ein Presseausweis.

Walter

Mikosch
23.10.2007, 11:16
Mahlzeit!

Bedenke dabei bitte auch, dass Demonstranten manchmal sehr irrational handeln und möglicherweise versuchen Dich zu attackieren. Es ist nicht in jedem Falle in deren Interesse, ihre Zerstörungswut in der Zeitung zu sehen und daraus womöglich noch Rückschlüsse auf die Täter machen zu können.
Deine neue Kamera am Boden und darauf hüpfende Demonstranten... Also lieber etwas weiter weg bleiben.

Das klingt ja fast so, als würde jede Demo in Gewalttätigkeiten enden und nur Demonstranten sehr irrational handeln. Das geht ein wenig an der Realität vorbei.

Um eventuelle Verwechslungen zu vermeiden ist es eben sehr hilfreich sich vor Beginn der Demo bei den Organistoren "Hallo" zu sagen. Es kommt leider immer wieder vor, dass sich Zivilpolizisten und Neo-Nazis mit Kameras unter Demonstranten mischen.

Einen schönen Tag noch!
Mikosch

snapshotmö
25.10.2007, 11:51
Als Redakteur trage ich meinen Ausweis bei solchen Geschichten ganu offen, weil ich als Mitglied der freien Presse eine öffentliche Aufgabe erfülle: Zur Erleichterung meiner Berufsausübung bin ich legitimiert, mich innerhalb behördlicher Absperrungen zur aktuellen Berichterstattung aufzuhalten. Der Presseausweis erleichtert den Behörden die Überprüfung, wer als Vertreter der Presse tätig ist.

So oder ähnlich stets auf dem Merkblatt geschrieben - bei den alten grünen Karten sogar noch hinten drauf. Die neuen Chipkarten haben's nicht mehr.

->Auf jeden Fall machst du dich bei den Beamten nicht sonderlich beliebt, wenn du sie als Portärt in der Zeitung bringst!

Das ist ja kein Bananenstaat hier und hat mit Demokratie nicht viel zu tun. Die vierte Macht im Land ist die Pressefreiheit. Wenn der Schreibenden einen Grund hat, auch nur einen Polizisten abzulichten. Dann wird es so sein. Ob sich die Legislative nun darüber aufregt oder nicht, ist mir ehrlich gesagt schnurzpiepe. Und ob das nun einer oder zwanzig Polypen sind: Sobald es veröffentlich ist, ist es von "öffentlichen Interesse".

->Grundsätzlich ist eine Akkreditierung immer von Vorteil und nützt mehr als ein Presseausweis.

Über die Akkreditierung bei einer Demo habe ich sehr lachen müssen.

RREbi
02.12.2007, 18:55
->Auf jeden Fall machst du dich bei den Beamten nicht sonderlich beliebt, wenn du sie als Portärt in der Zeitung bringst!

Das ist ja kein Bananenstaat hier Richtig. und hat mit Demokratie nicht viel zu tun. Das kann man anders sehen. Die vierte Macht im Land ist die Pressefreiheit. Es gibt drei Grundsäulen der getrennten Gewalten: Gesetzgebung, ausführende Gewalt und Justiz. Leider geriert sich Presse manchmal gerne als vierte Gewalt, sie ist es aber nicht.Wenn der Schreibenden einen Grund hat, auch nur einen Polizisten abzulichten. Das ist nur halbrichtig - sofern es nur aus Spaß ist, gilt das Recht am eigenen Bild und der Polizist kann z.B. die Veröffentlichung verweigern. Dann wird es so sein. Ob sich die Legislative nun darüber aufregt oder nicht, ist mir ehrlich gesagt schnurzpiepe. Warum sollte sich die Gesetzgebung darüber aufregen ? Vielleicht Exekutive gemeint ? Und ob das nun einer oder zwanzig Polypen sind: Sobald es veröffentlich ist, ist es von "öffentlichen Interesse". Auch das ist nur halbrichtig, s.o..

Man sieht, dass es sich lohnt, vor dem Fotografieren bei Demos sich mal über die Rechtsgrundlagen zu informieren...;-))

RREbi

alberich
04.12.2007, 17:44
Da ja immer wieder mal der eine oder andere an dem Thema interessiert ist, hier die neueste Entwicklung.

Spiegel.de: Presseausweis vor dem Aus (http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,521333,00.html)

ManniC
04.12.2007, 17:47
Da ja immer wieder mal der eine oder andere an dem Thema interessiert ist, hier die neueste Entwicklung.

Spiegel.de: Presseausweis vor dem Aus (http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,521333,00.html)

Ich kleb mal an den vorhandenen relativ aktuellen Fred ;)

Daydreamer
04.12.2007, 17:56
Danke für den Link. Nach dem was ich so bisher vom Hickhack der Verbände mitbekommen habe ist das eine traurige aber angemessene entwicklung. Sollte es sich so entwickeln frage ich mich allerdings ernsthaft mit welchem Recht sich diese Verbände als "Interessenvertretung der Fotojournalisten" o.ä. bezeichnen dürfen.

Ich werde übrigens wahrscheinlich als Student bald Freelens beitreten, das Heft dessen Abo inbegriffen ist ist mir fast bedeutsamer als die Plastikkarte die ich ohnehin von der Jugendpresse Thüringen bekomme...